@Literaturhexles Wunsch keine weiteren amourösen Abenteuer des jungen Thomas zu erfahren, geht nicht in Erfüllung. Im Gegenteil, er sammelt einige Erfahrungen, bevor er sich entschließt, Katja Pringsheim zu ehelichen.
Der Reihe nach:
Seinen Job in der Feuerversicherung ist er schnell los, da er Novellen schreibt, statt seine Arbeit zu erledigen. Doch der Erfolg gibt ihm Recht, diese werden veröffentlicht und endlich erhält er die ersehnte Anerkennung seines Bruders.
Gemeinsam reisen sie nach Italien, um dort zu schreiben. Nicht nur Thomas wird von erotischen Fantasien heimgesucht, auch Heinrich träumt, allerdings von vollbusigen Frauen. Beruhigt es Thomas?
Zwei Szenen fand ich sehr interessant: Das Gespräch über Politik, in dem Heinrichs antipreussische Haltung deutlich wird. (Hatte das Vergnügen in der Schule „Der Untertan“ besprechen zu müssen
)
Die Entstehung der „Buddenbrooks“, in der die Parallelen zur Familie Mann offen gelegt werden und die aufgrund ihrer Offensichtlichkeit zu einem Skandal geführt haben. Ein Roman sollte sich nicht so mit dem Privatleben befassen, meint sein Bruder Heinrich.
Auch Thomas Mann Arbeitsdisziplin wird beschrieben:
Er legte die Regel fest, dass er, wenn er eine halbe Stunde lang geschrieben hatte, sich für zehn Minuten auf das schmale Bett legen durfte. Tag für Tag machte er sich gleich nach dem Aufwachen an die Arbeit. (72)
Er lernt Paul Ehrenberger kennen, einen Künstler, in den er sich verliebt, und wird endlich Teil der Münchner Boheme.
In der Oper beobachtet er die Geschwister Pringsheim, die Modell für ein Gemälde gestanden haben, dessen Reproduktion Thomas in seinem Lübecker Zimmer hängen hatte - als Beispiel für die Sorte Mensch, mit der er später verkehren wollte. Obwohl er sich offenkundig in Klaus Pringsheim, den Zwillingsbruder Katia verliebt, heiratet er sie.
Die Familie Pringsheim ist unglaublich reich, sie sind assimilierte Juden, die zum Protestantismus konvertiert sind.
Die Entscheidung, Katia einen Heiratsantrag zu machen, fällt nach einem Besuch seines ehemaligen Vorgesetzten bei der Feuerversicherung, der ihn verführt. Thomas will kein Mann werden, der den Ruf hat, dass man ihm „nächtens einen diskreten Besuch abstatten konnte“ (90). Er will Teil der bürgerlichen Gesellschaft werden und das geht nur über eine Ehefrau.
Wie schon bei den „Buddenbrooks“ inspiriert Thomas die besondere Beziehung zwischen Klaus und Katia für eine Novelle aus, und bedient sich dabei auch bei Wagners Wallküre. Alfred Pringsheim verhindert jedoch eine Veröffentlichung, wohingegen der Rest der Familie eher entzückt ist. (Sie ist erst 1921 veröffentlicht worden).
Während Thomas glücklich zu sein scheint, wenn auch als Vater von inzwischen drei Kindern gestresst, geht seinen Schwestern schlechter. Lula lebt in einer unglücklichen Ehe und Carla nimmt sich das Leben. Vor ihrem Tod gesteht sie ihm
Ich wünsche mir Erfolg auf der Bühne und alles, was an Reisen und Aufregung dazugehört. Und ich wünsche mir eine Familie und das dazugehörige ruhige Leben. Und ich kann nicht beides haben. Du hingegen wünschst dir nur das, was du hast. Da bist du der Einzige von uns.“ (115)