2. Leseabschnitt: Kapitel 4 bis 6 (bis S. 115)

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Hab jetzt den zweiten Leseabschnitt geschafft und mein Eindruck vom ersten Leseabschnitt hat sich etwas verändert, und zwar zum Positiven verändert, aber besondere Freunde werden dieses Buch und ich trotzdem nicht werden, bzw. mein Fall ist es dann doch nicht.

Ersteinmal gibt es nun von mir einige Betrachtungen zu der Autorin Fran Ross. Man muss sich in meinen Augen mal auf der Zunge zergehen lassen, diese Frau wurde 1935 geboren. Die afroamerikanische Tochter eines Schweißers und einer Verkäuferin war ein helles Köpfchen und studierte an der Temple University in Philadelphia und graduierte dort 1956 als Bachelor of Science of Communications, Jounalism and Theatre. 1974 hat sie dann Oreo herausgebracht. Sie hat für Essence, Titters und Playboy geschrieben und für die The-Richard-Pryor-Show gearbeitet. Ein zweites Buch hat sie leider aus finanziellen Gründen nicht mehr herausbringen können. 1985 starb sie dann an Krebs.

Sie scheint eine mehr als außergewöhnliche Frau gewesen zu sein. Ihr Schreibstil ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber absolut interessant. Ich überlege an was mich das erinnern sollte. Als erstes ist da dieser so eigene Humor: einerseits ist da eine Satire, aber auch der blanke Spaß am Humor und auch der blanke Spaß am Verqueren Schreiben/Denken und dann wieder schwingt hier wieder eine Gesellschaftskritik durch, die weh tut und andererseits dann kann die Ross auch ebenso gut Menschen beobachten und wiedergeben. Aber genau dies macht ja auch gute Komiker aus. Und dann diese gesamte Melange in das Theseus Thema zu kleiden. Wahnsinn! Und dann aus dieser vergangenen Zeit stammend. Sie scheint irgendwie aus ihrer Zeit gefallen, hätte eher in unsere heutige Zeit gepasst. Ich bin auf jeden Fall sehr beeindruckt!

Dieses Buch gefällt mir aufgrund dieser geschilderten Melange und auch den Gedanke um die Autorin. Ich selbst mag aber eher Geschichten mit einem Erzählfluss und das fehlt mir hier, obwohl es schon deutlich besser ist als im ersten Leseabschnitt.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Es gibt immer wieder mal Sätze, die mich stolpern lassen im Lesefluss.

Auf S. 56 z. B. oben
"Vom jüdischen Teil der Familie hatte Christine die krausen Haare und die zarte Haut (etwa Farbtyp 7, empfindlich) geerbt, vom schwarzen …"

krause Haare und Farbton 7 … ???
Farbton 7 ist dunkelbraun laut der Skala auf Seite 16
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich musste gerade bei dem Absatz über die Hauslehrer lachen - allen voran Milchmann Milton :D. Der Humor in diesem Roman ist wirklich extrem speziell ha ha ha.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Da sagst Du etwas! Es gibt Seiten, da lache ich laut auf und in der nächsten Zeile ärgere ich mich ziemlich wieder über einen Satz oder eine Aussage bzw die Ansammlung von Wörtern. Wie fandet Ihr zB dieses Aufzähl-trunkene Kapitel auf S. 76ff.???
Du meinst die Aufzählung zur Unterdrückung der Frau. ...
Das fand ich teilweise wahr, teilweise erschreckend, teilweise verwirrend. Ebenso hat es mich wütend gemacht, weil leider in fast allen Aspekten viel Wahrheit schlummert.
 
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kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Da sagst Du etwas! Es gibt Seiten, da lache ich laut auf und in der nächsten Zeile ärgere ich mich ziemlich wieder über einen Satz oder eine Aussage bzw die Ansammlung von Wörtern. Wie fandet Ihr zB dieses Aufzähl-trunkene Kapitel auf S. 76ff.???
Mir geht es ähnlich. Aber die "Lach"-Passagen sind deutlich in der Überzahl. Mittlerweile gefällt mir das Buch richtig gut!
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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@renee

Interessant, da empfinden wir das komplett umgekehrt! Nach dem ersten Abschnitt war ich noch vorsichtig positiv gestimmt, nach dem zweiten würde ich das Buch am liebsten abbrechen...

Mit dem Humor kann ich zum Teil, zum Teil aber auch nicht. Das Verquere gefällt mir bis zu einer gewissen Schwelle, und dann stößt es mich geradezu ab. Großartig finde ich, wie hier die Klischees immer wieder gnadenlos umgedreht werden, aber zur Zeit reicht mir das nicht.
Ich habe den ganzen Tag gebraucht für zirka 50 Seiten, das war echt quälend.

Bei der Sache mit den krausen Haaren und dem Farbton 7 habe ich erstmal einen Blick ins englische Original geworfen, ob der Übersetzer da vielleicht die beiden Familien durcheinandergeworfen hat –aber es ist tatsächlich der jüdische Teil der Familie, der Oreo die dunkle Haut und die Locken vererbt haben soll. Das ist wohl auch wieder so eine Umdrehung der Klischees?

