2. Leseabschnitt: Kapitel 4 bis einschl. 8 (Seite 55 - 135)

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.168
49
Ich bin ziemlich sicher, dass ich NICHT die erste bin, die diesen Abschnitt durchgelesen hat.... und ich würde mich sehr gerne davor drücken, den Anfang zu machen....
Andererseits will ich loswerden, was mir auf dem Herzen liegt....
Also: Let´s start!

Wie gesagt, empfand ich den ersten Teil des Romans als sehr empathisch erzählt. Die Sorgen, Leiden und Befindlichkeiten der Protagonistin mit ihrer Krankheit wurden einfühlsam herausgearbeitet. Ihr Mann ist eine Fehlanzeige. Ob es solche Fehlanzeigen im wahren Leben wirklich gibt? Die Ehe hatte ja schon zuvor Schlagseite: Wenn man sich als Ehepaar 5 Jahre nach dem Tod des geliebten Kindes nicht wieder zusammengerauft hat, wird es wohl nie mehr was. Fünf Jahre nicht in den Arm genommen zu werden, nur Kälte zu spüren, Schuldgefühle, keine Farben mehr tragen... unerträglich ist das. Insofern ist Matt schon extrem KRASS gezeichnet. Bis jetzt störte mich das nicht. Ich war so sehr mit Jeannes Schicksal beschäftigt, dass mich dieser oberflächliche, illoyale Kerl nur aufgeregt hat. Ich gönnte Jeanne ihre neuen, optimistischen Freundinnen....

ABER JETZT!?! Ich bin leicht entsetzt, wo das Buch hindriftet. Aber der Reihe nach:

Der Anfang des LA hielt mich noch voll gefangen: Die Freundinnen bringen J. zum Haarschneider, besser kurz und schmerzlos, als lang und zehrend. Matt hatte sich zuvor wieder ein paar Kalauer geliefert. Der Mann ist sowas von daneben, ein bisschen verliert die Figur an Bodenhaftung, scheint er doch nur dummes Zeug zu plappern, um seine Frau damit unendlich zu verletzen - die es sich noch unterwürfig gefallen lässt. Ein bisschen durchschaut sie ihn allerdings, aber nur manchmal: "Matt redete über Matt. Das war sein einziges Thema." (S. 69)

Die erste Chemo: Ich habe mitgelitten. Wunderbare Textstellen. Die Geburtstagsfeier im Kreise "der Schwestern mit Krebs". Alles gut (aber mussten es Drogen sein?!),. Und dann kommt aus meiner Sicht der Bruch! Der Autor trägt in der Schilderung der verschiedenen Schicksale zu dick auf! Was hat der sadistische Großvater, der einer "deutschen Schlampe" die Haare schert, mit der aktuellen Situation zu tun? Muss Jeanne da so tief reinkommen? Trägt man so ein Foto wirklich mit sich?
[zitat]Der Spiegel sprach nicht von mir, nicht von Brigitte oder Melody, von keiner Frau unserer Zeit. In diesem Halbdunkel sah ich aneinandergedrängt alle Opfer der Menschen. Die Geächteten. (S. 79)[/zitat]
Nachvollziehbarerweise läuft Assia raus, entschuldigt sich, läuft wieder weg, weil die anderen mutmaßlich Jeanne "eingeweiht" hatten. In was bitte schön? Hier fing es für mich an, zu einer Soap Opera zu mutieren. Die Schicksale dieser Frauen: Nichts, was es nicht gibt! Ihr habt es selbst gelesen: Brigittes Eltern kommen tragisch auf einmal mit einem Boot ums Leben, gleichzeitig wiederkehrende Karzinome... Die vier Frauen haben Schicksale aus dem Bilderbuch - sorry. Gefängnis, Zwangsprostitution, Kindesentführung, Kindesentzug, traumatische Verluste, ungewollte Schwangerschaft, Bulimie (?) alles dabei. Too much, wenn mich jemand fragt!

