Als ich die Stelle erreicht hatte, dachte ich: ja, genauso ergeht es mir mit diesem Roman. Ich finde ihn unfassbar zerfasert, suche immer wieder nach einem Fluss im Erzählen, nach etwas, was mich reizt weiterzulesen (eine lange Zeugenliste mit Adressangaben gehört nicht dazu, ebensowenig wie die Lobhudelei anläßlich Greens Tod aus verschiedenen Mündern). Ich gebe es ungern zu, aber als ich an dem Satz angelangt war, war ich drauf und dran aufzugeben. Ich habe in der Tat noch nie ein Buch abgebrochen, aber hier plätschert es doch sehr sprunghaft durch die Weltgeschichte, dazu noch diese Distanziertheit....Andrew plagte ein dumpfer, warmer Kopfschmerz. Er war, wie er zu seiner eigenen Überraschung feststellte, irgendwie gelangweilt. Es war seltsam befreiend, dieses Gefühl. (S. 114)
Aber tatsächlich: im weiteren Verlauf des zweiten Leseabschnitts konnte ich zumindest in Bezug auf die Anwalts-Episode und Andrews und Samuels Beziehung wieder ein sehr mildes Interesse aufbringen. Insgesamt aber werden "Der große Fehler" und ich vermutlich keine Freunde fürs Leben.
Bei mir auf jeden Fall. Hinzu kommt noch, dass einige Episoden dann ja auch wieder ins Anekdotenhafte abgleiten, sodass man immer wieder das Gefühl von Irrelevanz hat - und genau wie du stelle ich mir dann immer die Frage: Muss ich das jetzt wissen oder ist das einfach nur wieder weitschweifig? Bei einem 1000 Seiten Roman könnte ich über solche Exkurse noch hinwegkommen (Bei Hanya Yanagiharas "Zum Paradies" gab es auch solche Momente), aber hier ist es schon sehr seltsam, denn der Roman hat ja durch seine doch recht begrenzte Seitenzahl nicht so viel Zeit um auf den Punkt zu kommen.Ist es die episodenhafte Erzählweise?
Der Satz ist mir tatsächlich auch aufgefallen und er hat mir sehr gefallen."Wenn der Weg breit genug war, ging Andrew neben Samuel, wurde er zu schmal, hinter ihm." (S. 119)
Das geht mir genauso. Ich schaue immer vorher, wie lang das Kapitel ist...Falls es wieder so eines ist, das sich ziehtIch lese diesen Text ziemlich emotionslos, ermüde schnell (was nicht für die Handlung spricht).
Für mich ja. Ich finde Distanziertheit als Mittel grundsätzlich gut, aber hier frage ich mich, ob es nicht entweder überreizt oder ungeeignet ist.Macht das das Lesen so anstrengend, diese Distanz?