2. Leseabschnitt: Kapitel 8 bis 16 (Seite 51 bis 99)

RuLeka

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30. Januar 2018
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Die Situation ist eskaliert. Fus ist nach einer Schlägerei schwer verletzt, die genauen Umstände sind aber unklar.

Die Entfremdung zwischen Vater und Sohn war weiter fortgeschritten, doch die beiden Brüder verstehen sich immer noch gut. Sehr schön fand ich, wie sich Fus dafür eingesetzt hat, dass sein Bruder auf die bessere Hochschule nach Paris geht. Der Vater war eher bereit, den einfacheren Weg zu nehmen und sich für Metz zu entscheiden. ( Hier kommt erst die Passage, auf die ich im letzten LA Bezug nahm: Wie schwierig es für Leute aus der Provinz ist, in Paris Fuß zu fassen. Sorry!)

Überrascht hat mich, was man anscheinend braucht, um bei eventuellen Vermietern als zahlungskräftig angesehen zu werden. Ich war zwar schon lange nicht mehr auf Wohnungssuche, muss man heute Gehaltsabrechnungen vorlegen, um in die nähere Auswahl zu kommen?

Fus achtet auch darauf, dass sein Bruder richtig gekleidet ist, um bei den Kommilitonen nicht als Bauer anzukommen. Er weiß, worauf es ankommt.
Nur traurig, dass beim eigentlichen Umzug Fus daheim gelassen wird. Es zeigt sehr deutlich, wie tief die Kluft zwischen Vater und Sohn fortgeschritten ist. Das halte ich für einen Fehler. Als Eltern sollte man nie ganz die Verbindung zu seinen Kindern kappen. Es wäre wichtiger deutlich zu machen, dass man nicht seine Einstellung teilt, ja, sie sogar ablehnt, man aber trotzdem immer für ihn da ist. Der Bruder kann das.
Auch die Wochenenden signalisieren Fus, dass er nicht mehr dazu gehört. Traurig!

Noch ein kleiner Einblick in das französische Krankenhaussystem. Mein Bruder ist mit einer Französin verheiratet und er meinte mal, als ich mich über unser Gesundheitssystem beklagte, es sei auf jeden Fall besser als das französische.

Mit der Situation jetzt, mit dem kranken Sohn daheim, ist der Vater noch mehr überfordert. Er funktioniert nur noch, Zeit zum Nachdenken bleibt ihm nicht.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Überrascht hat mich, was man anscheinend braucht, um bei eventuellen Vermietern als zahlungskräftig angesehen zu werden. Ich war zwar schon lange nicht mehr auf Wohnungssuche, muss man heute Gehaltsabrechnungen vorlegen, um in die nähere Auswahl zu kommen?
Zwar muss ich auch keine Wohnung suchen, aber wenn ich manchmal in TV Berichten sehe, wie viele Leute sich auf eine einzelne Wohnung bewerben, dann kann ich mir schon vorstellen, dass sie allerhand Auskünfte geben müssen, um eine Chance zu haben. Keine gute Lage.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Vater und Sohn haben sich entfremdet. Möglicherweise hat der Vater zuerst noch versucht, sich einzureden, die Leute von Fus seien nicht so schlimm. Das hat nicht geklappt und nun spricht er kaum noch. Ich könnte mir vorstellen, es ist so ähnlich, wie wenn ein Kind drogensüchtig ist. Da kommt man auch nicht ran.
Gut, dass Gillou in Paris studiert. So sieht er wenigstens etwas anderes.
Als Fus zusammengeschlagen wurde, war ich hin und her gerissen, zwischen geschieht ihm recht und das hat er nun auch nicht verdient. Sich extremen Ansichten zuzuwenden, ist irgendwie in keine Richtung gut.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Überrascht hat mich, was man anscheinend braucht, um bei eventuellen Vermietern als zahlungskräftig angesehen zu werden. Ich war zwar schon lange nicht mehr auf Wohnungssuche, muss man heute Gehaltsabrechnungen vorlegen, um in die nähere Auswahl zu kommen?
Das ist leider bei uns nicht anders. Eine meiner Töchter sucht gerade eine Wohnung und es ist unglaublich, was sie alles vorlegen muss.

