2. Leseabschnitt: Kapitel 5 bis 7 (Seite 75 bis 130)

Renie

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Auch äußerst interessant zu Hanne: (S. 79) Sie braucht den Kuchen und den Strickpullover dringender als er, vor allem braucht sie die Umarmung, weil sie sich immer wieder vergewissern muss, dass ihr vergeben worden ist.

(Ein entspanntes Mutter / Sohn-Verhältnis ist das für mich nicht! ;) )

Da wird ganz viel schlechtes Gewissen bei ihr sein, hinsichtlich der Jahre, in denen sie versäumt hat, sich mehr um ihre Kinder zu kümmern. Dieses Ritual Kuchen, Pulli, Umarmung gibt ihr das Gefühl, dass sie als Mutter noch eine Bedeutung hat.
'direkte Konkurrenz'? Wo siehst Du die? Und dass nur noch fehlt, dass sie Henrik die Nase putzt? :monocle
Jana organisiert den (Kinder-)Geburtstag, kauft ihm etwas Ordentliches zum Anziehen, damit er nicht immer mit seinen Surfer-Shorts rumrennt. Macht später die Fussel von seinem Hemd und krempelt ihm die Ärmel auf. Sie versucht ihn vorzeigbar zu machen, weil Besuch kommt. Also kümmert sie sich um ihn wie eine Mutter ;)
Sie wird von Hanne nicht für voll genommen! Hanne mag sie nicht!
Es ist nicht explizit Jana, die sie nicht mag. Sondern Hanne hält generell nichts von Frauen, die einen undisziplinierten Lebensstil führen und verhält sich ihnen gegenüber unnahbar.
"Sie ist nicht unfreundlich, sie baut nur keine Brücken. Bleibt, wo sie ist, und sieht dem Gegenüber zu, wenn es ins Leere läuft und strampelnd in der Luft hängt."

Hach ja, diese supertüchtigen Schwiegermütter! :rolleyes: Die sich als alleiniger Maßstab sehen!
So sehe ich Hanne gar nicht. Sie wird nur mit den jungen, modernen Frauen, die ganz anders leben, als sie es getan hat bzw. tut, nicht warm. Manche Leute brauchen halt etwas länger, um mit anderen klarzukommen. Vielleicht ist die richtige Schwiegertochter noch nicht in Sicht. Denn Jana scheint es nicht zu sein, da sie Henrik nicht akzeptiert wie er ist, sondern versucht, ihn nach ihrer Vorstellung zu ändern. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Ach, wenn doch Henrik auch mal was dazu sagen würde. :)
 

Renie

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"Kein Netz" - der Pastor verzweifelt, weil jemand mit grüner Tinte Kritik ins Gästebuch schreibt und damit einen wunden Punkt trifft. Denn seit Katrin auf dem Festland ist, ist der Pastor auf Autopilot, er hat kein Netz mehr, das ihn hält.
Das bringst Du wundervoll miteinander in Einklang. Ich zerbreche mir die ganze Zeit den Kopf, wie man die Kapitelüberschriften deuten kann und bekomme es einfach nicht hin. Und dann kommt Querleserin :joy
 

Barbara62

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19. März 2020
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So hatte ich anfangs von Hanne ein positives Bild, das nun einige Schrammen abbekommen hat. Nicht nur bei dem Jüngsten hat sie genau hingeschaut, auch die anderen Kinder kamen zu kurz.
Beide Elternteile haben als Eltern versagt. Hanne war beschäftigt mit ihren Touristen und im Winter ausgelaugt, der Vater hat sich von Anfang an nicht groß eingebracht.
Aber heute hat man andere Ansprüche an Elternschaft. Die Kinder liefen früher oftmals so nebenher mit. So lange man für die Grundbedürfnisse gesorgt hat, ist man seinen Elternpflichten nachgekommen.
Hanne musste in den drei Sommermonaten Geld für das ganze Jahr verdienen. Sie war rund um die Uhr mit den Gästen beschäftigt, das ging zu Lasten der Kinder. Aber wäre es anders gegangen?

