2. Leseabschnitt: Kapitel 14 bis 25 (Seite 83 bis 158)

parden

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13. April 2014
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Ich bin immer noch begeistert!!!!!
Zusätzlich zu Euren Stellen ist mir noch eine aufgefallen, die mich regelrecht entzückt hat: auf S 90! Eine Bushaltestelle, die nicht echt ist, nicht wirklich angefahren wird. Lediglich Anlaufstelle für jene mitunter verwirrten Bewohner des Altenheims ist. Weil sie ständig fortlaufen und Haltestellen zu ihren Sehnsuchtsorten erklärt haben..........
Ist das nicht eine wahnsinnig gute Idee? Wie die Weggelaufenen scheinbar glücklich sind?!
Solche Bushaltestellen gibt es in der Realität! Das gehört nicht zur Fantasiewelt der Autorin. ;) Und ja: die Idee finde ich auch sehr gut!
 

parden

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13. April 2014
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Ihr habt schon wieder so viel geschrieben - da will ich nicht alles wiederholen. Die Zunahme der surrealen Szenen stört mich persönlich gar nicht, weil der Roman von starken Bildern lebt, und diese gehören dazu. Die Welt ist eben ver-rückt, wenn solch ein intensiver Prozess wie die Trauer um einen nahen Angehörigen durchlebt wird. Ich verstehe nicht alle Details (weshalb z.B. ist der eine Ball ein Hund, der andere aber nicht?), aber ich lasse mich von der Autorin blind durch die Geschichte leiten und bin gespannt, wo ich auskommen werde. Rührend die Versuche von Adam, wieder in der Realität anzudocken, und sein grandioses Scheitern jedesmal. Aber als er erfährt, wie nahe sein kleiner Sohn dem Ertrinken war, ist er in jedem Fall erschüttert. Solch eine schöne Szene der Gemeinsamkeit/Einheit als Familie, als jedes der Kinder eine Hand auf Adams Kopf legt. Die Idee mit den gefälschten Tagebüchern zeigt wieder einmal, dass der Weg, den der eine als hilfreich empfindet, für den nächsten noch lange nicht geeignet sein muss. Die Familienmitglieder gehen damit ja sehr unterschiedlich um. Die Rolle der Schlange ist mir auch noch nicht klar, zumal ich erst dachte, dass es sich hierbei auch wieder um ein Trugbild handeln würde. Fantasie und Realität lassen sich hier wirklich nicht immer klar voneinander unterscheiden.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Die Bedeutung der Schlange ist mir noch nicht ganz klar, euch?

Da dachte ich zunächst, "Schlangen im Garten" bezeiht sich irgendwie auf Falschheit.
Ich habe die Bedeutung auch noch nicht vollkommen erfasst, denke aber, dass diese Falschheit der Menschen eine sehr große Rolle dabei spielt. Wobei die Menschen der Familie gegenüber größtenteils ja so negativ eingestellt sind, dass sie gar keine Falschheit vorgaukeln. Nachgelesen habe ich noch, dass sie in der Heraldik beispielsweise auch "Unsterblichkeit und ewiges Leben" symbolisiere. Das könnte auch für die trotz ihres Todes ständig präsente Johanne sprechen.
Das Füllen der Tagebücher steht wohl sinnbildlich für den nahezu krankhaften Versuch, Johanne und die Erinnerung an sie festhalten zu wollen, was jedoch sehr herausfordernd ist.
Habt ihr die Sache mit den neuen Notizbüchern eigentlich auch so verstanden, dass die Mutter sterben wollte und vermutlich versucht hat, sich umzubringen? S. 82: "Die Mutter wollte nicht sterben. Sie wollte nicht fortfahren und sie wollte nicht sterben. Vier neue Notizbücher erzählen etwas anders." Was ist hier gemeint "etwas anders"? Ist das ein Fehler und müsste eigentlich "etwas anderes" lauten? Und bedeutet es, die Familie schreibt Johannes Geschichte neu - ohne Todeswunsch?
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich habe in diesem Abschnitt etwas besser in den Roman hineingefunden, auch wenn ich mit der Sprache nach wie vor hadere.

