Ja, unfassbar. Immer dieses Klopfen mit dem Stock, und sofort springt sie. Gruselig.Karin und Sven sind auch recht alt geworden und zusammengeblieben.
Also ist auch hier das Erbe als Erklärung. Trotzdem: Karin hat einen Beruf, war vermutlich mit ihren Übersetzungen unabhängig, ihre Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben wären nicht schlecht gewesen. Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass Olof nur Student war und Stolpe ein arrivierter Mann, durch den sie Zugang in die höheren und interessanteren Kreise der Schriftstellerei hatte. Oder es hat ihr schlicht der Mut gefehlt. Sie weiß ja, dass Stolpe sie nie freiwillig hätte gehen lassen und fürchtet seine Wut.Aber es gibt einen Erklärungsansatz, Schulman lässt Karin selbst darüber reflektieren - und sie erinnert sich an ihre fügsame Mutter.
Da vermute ich eher letzteres. Karin scheint mir nicht der Typ zu sein, die auf solche Äußerlichkeiten Wert gelegt hat. Olof ist noch jung und dichterische Ambitionen hatte er ja auch.durch den sie Zugang in die höheren und interessanteren Kreise der Schriftstellerei hatte. Oder es hat ihr schlicht der Mut gefehlt. Sie weiß ja, dass Stolpe sie nie freiwillig hätte gehen lassen und fürchtet seine Wut.
Das ist alles nicht so einfach. Außerdem haben wir hier die 1930er Jahre. Da verließ man nicht so leicht seinen Ehemann.Karin hatte doch vorher ein selbständiges Leben, warum sie sich so fügt, verstehe ich nicht. Oder auch, wenn sie Olof so liebt, warum hauen sie nicht ab?
Das ist großartig gemacht, auch dass er nicht nur die Vergangenheitsebene und die Gegenwartsebene parallel laufen lässt, sondern noch eine Ebene dazwischen einschiebt. So bekommen wir Karin und Sven als altes Ehepaar präsentiert und zwar aus der Perspektive eines Kindes.Ich finde es ziemlich genial, wie Schulman die Zeitebenen verschränkt. Eine, die die Geschehnisse 1932 nachvollzieht und die Liebesgeschichte zwischen Karin und Olof erzählt. Dann die Zeitebene 1988, in der er als Kind die Ehe seiner Großeltern miterlebt, und die Gegenwart, in der er durch die Gegend fährt, Gespräche führt und immer obsessiver recherchiert.
Sie fühlte sich nicht als Hure. Oder hab ich was überlesen?Eventuell spielen Schuldgefühle eine Rolle, dass sie sich als „ Hure“ fühlte.
Das habe ich falsch ausgedrückt. Aber dass dieser Fehltritt solche Konsequenzen für sie hatte, hat sie bestimmt belastet. Eine Abtreibung ist nichts, was man eine Frau leichtfertig vornimmt, denke ich.Sie fühlte sich nicht als Hure. Oder hab ich was überlesen?
Sie akzeptiert die Bezeichnung quasi als gerechte Strafe für die Abtreibung.Sie fühlte sich nicht als Hure. Oder hab ich was überlesen?
Das Buch ist genial aufgebaut und Alex Schulman ist ein Autor den ich weiter im Blick behalten werde. Er schreibt intensiv und berührend, ist in seinem Blick authentisch und zeigt eine gute Beobachtungsfähigkeit und eine ausgeprägte Empathie, wo man sich auch fragen könnte, wo diese Gabe herrührt. Sicherlich entstand dies auch in der Familiengeschichte, dass der Autor als Kind seine Eltern einschätzen musste, wie ja "Die Überlebenden" suggeriert.Ich bin immer noch total gefesselt, der Text hat einen unglaublichen Sog.
Ich finde es ziemlich genial, wie Schulman die Zeitebenen verschränkt. Eine, die die Geschehnisse 1932 nachvollzieht und die Liebesgeschichte zwischen Karin und Olof erzählt. Dann die Zeitebene 1988, in der er als Kind die Ehe seiner Großeltern miterlebt, und die Gegenwart, in der er durch die Gegend fährt, Gespräche führt und immer obsessiver recherchiert.
Es ging mir hier ähnlich, es ist ein Wunder, dass Karin hier nicht so handelt. Aber die damalige Zeit ist hier sicher ursächlich, wie auch Karins Charakter. Sie tut mir unendlich leid und ich musste immer an den angedeuteten Selbstmordversuch denken. Ich hab gerade etwas gesucht, aber ich finde die Stelle im Text nicht mehr, wo dies stand. ...Sich nicht von ihm zu trennen, aus Angst vor seiner Gewalttätigkeit - nicht nur aus heutiger Sicht ist das so FALSCH! Ich merke, wie ich unter der Lektüre nach Auswegen suche ... die Pistole finden, im Mälarsee versenken. Durchbrennen. Vorbeugend Sven umbringen (extreme Situationen erfordern ... ). Aber doch auf keinen Fall bleiben und sich so behandeln lassen!
Schulman versteht es, einen emotional zu bewegen.
Dies empfinde ich auch so. Und damit steht ja im Zentrum des Buches auch eine gewisse Hoffnung, die man dann ebenso als Blick auf das Erkennen der Zusammenhänge beim Autor bewerten kann.Im Zentrum des Buches stehen aber die Begegnung zwischen Olof und Karin.
Es ist die Hoffnung von Alex, das Muster durchbrechen zu können und seinen Kindern das Wuterbe zu ersparen. Hoffentlich ist es dazu nicht schon zu spät ...Dies empfinde ich auch so. Und damit steht ja im Zentrum des Buches auch eine gewisse Hoffnung, die man dann ebenso als Blick auf das Erkennen der Zusammenhänge beim Autor bewerten kann.
Der Schlusssatz legt nahe, dass er es gemeinsam mit seiner Frau angehen möchte. Immerhin! Die Ehe scheint vorerst gerettet, es besteht Hoffnung.Es ist die Hoffnung von Alex, das Muster durchbrechen zu können und seinen Kindern das Wuterbe zu ersparen. Hoffentlich ist es dazu nicht schon zu spät ...
Als Olof mit Karin über die Abtreibung sprach, fragte er, warum er sie danach überhaupt noch geheiratet hätte. Die Frage ist berechtigt, aber mich wundert, dass er nicht fragt, warum sie ihn geheiratet hat? Sie muss doch schon damals zumindest geahnt haben, was sie sich mit dieser Heirat einhandelt. Man kann sich verschiedene Gründe denken - Selbstbestrafung, vielleicht auch der Umstand, dass sie ihm ja nun mal ausführlich gebeichtet hat und deshalb das Bedürfnis hatte, ihn an sich zu binden, damit ihr Geheimnis quasi in der Familie bleibt. Aber dass dieser Punkt gar nicht angesprochen wird, erstaunt mich ein bisschen.Sie akzeptiert die Bezeichnung quasi als gerechte Strafe für die Abtreibung.