Kapitel 5 widmet sich wieder dem treulosen Matt. Seine Nachricht passt eigentlich nicht zu dem Matt, wie er uns bislang vorgestellt wurde. Auf einmal kann er seine Gefühle offenlegen. Der Verlust des Sohnes bricht wieder aus und so weiter.... Nett, aber dann hätte er seine Frau zuvor nicht dermaßen schikanieren müssen.
Was haltet ihr von sowas:
[zitat]Hätte ich ihm sagen sollen, dass ohne ihn meine Augen nicht mehr sehen könnten, meine Haut nicht mehr erschauern, meine Lippen nicht mehr sprechen und mein Herz nichts mehr hoffen?[/zitat]
(Das ist doch Kitsch, Übertreibung, oder soll man es unter Festhalten am Strohhalm verbuchen?) Vielleicht hat der Kerl schon längst eine Andere?

Die Zuwendung zur Kirche und den Heiligen scheint mir plausibel. Aber dann die Begegnung mit den zwei Frauen von den Antillen?!? Die einen Rundbrief verteilen, der nur wirkt, wenn man ihn 89 mal kopiert? Bitte nicht! Jeanne entzieht sich mit einer smarten Lüge, die die antillische Tochter natürlich versteht. Lauter Gutmenschen unterwegs.

Die Geschichte rund um den Kommissar.... Frau tragisch auf der Autobahn überrollt.... Der Fall der raubenden Frauen, die mehrfach UNBEHELLIGT Schmuckgeschäfte ausrauben und irrlichternd für Franzosen gehalten werden. Diese Story wird wohl Vorlage für die Aktion sein, derer wir auf den ersten Seiten schon habhaft werden durften... (Man braucht ja dringend Geld für den russischen Kindesentzieher!) Neieieiein, möchte ich schreien. So plakativ, so filmreif, so offensichtlich kenne ich den Autor gar nicht. Brigitte wird als guter Engel im Krankenhaus dargestellt, die den befallenen Frauen blind ihr Schicksal ansieht und so drei weiteren Leidensgenossinnen in ihrer großen, geerbten Stadtwohnung ein Refugium anbietet.

Wie geht es euch? Ich will euch das Buch keineswegs versauern, aber im Moment bin ich einigermaßen geerdet.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.406
23.956
49
66
Mir geht es mal wieder ähnlich wie Dir. Allerdings habe ich mich davor gedrückt, den Anfang zu machen. Eigentlich will ich das Buch gut finden, habe schon so viel Positives über den Autor gehört. Doch der zweite Teil enttäuscht. Lauter geschundene, geschlagene Frauen, lauter furchtbare Kerle, an die alle geraten sind. Außer dem Kommissar gibt es keine einzige positive Männerfigur.
Bei Jeanne erschien mir ihr Schicksal noch glaubwürdig. Totes Kind und dann noch Krebs. Man kennt Familien, bei denen man denkt, es hätte gereicht an Negativem und dann kommt noch was hinzu. Aber in der Häufung. hier bei den Frauen, da verliert es an Glaubwürdigkeit. Schade! Ich hoffe ja immer noch, dass der Autor die Kurve kriegt.
Jeanne zweifelt ja selbst an dem, was ihr hier alles aufgetischt wird.
Klar, die Geschichte des Kommissars bietet die Vorlage für die Aktion zu Anfang des Buches.
Mich stören auch nicht so Nebenschauplätze wie die in der Kirche. Aber der Gesamteindruck hat sich bei mir zum Negativen hin gewendet.
Bin gespannt, wie @Wandablue das sieht, deren Begeisterung hielt sich im ersten LA schon in Grenzen.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.168
49
Allerdings habe ich mich davor gedrückt, den Anfang zu machen.
Hätte ich auch gern;)
Eigentlich will ich das Buch gut finden, habe schon so viel Positives über den Autor gehört. Do
"Am Tag davor" ist auch ganz, ganz großartig! Das muss man trennen! (Vielleicht wird dieses ja auch noch?).
Aber in der Häufung. hier bei den Frauen, da verliert es an Glaubwürdigkeit. Schade!
Genau so ergeht es mir auch.
Mich stören auch nicht so Nebenschauplätze wie die in der Kirche
Wäre nicht alles andere, wäre es mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Aber wenn das Messer erst aufspringt...:confused:
Bin gespannt, wie @Wandablue das sieht, deren Begeisterung hielt sich im ersten LA schon in Grenzen.
An sie habe ich auch schon gedacht! Hatte sie einen 7ten Sinn? Aber wie du gebe ich die Hoffnung noch nicht auf. Vielleicht nimmt er die Kurve und kehrt in eine glaubwürdige Geschichte zurück. Zu hoffen wär's!
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.635
4.771
49
62
Essen
In diesem LA steht die Frauengruppe im Mittelpunkt. Ein ziemlich geheimnisvoller Haufen, in den Jeanne da gerät. Menschen, die so ganz anders sind als alle ihres bisherigen Lebens. Manchmal gerät mir das dann etwas zu klischeehaft. Natürlich muss Jeanne in ihrem Kreis den ersten Joint ihres Lebens rauchen! Das ist mir ein bisschen zu einfach und pauschal und ich nehme Chalandon bei aller Sprachkunst und dem Genuss des geschriebenen Wortes nicht immer ganz seine Darstellungen des Geschilderten ab. Das Hineinversetzen in die Frauenpsychen erscheint mir an vielen Stellen etwas zu gewollt, zu aufgesetzt. Da wird mir mit Lippenstift und der richtigen weiblichen Kleidung, oder über die Wahl des Partners allzu oft alles zum Ausdruck gebracht, was gesagt werden soll. Nein, ich schwanke, ob ich das wirklich glaubwürdig finde. o_O
 
