2. Leseabschnitt: Kapitel 2 (S. 38 bis S. 69)

claudi-1963

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McEwan ist nicht der Erste, der Kakerlaken Macht verleiht. Sie gelten als besonders resistent und invasiv, da sie in "Massen" auftreten.
[zitat] Im Film Joes Apartment – Das große Krabbeln stehen im Mittelpunkt der Handlung „sprechende Kakerlaken“. In dem Film Men in Black ist der Gegner der Protagonisten eine außerirdische Schabe. In der Folge Sandkastenliebe der Fernsehserie Der letzte Zeuge werden Kakerlakenrennen thematisiert. Im Buch La Cucaracha oder die Stunde der Kakerlaken von Daniel E. Weiss[8] spielt eine Kolonie von hochintelligenten Kakerlaken die Menschen gegeneinander aus./zitat] Quelle: Wikipedia[/zitat]
Ja das stimmt, irgendwie müssen die Kakerlaken was besonderes an sich haben. :) Vielleicht liegt es aber auch daran, das sie niemand gerne haben möchte in seinem Haus oder Wohnung?

Mir geht hier auch etwas die Geschichte der verwandelten Kakerlake verloren. Ist das nun Jim Sams, der Premier, oder ein aus einem Insekt neu geborener Premier. Er scheint eher so weiter zu machen wie bisher, die Folgen der Veränderung sind nicht mehr bzw. nur sehr schwer sichtbar.
Stimmt, das fand ich auch sehr schade, das dies hier nicht mehr groß erwähnt wird. Den gerade das machte den ersten Teil so interessant, diese Umwandlung. Für mich ging diese Umwandlung fast ein bisschen zu schnell, man hat das Gefühl wie wenn Jim schon lange ein Mensch wäre.

Was die Kakerlaken angeht, kann ich mir höchstens vorstellen, dass sie als Symbol gewählt wurden, weil sie a) Schädlinge sind und b) sich bei den Menschen nicht allzu großer Beliebtheit erfreuen. Allerdings muss man jetzt im zweiten Teil wirklich sagen, dass da Menschen handeln, von Ungeziefer weit und breit keine Spur.
Ja das vermute ich auch das man die deshalb gewählt hat. Leider finde ich das sehr schade, das hier das menschlich sein schon alles übernommen hat. Ich hatte mich so gefreut, das er vielleicht weiter mit einer Schmeißfliege liebäugelt und die dann doch noch verputzt und alle dumm schauen. :)
Dafür war das singen im Parlament eine schöne Sache.
 
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claudi-1963

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Ich bin mir absolut nicht sicher, ob ein derartiger Volksentscheid bei uns anders ausgehen würde. Komplizierte Zusammenhänge kann/will die Masse gar nicht erfassen. Dadurch fällt sie auf Populisten rein, die vermeintlich einfache Antworten geben. Und bei geringer Wahlbeteiligung sind schnell 50% erreicht.
Insofern stehe ich dem Volksentscheid per se kritisch gegenüber.

Das war ja auch das Problem damals, das die Populisten das Volk aufgewiegelt hat ohne das, dass Volk überhaupt wusste was für Ausmaße ein Austritt bedeutet. Anderseits bin ich mir nicht sicher ob die nicht heute wieder so entscheiden würden. Ja ich würde da für unser Volk auch nicht die Hand ins Feuer legen. Anderseits muss man sagen es ist ja auch lange nicht alles gut was die EU verfasst, beschließt oder tut. Ich denke die Vor-und Nachteile geben sich da die Hand.
 

Renie

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McEwan ist nicht der Erste, der Kakerlaken Macht verleiht. Sie gelten als besonders resistent und invasiv, da sie in "Massen" auftreten.
[zitat] Im Film Joes Apartment – Das große Krabbeln stehen im Mittelpunkt der Handlung „sprechende Kakerlaken“. In dem Film Men in Black ist der Gegner der Protagonisten eine außerirdische Schabe. In der Folge Sandkastenliebe der Fernsehserie Der letzte Zeuge werden Kakerlakenrennen thematisiert. Im Buch La Cucaracha oder die Stunde der Kakerlaken von Daniel E. Weiss[8] spielt eine Kolonie von hochintelligenten Kakerlaken die Menschen gegeneinander aus./zitat] Quelle: Wikipedia[/zitat]
Aha, also nicht nur Politiker sondern auch Filmstar. Das macht mir Kakerlaken dennoch nicht sympathischer :D
 