Ich könnte mir vorstellen, es ist so ähnlich, wie wenn ein Kind drogensüchtig ist. Da kommt man auch nicht ran.
Allerdings scheint der Vater es auch nicht versuchen. Ob er allerdings Erfolg hätte, ist zweifelhaft.
Ich kann mir die Berührungsängste des Vaters sehr gut vorstellen. Keine Ahnung, wie ich reagieren würde. Eine klare Trennung wäre allerdings in meinen Augen vorzuziehen, mit der Ansage, dass Fus wieder willkommen ist, wenn er sich von der Clique losgesagt hat. So grenzt das Zusammenleben an Psychoterror und macht alle krank. Dass Jérémy quasi die Stelle des 2. Sohnes einnimmt, dürfte für Fus unerträglich sein. Die Hoffnung des Vaters, Fus würde durch Jérémy zur Raison gebracht, ist irreal.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Der Vater wird von zwei Gefühlen beherrscht: Wut und Scham. Ersteres wird mit der Zeit schwächer, wahrscheinlich tritt eine Art Gewöhnung ein und er bekommt nichts mit von dem, was Fus treibt. Zweiteres bleibt, er spricht sogar von "tiefer Scham", obwohl er erlebt, dass die Umgebung recht entspannt damit umgeht. Es ist mehr eine Scham vor sich selbst und vor der eigenen sozialistischen Bewegung und ihrem Gedankengut.

Spannend fand ich, dass der Vater nicht einschätzen kann, was der Nachbar und Freund wählt. Vielleicht sogar auch den FN?

Die Szene mit Hugo ist interessant und erinnert mich wieder an "Über Menschen". Man sieht den Rechtsradikalen nicht immer auf den ersten Blick und er entspricht nicht immer den eigenen Vorurteilen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Sehr schön fand ich, wie sich Fus dafür eingesetzt hat, dass sein Bruder auf die bessere Hochschule nach Paris geht.
Das fand ich erst auch schön, dann hatte ich aber irgendwie immer im Hinterkopf, dass Fus vielleicht eher anstrebt, dass "ordentliche Franzosen" auf die Hochschulen gehen sollen und die Geschicke des Landes lenken sollten. War vielleicht gar nicht sein Hintergedanke dabei, sondern er wollte einfach nur das Beste für seinen Bruder. Für mich färbt die Gesinnung Fus' jedoch all sein Handeln nachträglich ein...
muss man heute Gehaltsabrechnungen vorlegen, um in die nähere Auswahl zu kommen?
Hahaha... Du warst wirklich schon lange nicht mehr auf Wohnungssuche :D Da werden mitunter auch gleich noch die polizeilichen Führungszeugnisse und anderes verlangt.
Als Eltern sollte man nie ganz die Verbindung zu seinen Kindern kappen. Es wäre wichtiger deutlich zu machen, dass man nicht seine Einstellung teilt, ja, sie sogar ablehnt, man aber trotzdem immer für ihn da ist. Der Bruder kann das.
Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich denke, vieles in dieser Familie wäre besser gelaufen, wenn der Vater versucht hätte mehr Kontakt aufrecht zu erhalten.
Dass Jérémy quasi die Stelle des 2. Sohnes einnimmt, dürfte für Fus unerträglich sein
Das denke ich auch. Das war auch schon meine Vermutung im ersten LA, als der Vater nicht Jeremy mit zu sich nach Hause nehmen wollte, damit die Söhne nciht erfahren, dass er mit ihm Zeit verbringt.
Spannend fand ich, dass der Vater nicht einschätzen kann, was der Nachbar und Freund wählt. Vielleicht sogar auch den FN?
Das finde ich auch spannend und kann es aus eigener Hand aus meinem Dorf bestätigen. Hier wurde bei der letzten Bundestagswahl fast genau 50/50 AfD und Die Linke gewählt. Und dann fragt man sich schon, welche Nachbarn denn die AfD gewählt haben. Da läuft niemand mit ner Glatze rum oder trägt seine Gesinnung auf der Stirn geschrieben vor sich her. Und letztlich muss das Dorf trotzdem miteinander auskommen. Fast eine Parabel auf die Beziehung vom Vater und Fus, wie ich gerade erst bemerke.
Die Szene mit Hugo ist interessant und erinnert mich wieder an "Über Menschen". Man sieht den Rechtsradikalen nicht immer auf den ersten Blick und er entspricht nicht immer den eigenen Vorurteilen.
Noch mehr: Man erkennt immer seltener Rechtsradikale. Leider befindet sich mein Bruder seit seiner späten Jugend in diesem Sumpf und ich kenne durch seine Freunde die verschiedenen Kleidungsstile, Gestiken etc. So kann ich schon ab und an einen Rechten im Umgang erkennen, der von Personen, die das Umfeld nicht gut kennen, nicht deutlich sichtbar diesem Bereich zuzuordnen sind.
Mein Bruder ist erfolgreicher Unternehmer, der weiß wann und warum seine Ansichten nicht sichtbar sein sollten. Und leider weiß ich dadurch auch, wie durchsetzt die Gesellschaft mit diesen Menschen ist. Der Wille in Stadträten und Spendenkomitees innerhalb der Region Fuß zu fassen und aufzusteigen ist stets gegeben. Vielleicht sehe ich daher hinter Fus' Unterstützung für Gillous Aufstieg eher den Hintergedanken, die eigenen "Männer" an die richtigen Positionen zu bringen, als brüderliche Fürsorge.

