2. Leseabschnitt: Erstes Buch ab Kapitel 6 bis Ende (S. 168)

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Wen ich bisher jedoch in seiner Erscheinung mag ist der Pfarrer, Mr. Cadwallader, der, im Gegensatz zu seiner sich selbst sehr wichtigtuerischen Gattin, sehr vernünftige, beschwichtigende und vermittelnde Ansichten zu haben scheint: [zitat]Verdammt ihr hübschen jungen Kerle! Ihr glaubt , es muss in der Welt nach eurem Willen gehen. Ihr versteht die Frauen nicht. Sie bewundern euch nicht halb soviel, wie ihr euch bewundert.[/zitat]

Und zur Kandidatenwahl von Doro befragt: [zitat] Alles was ich sagen kann, ist, dass Miss Brooke mit ihm vielleicht glücklicher wird als mit irgendeinem anderen Mann[/zitat].
Das hat mir auch sehr gefallen, bzw. gefallen mir hier die Sichten der dahinterstehenden Autorin Elliot. Zum Teil sind diese wunderbar in die heutige Zeit übernehmbar.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Es geht um Sprachpflege. Je mehr wir Redewendungen und Anglizismen übernehmen, desto häufiger gehen die ursprünglichen Bedeutungen verloren und werden durch neue ersetzt. In der Sprachwissenschaft wird aber auch diskutiert, dass Sprache „lebendig“ ist und es immer schon Einflüsse aus anderen Sprachen gegeben hat. Wichtig für die deutsche Sprache ist, dass sich übernommene Verben konjugieren lassen und Nomen deklinieren, sonst entstehen grammatikalisch falsche Sätze. Wir können uns darüber entrüsten, ändern werden wir es nicht.
Mich stören hauptsächlich Veränderungen, die die grammatikalischen Strukturen beeinträchtigen. „Ich kann Fußball“ oder „Wir sind Papst“, da könnte ich immer schreien. Dass gerade Jugendliche vermehrt Anglizismen verwenden, ist auch eine bewusste Abgrenzung von den Erwachsenen und Lehrer*innen ;) Oft legt sich das wieder nach der Schulzeit, und manchmal sind die neuen Wortschöpfungen auch kreativ und greifen auf alte Begriffe zurück, wie der Ehrenmann oder die Ehrenfrau ;)
Aber ist dies nicht eine vollkommen normale Entwicklung einer Sprache? Sprachen werden durch andere Sprachen beeinflusst und es werden Begriffe/Redewendungen aus anderen Sprachen übernommen. Auch wenn das Sprachbegeisterten nicht gefällt (kann ich auch verstehen ;)). Aber das passierte und passiert in der Sprachgeschichte doch ständig und in allen Sprachen der Erde. Gerade das macht ja die Linguistik so schwierig, bzw das Zusammenfassen der verschiedenen Sprachen zu größeren Sprachgruppen/Sprachfamilien/Makrosprachfamilien.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
...ich meine, Sprache ist nicht statisch, sondern dynamisch. So wie sich die Völker und Kulturen entwickeln und verändern und durchmischen, darf das auch in der Sprache sein... ein stetiger Wandel...ich sehe das nicht zwangsläufig und grundsätzlich als „kaputt machen“ an...
Ich freue mich! Wieder eine Gemeinsamkeit! :):D
 
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nineLE

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Das hat mir auch sehr gefallen, bzw. gefallen mir hier die Sichten der dahinterstehenden Autorin Elliot. Zum Teil sind diese wunderbar in die heutige Zeit übernehmbar.
ABSOLUT! und das an so vielen Stellen im Buch, die als allgemeine Einschätzung daherkommen und eins zu eins in jedem Jahrhundert mustergültig auf die offensichtlich immer gleichen Menschencharaktere, sowie deren Befindlichkeiten passen, auf ihr Streben nach höher, besser, weiter, reicher...
 

Wandablue

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Brandenburg
Aber ist dies nicht eine vollkommen normale Entwicklung einer Sprache? Sprachen werden durch andere Sprachen beeinflusst und es werden Begriffe/Redewendungen aus anderen Sprachen übernommen. Auch wenn das Sprachbegeisterten nicht gefällt (kann ich auch verstehen ;)). Aber das passierte und passiert in der Sprachgeschichte doch ständig und in allen Sprachen der Erde. Gerade das macht ja die Linguistik so schwierig, bzw das Zusammenfassen der verschiedenen Sprachen zu größeren Sprachgruppen/Sprachfamilien/Makrosprachfamilien.

Ja und Nein. Es gibt auch "Zeiten der Verrohung".
 