  • Like
Reaktionen: KrimiElse und RuLeka

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
"Matt redete über Matt. Das war sein einziges Thema." (S. 69)
Diese Erkenntnis ist gut verpackt. Matt ist ein Egoist. Für ihn dreht sich Welt nur um seinen Verlust und wie er damit fertig werden soll, dass sein hübsches Frauchen ihre Haare verliert.
Was hat der sadistische Großvater, der einer "deutschen Schlampe" die Haare schert, mit der aktuellen Situation zu tun? Muss Jeanne da so tief reinkommen? Trägt man so ein Foto wirklich mit sich?
Das passt für mich auch nicht zur Geschichte. Den Verlust der Haare hätte ich niemals (!) mit so einer Situation assoziert. Kein Wunder, dass Assia so sauer war. Wäre ich auch.

Die Schicksale dieser Frauen: Nichts, was es nicht gibt! Ihr habt es selbst gelesen: Brigittes Eltern kommen tragisch auf einmal mit einem Boot ums Leben, gleichzeitig wiederkehrende Karzinome... Die vier Frauen haben Schicksale aus dem Bilderbuch - sorry. Gefängnis, Zwangsprostitution, Kindesentführung, Kindesentzug, traumatische Verluste, ungewollte Schwangerschaft, Bulimie (?) alles dabei. Too much, wenn mich jemand fragt!

Ich war auch etwas enttäuscht, als ich die Kapitelüberschriften sah und dachte mir, ach jetzt werden also die Einzelschicksale ausgerollt, dann kommt der Überfall und dann ist das Buch zu Ende. Nicht sehr innovativ. Ich habe auch von Anfang an gerätselt, warum die Frauen wohl den Juvelier überfallen. Die Lösegeld-Erklärung finde ich profan. Ich hatte etwas lebensbejahendes und verrücktes erwartet. Aber nein, die Frauen wollen natürlich die Welt retten.
Aber dann die Begegnung mit den zwei Frauen von den Antillen?!? Die einen Rundbrief verteilen, der nur wirkt, wenn man ihn 89 mal kopiert? Bitte nicht! Jeanne entzieht sich mit einer smarten Lüge, die die antillische Tochter natürlich versteht. Lauter Gutmenschen unterwegs.

Warum nehmen die Kranken hier eigentlich immer so viel Rücksicht auf die Gesunden? Jeanne lügt, damit die Mutter weiter Hoffnung hat. Krank ist aber die Tochter und die durchschaut die Lüge.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.381
21.192
49
Brandenburg
*Seufz* Ihr habt schon fast alles gesagt.
Deshalb fange ich mit dem Positiven an:

S.57 "Hinter dieser Tür sind wir allein in einer anderen Welt."

Die Einsamkeit und das Alleinsein mit der Krankheit. Es zählen nur noch Schwestern, Pfleger, Ärzte.
Wer einmal längere Zeit mit was Ernstem im Krankenhaus war, weiß, wovon der Autor spricht. Es ist erstaunlich. Das Krankenhaus ist in der Tat eine Welt für sich, abgekoppelt vom Rest der Welt. Und wenn man dann dort ist, fragt man sich, warum der Rest der Welt nichts von einem weiß.


