Das habe ich auch so empfunden. VF und die Französischlehrerin wirken auf die Erzählerin ein, sodass diese die Prächtigkeit des Sonnenuntergangs erkennen kann. Für mich ist das eine Methapher dafür, dass sie beginnt, die Einzigartigkeit des Lebens zu erkennen, aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und die Uniformität aufgibt.Der Sonnenuntergang hat aus meiner Sicht große Symbolkraft. Wie kann die Farbe des Himmels, etwas völlig Normales, soviel Widerstand in der Gruppe auslösen? Der Sonnenuntergang als Symbol für Schönheit, Farbe, Hoffnung, Frieden, ein anderes Leben? "Der Himmel war an diesem Abend ein Anfang."(104)
Sie zieht den Kopf ein, um sich mit den Problemen nicht befassen zu müssen. Wahrscheinlich weil sie fühlt, dass zur Lösung nichts beitragen kann. Vllt. ist ihr Vater gerade an diesem Konflikt zerbrochen und sie schützt sich nur selbst.Die Erzählerin weiß über all das Bescheid, verdrängt es aber, unter anderem durch das Lesen von Klassikern. Sie will bewusst in andere Welten eintauchen. Sie ist darüber hinaus mit anderen Themen (VF) beschäftigt. Jetzt drängen aber all die anderen Themen in ihren Kopf. "Jetzt öffnet sie innerem Widerspruch Tür und Tor (147)".
Ja, ich verliere ab und zu den Faden, wenn die Reflexionen zu lang sind...Weiterhin bin ich von der Dichte des Textes sehr angetan. Einerseits gibt es eine Handlungsebene in der Gegenwart, die immer wieder durch die Gedanken und Reflexionen der Erzählerin ergänzt wird. Insofern muss man schon konzentriert lesen.
Ich habe keine Ahnung...Was hat es mit dem Katzenkopf auf sich? Ist auch er ein Symbol?
Danke für den Hinweis: hätte ich tatsächlich übersehen. Natürlich ist hier der Sonnenuntergang abgebildet, der wiederum in diesem LA eine große Rolle spielt.Hier fand ich seeehr interessant den Bezug zum Cover, dass auf den ersten Blick so gar nicht zu dem Roman passt
Ich hatte zu dem Sonnenuntergang folgende Gedanken: Die Gruppe bestand zunächst darauf, dass der Himmel nur blau sein konnte (und weiß oder schwarz). Die Meinung, dass der Himmel blau zu sein hat, steht für das Althergebrachte, für eingefahrene Denkmuster und Traditionen ("das offizielle blau"). Im Französischkurs zwingt die Lehrerin die Gruppe, den Sonnenuntergang anzuschauen und andere Farben zu erkennen. Das fällt der Gruppe schwer, einige schauen sogar weg. Sie wollen zunächst alte Denkgewohnheiten nicht verändern.Für mich ist das eine Methapher dafür, dass sie beginnt, die Einzigartigkeit des Lebens zu erkennen, aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und die Uniformität aufgibt.
Folgende vorläufige Gedanken: Katzen stehen in dem Buch für die Abwertung der Gesellschaft für Frauen. Katzen haben scheinbar weibliche Eigenschaften wie Hinterhältigkeit, Untreue...deshalb werden Katzen von der Bevölkerung auch getötet. Die Protagonistin fühlt vielleicht deshalb Sympathie für die tote Katze.Was hat es mit dem Katzenkopf auf sich? Ist auch er ein Symbol?
Das habe ich genauso empfunden. Es spricht aber auch für das Charisma der Lehrerin. Man darf auch den gruppendynamischen Effekt nicht vergessenInteressant finde ich, dass nicht nur unsere Protagonistin diesen Symbolgehalt erkennt, sondern die ganze Gruppe. Das ist ein bisschen unrealistisch aber charmant.
Zumindest kommt da noch was. Der Milchmann scheint ja über ein unglaubliches Netz an Informationen/Informanten zu verfügen.Ich hab den Verdacht, dass der Nachbar von VF irgendwie mit dem Milchmann in Verbindung stehen könnte. Vielleicht bekommt der MM Infos von diesem Nachbar...nur eine Vermutung
Das macht es wirklich spannend. Sie führt einen auch immer wieder gut in die Gegenwart zurück, so dass die Abschnitte leicht voneinander zu trennen sind.Mir gefällt die nicht lineare Erzählweise mit Rück - und Vorblenden und Refexione
Im nächsten Abschnitt tut sich etwas Hoffnung aufSie ist wie gefangen in diesem Sumpf...ich wüsste da auch keinen Ausweg.
... Die Lektüre ist gleichermaßen faszinierend wie herausfordernd. Unglaublich, wie es ihr gelingt, von der konkreten Ebene auf eine Metaebene zu gelangen. Immer wieder kommt sie vom Alltagsgeschehen oder von Erinnerungen auf tiefgründige Gedanken, Assoziationen und Interpretationen… Genial!Einerseits gibt es eine Handlungsebene in der Gegenwart, die immer wieder durch die Gedanken und Reflexionen der Erzählerin ergänzt wird. Insofern muss man schon konzentriert lesen.
... So denke ich auch darüber.Die Meinung, dass der Himmel blau zu sein hat, steht für das Althergebrachte, für eingefahrene Denkmuster und Traditionen ("das offizielle blau"). Im Französischkurs zwingt die Lehrerin die Gruppe, den Sonnenuntergang anzuschauen und andere Farben zu erkennen. Das fällt der Gruppe schwer, einige schauen sogar weg. Sie wollen zunächst alte Denkgewohnheiten nicht verändern.
Die Entdeckung von anderen Himmelsfarben, außer den offiziellen eröffnet die Möglichkeit, anders zu denken und zu handeln als die "Väter und Vorväter".
Danke für deine umfassenden Gedanken und Interpretationen @SuPro! Ich kann alles so unterschreiben. Spannend deine Annahme, dass es auch um die inneren Konflikte geht, die im Extremfall in einer Depression münden können. War das vielleicht auch bei Erzählerins Vater der Fall? Dass er keine Hoffnung mehr gesehen hat? Er hat ein Kind verloren und die Tochter den Geliebten. Er hatte eine höchst angepasste und oberflächliche Frau... Da kann man schon mal depressiv werden...Es ist eine Gratwanderung. Depressiv zu sein ist in dieser Welt genauso übergeschnappt, wie optimistisch zu sein.