2. Leseabschnitt: Kapitel 4 bis einschl. 8 (Seite 55 - 135)

Wandablue

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Brandenburg
Schuldgefühle oder eine Bestrafung. Doch warum macht Jeanne das?
Möglicherweise konnte sie einfach keine Farbe mehr ertragen. Trauer ist seltsam und unberechenbar. Ich finde es auch sehr schade, dass die Sitte mit dem Trauerflor nicht mehr modern ist, ja weniger als nicht modern, man kann es nicht mehr tun. Aber nichts hätte ich nach dem Ableben meiner Mama lieber getan ...
 
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Reaktionen: Literaturhexle

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Matt hatte sich zuvor wieder ein paar Kalauer geliefert. Der Mann ist sowas von daneben, ein bisschen verliert die Figur an Bodenhaftung, scheint er doch nur dummes Zeug zu plappern, um seine Frau damit unendlich zu verletzen - die es sich noch unterwürfig gefallen lässt. Ein bisschen durchschaut sie ihn allerdings, aber nur manchmal: "Matt redete über Matt. Das war sein einziges Thema." (S. 69)
Vollpfosten ist alles was mir zu diesem Vollhorst einfällt...:rolleyes:
Die erste Chemo: Ich habe mitgelitten. Wunderbare Textstellen. Die Geburtstagsfeier im Kreise "der Schwestern mit Krebs". Alles gut (aber mussten es Drogen sein?!),. Und dann kommt aus meiner Sicht der Bruch! Der Autor trägt in der Schilderung der verschiedenen Schicksale zu dick auf! Was hat der sadistische Großvater, der einer "deutschen Schlampe" die Haare schert, mit der aktuellen Situation zu tun? Muss Jeanne da so tief reinkommen? Trägt man so ein Foto wirklich mit sich?
Genau das war eine der Stellen wo ich dachte: "Häääääh????"

Bei den Schicksalen wäre hier definitiv weniger weitaus mehr gewesen. Mir zeichnet Chalandon die Charaktere hier in diesem Roman zu stereotypisch: die armen Frauen, die bösen Männer. Ich stehe ganz sicher nicht hinter vielen Dingen, die meine Spezies betreibt, aber too much is too much...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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ja weniger als nicht modern, man kann es nicht mehr tun. Aber nichts hätte ich nach dem Ableben meiner Mama lieber getan ...
Ist das wirklich so? Das sollte doch jeder machen dürfen, wie es ihm sein Inneres empfiehlt. Trauer hat ihre Zeit.
Allerdings hätte ich J. einen guten Therapeuten gewünscht. 5 Jahre keine Farben sind trotz aller Tragik eine Ansage. Und ihre eigene Glatze mit der Schandtat des Großvaters zu verquicken, zeugt auch nicht von mentaler Stabilität...
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ist das wirklich so? Das sollte doch jeder machen dürfen, wie es ihm sein Inneres empfiehlt. Trauer hat ihre Zeit.
Allerdings hätte ich J. einen guten Therapeuten gewünscht. 5 Jahre keine Farben sind trotz aller Tragik eine Ansage. Und ihre eigene Glatze mit der Schandtat des Großvaters zu verquicken, zeugt auch nicht von mentaler Stabilität...

Ach, das ist doch die Doofheit des Autors.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Auch ich kenne Menschen, die kein Cannabis oder dessen Geruch kennen.
Ich auch: mich:D
Landei eben.
Denn: "Das ist ja widerlich!" als einziger Kommentar zu den ausgehenden Haaren spricht eigentlich Bände. Dazu gibt es nichts mehr zu sagen außer Adieu!
Der Kerl wird ad absurdum gesteigert. Irgendwann nimmt man ihn nicht mehr ernst.
Etwas eigenartig finde ich das ja auch. Aber gut sollen sie doch den Laden etwas aufmischen. Vielleicht kommt hier ja noch etwas. ...
Da sage ich nichts zu....
 

kingofmusic

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Ich auch: mich:D
Landei eben.
Ich bin Stadtei und obwohl ich vor gefühlten Jahrzehnten oft in Wacken und in Balingen auf Metalfestivals war und um mich herum Joints gereicht und geraucht wurden, hat man mir nie einen angeboten. Ich weiß also nur wie er riecht und ein bißchen die Wirkung habe ich gespürt, als ich mal in Dortmund "The Who" live gesehen habe: auf dem Rückweg hat es geregnet, so dass ich ein Stück über Land gefahren bin. An einer Kreuzung wusste ich dann plötzlich nicht mehr, wie ich das Fernlicht ausschalte :D. Gut das in dem Moment keiner hinter mir war. Durch Motor aus und Blitzgedanke habe ich es dann doch geschafft ha ha ha.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Möglicherweise konnte sie einfach keine Farbe mehr ertragen. Trauer ist seltsam und unberechenbar. Ich finde es auch sehr schade, dass die Sitte mit dem Trauerflor nicht mehr modern ist, ja weniger als nicht modern, man kann es nicht mehr tun. Aber nichts hätte ich nach dem Ableben meiner Mama lieber getan ...

