2. Leseabschnitt: Kapitel 5 bis 9 (Seite 68 bis 129)

Literaturhexle

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2. April 2017
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Von "verkehrt in rechtsradikalen Kreisen" ist Bobby weit entfernt.
Durch Aaron, schrieb ich. Bobby macht sich starke Gedanken darüber, was es für Aaron und andere Freunde für Konsequenzen hätte, wenn sie erführen, dass er sie Jahre lang belogen hat über seine genetische Zugehörigkeit. Zudem ist Bobby auch durch seinen Großvater geprägt. Er bedient auch nicht gerne Farbige. Also einen gesunden Rassismus sehe ich bei ihm schon.
 
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luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Aus meiner Sicht ist er ein unkalkulierbares Pulverfass.
Da stimme ich dir absolut zu. Ich würde noch ergänzen: eines, das an Provokation und Auseinandersetzung ein irgendwie bösartiges Vergnügen hat. Im ersten Teil hatte ich ihn ja für einfältig gehalten. Das muss ich revidieren, ich halte ihn für verschlagen und berechnend - auf jeden Fall zeigt seine Auseinandersetzung mit Darryl sehr deutlich, dass er weiß, wie der Hase läuft.
Unglaubwürdig auch, dass Isabel nicht mit der Katze aus dem Sack kommt, sondern ein weiteres Treffen in einem Park wünscht... Das ist ein bisschen einfach gestrickt und passt bisher nicht zum Rest.
Genau! Und ich hatte schon im ersten Teil genau da ein Plausibilitätsproblem - Isabel muss verdammt viel getrunken haben, wenn Robert sie nach zwanzig Jahren so gar nicht mehr wiedererkannt, obwohl sie längere Zeit "zusammen" waren...
An diesen Stellen wirkt das Buch wie eine Schullektüre auf mich.
Sehr gut auf den Punkt gebracht - man sieht sehr oft, in welche (moralische) Richtung das jetzt gehen soll:rolleyes:
Das klassische Klischee.
Ja, aber eben auch so platt und pauschalisierend.

Ich tue mich ein bisschen schwer mit der Rassismus-Diskussion in dem Roman: auf der einen Seite dieses Verdecken von Hautfarben im Erzählen am Anfang, auf der anderen Seite werden zahlreiche Klischees irgendwie auch bedient, das ist doch auch viel Schwarz-Weiß-Malerei und nicht tiefgründig genug. Diese "Bad-Cops"-Story, wie sie bei der Darryl-Szene angedeutet wird, langweilt mich mittlerweile - schon 1000x gelesen und gesehen.

Ich finde den Roman dennoch sehr spannend und er fesselt mich. Ich mag die Blicke in die Vergangenheit und finde auch die vielen Bar-Szenen gut, auch wenn mir hier ein bisschen viel Alkohol durch die Atmosphäre wabert.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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In diesem Leseabschnitt kommt wieder die Rede auf Roberts Ehe und dem Kinderwunsch des Paares. Ichverstehe noch nicht, warum dieser Handlungsstrang in dieser Tiefe existiert. Nach meinem momentanen Wissensstand hätte ich ihn nicht gebraucht.
Mit Robert und Tamara will der Autor ein Paar zeigen, das es trotz schwarzer Hautfarbe "zu etwas gebracht hat": Er ist Arzt, sie erfolgreiche Pharmareferentin. Sie sind keine Stars wie OJ Simpson (die zeiltiche Parallele find ich gelungen gewählt), es zeigt aber wie brüchig Erfolg sein kann. "White Trash" Rassisten gibt schwarzer Erfolg Zunder, Schwarze mögen tatsächlich "weißes Verhalten" missbilligen. Jetzt komm ich zum Kinderwunsch: Robert will unbedingt ein Kind. Mal sehen wie er reagiert, wenn er erfährt, dass er ein Kind mit einer weißen Frau hat. Kann er das so einfach annehmen, gerät er in einen Konflikt...?
Bisher ist es kein klassischer Krimi. Ich denke, da kommt noch etwas...
Ich mag Bücher, die sich von der klassischen Krimischiene abheben. Aber stimmt, hier ist es viel mehr eine Milieustudie ohne Krimi.
Natürlich geht es um Hautfarbe, weil es den Protagonisten um Hautfarbe geht. Michelle stellt das Verhalten aller in Frage - und wird dafür vllt noch bitter bezahlen. Ich hab Angst um sie.
Nicht nur um sie. Auch um Bobby. Wenn schon der erste Abend in Russels Diner zu so einer Eskalation führt. (Wer hat eigentlich die Cops gerufen, das habe ich nicht mitbekommen)

Bobby sollte Aaron tunlichst aus dem Weg gehen. Das kann er aber nicht, wenn die beiden im gleichen Laden arbeiten. Bobby seht hier wirklich vor einer moralischen Herausforderung. Ich kann ihn eigentlich auch gut verstehen, als er das Geld von Aaron annimmt. "drei Monate in Würde leben" Es lässt sich leicht urteilen, wer nicht in solchen prekären Verhältnissen lebt und von Woche zu Woche nicht weß, wie die Miete zu bezahlen ist und der Lebensunterhalt. Die finanzielle Sicherheit für die Miete gibt ihm vielleich jetzt genug Raum, nachzudenken, wie er sich weiter verhalten soll.
Aus meiner Sicht ist er ein unkalkulierbares Pulverfass.
Radikalisiert und offensichtlich zum Ableisten einer Schuld gegenüber der Bruderschaft verpflichtet. Das kann nur zu einem Knall führen.
Der Rückblick auf das eheliche Kennenlernen, den Kinderwunsch - das alles fand ich nett und entspannend. Allerdings wird mir Tamaras Handeln dadurch noch suspekter: So schnell reicht doch tatsächlich niemand die Scheidung ein.
Ich habe den Wechsel zu Robert und Tamara auch tatsächlich als Entspannung empfunden. Der Szenenwechsel von der aufgeheizten Stimmung zwischen Bobby, Aaron, Darryl, Michelle... zu Roberts Geschichte hat etwas Adrenalin aus der Geschichte genommen und lässt kurz durchschnaufen.
Was Tamara anbelangt: sie hatte gerade eine Totgeburt (ein Kind das sie vielleicht nicht, oder doch haben wollte, so ganz klar in ihrem Kinderwunsch war sie ja nicht. Der Sex, der zur Zeugung des Kindes führte, erfolgte nach etlichen Flaschen Wein (Alle Achtung Robert!) und dem Abenddessen bei der Familie mit dem süßen Mädchen). Tamara ist jedenfalls in einem physischen und psychischem Ausnahmezustand, und fühlt sich von Robert nicht verstanden. Da gibt es schon geringere Gründe für den Wunsch nach Scheidung.
Passend gewählt hat der Autor übrigens die Tatsache, dass der Fall um O.J. Simpson genau in diese Zeit fällt, in der die Handlung spielt.
s.o.
 

Renie

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Mit Robert und Tamara will der Autor ein Paar zeigen, das es trotz schwarzer Hautfarbe "zu etwas gebracht hat": Er ist Arzt, sie erfolgreiche Pharmareferentin. Sie sind keine Stars wie OJ Simpson (die zeiltiche Parallele find ich gelungen gewählt), es zeigt aber wie brüchig Erfolg sein kann. "White Trash" Rassisten gibt schwarzer Erfolg Zunder, Schwarze mögen tatsächlich "weißes Verhalten" missbilligen.
Ein bis zwei Leseabschnitte weiter bin ich auch zu dieser Erkenntnis gekommen. Bei mir fiel der Groschen langsamer als bei Dir. ;)