Mir ist es noch wichtig auf den kurz angesprochenen Zweifel des Vaters zu sprechen zu kommen, dass Fus an dem Zusammenschlagen seiner Person vielleicht nicht ganz unschuldig ist. Ich glaube auch nicht, dass die Antifas ganz ohne Grund angegriffen haben. Es kann natürlich tatsächlich eine Gruppierung gewesen sein, die ähnlich wie Hooligans sich einfach nur kloppen wollen, aber für alles gibt es Auslöser... Bei diesem Gedankengang des Vaters musste ich an eine Passage aus folgendem Buch denken:
(Wirklich seeeeehr empfehlenswert!!!)
Dort sagt der Autor Christian Weißgerber, dass er während seiner Zeit als extremer Neo-Nazi nie Angst um sein Leben gehabt habe, der in der Szene bekannt gewesen sei, dass die linken Gegner sich eher auf Sachbeschädigung von rechten Clubs, Autos etc. eingeschossen hatten. Erst als er aus der Szene ausgestiegen und darüber öffentlich gesprochen habe, habe er erstmals um sein Leben gefüchtet, da er aus eigener Erfahrung gewusst habe, dass die Rechten ganz alltäglich zu körperlicher Gewalt gegriffen haben.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Die Szene mit Hugo ist interessant und erinnert mich wieder an "Über Menschen". Man sieht den Rechtsradikalen nicht immer auf den ersten Blick und er entspricht nicht immer den eigenen Vorurteilen.
Ja, daran habe ich auch gedacht und auch an die fruchtlosen Diskussionen mit Impfgegnern. Wenn du mit denen über normale Themen redest, sind sie normal gar nett, aber bei bestimmten Sachen tillen sie aus und sind nicht mal in der Lage, irgendwelche Argumente auch nur in Betracht zu ziehen. Das ist alles ganz unterschiedlich und doch gleich. Ich frage mich nur, ob und wie man die Gesellschaft wieder auf ein vernünftiges Niveau bekommt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Mein Bruder ist erfolgreicher Unternehmer, der weiß wann und warum seine Ansichten nicht sichtbar sein sollten. Und leider weiß ich dadurch auch, wie durchsetzt die Gesellschaft mit diesen Menschen ist. Der Wille in Stadträten und Spendenkomitees innerhalb der Region Fuß zu fassen und aufzusteigen ist stets gegeben. Vielleicht sehe ich daher hinter Fus' Unterstützung für Gillous Aufstieg eher den Hintergedanken, die eigenen "Männer" an die richtigen Positionen zu bringen, als brüderliche Fürsorge.
Das schockiert mich extrem. Ich bin anscheinend zu naiv oder leichtgläubig. Obwohl ich durch Corona einige Leute in meinem Umfeld nicht mehr ertrage. Das sind die gleichen, die jetzt Verständnis für Putin aufbringen und die Fehler bei den Amis suchen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Das sind die gleichen, die jetzt Verständnis für Putin aufbringen und die Fehler bei den Amis suchen.
Und weißt du was? Ich habe über meinen (politisch durch mich angelernt, sehr gut abwägenden und sich nicht von meinem Bruder indoktrinieren lassenden, 18jährigen) Neffen erfahren, dass man Bruder auch hinter Putin steht. Ich verstehe einfach nicht mehr die Welt, wenn ein Nazi sagt, dass es gut ist, dass Putin die Ukraine überfällt, um die Naziregierung zu stürzen. Und auf Hinweis meines Neffen, dass der Präsident der Urkraine Jude sei, geanwortet wird, es spreche ja überhaupt nichts dagegen, dass auch Juden Nazis seien. o_O Ganz ehrlich, früher wusste ich noch, wofür ich meinen Bruder in seinen Ansichten verabscheue, mittlerweile verstehe ich ihn nicht mehr...
Und leider weiß ich dadurch auch, dass dieser "Gemeinschaft" sehr viele militarisierte Menschen angehören, die, wenn die AfD ihren Aufruf zum Bürgerkrieg startet, tatsächlich gegen uns "links-grün-versifftes Pack" in der Lage sind richtig um Leben und Tod zu kämpfen. Wenn das passiert, gibt es keine Möglichkeit mehr ins Gespräch zu kommen. Düstere Zeiten, die hoffentlich nie eintreten...
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Und weißt du was? Ich habe über meinen (politisch durch mich angelernt, sehr gut abwägenden und sich nicht von meinem Bruder indoktrinieren lassenden, 18jährigen) Neffen erfahren, dass man Bruder auch hinter Putin steht. Ich verstehe einfach nicht mehr die Welt, wenn ein Nazi sagt, dass es gut ist, dass Putin die Ukraine überfällt, um die Naziregierung zu stürzen. Und auf Hinweis meines Neffen, dass der Präsident der Urkraine Jude sei, geanwortet wird, es spreche ja überhaupt nichts dagegen, dass auch Juden Nazis seien. o_O Ganz ehrlich, früher wusste ich noch, wofür ich meinen Bruder in seinen Ansichten verabscheue, mittlerweile verstehe ich ihn nicht mehr...
Und leider weiß ich dadurch auch, dass dieser "Gemeinschaft" sehr viele militarisierte Menschen angehören, die, wenn die AfD ihren Aufruf zum Bürgerkrieg startet, tatsächlich gegen uns "links-grün-versifftes Pack" in der Lage sind richtig um Leben und Tod zu kämpfen. Wenn das passiert, gibt es keine Möglichkeit mehr ins Gespräch zu kommen. Düstere Zeiten, die hoffentlich nie eintreten...
Mich gruselt es gerade…
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe eine Freundin, d.h. jetzt habe ich sie etliche Monate nicht mehr gesehen, weil sie den Winter immer in Nudistencamps auf den Kanaren verbringt. Die war jahrelang engagiert bei der Ortsgruppe der Linken, und ihr Freund, den sie uns ein- oder zweimal präsentiert hat, ist AfD-Wähler. Glaubt nur nicht, das geht nicht zusammen. Schwurbel trifft Schwurbel. Wir kennen uns seit den 90ern über VHS-Schreibgruppen, das ist eine lange gemeinsame Vergangenheit - aus vielen Gründen steht sie mir nahe und über Politik reden wir kaum. Aber im Zusammenhang mit Corona hat sie mir zum Beispiel per Whatsapp geschrieben: "Ich lasse mich nicht impfen, ich bin ja gesund."
Über den derzeitigen Krieg haben wir uns noch nicht ausgetauscht. Vermutlich ist sie in den letzten Tagen wieder aus ihrem Winterquartier zurückgekommen - ich kann nicht leugnen, dass ich sie für diesen Lebenszuschnitt schon ein wenig beneide, unabhängig von ihren Überzeugungen.

