2. Leseabschnitt: Kapitel 3 und 4 (Seite 105 bis 229)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich habe nun den Abschnitt komplett beendet.
Roland und seine verkorkste Liebe zu seiner Lehrerin Miriam ist schon recht heftig. Sie baut regelrecht eine Abhängigkeit zu sich auf, aus der Roland wegen seiner Triebe gar nicht herausbrechen möchte. Das könnte noch spannend werden in der weiteren Handlung.
Der Bezug zur Familie wird nur durch den losen Schriftverkehr zur. Unter gehalten, und dieser wird durch das Internat initiiert. Geschieht dies wirklich so? Oder ist es nur in Rolands Fall so gelaufen, dass beide Seiten keinen großen Drang haben sich persönliches mitzuteilen, und die Briefe nur ein Pflichtprogramm sind?
Ich komme zwar nur langsam voran, aber ich lese den Roman trotzdem gerne, allerdings packt er mich nicht so wie ich es beim Autor schon erlebt habe.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich bin auf Seite 180, also noch nicht zu Ende mit dem LA - muss aber unbedingt loswerden, dass ich mich bisher unendlich langweile .....
Da fragt man sich manchmal was besser ist? Wenn man sich langweilt, oder wenn man sich über ein Buch ärgert, wie es in der letzten Zeit ja auch schon häufiger gewesen ist.
Aber wir haben ja noch einige Seiten vor uns…..noch ist alles offen
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ah, ja ... Amour.
Die Verführungsgeschichte rundet den 2. LA ab. Macht ihn auch interessanter. Ich muss es so stehen lassen, wie McEwan es schreibt, aber glaubhaft finde ich diese Geschichte nicht, kommt mir vor wie Wunschträume eines alten Mannes.
Einerlei. Geschrieben ist es gut und insoweit nachvollziehbar. Macht. Abhängigkeiten. Sex. Allerdings bekommt Miriam kein Innenleben.

Ich begreife das mit der Musik nicht so richtig. Wenn Roland so gut ist, dann muss er auch mit Gefühl bei der Sache sein, sonst kann man nicht auftreten. Aber seine Äußerungen zur Musik sind nicht die eines leidenschaftlichen Musikers, ausserdem sagt er im ersten oder zweiten Kapitel einmal, er sei unmusikalisch. Wie das?
Dass Miriam noch so jung ist, hat uns Ian lange verschwiegen.

Nun zum Rest, der mich unglaublich langweilt. Wozu diese ausführlichen Einlassungen zur Weißen Rose? Für mich als deutschen Leser ist das kalter Kaffee und ausserdem Schnee von gestern. Hab ich nicht gebraucht. Die Einlassungen zur atomaren Bedrohung Schweinebucht/Kuba/Kennedy - same. Hätte Ian seinen Roman etwas später geschrieben, hätte ich gedacht, dass er damit auf eine Parallele zur heutigen Bedrohung durch Putin abzielt, aber 2020 (Schreibzeit) war es noch nicht abzusehen in dieser Klarheit.

Dass geschichtliche Ereignisse die Menschen beeinflussen ist banal. Binse.

Erster Eindruck: flüssige Lese, aber thematisch reißt mich nichts vom Hocker.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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se Geschichte nicht, kommt mir vor wie Wunschträume eines alten Mannes.
Wenn Du weiter liest, wirst Du merken, dass es eher ein Albtraum als ein Wunschtraum ist.
Dass Miriam noch so jung ist, hat uns Ian lange verschwiegen
Für einen 11 - oder 14Jährigen ist alles über Zwanzig alt. War kein bewusstes Verheimlichen.
ausführlichen Einlassungen zur Weißen Rose? Für mich als deutschen Leser ist das kalter Kaffee und ausserdem Schnee von gestern. Hab ich nicht gebraucht.
Für deutsche Leser nicht so interessant wie für englische Leser. Aber auch dieser Faden wird später wieder aufgegriffen.
Die Einlassungen zur atomaren Bedrohung Schweinebucht/Kuba/Kennedy - same
Not the same! Sondern die Begründung für Rolands verstärktes Interesse an Sex und dem Wunsch, es unbedingt mal gemacht zu haben, bevor sich alles im atomaren Dunst auflöst.
 

