Was ich noch nicht richtig einschätzen kann sind diese Aussetzer, die Rachel scheinbar hat.
Ich auch nicht. An den Stellen wird auch immer etwas ausgelassen, übersprungen. Das ist hier - genau wie der Kirchenaussetzer - äußerst kryptisch.
Eine Liebesgeschichte scheint es bisher nicht zu sein.
Nein, von Romantik keine Spur!
Die Warnung von Willard, Nick wäre "unseriös": Er wird sie sitzenlassen.
- Das Gespräch mit der Mutter über uneheliche Schwangerschaften: Rachel wird schwanger.
- Die Zungenredner in der Kirche: Rachel sagt oder tut manchmal Sachen, die sie sich selbst nicht erklären kann.
Sehr gut spekuliert! Da bin ich gespannt. Die Schwangerschaft befürchte ich auch. Der Zungenredner als Bezug zu Rachel ist sehr interessant.
Sehr gelungen finde ich, wie es Margaret Laurence gelingt, all diese Ängste, Zweifel und Komplexe, die Rachel plagen, psychologisch so feinfühlig und gleichzeitig ehrlich darzustellen. Das schafft trotz aller Verfehlungen eine große Nähe zur Hauptfigur.
Ja, das gefällt mir auch so gut. Der Text ist schonungslos offen - bis auf die Aussetzer und die Gedanken, die so nah an Rachels Seele oder ihren Ängsten sind, dass sie sie nicht zu Ende denken möchte. Da setzt meiner Meinung nach unmittelbar der Verdrängungsmotor ein. Aber die Ehrlichkeit und die offene, deutliche und selbstreflektierende Art schaffen eine sehr authentische Figur, die vielleicht nicht sympathisch ist, mit der man aber trotzdem mitfühlen und -leiden kann.
wobei hier Rachel nicht als das Opfer rüberkommt.
Das stimmt - aber ich habe die Situation dennoch als "ungleich" empfunden und natürlich von Missverständnissen geprägt.
dass Nick sie bereits beim zweiten Date "Liebling" nennt? Das hat so gar nicht gepasst für mich.
Ich denke das erklärt sich besser mit dem englischen Begriff, der wahrscheinlich „Darling“ ist. Und Darling wurde meines Wissens in dieser Zeit sehr schnell und häufig verwendet.
Absolut!
Für mich hatte das tatsächlich etwas Abwertendes und suggerierte mir, dass er sie nicht ernst nimmt bzw. dass sie für ihn austauschbar ist. "Liebling" ist wie "Schatz" für mich...wenn einem nichts Besseres einfällt. Dazu kommt noch, dass "darling" wie
@Literaturhexle schreibt in Nordamerika auch mehr oder weniger ein Gemeinplatz ist. Das sagt man fast zu jedem...Daher ist es unheimlich oberflächlich und nichtssagend.
Was für ein komisches Gerät müsste die Mutter irgendwo im Haus stehen haben? Einen Samenabsauger? - ich lach mich schlapp
!
Das kenne ich aus der Forsyte Saga
- da verpasst sich frau mit Gummischlauch usw. einen Einlauf/Spülung nach dem Akt, um unliebsame Folgen zu verhindern.
Außerdem: Kennt man so etwas nicht aus eigenem Erleben? Sich zurücknehmen, obwohl man weiß, was zu sagen wäre, um des lieben Friedens Willen.
Ich stimme dir zu. Was wären auch Rachels Optionen? Sich auflehnen kostet Kraft. Und wo soll sie auch hin?
Aber dadurch, dass Rachel nur klein gemacht und gehalten wurde, hat sie nicht das nötige Selbstbewusstsein und außerdem viel zu viele Selbstzweifel, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen.
Denn: es kommen zeitgleich so unsagbar viele Zweifel dazu, gepaart mit Ängsten..., so dass sie es nicht schafft, es durchzuziehen. Hinzu kommt Empathie für den/die anderen. Es wird versucht, sich in deren Lage zu versetzen und sie zu verstehen und schließlich ihnen dann einen Gefallen zu tun, um am Ende selbst gut dazustehen. Diese "Sucht" anderen zu gefallen und "nett" zu sein.
Genau das ist das Problem. Rachel ist ja auch von Kindesbeinen an konditioniert, ich glaube, sie wüsste gar nicht, wie sie sich anders verhalten sollte bzw. hätte Angst davor und müsste hart an sich selbst arbeiten. Ihr demütiges und fügsames Verhalten ist mittlerweile ja auch ihre Komfortzone. Die Mutter und sie haben sich die perfekte Symbiose erschaffen.