Renie

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Mancher meint, McEwan hätte sich zu wenig Zeit dafür genommen, die letzte Veröffentlichung liegt nur 6 Monate zurück.
Der Roman ist tatsächlich in einer Hauruck-Aktion veröffentlicht worden. Es musste schnell gehen, um die Nähe zum Brexit zu halten. Würde der Roman erst im nächsten Jahr veröffentlicht werden, liefe man Gefahr, dass sich die politische Situation weiter entwickelt und somit der aktuelle Bezug nicht mehr eindeutig wäre. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sich in Englands Brexit-Theater in den nächsten Monaten viel ändern wird. Aber ich lasse mich gern überraschen.;)
 

claudi-1963

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Der Roman ist tatsächlich in einer Hauruck-Aktion veröffentlicht worden. Es musste schnell gehen, um die Nähe zum Brexit zu halten. Würde der Roman erst im nächsten Jahr veröffentlicht werden, liefe man Gefahr, dass sich die politische Situation weiter entwickelt und somit der aktuelle Bezug nicht mehr eindeutig wäre. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sich in Englands Brexit-Theater in den nächsten Monaten viel ändern wird. Aber ich lasse mich gern überraschen.;)
Aber dann ist ja der Roman irgendwann gar nicht mehr interessant, weil keiner dann die Situation nicht mehr kennt, aber das glaub ich nicht. Den die Idee ist ja trotzdem grotesk, nicht nur mit der Kakerlake sonder auch die Geldumkehr.
 

Renie

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Warum genau braucht es die Kakerlaken
Vielleicht um zum Einen aufzuzeigen, dass jeder Depp bzw. Insekt Premierminister sein kann.
Zum Anderen steht hier die Kakerlake für besonders widerstands- und anpassungsfähig.
Lt. einer Kakerlaken-Website geht die Entwicklung dieser Viecher bis auf 330 Mio. Jahre zurück. Es gab sie daher schon immer und wird sie immer geben. Das selbe könnte man auch über Politiker sagen.
 

Renie

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Ich tue mich echt schwer mit dem ökonomischen Ansatz des Reversalismus. Die Idee ist sehr originell --- egal, ob ein Fantasieprodukt von McEwan oder real. Aber sie ist so abstrus, dass ich diese Denkweise nur mit Mühe in den Kopf bekomme und sie partout dort nicht bleiben will. Zumindest muss ich mir jedesmal die Frage stellen, wie dieser umgekehrte Geldfluss in der Praxis aussehen könnte. Mir raucht der Kopf.
 

Literaturhexle

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Ich tue mich echt schwer mit dem ökonomischen Ansatz des Reversalismus. Die Idee ist sehr originell --- egal, ob ein Fantasieprodukt von McEwan oder real. Aber sie ist so abstrus, dass ich diese Denkweise nur mit Mühe in den Kopf bekomme und sie partout dort nicht bleiben will. Zumindest muss ich mir jedesmal die Frage stellen, wie dieser umgekehrte Geldfluss in der Praxis aussehen könnte. Mir raucht der Kopf.
Ich denke, dass das gar nicht so entscheidend ist: der Reversalismus ist völlig bekloppt, würde nie funktionieren. Man wäre von sämtlichen Außenhandelsbeziehungen abgeschnitten und volkswirtschaftlich isoliert.

Für (fast) ebenso bekloppt hält McEwan den Ausstieg aus der EU. Ein funktionierendes, Frieden sicherndes System wird abgeschafft. Das hat Folgen, die man noch nicht komplett absehen kann. Das ist ja auch der Grund für die Schwierigkeiten bei den Verhandlungen. Man will das Gute behalten, aber keine Verpflichtungen mehr haben. Cherry-Picking. Das lässt sich die EU zu recht auch nicht gefallen.

