2. Leseabschnitt: Kapitel 8 bis 13 (Seite 85 bis 155)

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Interessant in dem Zusammenhang finde ich, dass der 2. Teil mit "Auf der anderen Seite des Kieswegs" betitelt ist. Perspektivwechsel?
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich kann mir nicht helfen, aber ich kann die Begeisterung über diesen Roman nicht richtig nachvollziehen bis jetzt. Diese Geschichte ist für mich einfach befremdlich. Ich werde damit einfach nicht warm.

Erstens: Was soll das, dass die Familienmitglieder überall hinpinkeln, weil sie es „nicht mehr zur Toilette schaffen“? Ist das genetisch bedingte Inkontinenz oder was? Ich finde das einfach nur ekelhaft. Das ist mir schon im ersten Leseabschnitt aufgefallen und im zweiten geht es nahtlos so weiter.

Zweitens: Ich finde es falsch, wie die Familienmitglieder miteinander umgehen. Ohne Ausnahme. Klar, Brüder streiten und ärgern sich mal. Es gibt zugegebenermaßen auch Momente, in denen sich die Geschwister unterstützen. Aber da ist immer eine unterschwellige Feindseligkeit. Und die Eltern widern sich gegenseitig an und vernachlässigen ihre Kinder. Sie trinken usw. Das macht mich wirklich wütend. Ganz oberflächlich betrachtet mag es wie eine normale Familie aussehen. Aber wenn man hinschaut, entdeckt man mehr und mehr Risse auf unterschiedlichen Ebenen.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Nils ist der Außenseiter in dieser Familie. Seine Eltern himmeln ihn an, weil er ein Vorzeigesohn ist und der Beweis, dass sie in der Erziehung alles richtig gemacht haben (darauf ein Schnäpschen), was sie ihren anderen Söhnen auch ständig vorhalten. Wenn es bei Benjamin und Pierre also nicht gut läuft, kann es nicht an der Erziehung liegen. Und das lassen die Eltern ihre Söhne spüren.

Nils taucht halt aber auch immer ab, wenn ihm etwas nicht passt, bezeichnet die anderen als „Irre“ und kneift häufiger.
 
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Helmut Pöll

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Ich weiß nimmer, in welchem Abschnitt das war, aber sie triezen ihn schon sehr. Ich glaube, das kommt später.
Ja, das tun sie. Einmal hänseln sie ihn ständig, weil er wohl schielt. Dann gibt es da eine lichte Stelle an seinem Hinterkopf, die sie immer wieder berühren, was Nils zur raserei bringt, die anderen beiden aber immer mehr aufstachelt.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Dass Benjamin fast gestorben wäre (wenn der Hund tot ist, ist es fast wie ein Wunder, dass Benjamin überlebt hat) und seine Brüder einfach abgehauen sind, ist eine Bürde, an der sie heute offensichtlich noch zu schleppen haben, was auch nicht weiter verwunderlich ist.
Diese Bilder bekommt man eben nicht mehr aus dem Kopf, Benjamin nicht und die beiden anderen auch nicht. Klar kann man versuchen später als Erwachsener zu relativieren. Aber das hilft nicht wirklich. Grundvertrauen zueinander werden sie nicht mehr haben.
 
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pengulina

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22. November 2022
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Abstoßend, aber das Abstoßende plausibel und minutiös beschrieben. Wenn man bedenkt, dass das in weiten Teilen autobiographisch ist, beneidet man Schulman nicht.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Abstoßend, aber das Abstoßende plausibel und minutiös beschrieben. Wenn man bedenkt, dass das in weiten Teilen autobiographisch ist, beneidet man Schulman nicht.
Ich hatte, wenn ich mich richtig erinnere, genau damit ein wenig Probleme. Hätte Schulman erklärt, dass die Geschichte autobiographisch ist, und allen Mitgliedern die entsprechend korrekten Namen gegeben, wüsste jeder, woran er ist. Statt dessen gestaltet er einiges anders; was genau, wissen wir nicht, aber jedenfalls heißt niemand in der Familie Alex, also ist die Geschichte nicht vollkommen authentisch, und da fangen dann die Spekulierereien an, was authentisch ist und was nicht. Das finde ich unfair gegenüber den anderen Familienmitgliedern, die dann womöglich beim Brötchenkauf und beim Frisör Rede und Antwort stehen sollen.
Dann hätte Schulman lieber auf entsprechende Fragen antworten sollen, dass alles erfunden ist. (Er kann ja diplomatisch anfügen, dass natürlich jeder Autor und jede Autorin über selbst Erlebtes schreibt - in gewissen Sinne.)

Aber ich bin ohnehin sehr altmodisch mit solchen Arten von Autofiktion, die Angehörige an den Pranger stellt. Ich habe auch über mich selbst geschrieben, aber falls das je gedruckt werden sollte, wird niemand irgendwas erkennen, dafür sorge ich. :grinning
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Das hat mich nicht weiter gestört. Mir hat gereicht, dass es so oder ähnlich hätte passieren können.
Ich kenne die Familie Schulman nicht, deshalb ist es mir auch egal, was wahr ist und was erfunden. Ich stelle es mir nur für die Familienmitglieder schwierig vor, wenn sie von Bekannten ständig gefragt werden, was nun wahr und was erfunden ist.
Dann lieber doch entweder ganz wahr oder ganz erfunden, oder, was ich für die diplomatischste aller Lösungen gehalten hätte: einfach behaupten, alles wäre erfunden.