Im sechsten Kapitel unterhalten sich Lord Henry und Basil über Dorians Verlobung. Er kommt hinzu. Thema Frauen, aber in einem eher negativen Licht, Frauen werden als minderwertiger gesehen, habe ich den Eindruck. Außerdem gibt es wieder moralische Gespräche über Selbstlosigkeit und Lord Henry offenbart wieder seine sympathische Ader. Ich fand es blöd, dass er sich wünscht, dass die Beziehung mit Sibyl auseinandergeht und er dies beobachten kann. Als wäre Dorian nur Unterhaltungsprogramm für ihn. Am Ende lässt Lord Henry anklingen, er hätte alles kennengelernt. Ein Stück weit hört sich das verbittert ein, so als wäre seine harte und egozentrische Art ein Schutzpanzer.
Lord Henry, Dorian und Basil besuchen das Theater, indem Sibyl spielt. Lord Henry mag wohl den Chef von Sibyl. Das passt gut zu ihm, da beide ausnutzend wirken. Die drei finden das Etablissement nicht sehr ansprechend, höre ich raus. Basil widerspricht Henrys kalten Worten und rät Dorian, nicht darauf zu hören. Er sagt es sei gut andere zu inspirieren, zu „veredeln“. Den Sinn für Schönheit zu wecken. Dorian preist, wie Sibyl andere inspiriert und „veredelt“, dass sie eine „Göttin“ sei. Er wirkt total verknallt. Lord Henry stimmt ihm zu, dass Sibyl entzückend ist. Allerdings bringt sie keine gute Schauspielleistung und das macht Dorian verlegen. Bedeuten ihm „Freunde“ mehr als sie? Aber er ist auch besorgt um sie. Dann folgt das Gespräch mit Sibyl, ohne Basil und Lord Henry. Sibyl sagte Schauspielerei wäre Kerkerhaft, die einzige Wirklichkeit im Leben gewesen. Dorian hätte ihr andere Wirklichkeit gezeigt und das auch außerhalb von Theater Leben sein kann. Das Schauspielerei käme ihr wie Hohlheit ist und Betrug vor. Daraufhin ist Dorian schockiert, tief enttäuscht und wirft ihr vor, sie hätte seine Liebe getötet. Ich fand das richtig Sch**** von Dorian, da ich mir dachte: „Liebt er sie oder die Schauspielerei von ihr? Ist sie Unterhaltungsprogramm für ihn wie andere Menschen Unterhaltungsprogramm für Lord Henry sind?“ Ich denke, dass das ein Wendepunkt ist, zumindest ein Schritt in Richtung kaltherzig. Mir tat es weh den Schmerz von Sibyl zu lesen, die vor den Kopf gestoßen wurde und nicht wusste, was gerade mit ihr geschah. Wie sie bettelte und sich unterwirft war traurig. Dann ist Dorian Gray bei sich zu Hause, geht in Raum mit Bild von ihm, was Basil gemalt hat. Das Bild veränderte sich und zeigte einen grausamen Ausdruck. Er erinnert sich dann an ausgesprochen Wunsch im Atelier das Bild sein Altern und seine Sünden tragen solle. Dachte eigentlich, es gäbe eine Art Deal mit dem Teufel. Er erkennt, dass er Furchtbares getan hat und will sich von Lord Henry distanzieren und Bild als Wahrzeichen seines Gewissens zu sehen. Er beschließt sich bei Sibyl zu entschuldigen.
Am nächsten Tag, schon nach dem Mittag, sichtet Dorian die Post. Er hat verschlafen. Lustig ist, dass es schon damals Spam gab, ungefragte Werbung, Einladungen und Nachrichten über neue Dinge im Bereich der Kunst (sein Interesse). Wie wenig sich die Welt verändert hat
! Und er kauft teuer an und traut sich nicht, es seinen Vormündern vorzulegen. Er kümmert sich um das Bild und empfindet Reue. Dorian traut sich erst nicht, das Bild anzuschauen und schreibt einen Entschuldigungsbrief an Sibyl, dann klopft Lord Henry, leider muss man sagen. Ich ahne Schlimmes. Beide unterhalten sich über den vergangenen Abend und wie er Sibyl verletzt hat, Dorian sagt ein Gewissen sei das Göttlichste, was man haben kann. Aber dann meldet Lord Henry, dass Sibyl tot sei, hätte Blausäure aus Versehen getrunken. Ich vermute Selbstmord dahinter. Dies löst große Schuldgefühle in ihm aus. Henry versucht ihm das schlechte Gewissen auszureden und sagt Dorian, dass Sibyl ihn nur verdorben hätte, er nicht glücklich geworden wäre. Er fühlt sich herzlos, weil er nicht stark empfindet, aber das ist eine normale Schockreaktion nach so einer Nachricht, emotionale Betäubung tritt dann ein als Schutzmechanismus. Henry aber auf seine gewohnt sympathische Art schildert, dass eine Frau ihm vorgeworfen hätte, sei Leben zerstört zu haben und er hätte ihr bloß einen dummen Spruch gesteckt. Mag ihn nicht. Lord Henry lädt Dorian ins Theater ein, er will aber bleiben und schaut sich das Bild an, was sich nicht verändert hat. Er entschied sich dazu, skrupelloser zu werden, lese ich heraus, und das Bild alles trage zu lassen. Daraufhin mach er sich auf den Weg zur Oper und scheint das schlechte Gewissen rund um Sybil vergessen zu haben.
Im 9. Kapitel ist die Wandlung zu einem nicht mitfühlenden und eher an sich selbst orientierten Menschen erfolgt und das hat mich traurig gemacht. Ich mochte Dorian.