Ja, er hätte den Job auf jeden Fall verloren.
Auf Verständnis stößt man leider dabei selten weil es ganu so ist wie Du schreibst - man erwartet das von einem der vier Streifen auf den Schultern trägt, dessen goldenen Knöpfe blinken in der Sonne, der die Mütze auf dem Kopf trägt und vielleicht auch den Bart im Gesicht stehen hat, schließlich hat er ja sein Patent dafür erhalten. Hansen beschreibt hier nicht nur das typische Bild sondern auch in gewisser Weise dieses Vorbild. Gerade wenn in der Familie bereits Kapitäne waren. Dieser Drang dann in die Fußstapfen zu treten ist enorm. Die Jacke und das frieren, die hier immer wieder beschrieben werden, ist schlussendlich wie das Relikt von damals (so sehe ich es) und wer friert hat Angst. Das darf man eigentlich als Seemann nicht haben…
Ich habe großes Verständnis für Ryckmer und will ihn ganz bestimmt nicht verurteilen, aber die Reederei hat ja auch Verantwortung für die Mannschaft und muss einen Kapitän einsetzen, der bestmöglichst geeignet ist. Ob das der Fall ist, sieht man erst in einer bedrohlichen Situation. Dass Ryckmer ausgewechselt werden musste, verstehe ich. Er hat das selbst so gesehen, wollte auch niemanden in Gefahr bringen.

Seine Mutter hätte ihm bestimmt nicht geglaubt könnte ich mir vorstellen - da war der Profit wichtiger.
Gar nicht unbedingt der Profit, eher die Ehrfurcht vor dem Doktortitel und das Bild des netten Mannes.

Jana organisiert den (Kinder-)Geburtstag, kauft ihm etwas Ordentliches zum Anziehen, damit er nicht immer mit seinen Surfer-Shorts rumrennt. Macht später die Fussel von seinem Hemd und krempelt ihm die Ärmel auf. Sie versucht ihn vorzeigbar zu machen, weil Besuch kommt. Also kümmert sie sich um ihn wie eine Mutter ;)
Jana ist Webdesignerin und macht ihren Henrik pressetauglich, vermarktet ihn und stellt sich beim Foto an seine Seite. Sie scheint mir eine Art Managerin zu sein, denn Henrik interessiert sich anscheinend nicht für die Vermarktung seiner Kunst. Bis zu einem gewissen Punkt macht Henrik mit, aus Liebe oder aus Einsicht in die Notwendigkeit?

So sehe ich Hanne gar nicht. Sie wird nur mit den jungen, modernen Frauen, die ganz anders leben, als sie es getan hat bzw. tut, nicht warm. Manche Leute brauchen halt etwas länger, um mit anderen klarzukommen. Vielleicht ist die richtige Schwiegertochter noch nicht in Sicht. Denn Jana scheint es nicht zu sein, da sie Henrik nicht akzeptiert wie er ist, sondern versucht, ihn nach ihrer Vorstellung zu ändern. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Ach, wenn doch Henrik auch mal was dazu sagen würde. :)
Es scheint auch ein generelles Problem Inselfrau - Festlandfrau zu sein. Beide harmonieren nur schwer.
 

Renie

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So hatte ich anfangs von Hanne ein positives Bild, das nun einige Schrammen abbekommen hat. Nicht nur bei dem Jüngsten hat sie genau hingeschaut, auch die anderen Kinder kamen zu kurz.
Beide Elternteile haben als Eltern versagt.
Das mit den Schrammen an Hannes Bild geht mir genauso. Aber dennoch habe ich ein bisschen Verständnis für sie. Zum Einen hast Du die Inselgemeinschaft. Ist es nicht so, dass sich die Erziehung der Kinder in solch einer Gemeinschaft nicht nur auf die eigenen 4-Wände beschränkt, sondern dass sich die Kinder auch untereinander um sich kümmern? Als Insel-Mutter kannst Du Dich zumindest darauf verlassen, dass Deine Kinder nicht unter die Räder kommen (was sich allerdings bei Hartung als Trugschluss erwiesen hat.) Ich schätze, dass die Einnahmen, die die Familie Sander durch den Tourismus gemacht hat, eine fest eingeplante Größe im Familienhaushalt waren. Das ist halt das Problem in der Tourismusindustrie. Man muss innerhalb eines überschaubaren Zeitraums möglichst viel Geld verdienen, um außerhalb der Saison über die Runden zu kommen, auch wenn die Kinder in dieser Zeit zu kurz kommen wie in dem Fall der Sanders.
 