Das liegt vor allem daran, dass einige Nebenfiguren nun doch gewisse Empathie gegenüber der Familie zeigen. Eine zentrale Rolle spielt sicherlich Ginster.

S. 93: "Wahrscheinlich gibt es die Guten gar nicht mehr", denkt sich Micha. Und genau diesen Eindruck hatte ich im ersten Abschnitt. Jeder will dieser Familie Böses, versteht sie und ihre Trauer nicht oder will sie nicht verstehen. Doch ausgerechnet Ginster, der "Stasi"-Trauerbegleiter, wie ihr schreibt, trägt zu diesem Wandel bei. Führte er nicht bis dahin eigentlich seinen Beruf und seine Bezeichnung "Trauerbegleiter" ad absurdum? Ist es nicht in der Realität so, dass man einen Trauerbegleiter nur auf eigenen Wunsch erhält? Was ist eigentlich seine Aufgabe?

Die Schlange taucht als Symbol und als Bedrohung überall auf. Jedes der Kinder wurde mittlerweile mit ihr konfrontiert. Micha und Linne konkret, Steve durch den Hinweis der Angler auf S. 79: "Morgens kriechen die Aale über die Wiesen als wären es Schlangen." Wir haben ja schon über ihre Bedeutung spekuliert.

Jeder aus der Familie scheint mittlerweile eine Art Schutzengel zu haben, was nicht nur märchenhaft, sondern auch biblisch wirkt. Ginster rettet Micha, Marlene rettet Steve, Bille rettet Adam, Brassert rettet Linne.

Die in meinen Augen bislang stärkste Szene ist Adams Suche nach dem Hund ab S. 128. Er kramt hier in den verblassten Erinnerungen fremder und bekannter Leben und wird so Teil dieser Leben. Gleichzeitig ermöglicht ihm diese Überwältigung, dass er sich Bille gegenüber öffnet. Befleckt und gleichzeitig gereinigt kehrt er zur Familie und dem geretteten Micha zurück. Sehr gelungen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Nachgelesen habe ich noch, dass sie in der Heraldik beispielsweise auch "Unsterblichkeit und ewiges Leben" symbolisiere. Das könnte auch für die trotz ihres Todes ständig präsente Johanne sprechen.
Guter Gedanke und danke fürs Nachlesen!
Habt ihr die Sache mit den neuen Notizbüchern eigentlich auch so verstanden, dass die Mutter sterben wollte und vermutlich versucht hat, sich umzubringen?
Siehe weiter oben. Ich hatte es so gedeutet, dass die Mutter im Krankenhaus gestorben ist. Vielleicht an Krebs? (wird nicht gesagt) Und häufig ist es so, dass wenn Krebspatienten (oder mit anderen schweren terminalen Erkrankungen) keine Behandlung mehr wünschen, weil sie nicht mehr können oder warum auch immer, es von der Sorte Angehörigen, die immer "weiterkämpfen" wollen, als ein Aufgeben interpretiert wird. Es kommt vor, dass Angehörige noch nicht akzeptieren können, was der oder die Patient:in schon längst akzeptiert hat, nämlich, dass es nicht mehr weitergeht. Gerade bei jungen terminalen Patient:innen wird häufig vorausgesetzt, dass sie "kämpfen" müssten bis zum Schluss und wenn sie dies nicht tun, wird es (mitunter auch von medizinischem Personal) als latente Suizidalität gedeutet.
Führte er nicht bis dahin eigentlich seinen Beruf und seine Bezeichnung "Trauerbegleiter" ad absurdum? Ist es nicht in der Realität so, dass man einen Trauerbegleiter nur auf eigenen Wunsch erhält? Was ist eigentlich seine Aufgabe?
In der Realität schon, aber wir bewegen uns ja immer weiter weg von der Realität. Hier gibt es eben ein Traueramt und ich sehe Ginster eher als Trauerbeamten als als Trauerbegleiter. Seine Aufgabe: Endlich den Prozess des Trauerns der Familie Mohn wieder in geordnete, regulierte Bahnen bringen und abschließen. Stempel drunter. Akte im Archiv abgelegt.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Nachgelesen habe ich noch, dass sie in der Heraldik beispielsweise auch "Unsterblichkeit und ewiges Leben" symbolisiere. Das könnte auch für die trotz ihres Todes ständig präsente Johanne sprechen.
Dieser Interpretationsansatz gefällt mir tatsächlich am besten, obwohl ich nie darauf gekommen wäre.