Klar, das wäre ein normaler Umgang, schwarz zu tragen, seine Trauer zu zeigen.

Aber fünf lange Jahre. Das klingt nach einer langen Zeit. Und für mich klingt hier ebenso eine etwaige Bestrafung durch.
 

MRO1975

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Vollpfosten ist alles was mir zu diesem Vollhorst einfällt...:rolleyes:

Genau das war eine der Stellen wo ich dachte: "Häääääh????"

Bei den Schicksalen wäre hier definitiv weniger weitaus mehr gewesen. Mir zeichnet Chalandon die Charaktere hier in diesem Roman zu stereotypisch: die armen Frauen, die bösen Männer. Ich stehe ganz sicher nicht hinter vielen Dingen, die meine Spezies betreibt, aber too much is too much...
Ich habe den Roman schon zu Ende gelesen. Aus dieser Sicht kann ich sagen, dass etwas weniger Drama es auch getan hätte.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mich als nicht-Krebs-aber-anders-Kranke so in diesem Buch wiedererkennen würde. ⠀

Der Autor fängt die Kameradie sehr gut ein, die zwischen Menschen herrschen kann, die einen ähnlichen gesundheitlichen Kampf kämpfen. Ich habe mir schon sehr freundschaftlich einen Raum, Sandwiches und Kaffee geteilt mit vier bis sechs anderen Personen, die auch alle am Tropf hingen. Man duzt sich sehr schnell. Man macht den "Newbies" Mut, die Angst vor den Nebenwirkungen haben, und man stattet sie aus, wenn sie nicht gut ausgerüstet sind. ⠀

Auch diese Vorbereitung ist typisch: man hat so seine Grundausstattung, weil man ja weiß, dass man viele Stunden an einen Ort gebunden ist. Man braucht was zum Essen und zum Trinken, man steckt sich Buch, eBook-Reader und oder Smartphone ein, man zieht sich was an, was sich gut hochkrempeln lässt, damit der Tropf angebracht werden kann, und das darf weder zu warm noch zu kalt sein, weil man das erstmal nicht mehr ändern kann... Im Herbst und Winter sollte man eine Decke dabeihaben, weil man schnell fröstelt, weil die Infusionen normal recht kalt in den Körper laufen.⠀

Sorry fürs Over-Sharing, ich wollte eigentlich nur sagen, dass der Autor diese Atmosphäre sehr gut einfängt!⠀

Allerdings gingen "Tropf-Bekanntschaften" bei mir nie so weit wie im Buch! Das ist aber sicher nicht unrealistisch, weil Krebs ja auch eine Krankheit ist, bei der die Angst sicher sehr viel grundlegender und erschütternder ist, so dass man sich Menschen sucht, die das verstehen.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
@Literaturhexle⠀

Ich bin mir im Moment auch unklar, ob ich Matt nicht zu einseitig gezeichnet finde. Ich finde ihn ganz furchtbar, er macht mich wirklich sauer, und dann denke ich mir doch immer mal wieder: aber da ist doch was. Da steckt doch was hinter. Aber sein Trauma kann man nur erahnen. ⠀

Womit ich nicht sagen will, dass Jeanne zu ihm zurück sollte – so langsam habe ich das Gefühl, dass wir hier zwei Menschen haben, die beide zu stark verwundet sind, um dem anderen zu helfen, selbst wenn sie das wollen.⠀

Zum Thema Drogen... Also, ich selber rauche kein Cannabis, aber ich kenne durchaus chronisch Kranke, die damit ihre Schmerzen und auch ihre Angst in den Griff bekommen. Verglichen mit manchen der richtigen Schmerz-Hämmer ist Cannabis gesundheitlich nicht schädlicher.⠀

@RuLeka⠀

Ja, hier kommt wirklich EINIGES an Themen zusammen... Mal gucken, wie es damit weitergeht. Und immer die gleiche Kombination: Verlust eines Kindes (oder unerfüllter Kinderwunsch) und Krebs. Zwei sehr grundlegende Traumata.⠀

@Anjuta⠀

Die Glaubwürdigkeit gerät hier deutlich ins Wanken!⠀

@MRO1975⠀

Ja, er dreht Jeannes Verluste und Ängste immer um und macht sie zu seinen Verlusten und Ängsten. Am Schlimmsten fand ich sein endloses Gelaber über die berufliche Chance, die ihm durch die Lappen gegangen ist. Ja, das ist ärgerlich, ja, darüber kann man sich aufregen, aber NICHT JETZT. ⠀

Ich habe es so verstanden, dass der Großvater sich so oft damit gebrüstet hat, dass der Verlust der Haare für Jeanne einfach mit einem Akt der Gewalt verbunden ist. Aber hätte das Buch das gebraucht? HMMMKjjjnein.⠀

Von einer Gruppe Frauen wie dieser hätte ich erwartet, dass sie eine andere Lösung des Problems anstreben. ⠀

Vor allem glaube ich auch nicht unbedingt, dass der Vater die Tochter wirklich zurückgibt, wenn er das Geld bekommt. (Wie wollen sie ihm das überhaupt zukommen lassen, ohne sich massiv verdächtig zu machen?)⠀