alasca

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(Wir stellen immer wieder fest, dass die 'Technokraten' immer mehr überhand nehmen! Und das nicht nur bei Männern! :cool: )
Auch klar. Welche Frauen sind in der Männerwelt erfolgreich? Richtig: die, die sich am besten angepasst haben. Mein Mann erlebt das gerade mit seiner Chefin. Statt solcher Frauen kann man die Männer ruhig alleine machen lassen. Nur: dann ändert sich garantiert nichts ...
 

Renie

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Ich glaube, Henrik sieht seine Kunst gar nicht so. Er findet das Strandgut und stellt es so zusammen, wie es seiner Meinung nach zusammengehört.
Von Außen betrachtet scheint ihm auch nicht wichtig zu sein, wie andere über seine Kunst befinden. Um Ruhm und Reichtum geht es ihm schon mal nicht, so wie er lebt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Diese Wendung stört mich ein wenig, weil ich derzeit den Eindruck habe, dass Themen, die extreme Empörung beim Leser auslösen, ein Must-have in aktuellen Romanen sind.
Das würde mich normalerweise auch stören, aber Dörte Hansen macht hier kein großes Thema draus und es wirkt auf mich auch nicht aufgesetzt.
Wenn man außerdem bedenkt, dass angeblich jedes 5. Kind sèxuell missbraucht wurde, dann wundert es mich nicht, wenn es in vielen Bücgern vorkommt.
 

Sassenach123

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Für mich war diese Ehe auch äußerst interessant, da sie auch ein Stück Zeitgeschichte spiegelt: in früheren Jahren waren halt die Pastoren-Ehefrauen die Frauen an der Seite und haben ihn in allem unterstützt. Frau Lehmann ist aber eine moderne Pastorenfrau, die selbst einen Beruf hat und die teilweise auch seinen beruflichen Elan bremste. (Er solle Grenzen setzen!)
Ein Dilemma, er fühlt sich verpflichtet den Menschen zu helfen, sie möchte auch mal was von ihrem Mann haben.
 

otegami

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So sehe ich Hanne gar nicht. Sie wird nur mit den jungen, modernen Frauen, die ganz anders leben, als sie es getan hat bzw. tut, nicht warm.
:rofl Eben! Weil sich Hanne als Maßstab sieht!
Vielleicht ist die richtige Schwiegertochter noch nicht in Sicht.
Ich bezweifle, dass es überhaupt eine 'richtige' Schwiegertochter für Hanne gibt! :rofl
Denn Jana scheint es nicht zu sein, da sie Henrik nicht akzeptiert wie er ist, sondern versucht, ihn nach ihrer Vorstellung zu ändern.
Das ist aber ein Problem zwischen Henrik und Jana und geht Hanne nichts an!
 

