Ich bin Nachzügler und kann eure Gedanken kaum noch ergänzen. Ich finde das Bild stimmig. Birgit ist kein einfacher Charakter. Das beweist auch der wortlose Abschied von ihrer Familie. Sie sagt ihnen nicht Bescheid, damit keine "Aufrechnung" stattfinden kann... Wie seltsam ist das? Was für eine komische Beziehung zu den nächsten Angehörigen?
Was sie nie gedacht hätte, trifft ein: sie bekommt Heimweh! Dadurch wird sie auch nicht richtig heimisch. Der Westen verlangt, dass sie sich anpasst, dass sie ihre Herkunft ablegt. Wider Erwarten kann und will sie das nicht. Sie fühlt sich treibend, nicht angekommen. Ständig probiert sie etwas Neues aus. Sie ist sehr Ich-bezogen. Das wird in diesem ganzen Abschnitt mehr als deutlich. Wie sagte RuLeka: sie lebt auf Kosten anderer - und das ist nicht nur materiell gemeint.
Birgit hat Verluste und Verletzungen erlebt, meist aber durch EIGENE Entscheidungen.
Sie will ihr Kind nicht. Aber sie will es auch dem leiblichen Vater nicht geben! Auch das eine zutiefst egoistische Handlungsweise. Sie bricht nicht nur zum Kind, sondern auch zu Mitwisserin Paula, ihrer ältesten Freundin!
Ich finde Birgit als Figur völlig stimmig. Sie muss mir nicht sympathisch sein. Sie kommt mit ihren eigenen Entscheidungen nicht klar. Der Alkohol hilft beim Treiben lassen und Verdrängen.
Kaspar befindet sich in einer Form von Hörigkeit. Er kann nicht ohne Birgit. Das weiß er und deshalb macht er alles mit. Er wird zu ihrem Pantoffelträger. Nach dem ersten Konflikt um das Radio hat es nicht mehr viele gegeben.
Wahrscheinlich war es nicht nur Rücksicht, warum Kaspar keine Fragen gestellt hat. Intuitiv hat er die riesige Grube gesehen, an der er besser nicht rütteln wollte. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, wird er sich gedacht haben.
Er ist unglaublich leidensfähig. Er wird gewusst haben, dass Birgit in Indien reihenweise Männer hatte. So etwas merkt man doch, ebenso wie den Alkohol...
Die Verlustangst macht ihn zum devoten Hampelmann.
Ich finde diese Geschichte spannend konzipiert. Nichts ist redundant. Birgits Geschichte liefert viel mehr Innenleben und Details. Man fängt an zu verstehen. Deshalb muss man nicht gutheißen.