Das denkt ich auch immer mal wieder.Ich glaube, ich muss doch noch in diesem Jahr "Die Welt von gestern" lesen. Das schiebe ich seit Jahren vor mir her ...
Ich denke, Roth macht auch hinreichend klar, was er selbst von dem System hält. Alle sind Opfer in diesem Ehrenkodex, keiner ist Gewinner.Was für ein sinnloser Tod! Das denk ich jedes Mal, wenn ich von Duellen lese. Aber Roth beschreibt die Szene großartig, wie @Häsin schreibt.
Da gibt es nichts aufzuklären, die Umstände sind ja jedem bekannt. Was das Duell erzwungen hat, sind nicht die Umstände, sondern Tattenbachs Beleidigung, die mit den Worten "Servus Doktorleben" begann. Das ist die Karikatur einer in der jüdischen Gesellschaft üblichen Anrede. Von diesem Moment an waren die Weichen gestellt, da war nichts mehr zu machen.Trotta ist bei aller Uneignung und Weichheit aber auch ziemlich trottelig. Kann er nicht mal alle zur Rede stellen und die Situation aufklären?!
Vielleicht entspricht das Bild aber der Realität. Es sind in der Regel keine Liebesheiraten, viele Frauen hatte keine erfüllende und sinnvolle Aufgabe. Kein Wunder suchen manche Abwechslung bei den jungen Leutnants. ( Roth beschreibt hier keine Arbeiterfrauen und Bauersfrauen, deren Tag angefüllt war mit Plagerei und der Sorge, die Familie durchzubringen. Diese Soldatenfrauen sind finanziell versorgt, die Männer sind tagsüber und oft abends unterwegs. Womit vertreibt man sich die Zeit?Wieder ein Frauenbild, welches mir ganz und gar nicht gefällt.
Kennst du Buddenbrooks? Da gibt es eine Stelle, wo sich die Bürgersfrau Tony bei ihrem Mann - ich glaube, es ist ihr erster, Bendix Grünlich oder so ähnlich - beschwert, sie habe zuviel zu tun, um sich um das gemeinsame Kind zu kümmern, sie brauche eine Kinderfrau. Zu diesem Zeitpunkt sind im Haushalt, wenn ich es richtig behalten habe, eine Köchin und ein "Folgmädchen" zum Servieren und für die leichteren Putzarbeiten. Man kann wohl annehmen, dass es für die groben Arbeiten wie Scheuern usw. noch eine Zugehfrau gibt, Wäsche wird aus dem Haus gegeben, und trotzdem hat Tony zuviel zu tun. Sie erklärt auch, warum - und es klingt durchaus glaubhaft. Schon mit dem Arrangement dieses gemeinsamen Frühstücks, wie es im Buch beschrieben wird, hätte ich ewig zu tun. "Du isst schon am Morgen Koteletts", hält sie ihrem Mann vor. Das macht natürlich Arbeit (abgesehen davon, dass mir schon bei der Vorstellung übel wird ...).Diese Soldatenfrauen sind finanziell versorgt, die Männer sind tagsüber und oft abends unterwegs. Womit vertreibt man sich die Zeit?
Tony und ihr Mann sind schon speziell.Kennst du Buddenbrooks? Da gibt es eine Stelle, wo sich die Bürgersfrau Tony bei ihrem Mann - ich glaube, es ist ihr erster, Bendix Grünlich oder so ähnlich - beschwert, sie habe zuviel zu tun, um sich um das gemeinsame Kind zu kümmern, sie brauche eine Kinderfrau. Zu diesem Zeitpunkt sind im Haushalt, wenn ich es richtig behalten habe, eine Köchin und ein "Folgmädchen" zum Servieren und für die leichteren Putzarbeiten. Man kann wohl annehmen, dass es für die groben Arbeiten wie Scheuern usw. noch eine Zugehfrau gibt, Wäsche wird aus dem Haus gegeben, und trotzdem hat Tony zuviel zu tun. Sie erklärt auch, warum - und es klingt durchaus glaubhaft. Schon mit dem Arrangement dieses gemeinsamen Frühstücks, wie es im Buch beschrieben wird, hätte ich ewig zu tun. "Du isst schon am Morgen Koteletts", hält sie ihrem Mann vor. Das macht natürlich Arbeit (abgesehen davon, dass mir schon bei der Vorstellung übel wird ...).
ps. Ich habe übrigens inzwischen mal nachgesehen, was ein Folgmädchen ist. Es ist ein Dienstbote für alles, der einfach "zu folgen" hat, also zu tun hat, was die Herrin anordnet. In der Rangordnung steht das Folgmädchen unterhalb der Köchin.
Jetzt hab ich direkt Lust, das Buch mal wieder zu lesen ...Tony und ihr Mann sind schon speziell.
Da gibt es nichts aufzuklären, die Umstände sind ja jedem bekannt.
Das ist die Karikatur einer in der jüdischen Gesellschaft üblichen Anrede.
Es ging wahrscheinlich um beides. Der gehässige Antisemitismus hat hier nur einen Grund, um sich zu äußern.Dann gehts wohl nicht so sehr um die Frau, sondern um Antisemitismus.