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Sassenach123

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Ach, Will ist noch jung. Man hat in seinen Kreisen eigentlich nichts zu tun. Es ist nicht wirklich üblich, dass man einen Broterwerb hat. Und da seine Mutter ja eigentlich die Hälfte des Vermögens hätte erben sollen (hab vergessen, warum sie es nicht erbte - wegen einer Heirat, weil sie zu früh starb?) ist es nur recht und billig, dass der Onkel ihn finanziert. Das fühlt auch der Onkel und tut "seine Pflicht". Vllt mag er seinen Neffen zudem, da er selber keine Kinder hat.
Ob Casaubon jemanden mag kann ich zur Zeit nicht mal einschätzen. Vielleicht liegt es daran, dass wir bisher viel über ihn aber wenig direkt von ihm erfahren haben. Er wirkt auf mich aber schon sehr auf geistige Aktivitäten beschränkt, er scheint kein Mensch zu sein, der sein Herz auf der Zunge trägt. Die Tatsache, dass noch keine Frau ihn begeistern konnte, macht mich auch ein wenig stutzig
 

Sassenach123

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Mrs. Cadwallander ist eine Schau: sie bewegt sich so herrlich ungezwungen jenseits der geltenden Normen, spricht mit spitzer Zunge herrlich gerne über andere und wie ihr der Schnabel gewachsen ist, sie handelt wie ein Waschweib und hat herrlich ironische Äußerungen auf Lager.
Ja, es war schon erheiternd. Allerdings finde ich, dass sie in vielen Punkten Menschenkenntnis bewiesen hat. Sie hat ihre Nase überall drin, und kann ihre Mitmenschen sehr gut einschätzen. Und außerdem scheint sie der passende Gegenpol zu ihrem Mann zu sein, den ja nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, wie man beim Gespräch mit Sir James merken konnte
 
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Sassenach123

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Puh, mir raucht der Kopf. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich einigen Anmerkungen hier nicht ganz folgen kann. Ich habe in der Schule nie so detailliert über Literatur diskutiert, vieles ist mir daher nicht geläufig. Es trübt meinen Lesespaß aber in keiner Weise, und ich habe bestimmt hier und da, dass ein oder andere mitgenommen.
In diesem Abschnitt wird deutlich, dass sich fast alle untereinander gut kennen.Nicht unüblich in einem kleinen Städtchen.
Durch die Verwandschaftsverhältnisse erhoffte sich damals bestimmt oft jemand ein größeres Erbe. Fred ist da vielleicht etwas übers Ziel hinaus geschossen. Bin gespannt, ob er sich aus dieser Misere herauswinden wird.
 

nineLE

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der Onkel und tut "seine Pflicht". Vllt mag er seinen Neffen zudem, da er selber keine Kinder hat.
Also das denke ich in gar keinem Fall, Casaboun fühlt sich verpflichtet, das ja, aber nicht weil er selbst keine Kinder hat und er Will etwa mag, ganz im Gegenteil, dies kommt ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn, dass dies einen Mangel darstellen könnte. Eine Frau "schafft er sich nur deshalb (noch zu so später Stunde seines Lebens) an", damit sie ihm bei seinen-wie wir jetzt wissen antiquierten sinnlosen -Studien behilflich ist und um ihn im Alter zu pflegen...
Die Tatsache, dass noch keine Frau ihn begeistern konnte, macht mich auch ein wenig stutzig
NA AUF JEDEN FALL, zu Recht macht dich das stutzig, so wie er beschrieben ist: blass verknöchert, das blasse Gesicht gleicht einem Totenschädel, weil er ausschließlich über seinen verstaubten Studien brütet, eine Frau wäre da nur lästig und würde Aufmerksamkeit fordern, die er nicht bereit ist zu geben. Dodo wählt er nur und ausschließlich als er zu der ernsthaften Überzeugung gelangt ist, dass sie- anders als alle anderen ihm bekannten Frauen- anspruchslos ist, was weltliche Zerstreuung betrifft und AUSSCHLIESSLICH darauf bedacht sein wird, als seine Ehefrau unterwürfigst SEINEN Wünschen zu genügen, nur deshalb "bindet er sich" (eine Ehefrau ans Bein)...
 

ElisabethBulitta

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In diesem Abschnitt wird deutlich, dass sich fast alle untereinander gut kennen.Nicht unüblich in einem kleinen Städtchen.

Wobei man anmerken muss, dass es nicht die Einwohner des Städtchens, sondern nur eine bestimmte Auswahl von ihnen ist. Von Arbeitern, Bauern (Pächtern) liest, sieht und hört man nichts. Man bleibt letztlich unter sich, was bei mir persönlich, wenngleich nicht neu, einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.
 

nineLE

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Für den toleranten und progressiv denkenden Teil vielleicht :D.
Jetzt muss ich doch noch mal meinen Senf dazu, also: Es gab im Buch doch durchaus eine Vielzahl an winzigen Nebenkriegsschauplätzen, daher hat es ja auch- unter anderem- seine Längen:
es gab: Pächterbeschreibungen, die Wirtin der Schänke, die Meinungsmache betreibt, Bauern, Nachbarinnnen von Mrs. Bulstrode, Krämer, Politiker, Gärtner, Hausangestellte, Bankangestellte, Fuhrleute, Händler... eben eine Reihe von sog. kleinen Leuten ...
Von einem NICHT umfassenden Bild kann daher m.E. keineswegs die Rede sein...
 