Wenn ich vorher geahnt hätte, in welche Richtung das Buch geht, hätte ich nie danach gegriffen. Zum Glück wusste ich es nicht, denn ich hätte viel verpasst. Euren klugen Gedanken kann ich nur zustimmen, die Szenen, die ihr erwähnt habt, habe ich auch als die stärksten empfunden.

Dass die Lehrer aufatmen, als Linnes Leistungen abfallen, bestätigt meine Vermutung, dass sie unglücklich über das Nichteintreffen der ihnen vertrauten Trauersymptomatik waren. Dafür hätten sie Handlungsanweisungen gehabt.

Ich bin glücklich darüber, dass die Figuren aus dem ersten Leseabschnitt erneute Auftritte haben. Lediglich die Rolle von Marlene ist mir noch nicht klar.

Bei den erfundenen Geschichten frage ich mich, ob sie für mich tröstlich und hilfreich wären. Vernebeln sie nicht die realen Erinnerungen, die die Mohns eigentlich schützen und bewahren wollen? Worin liegt der Mehrwert? Ich könnte mir eher vorstellen, dass ich in der Situtation der Mohns empathische Zuhörer bräuchte als Geschichtenerzähler.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Nach diesem Abschnitt stellen sich mir viele Fragen.
Die Schlangensymbolik erschließt sich mir noch nicht. Herr Ginster wurde für mich zum rätselhaften Charakter. Er ist sehr verunsichert und ärgerlich über sich selbst, weil er offenbar zum wiederholten Mal „ungebührlichen“ Kontakt zu den Mohns hatte. Micha bemerkt ihn als er an der Bushaltestellenattrappe sitzt, dann kümmert er sich um den verunglückten Steve und rettet Micha vor dem Ertrinken. Erstaunlich fand ich den Tonfall seines dritten Berichts, der doch ungewohnt persönlich versucht zu erklären, warum ihm diese Fehler unterlaufen konnten.
Als Ginster schreibt, er sei Trauerbeamter geworden, weil er eine feindselige Haltung Menschen gegenüber hat, kam mir ganz kurz der Gedanke, Ginster sei vielleicht kein Mensch. Aber eigentlich glaube ich das nicht, frage mich aber inzwischen, was Ginster wohl erlebt haben mag. Er deutet an, dass er ganz ähnlich aufgewachsen ist, wie die Mohns und entschuldigt seine „Unprofessionalität“ auch damit.
Meine ursprüngliche Idee, dass in dieser Gesellschaft der Kontakt zu Trauernden zu meiden ist, hat sich verstärkt. Selbst der Trauerbeamte erledigt alles auf dem Postweg, aus der Distanz, wühlt im Müll, um festzustellen, dass die Familie das Angebot der Trauerkiste wohl nicht angenommen hat. Ein direkter Kontakt wird vermieden.
Die Ausgestoßenen und „Beschädigten“ kommen zusammen - es herrscht ein Verständnis für die Situation der anderen, die auch ohne Worte auskommt. Marlene hat Schwierigkeiten in den dritten Stock zu gelangen - woran leidet sie?
 
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Irisblatt

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. Daher ist der Gedanke von @GAIA, die Schlange symbolisiere die unheilvolle Trauer, die gefährlichen Seite der Trauer ein guter Interpretationsansatz.
Diese Idee behalte ich im Kopf.
Ich dachte eher, sie wollen neue Geschichten erfinden, die zu neuen Erinnerungen führen. Micha

Dadurch wird Johanne nicht vergessen, indem sie Neues hinzufügen, so habe ich es verstanden.