Übrigens: der Sprachfluss ist im Original meines Erachtens stimmiger, die Sprache ist viel rhythmischer. Manche Formulierungen erinnern mich tatsächlich ans black english vernacular, aber vieles ist auch im Original einfach nur sehr schräg.

@kingofmusic

Den Humor finde ich zum Teil kostbar, und zum Teil sehr platt... Mir geht es da wie @Anjuta!
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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@renee

Interessant, da empfinden wir das komplett umgekehrt! Nach dem ersten Abschnitt war ich noch vorsichtig positiv gestimmt, nach dem zweiten würde ich das Buch am liebsten abbrechen...

Mit dem Humor kann ich zum Teil, zum Teil aber auch nicht. Das Verquere gefällt mir bis zu einer gewissen Schwelle, und dann stößt es mich geradezu ab. Großartig finde ich, wie hier die Klischees immer wieder gnadenlos umgedreht werden, aber zur Zeit reicht mir das nicht.
Ich habe den ganzen Tag gebraucht für zirka 50 Seiten, das war echt quälend.

Bei der Sache mit den krausen Haaren und dem Farbton 7 habe ich erstmal einen Blick ins englische Original geworfen, ob der Übersetzer da vielleicht die beiden Familien durcheinandergeworfen hat –aber es ist tatsächlich der jüdische Teil der Familie, der Oreo die dunkle Haut und die Locken vererbt haben soll. Das ist wohl auch wieder so eine Umdrehung der Klischees?

Übrigens: der Sprachfluss ist im Original meines Erachtens stimmiger, die Sprache ist viel rhythmischer. Manche Formulierungen erinnern mich tatsächlich ans black english vernacular, aber vieles ist auch im Original einfach nur sehr schräg.

@kingofmusic

Den Humor finde ich zum Teil kostbar, und zum Teil sehr platt... Mir geht es da wie @Anjuta!
Ich bin sehr gespannt was du am Ende sagst.

Der Humor ist definitiv platt, aber dadurch, dass ich vieles vom hier Beschriebenen als gewollt überzeichnet empfinde, stört mich das nicht so sehr. Auch die Umdrehung der Klischees empfinde ich als sehr interessant.

Was denkst du, wie schwer wird es für ein schlaues Köpfchen sein, so einen Text zu verfassen? Denn trotz des Platten ist hier alles gut durchdacht. Wie gesagt bin auf deine Endmeinung gespannt.
 
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Anjuta

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Du meinst die Aufzählung zur Unterdrückung der Frau. ...
Ja, plus die Aufzählung Selbstverteidigungstechniken und die Aufzählung der Hammermoves und das alles über insgesamt 15 Zeilen auf ganzen 2 seiten. Das fand ich auf jeden Fall eher nervig und reichlich aufgesetzt und etwas "gewollt".
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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So richtig viel passiert nicht in diesem 2. LA. Wir lernen vermeintlich die Familienkonstellation der Heldin kennen. Aber ganz ehrlich: auch am Ende dieses Abschnitts habe ich nicht den Hauch einer Vorstellung davon, wie und in welchen Verhältnissen Oreo lebt.
Ich habe mich dann auf die Sprache konzentriert mangels Handlungssträngen, die mich gefangen nehmen und bin dabei auf einen Haufen von mir unverständlichen Wörtern gestoßen. Da sind:
1. die jüdischen Ausdrücke, zu denen mir aber das anhängende Glossar weiterhelfen kann, auch wenn das Hin- und Herblättern reichlich nervig ist. Da sind aber darüber hinaus auch
2. andere unverständliche Wörter, die mir ausgedacht erscheinen. Hier ein paar Beispiele:
  • ententinnert (S. 102) - vergessen?
  • paterotisch (S. 104) - auch das wohl Neuschöpfung des Autors/des Übersetzers
  • Interproximalstimulator (S. 112) - irgendwas mit Zahnbürsten
Gern kommen solche Fremdwörter auch in Häufung vor. Hilft mir diese Fremdwörterflut irgendwie zum Erkenntnisgewinn? Ich fürchte eher nicht. Ich finde diese Wortschöpfungsmanie eher nervig und aufgesetzt.

