2. Leseabschnitt: Kapitel 8 bis 13 (Seite 85 bis 155)

Wandablue

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Die Eltern sind ungeheuer unbeherrscht. So richtig einordnen in irgendeine Gemeinschaft können sie sich nicht. Obwohl sie emotional unberechenbar sind, haben sie auch ein paar gute Eigenschaften. Sie sind dankbar und stolz, dass Nils eine weiterführende Schule besuchen wird. Nils scheint sowie so der Fels in der Familienbrandung zu sein.
Dennoch bringen die Eltern die Kinder immer wieder in Gefahr.
Die Kinder selber sind eben Kinder. Jungs. Sie ärgern einander. Sind aber auch füreinander da. Benjamin hat seltsame dissoziative Aussetzer! Mit seiner Aktion im Umspannhaus bringt er Molly, den Hund um. Ja, Benjamin, das geht auf dein Konto.
Aber es ist Nils, der sich freut, dass Beni "tot" ist.
Erstaunlich ja, dass alle ihre Kindheit überlebt haben.

Im zweiten Teil werden wir etwas vom Leben der Familie außerhalb des Sommers erfahren.

Ganz toll, wie der King die Doppelungen aufspürte!
Ein sehr schönes Stilelement. Es hätte schnell aufdringlich werden können, aber der Autor dosiert sparsam. Well done. Superschöner Schreibstil. Gute Übersetzung. Das merkt man.
 

Die Häsin

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In dem "erwachsenen" Zeitstrang beginnt jedes Kapitel mit genau dem Vorgang, mit dem das darauffolgende Kapitel endet. Ich kenne das aus Filmen ("Memento" und die Serie "Rellik"), aber in einem Buch habe ich es bisher noch nie gefunden.
Nicht so recht erschlossen hat sich mir bisher, warum Nils unter seinen Brüdern so gelitten hat, wie er behauptet. Er ist der Älteste, wegen seiner guten schulischen Leistungen offenbar das Lieblingskind, warum leidet er dann so? Ich kann nicht erkennen, in welcher Form seine Brüder ihn derart gequält haben, oder habe ich was überlesen?
Eine "Zeitkapsel" habe ich übrigens auch mal vergraben, zusammen mit meinem älteren Bruder. Leider konnten wir die genaue Stelle später nicht mehr finden.

Ich schrieb oben, dass ich den Eindruck hätte, die Brüder hätten im großen und ganzen eine freundliche Kindheit gehabt, trotz der offensichtlichen Vernachlässigung. Das muss ich wohl zurücknehmen. Die Geschichte mit dem Auto im Graben ist wirklich extrem. Mir ist ein Rätsel, warum sich die Eltern ununterbrochen die Kante geben; ich bin gespannt, ob dazu noch etwas erklärt wird.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich schrieb oben, dass ich den Eindruck hätte, die Brüder hätten im großen und ganzen eine freundliche Kindheit gehabt, trotz der offensichtlichen Vernachlässigung. Das muss ich wohl zurücknehmen. Die Geschichte mit dem Auto im Graben ist wirklich extrem.
Die Kinder empfinden diese Szenen ( Schwimmen, Autofahrt ) ja nicht spannend oder lustig, sondern haben jedes Mal Todesangst.
Nach „ Buggie Shain“ haben wir es hier wieder mit trinkenden Eltern zu tun. Trotzdem ist es in diesem Buch eine ganz andere Situation. Wir erfahren bisher nicht, ob und wenn ja welche Gründe es gibt für die Trinkerei der Eltern. Vielleicht braucht eine Sucht keine Gründe.
Die Eltern sind ungeheuer unbeherrscht. So richtig einordnen in irgendeine Gemeinschaft können sie sich nicht. Obwohl sie emotional unberechenbar sind, haben sie auch ein paar gute Eigenschaften
Die muss man aber suchen. Auch der Stolz über den klugen Sohn geht einher mit der Abwertung der anderen Söhne. Es zeugt nicht von pädagogischem Geschick, eines der Kinder als leuchtendes Vorbild hinzustellen.
Einsperren in einen eiskalten Keller ist auch eine völlig überzogene und grausame Erziehungsmethode. Ebenso wenig empfehlen kann ich, dass sich Elternteile mit den Kindern gemeinsam gegen das andere Elternteil verbünden.
Zentrum der Familie scheint die Mutter zu sein. Der Vater hat eher eine untergeordnete Funktion.
 