Fus ist nun also zusammengeschlagen worden, tja, wer mit dem Teufel frühstückt, braucht einen langen Löffel. Ich finde in diesem Buch vieles verkürzt und schwer verständlich. Zum Beispiel auch, warum Jeremy, der ebenfalls nur an den Wochenenden heimkommt, die Zeit mit Gillou verbringt statt mit seiner eigenen Familie. Da wird unentwegt gestritten, heißt es so nebenbei, und mehr erfährt man nicht. Mir ist das alles irgendwie zu mager. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielperson für dieses Buch. Es geht gar nicht an mich; außer dem freundlichen Teddybären Gillou interessiert mich niemand so richtig - tut mir leid.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Zum Beispiel auch, warum Jeremy, der ebenfalls nur an den Wochenenden heimkommt, die Zeit mit Gillou verbringt statt mit seiner eigenen Familie. Da wird unentwegt gestritten, heißt es so nebenbei, und mehr erfährt man nicht.
Mir reicht das als Erklärung. Wahrscheinlich fühlt sich Jeremy hier angenommen, auch mit seinen Vorstellungen, daheim nicht. Der Vater der beiden Jungs kümmert sich, hört zu, das ist mehr als in anderen Familien. Mit den Brüdern war er befreundet. Mittlerweile ist zwar das Verhältnis zu Fus nicht mehr das Beste, dafür hat er in Gillou einen Gleichgesinnten getroffen.
Außerdem lesen wir die Perspektive des Vaters. Ihm genügt das als Erklärung.
Es geht gar nicht an mich; außer dem freundlichen Teddybären Gillou interessiert mich niemand so richtig - tut mir leid.
Schade! Mich ergreift die Geschichte dieser Familie.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Schade! Mich ergreift die Geschichte dieser Familie.
Mich auch. Als Mutter frage ich mich natürlich, wie ich reagiert hätte, und wo der Vater eventuell anders hätte handeln müssen.
Es geht mir allerdings wie bei "Über Menschen": Der Roman ist eine tolle Diskussionsgrundlage, politisch topaktuell, interessant zu lesen, aber keine große Literatur. Beide Bücher werden in meinen Augen keinen Bestand auf Dauer haben, aber das muss ja auch nicht sein.
 