@Wandablue⠀

Es ist erstaunlich, wie einsam eine Krankheit machen kann, aber auch, wie verbunden man sich mit Wildfremden fühlen kann, die das aus eigenem Erleben verstehen.⠀

Als ich das allerallererste Mal länger im Krankenhaus war, fühlte ich mich am ersten Tag "draußen", als wäre alles zu hell, zu laut, und ich selber ein Fremdkörper.⠀

Ich würde mir auch wünschen, dass der Autor mehr darauf eingeht, statt Schicksale aufzubauen, die sich mit Drama überbieten. Das braucht es hier gar nicht.⠀

Auch wenn der Raubüberfall der Casus Knaxus ist, ist es ein bisschen too much. ⠀

@ulrikeabe⠀

Meiner norwegischen Großmutter haben sie nach dem Krieg als "Deutschenflittchen" den Kopf geschoren. Dennoch denke ich gar nicht an sowas, wenn ich eine Frau mit kahlem Kopf sehe!⠀

@renee⠀

Es wäre eine Möglichkeit, dass Jeanne keine Freundinnen hat, weil sie sich nach dem Tod ihres Sohnes total abgekapselt hat.⠀

Ich stimme dir zu! Ich bin nicht religiös, aber ich kann verstehen, wenn Menschen aus ihrer Religion Kraft beziehen. Dann glaubt man aus Verzweiflung manchmal unglaubliche Dinge... Wenn es hilft? Dummerweise wird das so oft von Scammern ausgenutzt.⠀

@Wandablue⠀

Mein Mann hat nach dem Tod seiner Mutter lange förmliche schwarze Hemden getragen. Normalerweise trägt er aussschließlich T-Shirts, meistens Band-T-Shirts, auch bei der Arbeit! (Er ist Lehrer.) Er hatte einfach den Drang, ihr so seinen Respekt zu erweisen. So weit ich weiß, hat ihn nie jemand nach dem Warum gefragt, sondern es wurde allseits akzeptiert.⠀

@kingofmusic⠀

Helllllgaaaaaa!!! (Sorry, das kommt mir immer noch in den Sinn, wenn ich Wacken höre.) ⠀

Freunde von uns haben eine Band, daher sind wir da ab und an backstage und gucken beim Aufbau zu und so. Und als sie mal vor einigen Jahren in Holland gespielt haben, haben so viele Mitarbeiter im Venue und später so viele Leute im Publikum Cannabis geraucht, dass ich quasi per Passivrauchen high wurde. Alter Falter, man konnte die Luft schneiden!⠀


 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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@kingofmusic⠀

Helllllgaaaaaa!!! (Sorry, das kommt mir immer noch in den Sinn, wenn ich Wacken höre.) ⠀

Freunde von uns haben eine Band, daher sind wir da ab und an backstage und gucken beim Aufbau zu und so. Und als sie mal vor einigen Jahren in Holland gespielt haben, haben so viele Mitarbeiter im Venue und später so viele Leute im Publikum Cannabis geraucht, dass ich quasi per Passivrauchen high wurde. Alter Falter, man konnte die Luft schneiden!⠀
:D:D:D:D Geschichten, die das Leben schreibt :).
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
2.861
5.110
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buchmafia.blogspot.com
Die erste Chemo: Ich habe mitgelitten. Wunderbare Textstellen. Die Geburtstagsfeier im Kreise "der Schwestern mit Krebs". Alles gut (aber mussten es Drogen sein?!),. Und dann kommt aus meiner Sicht der Bruch! Der Autor trägt in der Schilderung der verschiedenen Schicksale zu dick auf! Was hat der sadistische Großvater, der einer "deutschen Schlampe" die Haare schert, mit der aktuellen Situation zu tun? Muss Jeanne da so tief reinkommen? Trägt man so ein Foto wirklich mit sich?
An der Stelle hat mit das Buch zum ersten Mal ein bisschen verloren.
Mir hat die Geschichte im ersten Teil ganz hervorragend gefallen, auch wenn ich vieles ein bisschen übertrieben fand hatte ich bis zur Geburtstagsparty und dem Foto des Deutschenflittchens die Hoffnung, dass sich das Buch wieder fängt und nicht weiter dick aufträgt. Leider ist genau das passiert, und ich mag das nicht gerne.
Es mag ja sein dass genau das die vier Frauen zusammenschweißt, dass sie sich gegenseitig hochschaukeln mit ihren Schicksalen und dass genau das sie zusammenführte. Aber mir ist das ganz klar zu dick, und nachdem ich eben den dritten Abschnitt beendet habe weiß ich, dass das Buch dabei bleibt und Noch weiter in diese Richtung wandelt.

Für mich zerstört das ein bisschen den ungewöhnlich einfühlsamen Roman des ersten Abschnitts. Für mich ist das auch nicht wirklich Tanzen auf dem Vulkan mit dem Wissen, dass der Tod mittanzt, sondern einfach schlecht konstruiert. Keine Warm-Kalt-Dusche für Jeanne mehr, bei der ich mit ihr leide und lache. Leider.