Ich denke mich in das Reversalismus Prinzip also gar nicht hinein, liebe Renie. Bis jetzt bin ich gut damit gefahren und kann das Büchlein genießen;)
 

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Der Roman ist tatsächlich in einer Hauruck-Aktion veröffentlicht worden. Es musste schnell gehen, um die Nähe zum Brexit zu halten
Mir stellt sich aber die Frage, ob eine Parabel nicht auch unabhängig von der aktuellen Situation lesenswert sein sollte. Bei mir entsteht der Eindruck, dass ich das Büchlein nicht ohne aktuelle britische Politik lesen kann. Ist es dann in 10 Jahren nicht mehr lesenswert? Wisst ihr was ich meine? Literatur sollte meiner Meinung nach über den Kommentar zum politischen Geschehen hinausgehen o_O.
 

MRO1975

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Vielleicht um zum Einen aufzuzeigen, dass jeder Depp bzw. Insekt Premierminister sein kann.
Zum Anderen steht hier die Kakerlake für besonders widerstands- und anpassungsfähig.
Lt. einer Kakerlaken-Website geht die Entwicklung dieser Viecher bis auf 330 Mio. Jahre zurück. Es gab sie daher schon immer und wird sie immer geben. Das selbe könnte man auch über Politiker sagen.
Ja, ich verstehe schon, warum McEwan die Kakerlake als Protagonist haben wollte. :) Für die Story ist es m.E. aber nicht notwendig, zumindest wird keine Erklärung geliefert, warum die Kakerlaken meinen, eingreifen zu müssen. Es wäre wohl auch ohne sie alles so gelaufen, wie es unter ihrer Herrschaft läuft.
 

MRO1975

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Mir stellt sich aber die Frage, ob eine Parabel nicht auch unabhängig von der aktuellen Situation lesenswert sein sollte. Bei mir entsteht der Eindruck, dass ich das Büchlein nicht ohne aktuelle britische Politik lesen kann. Ist es dann in 10 Jahren nicht mehr lesenswert? Wisst ihr was ich meine? Literatur sollte meiner Meinung nach über den Kommentar zum politischen Geschehen hinausgehen o_O.
Ich bin schon durch mit dem Büchlein und muss sagen, in 20 Jahren wird das keinen mehr interessieren. Mehr als eine Klatsche für die aktuellen Politiker ist es meiner Meinung nach nicht.
 

Renie

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Mir stellt sich aber die Frage, ob eine Parabel nicht auch unabhängig von der aktuellen Situation lesenswert sein sollte. Bei mir entsteht der Eindruck, dass ich das Büchlein nicht ohne aktuelle britische Politik lesen kann. Ist es dann in 10 Jahren nicht mehr lesenswert? Wisst ihr was ich meine? Literatur sollte meiner Meinung nach über den Kommentar zum politischen Geschehen hinausgehen o_O.
Der Zeitpunkt sagt nichts über die Qualität des Buches aus. Natürlich ist dieses Buch auch zu einem späteren Zeitpunkt noch lesenswert. Aber aus PR-Sicht ist der jetzige Veröffentlichungszeitpunkt besser, da sich das Buch in Anbetracht des Brexit besser vermarkten lässt.
Aber ganz ehrlich, wo McEwan drauf steht muss meines Erachtens gar nicht viel Marketing betrieben werden. Aber sag das mal den Marketingleuten.:cool:
 

Sassenach123

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Ja, das ist für mich eindeutig. Vielleicht sogar etwas zu dick aufgetragen. ;)
Das sehe ich auch so. Es passt auch zum Statement von McEwan auf dem Umschlag des Buches: In einer solchen Zeit fragt sich ein Schriftsteller, was er machen kann? Darauf gibt es nur eine Antwort: schreiben!
Der Brexit gehört zu den meist diskutierten Ereignissen in Großbritannien würde ich meinen, und ist irgendwie genauso irrsinnig wie der Reversalismus.
 

Sassenach123

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Dieser Abschnitt war etwas trockener, es gab für mein Empfinden nicht so viele witzige Einlagen. Hier steht die Politik im Vordergrund, eine Debatte wie sie sicher häufiger vorkommt, nur das hier alles sehr konfus wirkt. Das Konzept kann nicht funktionieren, dennoch verkauft unser Premier/ Kakerlake die Idee wie ein Marktschreier auf dem Basar. Es ist enorm wie schnell die Kakerlake in der Lage ist zu solchen Höhen aufzulaufen. Allerdings frage ich mich so langsam wohin alles führen soll?
 
