2. Leseabschnitt: Kapitel 6 bis Kapitel 12 (S. 59 bis S. 113)

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
2.730
9.753
49
Japp, wie schon von @RuLeka vermutet, ist Antoines Mutter bei seiner Geburt gestorben. Das Schlimme aber ist, dass alle Familienmitglieder ihm daraus einen Vorwurf machen. Die Schwester war wohl etwas netter, die ist aber nicht mehr da.
Der Vater geht brutal mit dem Jungen um, stirbt dann aber auch an seinem Suff.
Interessanterweise wird der Fokus nun auch auf seinen Gefängnisfreund Saguézé gelegt..... der dann aber auch stirbt.

Florence war schwanger. Der Vater des Kindes ist der Ehemann ihrer 12 Jahre älteren Cousine.... schönste Dorfverhältnisse.

Antoine erzählt kreuz und quer, vor und zurück und man muss ganz schön aufpassen.
Hat er jetzt am 12. April (Seite 60), oder am 12. August (Seite 67) Geburtstag gehabt? Ist das ein Regiefehler, oder ein autentischer Fehler in Antoines Kopf? Obwohl, ich glaub nicht. Er kennt sich mit Zahlen wohl besser aus, als mit spielenden Kindern, die ihm nicht wohlgesonnen sind.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
Ohne diese Leserunde hier hätte ich das Buch schon abgebrochen. Es stößt mich richtig ab. Die Sprache, die Figuren...
Die Umwelt behandelt Antoine furchtbar, die Familie, die Dorfbewohner. Er wird überall zurückgestoßen, findet niemand, der sich seiner annimmt. Trotzdem mischt sich in mein Mitleid auch eine Abneigung gegen ihn. So verständlich seine Rachegefühle sein mögen.
Nirgends eine positive Figur. Auch für Florence kann ich bisher kein Mitgefühl aufbringen.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.615
16.597
49
Rhönrand bei Fulda
Das mit den Geburtstagsdaten ist sicher ein Versehen oder ein Druckfehler, denke ich.
Wer Magic ist, wissen wir jetzt, und auch, warum er Bläschen hat, wie es ganz am Anfang einmal hieß. Und auch, dass er nicht der Mörder sein kann. Aber wer dann? Ich habe schon ein paar Verdächtige.

Was mich wundert, ist, dass Antoine die Umstände von Florence' Tod anscheinend vorhergesagt hat. In der Szene beim Pfarrer einmal und später (das ist am Anfang des nächsten Leseabschnitts, entschuldigt den Vorgriff) noch einmal. Es gibt verschiedene Deutungen: entweder er dichtet das nachträglich hinzu - ich frage mich sowieso, wie zuverlässig sein Bericht sein kann -, oder er ist irgendwie hellsichtig, oder er ist tatsächlich der Täter. Oder gibt es noch eine andere Möglichkeit? Hab ich etwas übersehen oder nicht bedacht?

Ein Spaß ist es nicht, dieses Buch zu lesen. Antoine wird behandelt wie Dreck, aber andererseits - ohne das rechtfertigen zu wollen -, er ist auch einfach eklig. Ich schaffe es nicht, ihn zu mögen. Schade, dass wir nach Kadoke schon wieder so (wenn auch in ganz anderem Sinne) unsympathisches Personal haben.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
Ein Spaß ist es nicht, dieses Buch zu lesen. Antoine wird behandelt wie Dreck, aber andererseits - ohne das rechtfertigen zu wollen -, er ist auch einfach eklig. Ich schaffe es nicht, ihn zu mögen. Schade, dass wir nach Kadoke schon wieder so (wenn auch in ganz anderem Sinne) unsympathisches Personal haben
Da stimme ich Dir vollkommen zu. Allerdings verfügt Grünberg über eine andere Sprache, die sich wesentlich angenehmer liest.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.615
16.597
49
Rhönrand bei Fulda
Tja, der arme Kadoke ist trotz seiner Schwächen ja ein gebildeter Kulturmensch.
Antoine eher das Gegenteil ...
Interessant aber: er weiß doch erstaunlich viel, er hat Phantasie (die Gruselgeschichte über den See hat es in sich), er schreibt Listen, kennt sich mit Autos aus, scheint auch den Tschernobyl-Vorfall verstanden zu haben - m.a.W. mit ein wenig Förderung könnte er womöglich ein ganz normales Leben führen, sicher auch einen Beruf ausüben. Dass das Dorf ihn derart verkommen lässt, klingt erstaunlich rückständig. Wir sind in der EU und, wenn ich es richtig behalten habe, im Jahr 2016 ...?
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
m.a.W. mit ein wenig Förderung könnte er womöglich ein ganz normales Leben führen, sicher auch einen Beruf ausüben. Dass das Dorf ihn derart verkommen lässt, klingt erstaunlich rückständig. Wir sind in der EU und, wenn ich es richtig behalten habe, im Jahr 2016 ...?
Er hätte zumindest einen Beruf ausüben können. Doch sein Vater scheint auch nicht zu arbeiten. Und die anderen Dorfbewohner überragen Antoine intellektuell auch nicht überragend. Woher soll hier Förderung kommen?
Zu Beginn der Handlung sind wir in den 1980er Jahren, aber es wirkt schon sehr rückschrittlich. Das wundert mich , Korsika war ja eine Touristeninsel, dass es dort noch solche rückständigen Dörfer gibt, wundert mich .
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.615
16.597
49
Rhönrand bei Fulda
In den Achtzigern dürfte sich der Tourismus mehr oder weniger auf die Küsten beschränkt haben. Ich war 1976 das erste Mal auf Korsika und hatte den Eindruck, dass es im Landesinnern nur wenige Herbergen gibt. Natürlich fuhren die Touristen ins Land hinein, es gab ja diesen coolen Eisenbahnzug (wenn ich mich richtig erinnere, nannten ihn die Korsen "feuriger Elias"), aber gewohnt hat man an den Küsten. Die Leute waren sehr freundlich, wenn man einkaufte oder einkehrte.