Sassenach123

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Das Bild, das er nun nach außen präsentiert, ist ja auch nicht das Beste. Aber jetzt trägt er keine Verantwortung mehr.
Leider wirkt es so, als ob ihm ein wenig die Achtung vor sich selbst verloren gegangen ist
So hatte ich anfangs von Hanne ein positives Bild, das nun einige Schrammen abbekommen hat. Nicht nur bei dem Jüngsten hat sie genau hingeschaut, auch die anderen Kinder kamen zu kurz.
Ging mir ähnlich, wobei Hanne sich die größten Gedanken um Henrik macht, das Wunschkind. Dass die anderen auch gelitten haben könnten, daran denkt sie gar nicht. Man könnte von dem wenigen, dass wir bisher wissen, sogar fast sagen, dass die beiden Großen fast mehr gelitten haben, da ihnen vieles von dem was geschehen ist, bewusst war. Henrik scheint sorglos in den Tag zu leben, damit zufrieden ist, wenn er sein Ding machen kann. Aber vielleicht präsentiert die Autorin ja noch eine Variante aus seiner Sicht und ich muss eventuell alles revidieren
Noch etwas Amüsantes: ich musste ja echt schmunzeln, als ich von Hannes gestrickten Socken las - alle in einer Größe. Auch für Eske! :rofl
Nur gut das Eske sich damit arrangieren konnte, durch so etwas kann man sich auch schnell ausgegrenzt fühlen.
Die Jacke und das frieren, die hier immer wieder beschrieben werden, ist schlussendlich wie das Relikt von damals (so sehe ich es) und wer friert hat Angst. Das darf man eigentlich als Seemann nicht haben…
Gut, dass du das erläuterst hast, ich habe mich schon ein wenig darüber gewundert, und kann deine Erklärung sehr gut nachvollziehen
Dass da keiner hingeschaut hat.... Damals hatten die Kinder, glaube ich, mehr auszuhalten. Aber hier ist doch definitiv eine Grenze überschritten. Und der Junge hätte sicher Hilfe gut gebrauchen können.
Eigentlich schon, dennoch würde ich Hanne hier keine Schuld geben. Sie scheint wirklich keine Ahnung gehabt zu haben, dass dort so etwas passiert mit dem werten Herrn
Seine Mutter hätte ihm bestimmt nicht geglaubt könnte ich mir vorstellen - da war der Profit wichtiger.
Da habe ich mich gefragt, ob das der Grund war, warum er nicht an sie herangetreten ist? Ahnte er, dass sie ihm nicht glauben würde?
Ich wage mal eine Vermutung: Hat Hanne ihren Mann "rausgeekelt"? Darüber kann man bestimmt trefflich streiten.
Ihm eine lange Agenda mit Erledigungen hinzulegen wenn er gerade erst zu Hause ist, wirkt nicht wie eine freudige Begrüßung. Grübel
Ein entspanntes Mutter / Sohn-Verhältnis ist das für mich nicht! ;) )
Ich glaube Hanne ist geprägt von ihren Schuldgefühlen. Ich muss ihr zu Gute halten, dass sie im Nachhinein einsieht, dass die Idee mit dem Wunschkind, dass die Beziehung kittet, hirnrissig und zum scheitern verurteilt war
 

Sassenach123

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Henriks Geburtstag ließ mich ein wenig besser verstehen, wie es um die Familie bestellt ist. Hanne kümmert sich, macht den Lieblingskuchen und den gestrickten Pullover, der jedes Jahr aufs Neue eingewickelt wird, in Erwartung einer Umarmung. Es wirkt ein wenig befremdlich, wenn man von außen darauf schaut. Auch ihre Gedanken zu Jana wirkten deplatzier, es wirkt so, als ob keine Frau in Augen bestehen kann. Letztendlich muss aber das Paar einen Weg finden.

Der Pastor nimmt sich die Botschaften sehr zu Herzen, und ich frage mich die ganze Zeit von wem sie stammen. Sicher werden wir es noch erfahren. Man merkt wie er unter der Einsamkeit leidet, doch er unternimmt keinen Versuch seiner Frau ehrlich von seinen Gefühlen zu erzählen.
 

alasca

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13. Juni 2022
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:rofl Eben! Weil sich Hanne als Maßstab sieht!
Ich hab es eher so verstanden, dass sie mit dem Beruf von Jana nicht klarkommt, die sich mit schönen Oberflächen beschäftigt. Webdesignerin ... das, was dabei rauskommt, ist in der analogen Welt nicht fassbar. Ich kann Hanne schon irgendwie verstehen, ich dreh ja auch ab, wenn mir jemand sagt, er sei "Influencer", das klingt ja nicht ohne Grund wie Influenza... *gg* Wobei eine Webdesignerin dagegen natürlich mega-seriös ist. Aber Hanne ist auf ihre Art ja auch mega.
 

alasca

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Ihm eine lange Agenda mit Erledigungen hinzulegen wenn er gerade erst zu Hause ist, wirkt nicht wie eine freudige Begrüßung.
Klar. Das ist so toll beschrieben, ihre Wut über das ständig allein zurechtkommen müssen. Und dann noch Willkommensparty? Nicht Hanne Sander. Manche Katzen sind auch so. Die gucken dich mit dem Ar... nicht an, wenn du sie alleingelassen hast und brauchen eine Zeit, bis sie nicht mehr fremdeln. Ich versteh das.