2. Leseabschnitt: Kapitel 11 (Seite 51 bis 129)

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Mich hat in diesem Abschnitt entsetzt wie lange Birgit bereits regelmäßig Alkohol trinkt. Ihre Lektüre zu Doktor Faustus liest sie abwechselnd mit Wodka und Orangensaft, und schläft zwischendurc, hat dabei das Gefühl, alles so intensiver aufzunehmen. Gut, dass wir ohne solche Stimulanzien auskommen……
Ich hatte kurz den Gedanken Doktor Faustus nächstes Jahr ähnlich zu lesen :p :D.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Genervt haben mich hingegen diese ständigen Fragen, die sie sich selbst stellt. Das Stilmittel mag ich sowieso nicht so gern, hier wird es in meinen Augen viel zu häufig eingesetzt.

Das wirkt schon etwas gekünstelt, nicht wahr? Das ist mir auch aufgefallen.

Mit einem Kapitel den gesamten vorigen ersten Teil aber formal auf den Kopf zu stellen, finde ich sehr lässig. Was ich meine: Zunächst lesen wir zehn Kapitel mit insgesamt 50 Seiten und dann mal eben ein einziges mit 80 Seiten. Das ist einerseits zwar ein wenig anstrengend, weil wir halt nur noch Birgits Gedanken folgen, andererseits aber eben eine echte Überraschung und deshalb in meinen Augen positiv zu bewerten.

Texte im Text liegen mir nicht so. Trotzdem fand ich es als Ansatz interessant, auf diese Art auch Birgits Sicht kennenzulernen.

Mich hat es gewundert, den ganzen Text Birgits hier in voller Länge zu lesen. Schon das dritte Mal gibt es somit den dritten Stilbruch. Und es ist ein wirklich langes Kapitel im Vergleich zu den vorherigen. Begeistert hat mich das, ehrlich gesagt, nicht.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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So, jetzt kennen wir also Birgits Lebensbeichte. Sie erklärt auch die Trinkerei. Aber ich bin entsetzt, dass sie Kaspar so viel verschwiegen hat. Der Arme. Wie muss er sich nun fühlen? Vor allem es auf diese Weise zu erfahren... Ein starkes Stück. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, jemandem, den ich liebe, so etwas zu verheimlichen.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Ich könnte mir gar nicht vorstellen, jemandem, den ich liebe, so etwas zu verheimlichen.
Aber genau das ist es doch, was Literatur so grandios macht: Über seinen eigenen Horizont hinauszublicken und zu erfahren, wie und warum andere Menschen so fühlen und handeln. Und damit vielleicht auch ein bisschen mehr Verständnis zu entwickeln. Was könnte es für eine tolle Welt sein, wenn die Menschen nur mehr Literatur lesen würden ... ;)
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Aber genau das ist es doch, was Literatur so grandios macht: Über seinen eigenen Horizont hinauszublicken und zu erfahren, wie und warum andere Menschen so fühlen und handeln. Und damit vielleicht auch ein bisschen mehr Verständnis zu entwickeln. Was könnte es für eine tolle Welt sein, wenn die Menschen nur mehr Literatur lesen würden ... ;)

Absolut! Das wollte ich nicht in Abrede stellen. :)
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich bin Nachzügler und kann eure Gedanken kaum noch ergänzen. Ich finde das Bild stimmig. Birgit ist kein einfacher Charakter. Das beweist auch der wortlose Abschied von ihrer Familie. Sie sagt ihnen nicht Bescheid, damit keine "Aufrechnung" stattfinden kann... Wie seltsam ist das? Was für eine komische Beziehung zu den nächsten Angehörigen?
Was sie nie gedacht hätte, trifft ein: sie bekommt Heimweh! Dadurch wird sie auch nicht richtig heimisch. Der Westen verlangt, dass sie sich anpasst, dass sie ihre Herkunft ablegt. Wider Erwarten kann und will sie das nicht. Sie fühlt sich treibend, nicht angekommen. Ständig probiert sie etwas Neues aus. Sie ist sehr Ich-bezogen. Das wird in diesem ganzen Abschnitt mehr als deutlich. Wie sagte RuLeka: sie lebt auf Kosten anderer - und das ist nicht nur materiell gemeint.
Birgit hat Verluste und Verletzungen erlebt, meist aber durch EIGENE Entscheidungen.

Sie will ihr Kind nicht. Aber sie will es auch dem leiblichen Vater nicht geben! Auch das eine zutiefst egoistische Handlungsweise. Sie bricht nicht nur zum Kind, sondern auch zu Mitwisserin Paula, ihrer ältesten Freundin!

Ich finde Birgit als Figur völlig stimmig. Sie muss mir nicht sympathisch sein. Sie kommt mit ihren eigenen Entscheidungen nicht klar. Der Alkohol hilft beim Treiben lassen und Verdrängen.

Kaspar befindet sich in einer Form von Hörigkeit. Er kann nicht ohne Birgit. Das weiß er und deshalb macht er alles mit. Er wird zu ihrem Pantoffelträger. Nach dem ersten Konflikt um das Radio hat es nicht mehr viele gegeben.

Wahrscheinlich war es nicht nur Rücksicht, warum Kaspar keine Fragen gestellt hat. Intuitiv hat er die riesige Grube gesehen, an der er besser nicht rütteln wollte. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, wird er sich gedacht haben.
Er ist unglaublich leidensfähig. Er wird gewusst haben, dass Birgit in Indien reihenweise Männer hatte. So etwas merkt man doch, ebenso wie den Alkohol...
Die Verlustangst macht ihn zum devoten Hampelmann.

Ich finde diese Geschichte spannend konzipiert. Nichts ist redundant. Birgits Geschichte liefert viel mehr Innenleben und Details. Man fängt an zu verstehen. Deshalb muss man nicht gutheißen.
 

nellsche

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1. September 2018
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In diesem Abschnitt lernt man Birgit intensiver kennen, was mir gefällt. Allerdings kann ich ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehen. Auch dass sie ihr Kind abgegeben hat, ist nur schwer nachvollziehbar für mich. Und sie trinkt schon sehr lange Alkohol. Das alles macht sie nicht gerade sympathisch. Aber es müssen ja auch nicht immer alle Protagonisten sympathisch sein.