2. Leseabschnitt (Kapitel 14/Seite 101 bis Kapitel 32/Seite 199)

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Hier geht es um den 2. Leseabschnitt (Kapitel 14/Seite 101 bis Kapitel 32/Seite 199).
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Interessant ist der Hintergrund des Krimis. Hier prallen Welten aufeinander: das traditionelle Leben der Mongolen, die in Jurten leben, bis vor kurzem noch Nomaden waren und die ungezügelte Modernität, mit westlicher Werbung, TV-Serien und Konsum. Dazwischen die Reste aus der Zeit der UDSSR mit ihren Plattenbauten und öffentlichen Gebäuden, an denen der Zahn der Zeit nagt.

Das kommt in Szenen zum Ausdruck, wie ganz am Anfang des Abschnitts, als der Alte aus Garküche mit Yeruldelgger spricht ( ...was man sieht, ist dein verletztes Herz....) und dann in der gleichen Minute ein Tablett mit dem Blog von Yeruldelggers Tochter zeigt. Bei der er dann auch sofort auftaucht und sich unmöglich aufführt.

Er ist selbst auch ein Mensch zwischen den Zeiten. Mal agiert er wie ein amerikanischer Cop, oder eher wie Rambo, mit ungezügelten Gewaltausbrüchen, dann versucht er sich wieder an seine Shaolin-Klostererfahrung zu erinnern. Das führt dazu, dass ich gar kein rechtes Bild von diesem Mann habe.

Bei den Fällen denke ich, dass alles zusammenhängt. Der Tod des Reiters ist ja geklärt, und auch der Tote aus den Felsen hat etwas mit dem Militär zu tun. Sicher muss etwas vertuscht werden, Transporte von Gefahrgut, von Schmuggelware oder was auch immer. Jedenfalls werden die Ermittlungen bis in höchste Kreise beäugt. Wer sind die Guten und wer die Bösen?

Nicht sicher bin ich mir mit Gourian. Treibt er ein falsches Spiel mit Oyun? Und komme ich zu einem Punkt, der mir ein wenig platt aufgefallen ist. Oyun wird als eine Frau beschrieben, die von einem Überfall mit Vergewaltigung traumatisiert ist. Ihr Körper ist narbenübersät und sie hat nur knapp überlebt. Und plötzlich knipst Gourian in ihr eine Leidenschaft und Sinnlichkeit an, die mir unglaubwürdig, weil zu plötzlich, erscheint. Ein wenig Zärtlichkeit und schon beginnt "ihr Honigtöpfchen" zu schmelzeno_O.

Ich habe das Gefühl, dass der Autor einen amerikanischen "hardboiled Cop" mit allen Stereotypen in die mongolische Steppe versetzt hat und bin mir noch nicht sicher, ob mir das gefällt.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Interessant ist der Hintergrund des Krimis. Hier prallen Welten aufeinander: das traditionelle Leben der Mongolen, die in Jurten leben, bis vor kurzem noch Nomaden waren und die ungezügelte Modernität, mit westlicher Werbung, TV-Serien und Konsum. Dazwischen die Reste aus der Zeit der UDSSR mit ihren Plattenbauten und öffentlichen Gebäuden, an denen der Zahn der Zeit nagt.
Das finde ich auch sehr bemerkenswert, dieses Nebeneinander von Altem und Neuem, Tradition und neuester Technik... Auch bemerkenswert ist, wie selbstverständlich die Personen diese unterschiedlichen Welten in ihren Alltag integrieren.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Nicht sicher bin ich mir mit Gourian. Treibt er ein falsches Spiel mit Oyun? Und komme ich zu einem Punkt, der mir ein wenig platt aufgefallen ist. Oyun wird als eine Frau beschrieben, die von einem Überfall mit Vergewaltigung traumatisiert ist. Ihr Körper ist narbenübersät und sie hat nur knapp überlebt. Und plötzlich knipst Gourian in ihr eine Leidenschaft und Sinnlichkeit an, die mir unglaubwürdig, weil zu plötzlich, erscheint. Ein wenig Zärtlichkeit und schon beginnt "ihr Honigtöpfchen" zu schmelzeno_O
Ich glaube, dass Gourian Oyun nur benutzt, um an Informationen zu kommen. Mit ihrer Vorgeschichte erscheint es mir auch ziemlich unglaubwürdig, dass sie sich ihm so schnell hingibt.
Wird diese Vorgeschichte eigentlich im ersten Band thematisiert?
 