Die Häsin

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Womit habt ihr sie gefüllt. Hoffentlich nicht auch mit abgeschrittenen Nägeln.
Wir haben auf jeden Fall ein paar Pfennige hineingetan. Keinen Geldschein, aber Kleingeld. Und Spielsachen - irgendwelche Plastikmännchen, die Art Spielzeug, die man heute "Actionfiguren" nennt. Wahrscheinlich auch ein Comicheftchen, aber so richtig erinnere ich mich nicht mehr. Fingernägel jedenfalls nicht.
 

Renie

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Nils scheint sowie so der Fels in der Familienbrandung zu sein.
Nicht so recht erschlossen hat sich mir bisher, warum Nils unter seinen Brüdern so gelitten hat, wie er behauptet. Er ist der Älteste, wegen seiner guten schulischen Leistungen offenbar das Lieblingskind, warum leidet er dann so? Ich kann nicht erkennen, in welcher Form seine Brüder ihn derart gequält haben, oder habe ich was überlesen?
Nils ist der Außenseiter in dieser Familie. Seine Eltern himmeln ihn an, weil er ein Vorzeigesohn ist und der Beweis, dass sie in der Erziehung alles richtig gemacht haben (darauf ein Schnäpschen), was sie ihren anderen Söhnen auch ständig vorhalten. Wenn es bei Benjamin und Pierre also nicht gut läuft, kann es nicht an der Erziehung liegen. Und das lassen die Eltern ihre Söhne spüren. Für die beiden Brüder ist Nils ein Streber. Und wie in der Schule werden Streber getriezt. Das Mobbing Ausmaß wird hier nicht beschrieben, muss aber auch nicht.
Zentrum der Familie scheint die Mutter zu sein. Der Vater hat eher eine untergeordnete Funktion.
Die Mutter ist schon sehr eigenwillig. Der Hund schien ihr näher als ihre Söhne zu sein. Vielleicht hat Pierre deshalb den Hund gequält, aus Rache, dass die Mutter Mollie lieber mag.
Das wäre übrigens der selbe Grund, warum Nils von seinen Brüdern getriezt wurde.
 

Wandablue

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Ich schrieb oben, dass ich den Eindruck hätte, die Brüder hätten im großen und ganzen eine freundliche Kindheit gehabt, trotz der offensichtlichen Vernachlässigung.
Stimmt trotzdem. Allerdings ... mit der ständigen Unwägbarkeit, was Muttern wieder für Bestrafungen einfällt, sie mussten wie Shuggie immerzu das Thermometer in die Luft halten "wie sind die Alten drauf, sind wir safe?" na ja und den glg Aussetzern von Paps.
 
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Wandablue

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Die Kinder empfinden diese Szenen ( Schwimmen, Autofahrt ) ja nicht spannend oder lustig, sondern haben jedes Mal Todesangst.
Ja. Das ist sehr schlimm. Aber es waren Ausnahmen im sonst naturnahen, allerdings als totlangweilig empfundenen Alltag.

Die muss man aber suchen
Ach nö. Das finde ich nicht. Paps denkt sich immer neue Spiele aus, Mama redet mit dem Ältesten und tröstet ihn, alle lieben den Hund, etc. etc. Ich finde, es ist Liebe im Spiel.
Da ich schon weiter bin, ist das Spoilern, wenn ich sage, dass ... also sie versuchen immer wieder gemeinsame Aktivitäten, sporadisch, aber doch: nur kommt dann der Suff immer dazwischen oder in die Quere. Würden die Eltern nicht saufen, wären sie eingermassen passabel.
Allerdings ... das wüsste ich auch gerne, warum die Alten so asozial sind. Agnes in Shuggie Bain hat doch wenigstens aufgeräumt und geputzt und hielt sich adrett.
In dem "erwachsenen" Zeitstrang beginnt jedes Kapitel mit genau dem Vorgang, mit dem das darauffolgende Kapitel endet.
Das ist schön gemacht, ich frage mich aber dennoch, ob mich das nicht nervt. haha.