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Sassenach123

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Ich tue mich echt schwer mit dem ökonomischen Ansatz des Reversalismus. Die Idee ist sehr originell --- egal, ob ein Fantasieprodukt von McEwan oder real. Aber sie ist so abstrus, dass ich diese Denkweise nur mit Mühe in den Kopf bekomme und sie partout dort nicht bleiben will. Zumindest muss ich mir jedesmal die Frage stellen, wie dieser umgekehrte Geldfluss in der Praxis aussehen könnte. Mir raucht der Kopf.
Vielleicht ist das ja sogar Absicht . Vielleicht hält McEwan den Politikern den Spiegel vor. Manchmal bekommt man ja tatsächlich den Eindruck, dass die guten Herren selbst nicht so genau wissen was sie da verzapfen.
 

Querleserin

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Ich bin schon durch mit dem Büchlein und muss sagen, in 20 Jahren wird das keinen mehr interessieren. Mehr als eine Klatsche für die aktuellen Politiker ist es meiner Meinung nach nicht.
Und da stellt sich mir die Frage, warum Mc Ewan, der unbestreitbar eine literarische Instanz ist, so einen Schnellschuss abgeliefert hat. Ich hole mal etwas aus, Lessing hat seinen Nathan auch als Reaktion auf das Verbot verfasst, öffentlich Kritik an der Offenbarungstheologie äußern zu können. Allerdings hat er ein zeitübergreifendes Manifest für Toleranz gegenüber Andersgläubigen erschaffen. Mit Ruhe, Muße und Bedacht bin ich sicher, auch McEwan hätte seine Kritik literarisch so gestalten können, dass die Parabel auch in einigen Jahren als Kritik gegen Alleingänge und vorschnelles Handeln, gegen das Aufkündigen von Abkommen allgemeingültiger gewesen wäre. Nicht so extrem auf die jetzige Zeit bezogen. @Renie, klar ist das lesenswert und auch amüsant- aber mir persönlich zu wenig poetisch. Ist aber Geschmacksache ;)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich tue mich echt schwer mit dem ökonomischen Ansatz des Reversalismus. Die Idee ist sehr originell --- egal, ob ein Fantasieprodukt von McEwan oder real. Aber sie ist so abstrus, dass ich diese Denkweise nur mit Mühe in den Kopf bekomme und sie partout dort nicht bleiben will. Zumindest muss ich mir jedesmal die Frage stellen, wie dieser umgekehrte Geldfluss in der Praxis aussehen könnte. Mir raucht der Kopf.

Ich kann dich hier gut verstehen. Es erging mir hier ähnlich. Der Reversalismus wird erklärt und ich bin hin- und hergerissen. Einerseits klingt es interessant, aber andererseits ist es nicht durchführbar. Trotzdem nimmt mich dieser Gedanke irgendwie gefangen.
 
G

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Mir ging es ähnlich wie @MRO1975, das Ganze ist so absurd, dass es als Satire auf den Brexit gemeint ist. So habe ich es verstanden, denn letztlich dreht GB mit dem Austritt das Rad der Geschichte zurück, isoliert sich, wünscht sich "alte" Größe zurück. Ist der Roman eine Parabel auf den Brexit? Reversalismus = Brexit? Die Kakerlaken haben derweil faktisch das Ruder übernommen, vorgeblich zum Wohl des Volkes. Muss mir nochmal in Ruhe den Abschnitt ansehen...
Ich sehe es auch als Parabel auf den Brexit. Obwohl ich hier beim Reversalismus zumindest etwas für mich Interessantes durchschimmern sehe, undurchführbar, aber interessant. Und interessant finde ich den Brexit so gar nicht! Aber dieses Buch ist ja gegen den Brexit gerichtet und überspitzt dortiges Geschehen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Interessant finde ich, dass gerade (wie es ja beim Brexit auch war) die Alten und Armen waren, die sich vom Brexit Besserung versprochen haben. Ebenfalls einleuchtend ist das Argument, die Alten schwelgten in Erinnerungen. Früher war alles besser ... wie oft hört man das nicht auch bei uns?
Bei allem Überzeichnetem gibt es Passagen, die sehr nahe am realen Geschehen sind und nachdenklich machen. Und vielleicht etwas bewirken. Denn es verwundert immer mal wieder, dass die Leute Dingen oder Personen hinterherrennen, die eigentlich offensichtlich sind. Und was soll ein Schriftsteller tun, außer zu schreiben und dann hoffen, dass er gelesen wird. ...