In diesem Zusammenhang sehe ich auch diese Erinnerung, in der Brassert mit Johanne ein Drachenfossil findet, es jedoch opfert, um ihm zu helfen. Johanne wird der Fixpunkt der Gruppe, sie erzählen sich Geschichten von ihr, um sie lebendig zu halten.
So hatte ich das auch verstanden.
 
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Reaktionen: GAIA und Lesehorizont

Irisblatt

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15. April 2022
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Ich bin immer noch begeistert!!!!!
Zusätzlich zu Euren Stellen ist mir noch eine aufgefallen, die mich regelrecht entzückt hat: auf S 90! Eine Bushaltestelle, die nicht echt ist, nicht wirklich angefahren wird. Lediglich Anlaufstelle für jene mitunter verwirrten Bewohner des Altenheims ist. Weil sie ständig fortlaufen und Haltestellen zu ihren Sehnsuchtsorten erklärt haben..........
Ist das nicht eine wahnsinnig gute Idee? Wie die Weggelaufenen scheinbar glücklich sind?!
Das fand ich großartig!
Ich finde ja auch die Person 'Ginster' interessant und seine Analyse von seiner Arbeit: 'braucht es kein Mitgefühl. Es braucht wohltuende Distanz. Harmonisierenden Abstand.'
Herr Ginster und seine Vergangenheit beschäftigen mich zunehmend. Ich hoffe da noch auf die eine oder andere Erkenntnis im nächsten Abschnitt.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Ist es nicht in der Realität so, dass man einen Trauerbegleiter nur auf eigenen Wunsch erhält? Was ist eigentlich seine Aufgabe?
Er ist Trauerbeamter und hat, so wie ich es verstanden habe, dafür zu sorgen, dass Trauernde möglichst schnell wieder ihr geregeltes Leben finden, ihnen die Trauer nicht mehr anzumerken ist, er die Akte schließen kann - und das alles ohne direkten Kontakt.
Jeder aus der Familie scheint mittlerweile eine Art Schutzengel zu haben, was nicht nur märchenhaft, sondern auch biblisch wirkt. Ginster rettet Micha, Marlene rettet Steve, Bille rettet Adam, Brassert rettet Linne.
stimmt - danke fürs Zusammenfassen!
Die in meinen Augen bislang stärkste Szene ist Adams Suche nach dem Hund ab S. 128. Er kramt hier in den verblassten Erinnerungen fremder und bekannter Leben und wird so Teil dieser Leben. Gleichzeitig ermöglicht ihm diese Überwältigung, dass er sich Bille gegenüber öffnet. Befleckt und gleichzeitig gereinigt kehrt er zur Familie und dem geretteten Micha zurück. Sehr gelungen.
Diese Szene fand ich auch richtig stark und in dem Moment wurde mir auch klar, dass Bille einen geliebten Menschen verloren hat und vermutlich ein Problem fürs Traueramt war/ist.
Nachgelesen habe ich noch, dass sie in der Heraldik beispielsweise auch "Unsterblichkeit und ewiges Leben" symbolisiere. Das könnte auch für die trotz ihres Todes ständig präsente Johanne sprechen.
Danke für diesen Hinweis.
Habt ihr die Sache mit den neuen Notizbüchern eigentlich auch so verstanden, dass die Mutter sterben wollte und vermutlich versucht hat, sich umzubringen? S. 82: "Die Mutter wollte nicht sterben. Sie wollte nicht fortfahren und sie wollte nicht sterben. Vier neue Notizbücher erzählen etwas anders." Was ist hier gemeint "etwas anders"? Ist das ein Fehler und müsste eigentlich "etwas anderes" lauten? Und bedeutet es, die Familie schreibt Johannes Geschichte neu - ohne Todeswunsch?
Ich habe diese Szenen noch nicht vollkommen verstanden. Ich glaube nicht, dass die Mutter sich umbringen wollte, sondern vermute, dass sie schwer krank war. Sie wollte deshalb auch ihre Tagebücher vernichten, wollte sich schützen. Adam hat sie daran gehindert, die Bücher weggeschlossen, ihr aber versprochen, sie nie zu lesen - ein Versprechen, das er hält. Der Fund wird so gedeutet, dass die Mutter nicht sterben wollte, sonst hätte sie keine neuen Bücher gekauft. Vielleicht hatte die Mutter Hoffnung, noch länger zu leben, vielleicht hatte sie die Tagebücher aber auch vor längerer Zeit schon gekauft. Keine Ahnung!
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Ich glaube nicht, dass die Mutter sich umbringen wollte, sondern vermute, dass sie schwer krank war. Sie wollte deshalb auch ihre Tagebücher vernichten, wollte sich schützen. Adam hat sie daran gehindert, die Bücher weggeschlossen, ihr aber versprochen, sie nie zu lesen - ein Versprechen, das er hält. Der Fund wird so gedeutet, dass die Mutter nicht sterben wollte, sonst hätte sie keine neuen Bücher gekauft. Vielleicht hatte die Mutter Hoffnung, noch länger zu leben, vielleicht hatte sie die Tagebücher aber auch vor längerer Zeit schon gekauft.
Das habe ich auch so verstanden. Sie wollte nicht aufgeben, davon zeugen die neuen Tagebücher, deshalb ist Steve so erleichtert, als er sie findet.
 