So ist es mit dieser Krankheit auch.
Plötzlich Paria.

Hätte der Autor doch nur diese Thematik weiterverfolgt ....


Ich weiß nicht, was mir der Autor erzählen möchte.
Er nimmt die Erkrankung von Jeanne zum Aufhänger, mir viele Einzelschicksale zu erzählen, skizzenhaft. Damit macht er Seiten. Er erzählt mir nicht nur von Brigitte, nein, auch von ihren Eltern, ihren Großeltern sogar und von ihrem äh, Tizian. Beinahe hätte ich Stecher gesagt.

Alle vier Frauen haben außerordentliche Schicksale. Keine von ihnen hat den Kerlen gesagt, sie sollten mit zum Lebensunterhalt beitragen. ??? In welchem Jahr leben wir eigentlich?

Gut. Ich bin gespannt was mit Assia ist. Ich hab aus Versehen schon weitergelesen.

Es ist ein bisschen so wie mit dem Hausmeisterbuch. Nur war das besser gemacht, die Ausflüge waren nicht so ausladend.

Als Unterhaltung ist der Roman gar nicht schlecht, aber als anspruchsvolle Literatur - ? lasse ich ihn nicht gelten.

Viermal "holte tief Luft".

Zu Kap. 4: Den Vergleich mit dem Holocaust und den armen Frauen, die mit den Nazis kollaboriert haben (aus guten Gründen meistens) - finde ich inakzeptabel.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.381
21.192
49
Brandenburg
Eigentlich eine gute Idee. Selbsthilfegruppen helfen wirklich. Wer sonst sollte einen verstehen? Aber der Autor arbeitet mit Effekthascherei. Wäre gar nicht notwendig gewesen.

Klar, die Geschichte des Kommissars bietet die Vorlage für die Aktion zu Anfang des Buches.
Sicherlich. Aber so was von offensichtlich.

lauter furchtbare Kerle, an die alle geraten sind
Aber hallo! (Männer sind Schweine?) ;-).

Der Autor trägt in der Schilderung der verschiedenen Schicksale zu dick auf
Aber hallo!!!

Neieieiein, möchte ich schreien.
Warum schreien die Lektoren eigentlich nicht?
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.168
49
Wer einmal längere Zeit mit was Ernstem im Krankenhaus war, weiß, wovon der Autor spricht. Es ist erstaunlich. Das Krankenhaus ist in der Tat eine Welt für sich, abgekoppelt vom Rest der Welt.
Das stimmt. Der Autor kann sowas schreiben. Ich sage ja, der letzte Roman hat mich umgehauen, der war klasse!
Alle vier Frauen haben außerordentliche Schicksale
Er lässt diese 4 gebeutelten Frauen zusammenkommen. Sie bilden im wahrsten Sinne des Wortes eine Schicksalsgemeinschaft. Einer für alle, alle für einen! Sie haben ja sonst niemanden mehr. Das ist doch auch komisch: normalerweise hat man doch neben dem Mann noch FreundInnen.... Jeanne ist nach Matts Verrat völlig entwurzelt, niemand schaut nach ihr.
Als Unterhaltung ist der Roman gar nicht schlecht, aber als anspruchsvolle Literatur - ? lasse ich ihn nicht gelten.
Da bist du großzügig. Für mich ist das Soap. Krankenhausserie. Alles übertrieben. Ich bin sehr enttäuscht:(
Warum schreien die Lektoren eigentlich nicht?
Frag sie mal:p!
Wenn es so wäre - was würde dieser Punkt für unseren Blick auf das Buch bedeuten?
Auch dann muss er es mit Niveau und ohne Übertreibungen/Platitüden/Klischees tun. Gegen einen guten, intelligent gemachten Krimi hätte ich auch nichts einzuwenden.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.406
23.956
49
66
Hätte der Autor doch nur diese Thematik weiterverfolgt ....
...dann wäre das ein sehr guter Roman geworden. Alles, was mit der Krankheit zusammenhängt, ist wirklich gut beobachtet.
Ich habe irgendwo gelesen, dass er und seine Frau innerhalb kürzester Zeit eine Krebsdiagnose bekommen haben und dieses Buch hier ist die Verarbeitung. Aber warum muss er daraus eine Räuberpistole machen, mit vier Frauen, die sich an der Männerwelt rächen?
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Und dann kommt aus meiner Sicht der Bruch! Der Autor trägt in der Schilderung der verschiedenen Schicksale zu dick auf! Was hat der sadistische Großvater, der einer "deutschen Schlampe" die Haare schert, mit der aktuellen Situation zu tun? Muss Jeanne da so tief reinkommen? Trägt man so ein Foto wirklich mit sich?
[zitat]Der Spiegel sprach nicht von mir, nicht von Brigitte oder Melody, von keiner Frau unserer Zeit. In diesem Halbdunkel sah ich aneinandergedrängt alle Opfer der Menschen. Die Geächteten. (S. 79)[/zitat].
Ab dieser Seite habe ich aufgehört mir Notizen zu machen. Es kommt nichts mehr, was ich erwähnenswert, besonders finde. Das Gefühl für das Buch ist verpufft.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
und eigentlich wollte ich jetzt schlafen gehen, will aber vorher noch loswerden, was mir im Kopf rum spukt.

