2. Leseabschnitt: Kapitel IV. bis VI.

Emswashed

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9. Mai 2020
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Haha! Unrat ist verloren! Irritiert vom Leben außerhalb des Schulbetriebs, aber immer noch mit zielgerichtetem Blick, es seinen Schülern zu "beweisen", trifft er nun auf die Künstlerin Fröhlich. Sein Beschützerinstinkt ist geweckt. Und Rosa? Hat sie wirklich einen Faible für alte Herren, oder sucht sie nur eine Absicherung in Geld und Sittlichkeit? Wie auch immer, sie versteht es, Unrat gehörig den Kopf zu verdrehen, erkennt aber gleichzeitig, dass es nicht gar so einfach mit dem Begriffstutzigen wird.
 

münchnerkindl

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Sie müssen morgen wiederkommen" hatte sie gesagt. Es blieb nichts anders übrig, wie Unrat das erkannte erschrack er. Und in seinem Erschrecken war etwas Süßes.

Sowohl die drei Schüler, als auch Unrat sind hin und her gerissen, von dem Gefühl einerseits es dem anderen heimzuzahlen und andererseits von der Angst dem anderen ausgeliefert zu sein.

"Er ahnte nicht was Kieselack, Erztum und Lohmann für Angst ausstanden, aber auch sie ahnten nichts von seiner"
Unrat ist nur eins bewusst, er muss den weiteren Kontakt insb. Lohmanns zu Rosa verhindern. Er ist nicht gewillt hier der Schwächere zu sein.
So kommt es, dass er sich am nächsten Abend bereits vor dem Eintreffen der Künstler im Kabuff befindet.
Was hier geschieht überrascht mich. Der pedantische, widerliche Unrat wird unsicher und ganz weich. Es sind offensichtlich nie gekannte Gefühle die ihn dort überkommen. So wird er vom Kläger zum Beschützer.
Was ich davon halten soll, weiss ich noch nicht. Schön finde ich, dass Unrat überhaupt zu solchen Gefühlen fähig ist. Was ist es, dass diese Veränderung in ihm bewirkt? Ist es die Tatsache, dass die Menschen in der Garderobe sich ihm gegenüber nicht ablehnend verhalten?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Schön, dass du diese weiche Seite ansprichst, @münchnerkindl. Ich neigte dazu, nur seine despotische und tyrannische Seite zu sehen, wohl auch, weil der Erzähler immer so explizit darauf hinweist.

Allerdings hat sich Raat in seine Lage auch selbst rein katapuliert. Seine allgegenwärtige Unbeliebtheit hat er sich schwer erarbeitet, weil er auf Menschen hinabsieht, sich geistig über sie erhebt. Als Lehrer ist er hart und gnadenlos, zudem ein Revanchist. Im praktischen Leben ist er unfähig. Die raue Welt der Kneipen und Vergnügungsviertel ist ihm fremd, da ist er regelrecht hilflos. Die Gäste dort lachen über ihn, aber zumeist nicht bösartig. Die Künstler nehmen ihn freundschaftlich (wirklich???) auf. Raat ist in Gefühlsdingen völlig unbedarft, reagiert nicht auf die gespitzten Lippen. Er kommt mir in diesem Ambiente wie ein Clown/Narr vor. Das Buch erzählt ja auch vom "Ende eines Tyrannen". Einen guten Ausgang erwarte ich deshalb nicht.
 
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Reaktionen: RuLeka und Emswashed

münchnerkindl

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23. Februar 2022
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Die Künstler nehmen ihn freundschaftlich (wirklich???) auf.
Tja da habe ich auch große Zweifel. Es sieht eher so aus als hätten sie jemandem gefunden den sie ausnutzen können. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Ich vermute es wird tragisch. Ich kenne den Plot tatsächlich noch nicht und habe auch den Film noch nicht gesehen, Das werde ich aber noch nachholen.
 

münchnerkindl

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aber ebenso könnte ich mir vorstellen, dass er zusätzlich von ganz anderen, für ihn fremdartigen Dingen getrieben wird, nämlich Hormonen.;)
Ohja das glaube ich auch. Er scheint ja in Sachen Verliebtheit nicht viel Erfahrung zu haben. Die Stelle mit Rosas gespitzten Mund war ja köstlich.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Rath wird hier mit ganz neuen Erfahrungen konfrontiert. Die Welt der halbseidenen Künstler ist ihm völlig fremd. Er kann auch garnicht richtig mit deren Gespräche und Gahabe umgehen.
Bei dem Gespräch über die Lehrergehälter wehrt er sich dagegen, mit den Artisten und Künstler in einem Topf geworfen zu werden. Er ist schließlich kein einfach Volksschullehrer, sondern ein Professor. Das macht auf seinen Gesprächspartner keinen Eindruck.
Hier kann Rath nicht mit seinem Ruf profilieren. Seine üblichen Verhaltensweisen passen hier garnicht.
Aber auf die Reize der Künstlerin reagiert er wie die anderen Männer. Er verfällt ihr sehr bald. Auch wenn er sich das jetzt noch nicht eingestehen kann.

. Er kommt mir in diesem Ambiente wie ein Clown/Narr vor.
Im Gegensatz zu seinen Schülern ist er hier richtig tölpelhaft, wird verlegen, als sich Rosa ungeniert vor ihm ausziehen möchte, weiß nicht, wie man in einer solchen Situation zu reagieren hat. Blumen verschenken, Sekt spendieren, Rosa muss ihn wenig dezent darauf hinweisen. Hier ist Rath der unwissende Schüler, aber begierig, zu lernen.