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ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Dieser Gegensatz zwischen Tradition und Fortschritt gefällt mir auch, wobei ich Ähnliches aus Russland (zumindest aus dem sibirischen Teil) kenne. Aber es ist auch kein Wunder, denn im Prinzip wurden die Ostblockstaaten (und zu denen zähle ich die Mongolei jetzt einfach mal, stand sie doch sehr unter sowjetischem Einfluss) wurden in null Komma nichts in ein neues Zeitalter katapultiert. Die Entwicklung, die Westeuropa nach dem Zweiten WK durchgemacht hat, gab es dort einfach nicht. Die heruntergekommenen Plattenbauten, die vielen Bars und Kneipen, die sich nur wenige leisten können, das Verkehrschaos, die Widersprüchlichkeit der Gesellschaft ... all das erinnert mich doch sehr an die ehemalige Sowjetunion.

Bei den Fällen denke ich, dass alles zusammenhängt. Der Tod des Reiters ist ja geklärt, und auch der Tote aus den Felsen hat etwas mit dem Militär zu tun. Sicher muss etwas vertuscht werden, Transporte von Gefahrgut, von Schmuggelware oder was auch immer. Jedenfalls werden die Ermittlungen bis in höchste Kreise beäugt. Wer sind die Guten und wer die Bösen?

Was dahintersteckt, frage ich mich auch noch. Und auch Gourian genieße ich mit sehr großer Vorsicht. Er hat bestimmt Dreck am Stecken; genau wie Slawa, der mir auch suspekt ist.

Vor große Rätsel stellen mich auch noch Colette und das Verschwinden ihres Pflegekindes, Ganshü.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Oyuns Geschichte wird im ersten Band thematisiert. :)

Ich glaube, mit dem Soldaten wird sie eine Enttäuschung erleben. Schließlich war er ja bei dem Telefonat nicht alleine.

Ich denke auch, die Fälle hängen zusammen und es werden immer mehr Fälle. Diesmal sind militärische Kreise mit einbezogen. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn Yeruldelggers Ex-Schwiegervater eine Rolle spielen würde.

Das mit der Großstadtlegende, die sich bewahrheitet, hat mir gut gefallen. Also natürlich nicht, dass der Mann tot ist. Planen kann man sowas nicht, oder?

Dieses Nebeneinander von Tradition und Moderne gibt dem Buch in meinen Augen einen besonderen Reiz.
 

ElisabethBulitta

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Das fand ich auch etwas eigenartig und plötzlich. Vielleicht war sie einfach froh, wieder eine Beziehung aushalten zu können.

Klar, bestimmt spielt Letzteres eine Rolle. Aber es ist, wie du schreibst, eigenartig. Zuerst hält sie ihm die Knarre hin, schämt sich etc., und dann, von jetzt auf gleich, lässt sie sich auf alle möglichen Sexspielchen ein und alle "Skrupel" fallen. Das kommt mir einfach zu schnell.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Interessant ist der Hintergrund des Krimis. Hier prallen Welten aufeinander: das traditionelle Leben der Mongolen, die in Jurten leben, bis vor kurzem noch Nomaden waren und die ungezügelte Modernität, mit westlicher Werbung, TV-Serien und Konsum. Dazwischen die Reste aus der Zeit der UDSSR mit ihren Plattenbauten und öffentlichen Gebäuden, an denen der Zahn der Zeit nagt.