Wandablue

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Not the same! Sondern die Begründung für Rolands verstärktes Interesse an Sex und dem Wunsch, es unbedingt mal gemacht zu haben, bevor sich alles im atomaren Dunst auflöst.
Recht gewollt. Aber du hast insoweit recht - ich bin noch nicht weit und es kann zum Schluss auch für mich alles anders aussehen. Das sind Lesemomentaufnahmen.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Not the same! Sondern die Begründung für Rolands verstärktes Interesse an Sex und dem Wunsch, es unbedingt mal gemacht zu haben, bevor sich alles im atomaren Dunst auflöst.
Das wird auch ausdrücklich betont. Die Jungen reden im Schlafsaal darüber, "es" zu tun, bevor die atomare Bedrohung all ihrer Leben vernichten wird. Dieses Gespräch veranlasst Roland dazu, Miriam aufzusuchen.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Der Bezug zur Familie wird nur durch den losen Schriftverkehr zur. Unter gehalten, und dieser wird durch das Internat initiiert. Geschieht dies wirklich so? Oder ist es nur in Rolands Fall so gelaufen, dass beide Seiten keinen großen Drang haben sich persönliches mitzuteilen, und die Briefe nur ein Pflichtprogramm sind?
Also wenn ich mir das Kommunikationsverhalten (vielmehr die fehlende Kommunikation ;) ) in manchen Familien so anschaue, wundert mich das überhaupt nicht! (Ich kann mir das allerdings in unserer Familie nicht vorstellen!)
 
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Barbara62

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Leider hinke ich hinterher, aber nicht, weil mich das Buch nicht fesseln würde. Mir ist leider wieder mal das Leben dazwischengekommen und eine ausgefallene sechsstündige Bahnfahrt.

Eine Sache wundert mich sehr. Ich war eigentlich immer der Meinung, dass die Achtung vor den diversen Widerstandskämpfern in Deutschland erst lange nach dem Krieg kam. Ich selbst kann mich erinnern, dass sehr viele Menschen ihnen in den 1970er-Jahren noch durchaus skeptisch gegenüberstanden. Als Ende der 1970er-Jahre mein Interesse an den Scholls, Dietrich Bonhoeffer oder den Attentätern des 20. Juli 1944 erwachte, sahen viele sie noch kritisch. Dass Jane in München 1946 ausschließlich auf Bewunderer traf, vermag ich kaum zu glauben.

Habt ihr noch Erinnerungen oder andere Erfahrungen gemacht?
 

Barbara62

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Also wenn ich mir das Kommunikationsverhalten (vielmehr die fehlende Kommunikation ;) ) in manchen Familien so anschaue, wundert mich das überhaupt nicht! (Ich kann mir das allerdings in unserer Familie nicht vorstellen!)
Die große Distanz, die fehlenden digitalen und damit schnellen Kommunikationsmittel und die Entfremdung durch die seltenen Begegnungen machen die Beschreibung für mich glaubhaft. Und welches Kind schreibt schon gerne lange Briefe und kann Gefühle hineinverpacken?
 

Barbara62

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Nun zum Rest, der mich unglaublich langweilt. Wozu diese ausführlichen Einlassungen zur Weißen Rose? Für mich als deutschen Leser ist das kalter Kaffee und ausserdem Schnee von gestern. Hab ich nicht gebraucht.
Ich finde die Zusammenfassung über die Weiße Rose und die britische Perspektive interessant.
 

Helmut Pöll

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Eine Sache wundert mich sehr. Ich war eigentlich immer der Meinung, dass die Achtung vor den diversen Widerstandskämpfern in Deutschland erst lange nach dem Krieg kam.
Jane geht doch zunächst in ein Büro der Universität. Dort hielt man die Geschwister Scholl schnell nach dem Krieg in Ehren, aber vermutlich auch deshalb, um die eigene
unrühmliche Geschichte davor zu kaschieren.

Ich habe es so verstanden, dass sie sich ja fast ausschließlich mit Kontakten abgibt, die sie über die Universität bekommen hat bzw. mit Leuten aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis der Scholls.
 