Als ich das letzte Mal auf Korsika war, das dürfte 2012 oder so gewesen sein, hatte ich im Landesinneren entschieden den Eindruck, unerwünscht zu sein. Die Leute zeigen recht deutlich, dass es ihnen zu viel wird. Ich habe in Corte (der zentralen Stadt) mit einer deutschsprachigen Ladeninhaberin darüber gesprochen, die mir das bestätigt hat. Vielleicht haben andere Touristen andere Erfahrungen gemacht; ich habe - obwohl ich die korsische Landschaft sehr liebe und man dort wandern kann wie nirgends sonst - seitdem die Lust verloren, dort Urlaub zu machen. Dies nur am Rande.

Wenn man aus dem Buch herauslesen kann, dass die Korsen sich nicht in ihr Leben reinreden lassen wollen - der Hass auf die "Pariser" wird ja mehrmals deutlich -, dann bestätigt das mehr oder weniger den Eindruck, den ich von den Menschen dort hatte. Irgendwelche Schul- oder Polizeireformen, die von außen angeregt werden, nimmt man dort wohl nur ungern an. Die Leute leben so, wie sie es gewohnt sind und für richtig halten, mit allen Konsequenzen. Kann ich mir gut vorstellen.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.513
24.474
49
66
Wir waren auch 1976 auf Korsika, haben an der Küste gezeltet, sind aber viel ins Landesinnere gereist. Aber wie rückständig hier die Dorfbewohner waren, kann ich nicht beurteilen. Mag sein, dass es dort so zugegangen ist. „ Kalman“ spielt ja in der Gegenwart, das hat schon ein Umdenken in Bezug auf geistig Zurückgebliebene stattgefunden.
 
  • Like
Reaktionen: Mikka Liest

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.435
49.835
49
Interessant aber: er weiß doch erstaunlich viel, er hat Phantasie (d
Daran muss ich auch denken. Er ist ein Geschichtenerzähler par excellance! Er kann einschüchtern und Angst machen. Was erzählt er uns für Geschichten? Will er uns auch beeinflussen, macht er seine Rede recht?
Wir sind in der EU und, wenn ich es richtig behalten habe, im Jahr 2016 ...?
Aber da ist er ja auch schon über 60. Wir müssen in der Zeit zurück. Doch das habt ihr ja schon erörtert.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.435
49.835
49
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, aber authentisch. Bei allem, was A. erlebt hat, wie in seiner Familie und seinem Umfeld miteinander umgegangen wird - da kann nur eine derbe Fäkalsprache herauskommen. Zum Glück stört es mich nicht so wie @RuLeka !

Es verwundert mich mittlerweile nicht mehr, dass man A. des Mordes beschuldigt hat. Diese ganzen Episoden lassen ihn in einem schlechten Bild erscheinen: Seine Voraussagen dem Pfarrer und Florences Mutter gegenüber, die Tatsache, dass sein Magic blutverschmiert am Tatort gefunden wurde, dass Florence ihn mehrfach angeschrien hat, dass er sie überhaupt gestalkt hat....Die Indizien werden sich verdichtet haben, zumal niemand etwas von der Beziehung zum Porschefahrer wusste.

Offensichtlich hat A. Schwierigkeiten Gut und Böse klar zu unterscheiden, er ist emotional unterentwickelt. Er befeuert den Außerirdischen in seiner Fixierung auf Florence, die Vergewaltigung hat A. mitzuverantworten. Das Mädchen tut mir richtig leid! Offensichtlich sehnt sie sich nach Halt und Liebe. Mr. Porsche nutzt sie aus und die Mutter scheint auch eine Furie und Klatschtante zu sein.