Das kommt in Szenen zum Ausdruck, wie ganz am Anfang des Abschnitts, als der Alte aus Garküche mit Yeruldelgger spricht ( ...was man sieht, ist dein verletztes Herz....) und dann in der gleichen Minute ein Tablett mit dem Blog von Yeruldelggers Tochter zeigt. Bei der er dann auch sofort auftaucht und sich unmöglich aufführt.

Er ist selbst auch ein Mensch zwischen den Zeiten. Mal agiert er wie ein amerikanischer Cop, oder eher wie Rambo, mit ungezügelten Gewaltausbrüchen, dann versucht er sich wieder an seine Shaolin-Klostererfahrung zu erinnern. Das führt dazu, dass ich gar kein rechtes Bild von diesem Mann habe.
Das Zeichnen dieser mongolischen Welt ist Manook eigentlich in meinen Augen gut gelungen. Hier entfaltet sich etwas Neues vor meinen Augen. Etwas Urtümlicheres, etwas Gewaltiges, eine fremde Welt. Ob die Witterungsbedingungen und die geographische Umgebung wohl etwas damit zu tun haben, dass hier eine aggressivere Welt besteht, vor unserer etwas weichgespülten. Ich weiß es nicht, aber warum nicht. Unter Dschinghis entwickelten die mongolischen Völker eine gewisse Macht, zwangen die Chinesen zu gewissen baulichen Maßnahmen, sicher nicht von ungefähr.

Von dieser Warte ist dieser Krimi sicher außergewöhnlich, zeigt er nicht nur einen Kriminalfall, sondern auch einen gewissen kulturellen Einblick.

Yeruldelgger, einerseits ein Macho, nichts ungewöhnliches in der patriarchalen Welt der Mongolei, andererseits schlummert da noch etwas anderes, ein irgendwie interessanter Mann. Und für einen Krimi definitiv ein interessanter Charakter.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Klar, bestimmt spielt Letzteres eine Rolle. Aber es ist, wie du schreibst, eigenartig. Zuerst hält sie ihm die Knarre hin, schämt sich etc., und dann, von jetzt auf gleich, lässt sie sich auf alle möglichen Sexspielchen ein und alle "Skrupel" fallen. Das kommt mir einfach zu schnell.
Ich weiß nicht. Opfer von Gewalt sind in ihrem Handeln sehr unterschiedlich, zeigen Formen des Rückzugs, aber auch Formen der Offensive. Es gibt hier glaube ich keine Regel. Oyun versucht etwas zu kompensieren. Aber ist doch nur ein Mensch und nicht unfehlbar. Also unglaubwürdig wirkt ihr Handeln auf mich nicht. ...
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Immer mehr Personen, immer mehr Stränge, definitiv ein interessantes und auch forderndes Buch. Nicht schlecht!
 

ElisabethBulitta

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Ob die Witterungsbedingungen und die geographische Umgebung wohl etwas damit zu tun haben, dass hier eine aggressivere Welt besteht, vor unserer etwas weichgespülten. Ich weiß es nicht, aber warum nicht.

Ich weiß nicht, ob sie aggressiver ist als unsere. Aber weich gespült ist das Stichwort. Daran musste ich heute denken, als fast alle unsere Schüler*innen mit dem Auto von der Schule abgeholt wurden, weil's Schneesturm gab.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Ich weiß nicht, ob sie aggressiver ist als unsere. Aber weich gespült ist das Stichwort. Daran musste ich heute denken, als fast alle unsere Schüler*innen mit dem Auto von der Schule abgeholt wurden, weil's Schneesturm gab.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Zerfall der Sowjetunion mit dem darauf folgenden Recht des Stärkeren eine große Rolle spielt. Die Gewinner - Oligarchen - haben in kurzer Zeit immensen Reichtum und Macht angehäuft, die sie mit allen Mitteln verteidigen.

Aber eines stimmt, hier bringen doch schon ein paar Schneeflocken den Tagesablauf durcheinander.