... zwischen den beiden scheint keine emotionale Nähe gewesen zu sein.Seine Mutter gehört bezeichnenderweise auch nicht zu "seinen Toten".
... zwischen den beiden scheint keine emotionale Nähe gewesen zu sein.Seine Mutter gehört bezeichnenderweise auch nicht zu "seinen Toten".
... ja, wunderbar, dieser Vergleich Gefängnis-Organismus!Ganz beim Buch bin ich bei den Beschreibungen des Gefängnisalltages.
Ist euch aufgefallen, dass Dubois das Gefängnis wie einen Organismus sieht:
S. 35....die Schläge eines riesigen Stahlherzens
S. 9 Das Gefängnis verschlingt uns, verdaut uns, und, zusammengerollt in seinem Bauch, gekauert in die nummerierten Falten seiner Gedärme, zwischen zwie Magenkrämpfen.....
S. 41: Bald wird der Bauch des Gefängnisses seine träge Verdauung in Gang setzen...
S. 66 Die Ratten, die sich in den Eingeweiden des Gefängnisses...
S. 68 ....dass wir in einem Bauch leben...
Vor allem dieser Faible für den Gastrointestinaltrakt passt hervorragend zu Patricks Gewohnheiten
Du meinst aufgrund von Schuldgefühlen? Die hat er möglicherweise schon, aber ich glaube, er zählt ihn zu seinen Toren, weil da viel Nähe und Verbundenheit war...Paul treibt sich (gedanklich) "in einer seit Jahren verschütteten Welt" herum "in der man sich wegen eines schelchten Films trennen konnte.
Immer noch nimmt er "am Tisch zwischen Vater und Mutter" Platz.
Von den tiefen Schlünden des Pornofilms zu den tiefen Schlünden des Teufels (s. 85) der Asbestminen. So bekommt auch die anfängliche Bemerkung (auf S. 13) zu Johanes einen Sinn. Meine Vermutung war ja, dass Johanes an Krebs oder Asbestvergiftung stirbt. Aber die Geschichte geht anders. Dass der Vater spielsüchtig wird (und Diener zweier Herren wird) ist eine unerwartete Wendung. Er stirbt vor Pauls Augen (und der gesamte Kirchengemeinde) (vermutlich an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt?)
Dass Johanes zu "Pauls Toten" zählt liegt, kann vielleicht daran liegen, dass Paul ihn erstmals zum Spielen gebracht hat.
Ich finde, dass man dadurch noch ein viel besseres Bild davon bekommt, wie Paul tickt. Wie er denkt, was er weiß. Und für meinen Geschmack waren die Beschreibungen nie zu ausufernd.Also die Beschreibung der Hammond Orgel fand ich auch irgendwie schräg, ebenso wie die Autos. Ich bin mir da wirklich nicht sicher warum das so wichtig ist das es in den Roman musste? Wie gesagt ich hätte mir da eine interessantere Vergangheit gewünscht.
So habe ich das noch gar nicht gesehen. Das kann durchaus der Grund sein, warum der Erzähler alles so emotionslos erzählt. Danke für deine ErklärungIch beobachte in meinem Berufsalltag immer wieder, dass besonders belastende Inhalte oft besonders emotionslos und meist sogar gespickt mit „man“ statt „ich“ geschildert werden. Erst dann kann das Schmerzhafte mit Worten ausgedrückt werden. Die Distanz hilft. Ich vermute fast, dass es bei Paul der Fall ist, denn ich meine, dass er unter seinen Verlusten sehr leidet und wohl auch noch unter der eher kühlen und desinteressierten Mutter... Mal sehen...
... Sehr gerne. Aber das ist ja erst mal keine Erklärung, sondern nur eine Vermutung. Oder eine Möglichkeit.So habe ich das noch gar nicht gesehen. Das kann durchaus der Grund sein, warum der Erzähler alles so emotionslos erzählt. Danke für deine Erklärung
Ich vermute, in der Zeit war es einfach so, dass Kinder nach einer Scheidung bei der Mutter blieben! Wahrscheinlich ist Paul gar nicht vor die Wahl gestellt worden. ⠀
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Ich hatte nicht das Gefühl, dass Pauls Vater sein Amt zu der Zeit wirklich mit Herzblut ausübte, sondern eher wie eine gelungene Zaubershow. Er spricht ja mehrfach an, dass von seinem Glauben nichts mehr übrig ist, und von Zylindern und Kaninchen...⠀
Aber kurz danach als alles Geld weg war und vor seinem Tod, schrieb er doch das er predigte wie niemals zuvor und deshalb so viele Menschen in den Gottesdienst kamen. Selbst Paul zog es ja wieder deshalb hin.