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
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Tja. Was soll ich sagen? Für mich war dieser zweite Abschnitt zäh. Nicht so sehr wegen der surrealen Elemente, sondern weil mir einfach das Verständnis fehlt. Dieses Buch liefert einen Fundus an Anspielungen, Hinweisen und Symbolik. Ich bin nicht geübt genug, um das zu entschlüsseln. Alleine wäre ich ziemlich frustriert.

Aber ich habe ja euch und habe alle Beiträge interessiert gelesen, viele sogar mit begeistertem "Aha"-Effekt. Im Roman steckt weit mehr drin, als auf den ersten Blick ersichtlich. Mir gefällt die diversifizierte Art der Trauer und wie sie transportiert wird. Skurril ist Ginster. Mit der Sozialkritik gehe ich noch nicht konform. Sind wir wirklich trauerfeindlich? Ich habe das noch nie so empfunden.

Ich lese mal den letzten Abschnitt. Es tut sich ja gerade ein bisschen Hoffnung auf.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Mit der Sozialkritik gehe ich noch nicht konform. Sind wir wirklich trauerfeindlich? Ich habe das noch nie so empfunden.
Ich auch nicht. Das meinte ich, als ich schrieb, das Umfeld reagiere zu negativ und völlig überzogen. Wenn man wie ich diese Prämisse nicht ernst nimmt, hat man vielleicht mit dem gesamten Roman ein Problem.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Mit der Sozialkritik gehe ich noch nicht konform. Sind wir wirklich trauerfeindlich? Ich habe das noch nie so empfunden.
Ich habe das schon von Eltern gehört, die ein Kind verloren haben. Sie fühlen sich wie Aussätzige, niemand mag sich ihnen mehr nähern. Und der Spruch "Nach einem Jahr wird alles besser" fällt schon öfter mal. Was, wenn nicht?
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Mit der Sozialkritik gehe ich noch nicht konform. Sind wir wirklich trauerfeindlich? Ich habe das noch nie so empfunden.
Trauerfeindlich erscheint mir zu hart, aber es gibt bei einigen Menschen eine Unsicherheit wie man trauernden Menschen begegnet (vor allem, wenn sie aus dem entfernteren sozialen Umfeld kommen.) Darüberhinaus gibt es vermutlich im beruflichen Kontext die Erwartung, man möge nach einem Verlust schnell wieder funktionieren.
Was in dem Buch für mich sehr deutlich wird, ist, wie unterschiedlich Menschen trauern.
Es gibt in unserer Gesellschaft auch nicht die eine Trauerkultur und manches verändert sich. Ob ich schwarz trage oder nicht, sagt letztendlich nichts über meinen inneren Zustand aus.
Es hat sich hier in gewissen Nischen in den letzten 20(?) Jahren auch viel Neues, inspiriert von anderen Kulturen, im Bereich Trauerbegleitung getan. Ich denke da z.B. an das gemeinsame dekorieren von Särgen und auch alternative Bestattungsorte wie z.B. Friedwälder.
 
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