Zuletzt bearbeitet:

Emswashed

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9. Mai 2020
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Gillou schafft es nach Paris und sein Vater unterstütz ihn, so gut er kann. Da er aber mitbekommen hat, wie Fus die Wohnungssuche "organisiert" hat, versucht er den väterlichen Einfluss auf Gillou wieder etwas in den Vordergrund zu bringen. Er ignoriert Fus, regt sich innerlich aber über ihn auf.
Wie viel ihm Fus noch bedeutet, wird deutlich, als er ihn dann völlig panisch ins Krankenhaus befördert (wo er doch die 15 hätte rufen sollen).

Was mich schon seit dem ersten Abschnitt irritiert, dass er seinen Sohn hartnäckig mit seinem Spitznamen bezeichnet (dazu gehört auch dieses unsägliche Mutti - klingt in den Worten des Witwers ein wenig infantil). Ich hätte gedacht, dass er spätestens jetzt mit dem "Vertrauensbruch", seinen richtigen Namen aussprechen würde.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Der Roman ist eine tolle Diskussionsgrundlage, politisch topaktuell,
Ich liege da so ein bisschen im Widerstreit mit dem Ansatz, vielleicht liegt es daran, dass ich das Gefühl habe, das Buch bleibt unter seinen Möglichkeiten. Zum Beispiel gibt es da diesen einen Satz, im Zusammenhang mit einem Fußballspiel, dass "unsere senegalesischen Spieler" viele Tore geschossen hätten. Warum an dieser Stelle dieses Adjektiv? Hier wäre ein Ansatz gewesen, mal den Sohn ins Gebet zu nehmen. Wie kann man Rassist sein und gleichzeitig Fan eines Fußballvereins, in dem die Topspieler zu genau der Gruppe Menschen gehören, die man nicht in seinem Land haben will? Aber andererseits ist vermutlich genau das der Punkt - dass der Erzähler, ohnehin überfordert von dem Leben als alleinerziehender Witwer, die Kurve nicht schafft, das Thema auch nur ein einziges Mal richtig anzusprechen. Auch vom Sohn nicht, der zeigt nur eine gewisse überlegene Glätte, wenn er etwa von der Werkstatt spricht.

Ich habe inzwischen den dritten LA angeknabbert und verstehe einiges jetzt besser. Doch, mit erheblicher Verspätung bin ich jetzt auch richtig hineingekommen.