Ich hatte das Gefühl, dass das nicht daran lag, dass er den Glauben wiedergefunden hatte, sondern im Gegenteil daran, dass es ihm inzwischen egal war und er daher auch keine Skrupel mehr hatte, einfach eine Show abzuziehen und über alles zu reden, wonach ihm gerade war... Aber es ist schwer, das wirklich einzuschätzen, weil man ja nicht direkt vom Vater hört, sondern nur indirekt von Paul.
Verrückt, das ging mir genauso. Manches Mal waren mir Pauls Erläuterungen zu seinem Lebensweg zu ausufernd und langatmig. Aber dann tauchten immer wieder sehr ungewöhnliche Episoden auf (Deep Throat ist solch ein Beispiel), die der Erzählung wieder Würze gaben.Warum sitzt Paul im Gefängnis? Aber zur Beantwortung der Frage nimmt der Autor wohl einen langen, manchmal etwas bewusst abschweifenden Weg. Der hat mich dann nicht vollkommen begeistert, aber immer wieder zwischendurch dann doch.
Stimme zu. Das istBei der Abhandlung über das Semikolon musste ich auch schmunzeln. Ich bin jemand, der dieses Satzzeichen sehr gerne benutzt.
Sehr
Heftig sind die Attacken gegen die katholische Kirche, das wird nicht jedem gefallen. Geschmunzelt habe ich trotzdem.
Kritik ist ok. Aber Kritik, die nichts beinhaltet, ist Mist.
gut beschrieben ist der Absturz des Vaters
Sehr interessant fand ich die Schilderung rund um die Volksabstimmung in Quebec. Wir waren vor einigen Jahren in Kanada, u. a. auch in der Provinz Quebec, und die Spannungen zwischen Anglo- und Frankokanadier spürt man in jedem Gespräch, das man mit Kanadiern führt. Früher oder später kommen die meisten auf dieses Thema, und wenn man nur ein paar Pommes an einem Kiosk kauft...
*räusper*: Banal? ???banalen Grund: einen Pornofilm.
Danke für deine Zusammenfassung @Barbara62 ! Das sind alles die Dinge, die ich auch behalten habe. Daneben gab es aber einen Haufen Geschwafel. Kleinigkeiten werden aufgeblasen und lenken vom der eigentlichen Handlungslinie ab. Vielleicht empfinde aber nur ich das so, weil mich die Handlung nicht durchgängig interessiert. Ganz Ohr bin ich, wenn es um das Leben im Gefängnis geht. Auch das Leben beim Vater, die detaillierte Schilderung seines Abstürze, der Verlust seines Glaubens und seines Halts - das war sehr interessant. Dazwischen tauchen immer wieder Füllsel auf, die zwar ebenso bildreich beschrieben werden, mich aber langweilen.
Noch immer ist der Stil eher flapsig-locker gehalten, mit einigen ernsten, bedeutungsschwangeren Absätzen. Ich erzähle nichts Neues, dass das nicht meins ist und ich mich schwer tue.
Ich bin überrascht, dass dieser Roman den bedeutenden Prix Goncourt gewonnen hat.
Sicher werden wir das erfahren, aber ist es wirklich so wichtig. Immerhin hat Paul nur 18 Monate (oder so) bekommen. Also kann es nix ganz Schlimmes gewesen sein.Ich hoffe sehr, dass auf den weiteren Seiten aufgedröselt wird, warum Paul denn nun im Gefängnis sitzt.
Johanes bemühte sich, seinen Stand zu wahren, schweigend über das Wort Gottes zu schreiben, am Erscheinungsbild der Illusionen zu basteln und mit dem, was ihm noch zur Verfügung stand, kleine Zaubertricks zu improvisieren, jedoch ohne jeglichen Hut oder das kleinste Kaninchen.