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ElisabethBulitta

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Jetzt muss ich doch noch mal meinen Senf dazu, also: Es gab im Buch doch durchaus eine Vielzahl an winzigen Nebenkriegsschauplätzen, daher hat es ja auch- unter anderem- seine Längen:
es gab: Pächterbeschreibungen, die Wirtin der Schänke, die Meinungsmache betreibt, Bauern, Nachbarinnnen von Mrs. Bulstrode, Krämer, Politiker, Gärtner, Hausangestellte, Bankangestellte, Fuhrleute, Händler... eben eine Reihe von sog. kleinen Leuten ...
Von einem NICHT umfassenden Bild kann daher m.E. keineswegs die Rede sein...

Oh doch, Ich denke mal, aus heutiger Sicht ist das alles noch sehr harmlos. Sie werden erwähnt, aber nicht ins Zentrum gestellt, über ihre wirklich Lage erfährt man als Leser*in nicht viel. Aber ich mache da niemandem einen Vorwurf, denn ersten zeigt Eliot die Lage einer bestimmten Gesellschaftsschicht und zweitens ist immer die Frage, in wie fern ich/wir meine/unsere heutigen An- und Einsichten auf frühere Zeiten übertragen kann/können. Im Zentrum des Interesses stand nun einmal nicht der wirklich "kleine Mann".
 
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nineLE

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Oh doch, Ich denke mal, aus heutiger Sicht ist das alles noch sehr harmlos. Sie werden erwähnt, aber nicht ins Zentrum gestellt, über ihre wirklich Lage erfährt man als Leser*in nicht viel. Aber ich mache da niemandem einen Vorwurf, denn ersten zeigt Eliot die Lage einer bestimmten Gesellschaftsschicht und zweitens ist immer die Frage, in wie fern ich/wir meine/unsere heutigen An- und Einsichten auf frühere Zeiten übertragen kann/können. Im Zentrum des Interesses stand nun einmal nicht der wirklich "kleine Mann".
Natürlich stand "er" nicht im Zentrum des Interesses, ich wollte nur nicht unkommentiert lassen, dass es den kleinen Mann hier nicht gegeben hätte, wie behauptet. Im Übrigen denke ich, zu DIESEM Roman haben wir wohl mehr als genug diskutiert, es sollte wirklich kein Neueinstieg in eine solche sein!:rolleyes:o_O...
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Im Übrigen denke ich, zu DIESEM Roman haben wir wohl mehr als genug diskutiert, es sollte wirklich kein Neueinstieg in eine solche sein!:rolleyes:o_O...
Wir haben aber noch zwei Nachzügler und unsere Diskussionen werden nicht geschlossen.
Jeder darf selbst entscheiden, ob und wie er sich - auch verspätet - einbringen möchte ;)
Insofern ist alles völlig in Ordnung :)
 
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nineLE

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Wir haben aber noch zwei Nachzügler und unsere Diskussionen werden nicht geschlossen.
Jeder darf selbst entscheiden, ob und wie er sich - auch verspätet - einbringen möchte ;)
Insofern ist alles völlig in Ordnung :)
Liebe Literaturhexle,

Ich bin verwirrt über deinen Kommentar, aber natürlich lebt davon eine LR, vom Kommentieren, denn es ist ja ein dynamischer Prozess.

Du verstehst mich miss..., vollkommen. Es geht doch nicht darum- und ich dachte, das sei deutlich an meinem Kommentar geworden- etwas im Nachhinein dazu zu schreiben! Nein, es ging mir einzig darum, dass behauptet wurde von Elisabeth Burlitta, es sei NICHTS im Roman über den kleinen Mann geschrieben worden. Das habe ich damals zum Lesezeitpunkt so stehen lassen, da ich keine Lust mehr auf Diskussion hatte. Da jetzt aber durch die Nachzügler das Thema wieder aufkam, sah ich mich nun doch gezwungen, dazu etwas zu schreiben. Worauf nun WIEDER geantwortet wurde: aber nicht viel und überhaupt.... Es ging einzig um die Tatsache, dass die Vielschichtigkeit des Romans eben sehr wohl alle Schichten einbezieht, in welchem Umfang sei dahingestellt. DAZU meinte ich, sei doch die Diskussion erschöpft, Nichts anderes...
 
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