Einsperren in einen eiskalten Keller ist auch eine völlig überzogene und grausame Erziehungsmethode.
Sie schreiben auch keinen Erziehungsratgeber. Die Mutter überlässt es jeweils dem Kind, zu entscheiden, wann die Strafe beendet ist. Und eingesperrt ist niemand, die Tür ist doch auf! Eigentlich erfinderisch. Ja, ja, ja, ich weiß: die Mama hat ne kleine sadistische Neigung.

Matchboxautos? Die sind heute wertvoll. Hätte man das alles damals gewusst. Ich hätte mehr davon gekauft und sie mehr geschont. Gute Rendite.
 
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Matchboxautos? Die sind heute wertvoll. Hätte man das alles damals gewusst. Ich hätte mehr davon gekauft und sie mehr geschont. Gute Rendite.
Es war wahrscheinlich eines dabei. Mein Bruder hatte eine kleine Sammlung. (Auch eine Faller-Eisenbahn, die heute mit Sicherheit einigen Wert hat - wenn er sie noch besitzt, weiß ich nicht ...
 
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Wandablue

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So etwas habe ich mit meiner Schwester nie gemacht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir einiges "durch die Lappen" gegangen ist. Aber ich könnte es mit meinen Kindern noch nachholen.
Das wäre lustig! Mach mal. Nehmt irgendwas mit dazu, von dem ihr denkt, dass es in 40 Jahren wertvoll werden könnte. So was wie Matchboxautos. wir haben das auch nicht gemacht. So was machen nicht ALLE Geschwister. Ist eher die Ausnahme denk ich.
 
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Xirxe

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Ich kann nicht erkennen, in welcher Form seine Brüder ihn derart gequält haben, oder habe ich was überlesen?
Schau noch mal auf Seite 125f nach, wo Nils wegen der Hänseleien Benjamin mehrfach auf den Kopf geschlagen hat.
Vielleicht braucht eine Sucht keine Gründe.
Die Sucht ist eine Folgeerscheinung des 'Genusses' - und dessen Gründe sind häufig Frust, Einsamkeit, Angst, was auch immer. Ich glaube, mit diesen Gründen muss der Mensch klar kommen, ohne Alkohol oder was auch immer, dann besteht auch ein Weg aus der Sucht. Was sich viel viel leichter anhört als es ist, klar.
Da könnte ich mich auch nicht dran gewöhnen; egal wie viel Eiweiß in gebratenen Heuschrecken oder Würmern drinsteckt und das ja auch bei manch Diabetes-Ernährungsberatung empfohlen wird. Igitt...
Alles eine Frage der Gewöhnung ;) Ich bin mir sicher, wenn Du es probieren würdest ohne zu wissen was Du isst - es würde Dir schmecken.

Dass Benjamin fast gestorben wäre (wenn der Hund tot ist, ist es fast wie ein Wunder, dass Benjamin überlebt hat) und seine Brüder einfach abgehauen sind, ist eine Bürde, an der sie heute offensichtlich noch zu schleppen haben, was auch nicht weiter verwunderlich ist. Wie will man seinem Bruder noch in die Augen schauen, wenn man sich darüber freute, dass er tot ist? Und da in dieser Familie das Reden offensichtlich nicht so sehr 'genutzt' wird, schweigt man lieber und leidet. Puh!
Was aber tatsächlich so schief läuft, bleibt weiterhin verborgen. Irgendetwas muss doch geschehen sein, dass Vater und Mutter so sind wie sie sind. Oder ist es einfach nur der Lauf der Zeit? Vielleicht haben sie ein Kind verloren? Wünsche, Hoffnungen erloschen? Sind sie auch 'nur' Überlebende?
Ich bin gespannt, wie es im nächsten Teil weitergeht.
 

Die Häsin

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Alles eine Frage der Gewöhnung ;) Ich bin mir sicher, wenn Du es probieren würdest ohne zu wissen was Du isst - es würde Dir schmecken.
Ich habe schon mal, ohne zu wissen was es ist, Kutteln gegessen. Es war auf Korsika, auf der Karte standen "Tripes" und ich wusste nicht, was das ist - nur dass es als korsische Spezialität gilt.
Wir hatten übrigens auch schon mal Curry mit geschmortem Flughund - auch ohne zu wissen, was es ist ...
Wenn man's nicht weiß, macht es nicht heiß, sagt man so schön. :D