Kann es sein, dass Florence sich erst nach der Episode mit dem Meer und dem Fischer von Antoine losgesagt hat? Er schreibt ja auf S. 98, danach wurde alles anders. Vielleicht waren sie vorher wirklich befreundet? Sehr unzuverlässig das alles.

"Hat mich gehauen, einfach weil ich da war."
Die Kindheit Antoines dürfte trostlos gewesen sein. Vielleicht verdankt er seine Behinderung auch der schweren Geburt. Permanentes Mobbing in der Jugendzeit, im Gefängnis erneut. Der nachhaltige Hass auf die Pariser...

Der Erzähler springt durch die Zeit, ändert Schauplätze und Figuren. Ab und an mal eine Jahreszahl, anhand derer man sich grob orientieren kann. Ich bin immer noch sehr fasziniert von der Geschichte und gespannt, wie sie ausgeht. Ob wir noch erfahren, wer das Mädchen umgebracht hat? Und warum Antoine nun auch auf dem Friedhof liegt?
Verdächtig sind im Moment der Porschefahrer und seine Frau sowie der Außerirdische - wenn es ihn denn gibt.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.615
16.597
49
Rhönrand bei Fulda

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.617
49
49
Mich interessiert, was Florence auf das Diktiergerät gesprochen hat, denn sie scheint es benutzt zu haben. Liegt dort die Antwort?
Dieser Faden, den ich gerne geklärt hätte, lässt mich den Roman weiter verfolgen, ansonsten kann ich dem Monolog von Antoine leider nicht viel abgewinnen.
Die Art und Weise wie er sein Leben lang behandelt wurde, ist unmenschlich. Auch damals gab es durchaus Familien, die Menschen, die anders sind, liebevoll aufgezogen haben. Es gab damals, im ländlichen Bereich, nicht die Möglichkeiten wie heute, dennoch hätte man ihm nicht so ablehnend begegnen dürfen.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.617
49
49
Ob wir noch erfahren, wer das Mädchen umgebracht hat? Und warum Antoine nun auch auf dem Friedhof liegt?
Habe anfangs auch Selbstmord für realistisch gehalten, doch das kann man ja mittlerweile ausschließen. Daher sind zur Zeit die drei von dir genannten in der Auswahl. Oder es gibt noch den großen Unbekannten, halte ich aber für unwahrscheinlich
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.342
10.617
49
49
Kann es sein, dass Florence sich erst nach der Episode mit dem Meer und dem Fischer von Antoine losgesagt hat? Er schreibt ja auf S. 98, danach wurde alles anders. Vielleicht waren sie vorher wirklich befreundet? Sehr unzuverlässig das alles.
Zumindest für Antoine scheint es eine Freundschaft gewesen zu sein. So oft wie er im Baum vor ihrem Fenster hockte, sie beispielsweise zum Lachen gebracht hat, als sie traurig war. Da wir ja nichts aus Florence Sicht erfahren, habe ich momentan eher das Gefühl, dass sie ihn geduldet hat, und ihn auch ausgenutzt hat. Er hat sie ja oft zu ihrem Stell-dich-ein gefahren usw. Freundschaft scheint es von Ihrer Seite nicht gewesen zu sein
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Hat er jetzt am 12. April (Seite 60), oder am 12. August (Seite 67) Geburtstag gehabt? Ist das ein Regiefehler, oder ein autentischer Fehler in Antoines Kopf? Obwohl, ich glaub nicht. Er kennt sich mit Zahlen wohl besser aus, als mit spielenden Kindern, die ihm nicht wohlgesonnen sind.
Der 12.4.1986 war ein Samstag. Ich tippe auf einen Fehler. Für den 12.8.1986 passt der Dienstag.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Die Sprache ist wahrlich gewöhnungsbedürftig. Mir geht es ähnlich wie @RuLeka
Glücklichweise ist das Buch nur wenige Seiten stark.

Alles ist so roh und ungeschlacht. Bis auf die verstorbene Lehrerin und vielleicht noch Tomasine gibt es keine positive oder hoffnungsvolle Figur.

Die Menschen im Dorf begehen einen großen Fehler. Sie nehmen Antoine nicht wahr und übersehen, dass er alles wahr nimmt.

Worauf ich allerdings wirklich gespannt bin: Ob wir noch zu hören bekommen, was Florence Magic erzählt hat.
 
Zuletzt bearbeitet:

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Für so ein kurzes Buch, brauche ich ganz schön lange, und dass an einem langen WE. Ergo, das Buch gefällt mir nicht. Allein die frage, wer F ermordet hat, hält mich bei der Stange. Kommt da noch etwas anderes? Diese „neuen“ Erzählungen, in denen immer nur angeprangert wird und ich am Ende deprimiert das Buch zuklappe, sind einfach nicht meine Sache.