2. Leseabschnitt: Hannahs erste Flucht (S. 49 - S. 87)

kingofmusic

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Hier begleiten wir Hannah durch ihre Zeit in Berlin, die sie viel im "Romanischen Kaffee" zusammen mit anderen Intellektuellen und Gelehrten verbringt.
Dort macht dann auch die Nachricht vom Reichstagsbrand die Runde, worauf mit zynischen? Sprüchen reagiert wird. Da habe ich mich gefragt, ob es der Fantasie des Autors entspringt oder wirklich so war.

Die Mission in der Bibliothek war dann ja auch zum Scheitern "verurteilt" und Hannah und ihre Mutter werden verhaftet. Während ihre Mutter wieder freikommt, muss Hannah im Gefängnis bleiben. Ihren "Aufpasser" Peter scheint sie ja ziemlich "um den Finger" gewickelt zu haben; das war eine Schmunzelszene für mich. Letzlich wird Hannah nach 6 Tagen wieder freigelassen und flüchtet am gleichen Tag mit ihrer Mutter in die Tschechoslowakei.

Die Zeichnung auf Seite 76 ist für mich die herausragendste in diesem Abschnitt. Die 5 oder 2 Minuten vor 12 auf der Uhr in der Bibliothek kann man wohl nicht nur auf die bevorstehende Mittagspause beziehen, sondern auch auf die politische Lage in Deutschland.

Bin sehr gespannt, was wir bzw. Hannah im 3. Abschnitt erleben/ erlebt.
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Danke, @kingofmusic für die Zusammenstellung des Inhalts.
In diesem Teil hat mich das Zusammenspiel von Bild und Text bzw. die hohe Aussagekraft der Bilder besonders begeistert. Dazu möchte ich insbesondere hinweisen auf zwei Bilder, in denen sich die Bildgrenzen geradezu auflösen und die dadurch besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen:
  • S. 59, wo Hannah sich im Denken über die eine Wahrheit (später erkennt sie ja, dass es diese eine Wahrheit in der Pluralität der Welt nicht geben kann) schon fast verliert.
  • S. 62, wo der Reichstagsbrandt sich quasi in die Gesichter der jüdischen Intellektuellen einbrennt.
Ich kann mich dieser Ausdrucksweise (für mich etwas) erstaunlicherweise sehr gut öffnen.
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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Da habe ich mich gefragt, ob es der Fantasie des Autors entspringt oder wirklich so war.
Auf mich hat der Zynismus glaubhaft gewirkt.
Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass der Autor alles gut recherchiert hat, dass er sich also wenig selbst ausgedacht hat. Es scheint eine Biographie als Graphic Novel zu sein.
Ich geh also davon aus, dass Hannah tatsächlich aus der Haft entlassen worden ist, weil sie mit dem verantwortlichen Offizier geflirtet hatte. Überhaupt scheint sie schon in jungen Jahren eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen zu sein. Sie ist im Romanischen Cafe umschwärmt. Ihr Mann hat mit ihrer Selbstsicherheit und ihrem Erfolg große Probleme.

In diesem LA ist ein kleiner Teil der Philosophie gewidmet. Albert Einstein fragt Hannah nach dem Sinn des Lebens. Sie versucht das Stichwort "Geworfenheit" zu erklären..."Alles was uns zugeworfen wird ist seiner Bedeutung nach gleich(wertig)." Aber sie scheint mit dieser Lösung selbst nicht ganz zufrieden zu sein...ich bin gespannt auf weitere philosophische Aussagen.

Die Zeichnung auf Seite 76 ist für mich die herausragendste in diesem Abschnitt. Die 5 oder 2 Minuten vor 12 auf der Uhr in der Bibliothek kann man wohl nicht nur auf die bevorstehende Mittagspause beziehen, sondern auch auf die politische Lage in Deutschland.