RuLeka

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Ich habe es so verstanden, dass sie sich ja fast ausschließlich mit Kontakten abgibt, die sie über die Universität bekommen hat bzw. mit Leuten aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis der Scholls.
Die sind sicher nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Aber für ihre Recherche hatte sie vornehmlich mit Menschen aus dem näheren Umfeld der Gruppe zu tun.
 

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Nun hat mich der Autor endgültig erreicht, die unterschiedlichen Vorgeschichten der Eltern und die Entwicklung von Roland und Alissa lassen die Figuren sehr lebendig, fühlbar werden und erklären auch das Handeln. Alissa hatte wohl Angst, in ihrer Ehe, mit dem kleinen Sohn und Roland als kompliziertem Ehemann wie ihre Mutter ihr eigenes Leben, ihre eigenen Interessen zu verlieren. Janes Unterlagen, die Geschichte der Weißen Rose, hatten ihn sehr beschäftigt, als er sie gelesen hatte, doch nun hat Alissa die Unterlagen mitgenommen.

Das Verhalten der Klavierlehrerin ist nachvollziehbar, auch wenn es den Sex mit Minderjährigen nicht entschuldigt. So kommt langsam durch, wie sehr das Roland geprägt und aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte mir auf Grund der Schilderungen im ersten Abschnitt eine etwas ältere Frau vorgestellt, dabei ist sie jetzt, als er 14 ist, erst 25 Jahre alt. Was ich an dieser "Beziehung" wirklich sehr schlimm finde, ist, wie sehr sie ihn bewusst einengt, durch den Sex an sich bindet, diese Woche, in der sie sich nicht meldet, führt ihn schnell wieder (abgesehen von seiner Sehnsucht und seinen Gedanken) zu den gleichaltrigen Mitschülern im Internat zurück, er ist wieder einfach 14 Jahre alt und seine Leistungen bessern sich sofort. Ihr Verhalten ist insgesamt mehr als eigenartig, durch welche Erfahrungen auch immer sie selbst so geworden ist.

Seine extreme Angst nach dem Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wirkt auf mich schon zwanghaft. Auf Seite 161 kurz ein Lichblick in der Jetztzeit, ein kurzes Aufflackern, aber dann doch keine Veränderung. "Er könnte jetzt raus in den Garten gehen und als Tribut an die einstigen Freiheiten sein Glas erheben." (Zitat Se)ite 161
 

Circlestones Books Blog

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Wienerin auf Rügen
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Jede Entscheidung hat Konsequenzen, und damit sollte man leben.
Das sehe ich auch so. Klar denkt man besonders in den späteren Lebensjahren mal darüber nach, wo man eindeutig falsch entschieden hat, hinterher, und dabei wird leicht vergessen, dass man den anderen Weg nicht gegangen ist und den also nicht realistisch, sondern verklärt positiv sieht. Hätte so sein können, muss aber nicht sein und daher bringt das im Grunde nur das Wissen, dass man Dinge rückwirkend nicht ändern kann. Mich bringt man immer noch mit Sprichwörtern wie "Durch Fehler wird man klug" auf die Palme, denn was nützt uns diese Erkenntnis? Das mag für eine heiße Herdplatte gelten, aber nicht für die Entscheidungen des Lebens. Genau das ist ein Grund, warum ich bestimmt Bücher der Gegenwartsliteratur, in der es um Befindlichkeiten, Entscheidungen und danach das endlose Jammern darüber geht, nicht mehr lese. Genau genommen seit "Die Liebe im Ernstfall" von Daniela Krien. Hier nun, bei Ian McEwan sind es Mütter, die ihren Frust an den Kindern auslassen, oder, der damaligen Zeit entsprechend, sich nicht trauen, sich den Entscheidungen ihres Ehemannes zu widersetzen, siehe englisches Internat für Roland. Alissa will das Verhalten ihrer Mutter nicht wiederholen, verlässt Baby und Mann, um zu versuchen herauszufinden, was sie vom Leben erwartet. Muss man jetzt nicht gut finden, aber es ist in diesem Setting der einzelnen Figuren und ihrer Geschichten nachvollziehbar.