Ich glaube der Autor wollte zwangsläufig darauf hinweisen, dass der Verlust von Haaren nicht immer nur ein optisches Problem ist. Dass man geschorenen Frauen nicht nur die Weiblichkeit, sondern auch die Menschlichkeit und Würde nehmen kann. Vielleicht geht in französischen Köpfen das Bild einer geschorenen Frau tatsächlich mit den Kollaboreteurinnen im zweiten Weltkrieg einher (ich habe mich mit diesem Thema noch nie befasst). Aber diese Frauen gleichzeitig mit KZ Insassinen und mit Krebskranken in Relation zu setzen ist allerdings nur schwer zu verstehen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.381
21.192
49
Brandenburg
und eigentlich wollte ich jetzt schlafen gehen, will aber vorher noch loswerden, was mir im Kopf rum spukt.

Ich glaube der Autor wollte zwangsläufig darauf hinweisen, dass der Verlust von Haaren nicht immer nur ein optisches Problem ist. Dass man geschorenen Frauen nicht nur die Weiblichkeit, sondern auch die Menschlichkeit und Würde nehmen kann. Vielleicht geht in französischen Köpfen das Bild einer geschorenen Frau tatsächlich mit den Kollaboreteurinnen im zweiten Weltkrieg einher (ich habe mich mit diesem Thema noch nie befasst). Aber diese Frauen gleichzeitig mit KZ Insassinen und mit Krebskranken in Relation zu setzen ist allerdings nur schwer zu verstehen.
Das ist ein sehr guter Gedanke, Ulrike. Das leuchtet mir ein. Aber mit der gewählten Erzählweise, der Icherzählung, mit der der Autor Betroffenheit transportieren möchte, nimmt er sich auch die Möglichkeit als übergeordneter Beobachter einzugreifen und Einiges zu erklären. Das hätte aber sehr geholfen ...
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.245
18.659
49
48
:confused: Wieso nennt Jeanne im 5. Kapitel Brigitte ihre Adresse, wenn sie sie schon länger kennt und Brigitte und Assia sie auch schon nach Hause gebracht haben??? Überhaupt sind mir so einige Fragwürdigkeiten aufgefallen. Bin gerade ein wenig konfus...
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Für mich kippt der Roman im zweiten Teil total. Ich habe plötzlich das Gefühl, ein völlig anderes Buch zu lesen. Manches wirkt einfach nur sehr seltsam wie der Vorfall mit dem Foto. Anderes ist total übertrieben wie Matts äußerst verletzende Worte und die Lebensgeschichten der Frauen.

Es ist so schade, wie sich das Ganze entwickelt, denn die ersten Kapitel waren so berührend und vielversprechend und auch recht authentisch. Man hat gleich gemerkt, dass der Autor durchaus schreiben kann. Aber je weiter ich lese, desto enttäuschter bin ich.
 
  • Like
  • Stimme zu
Reaktionen: KrimiElse und MRO1975

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Sie haben ja sonst niemanden mehr. Das ist doch auch komisch: normalerweise hat man doch neben dem Mann noch FreundInnen.... Jeanne ist nach Matts Verrat völlig entwurzelt, niemand schaut nach ihr.

Das frage ich mich auch. Wo ist Jeannes beste Freundin, wo ihre Familie? Und auch die anderen sollen sonst keine Unterstützung haben? Das ist doch unglaubwürdig.