Ja stimmt! Ich hab mir das Bild nach deinem Kommentar noch mal genau angeschaut - du hast Recht, es bezieht sichauch auf die politische Lage in Deutschland. Für Juden ist es jetzt höchste Zeit auszureisen...
 

kingofmusic

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Ich kann mich dieser Ausdrucksweise (für mich etwas) erstaunlicherweise sehr gut öffnen.
Danke @Anjuta, dass du noch zwei weitere wichtige Bilder in diesem Abschnitt genannt hast :) Das "einbrennen" des Reichstagsbrandes habe ich (obwohl ich den Abschnitt drei Mal insgesamt "gelesen" habe) gar nicht so wahrgenommen - deine Aussage macht aber bei näherer Betrachtung absolut Sinn und ist zutreffend! :cool:

Ich bin (positiv) überrascht, wie viel Inhalt man in eine Graphic Novel packen kann, aber mir geht´s wie dir: ich komme gut damit zurecht. Werde mir meine anderen Graphic Novels wohl noch mal unter anderen Aspekten anschauen müssen :).

Macht Spaß, diese Runde! :)
 
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kingofmusic

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Auf mich hat der Zynismus glaubhaft gewirkt.
Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass der Autor alles gut recherchiert hat, dass er sich also wenig selbst ausgedacht hat. Es scheint eine Biographie als Graphic Novel zu sein.
Ich geh also davon aus, dass Hannah tatsächlich aus der Haft entlassen worden ist, weil sie mit dem verantwortlichen Offizier geflirtet hatte. Überhaupt scheint sie schon in jungen Jahren eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen zu sein. Sie ist im Romanischen Cafe umschwärmt. Ihr Mann hat mit ihrer Selbstsicherheit und ihrem Erfolg große Probleme.

In diesem LA ist ein kleiner Teil der Philosophie gewidmet. Albert Einstein fragt Hannah nach dem Sinn des Lebens. Sie versucht das Stichwort "Geworfenheit" zu erklären..."Alles was uns zugeworfen wird ist seiner Bedeutung nach gleich(wertig)." Aber sie scheint mit dieser Lösung selbst nicht ganz zufrieden zu sein...ich bin gespannt auf weitere philosophische Aussagen.



Ja stimmt! Ich hab mir das Bild nach deinem Kommentar noch mal genau angeschaut - du hast Recht, es bezieht sich auch auf die politische Lage in Deutschland. Für Juden ist es jetzt höchste Zeit auszureisen...
Grundsätzlich glaube ich auch, dass der Autor super recherchiert hat. Ich war nur von dem Zynismus ziemlich erschrocken - aber gut, man weiß nicht, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.

Ja, Stern "verblasst" im wahrsten Sinne des Wortes hinter seiner Frau ;).
 
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ulrikerabe

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So ein Graphic Novel ist ja ein bisschen wie eine Biografie für Dummies. Also sehr vereinfacht, gekürzt, dafür aber sehr prägnante Ereignisse präzise dargestellt. Und sehr oft sagen Bilder wirklich mehr als Worte.

Wobei ich "Dummies" gleich wieder revidiere. Der Autor setzt sehr viel Allgemeinwissen voraus. Namedropping, keine Erklärungen zum who is who. also nur vordergründig "leichte Kost".
 

ulrikerabe

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In diesem LA ist ein kleiner Teil der Philosophie gewidmet. Albert Einstein fragt Hannah nach dem Sinn des Lebens. Sie versucht das Stichwort "Geworfenheit" zu erklären..."Alles was uns zugeworfen wird ist seiner Bedeutung nach gleich(wertig)." Aber sie scheint mit dieser Lösung selbst nicht ganz zufrieden zu sein...ich bin gespannt auf weitere philosophische Aussagen.
Das habe ich mir auch markiert.
"Wir sind in diese Welt geworfen. Wir haben keine Wahl."
 
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parden

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13. April 2014
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Auch mich fasziniert nach wie vor die Aussagekraft der Bilder. Die Mutter von Hannah verblüfft mich dann doch - so gar keine Kritik, kein Mahnen zur Vorsicht, dafür bedingungslose Loyalität ihrer Tochter gegenüber... Reist einfach mal so mit ihr über die Grenze, ohne Pass, in eine ungewisse Zukunft. Wirklich erstaunlich.
 
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