Und was soll ich von der eher willkürlich eingefügten Menueauswahl zum "schönen kleinen Heimkehrmahl" (s. 93ff) halten? Ich bin weiterhin verwirrt und fühle mich eher überfordert von der Schreibweise des Autors.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Und was soll ich von der eher willkürlich eingefügten Menueauswahl zum "schönen kleinen Heimkehrmahl" (s. 93ff) halten? Ich bin weiterhin verwirrt und fühle mich eher überfordert von der Schreibweise des Autors.
Da habe ich einfach nur Hunger bekommen :D:D:D.
Aber ehrlicherweise: verstanden habe ich es auch nicht ha ha ha.
 

ulrikerabe

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Ich kann mit diesem Buch nicht. ich komme mit dem experimentellen Stil nicht klar, ich finde keine Zugang zum Text, zum Inhalt, zum Humor(?) auch nicht. Ich halte mich jetzt eher nicht für ungebildet oder gar unbelesen, aber ich hasse, es wenn ich jedes xte Wort nachschlagen muss, Analysen zur griechischen Mytholgie mit Sekundärliteratur herstellen muss, ständig aus dem Lesefluss greissen werde. Ich mag Bücher, wie Meyrink ( ;) ) sie schreiben würde. Ein Dominostein am Anfang, einer in der Mitte und einer am Schluss und dazwischen diverse Steine. Wenn diese umfallen, ergibt es ein Bild. Hier sind die Steine umgefallen, als ob die Katze darüber gelaufen wäre.
Ich kann und willl mit diesem Buch nicht mehr. Da ist nichts was mich erfreut, anregt, beseelt, da ist nur absolutes Leseversagen bei mir.
 

kingofmusic

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Ich kann dich da voll und ganz verstehen. Vor allem wie im Fall dieses Buch, wenn dann das nachgeschlagene Wort gar nicht existiert, sondern frei erfunden wurde. Das ist wirklich nervig.
Auf der anderen Seite ist das "Phänomen" der Wortneuschöpfungen in der Literatur ja nichts neues - auch zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung von "Oreo" nicht. Vorher hatte schon George Orwell in "1984" eine neue "Sprache" eingeführt. Und das Buch ist zurecht heute ein Klassiker.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich kann dich da voll und ganz verstehen. Vor allem wie im Fall dieses Buch, wenn dann das nachgeschlagene Wort gar nicht existiert, sondern frei erfunden wurde. Das ist wirklich nervig.
Das hier ist sehr interessant! Wie unterschiedlich wir doch dieses Werk sehen. Gerade auch diese Wortschöpfungen fand ich so klasse. Und ich sage bewusst auch. Klasse fand ich bei Oreo ja so einiges.
 
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ulrikerabe

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Auf der anderen Seite ist das "Phänomen" der Wortneuschöpfungen in der Literatur ja nichts neues - auch zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung von "Oreo" nicht. Vorher hatte schon George Orwell in "1984" eine neue "Sprache" eingeführt. Und das Buch ist zurecht heute ein Klassiker.
ja, aber Orwell hat keine Fantasiebegriffe verwendet sondern nur gebräuchliche Wort zweckverfremdet. Für Neusprech brauch ich kein Wörterbuch.
 
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ja, aber Orwell hat keine Fantasiebegriffe verwendet sondern nur gebräuchliche Wort zweckverfremdet. Für Neusprech brauch ich kein Wörterbuch.
Da muss ich dir Recht geben, liebe @ulrikerabe . Aber ich glaube, bei diesem Roman kommt es gar nicht so sehr drauf an, jedes einzelne Wort zu verstehen/ nachzuschlagen, sondern es in seiner Gesamtheit zu betrachten und zu beurteilen. Hier als auch in der Kunst ist es ja so: es liegt alles im Auge des Betrachters. Sowohl was die positiven als auch die negativen Aspekte anbelangt. Schade ist, dass wir Fran Ross nicht mehr dazu befragen können...
 

Wandablue

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18. September 2019
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@renee

Interessant, da empfinden wir das komplett umgekehrt! Nach dem ersten Abschnitt war ich noch vorsichtig positiv gestimmt, nach dem zweiten würde ich das Buch am liebsten abbrechen...

Mit dem Humor kann ich zum Teil, zum Teil aber auch nicht. Das Verquere gefällt mir bis zu einer gewissen Schwelle, und dann stößt es mich geradezu ab. Großartig finde ich, wie hier die Klischees immer wieder gnadenlos umgedreht werden, aber zur Zeit reicht mir das nicht.
Ich habe den ganzen Tag gebraucht für zirka 50 Seiten, das war echt quälend.

Bei der Sache mit den krausen Haaren und dem Farbton 7 habe ich erstmal einen Blick ins englische Original geworfen, ob der Übersetzer da vielleicht die beiden Familien durcheinandergeworfen hat –aber es ist tatsächlich der jüdische Teil der Familie, der Oreo die dunkle Haut und die Locken vererbt haben soll. Das ist wohl auch wieder so eine Umdrehung der Klischees?

Übrigens: der Sprachfluss ist im Original meines Erachtens stimmiger, die Sprache ist viel rhythmischer. Manche Formulierungen erinnern mich tatsächlich ans black english vernacular, aber vieles ist auch im Original einfach nur sehr schräg.

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Den Humor finde ich zum Teil kostbar, und zum Teil sehr platt... Mir geht es da wie @Anjuta!
Ich glaube, das Buch funktioniert nur in der Originalsprache. Was mich angeht, verstehe ich nicht viel und lustig finde ich gar nichts.
 
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