2. Leseabschnitt: Dienstag (Marseille) (S. 87 bis S. 152)

Amena25

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23. Oktober 2016
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So langsam wird es geheimnisvoller. Was treibt eigentlich Leia Tochter Viivi? So ganz legal scheint es ja nicht zu sein.
Wer ist der geheimnisvolle Mann mit dem Bart. Und offenbar hat Leia ja Recht mit ihrem Gefühl, verfolgt zu werden.
Auch wenn ich Leias Unmut über den Luxus an Bord und dessen Schattenseiten nachvollziehen kann, finde ich ihre Art, ständig auf diesen Themen rumzureiten auch etwas nervig.
Auch wenn es allmählich etwas spannender wird, kann ich den ,,Thriller" noch nicht erkennen.
 
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ElisabethBulitta

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Was treibt eigentlich Leia Tochter Viivi? So ganz legal scheint es ja nicht zu sein.

Ja. Sie scheint sehr idealistisch. Für Flüchtlinge zu sein und sie illegal unterbringen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Da muss man vorsichtig sein (zumindest in Ländern, die einigermaßen zivilisiert sind, und dazu zähle ich Finnland).

Auch ich finde, dass das Buch allmählich spannender und mysteriöser wird.

Aber das Politische hält sich durch und durch: die Ausstellung, die Gedanken über die Toten und unseren Umgang damit, die Rolle der sozialen Medien ... Einige Gedanken teile ich auch schon immer: Einzelschicksale berühren uns mehr als Massenschicksale, Hauptsache wir fühlen uns wohl in unserer Komfortzone.

Sicherheitsmaßnahmen finde ich persönlich jetzt nicht beängstigend, eher beruhigend. Wenn es hier in Europa zu größeren Anschlägen kommt (zumindest auf dem Festland), kriege ich das auch immer zu spüren, weil ich in der Nähe der schweizer Grenze wohne. Der Zoll und die Polizei fahren dann immer alles auf, was sie zu bieten haben. Ich denke dann immer: "100%-ige Sicherheit gibt es eben nicht. Aber man versucht, was man kann."

Was ich am 11. September 01 gemacht habe, weiß ich auch noch. Ich war zu der Zeit in Nowosibirsk und musste, nachdem ich die Bilder im Fernsehen gesehen hatte, erst einmal meine Eltern anrufen und mich schlau machen, da mein Russisch doch nicht so perfekt war (und bis heute ist).

Leia ist viel emotionaler als ihre Schwester. Ein bisschen tut sie mir leid: Sie scheint alles Leid der Welt zu tragen, was ganz und gar nicht gut ist. Ich kenne das auch von mir. Außerdem scheint sie wirklich verfolgt zu werden.

Marina scheint auch nicht ganz koscher zu sein. Ich bin gespannt, was es mit ihr noch auf sich hat.

Die Lage auf dem Flüchtlingsboot spitzt sich zu. Nach wie vor finde ich den Gegensatz "Luxusdampfer" - Flüchlingsboot gut.

Bei den kurzen Kapiteln aus anderer Perspektive rätsle ich noch ein wenig, wessen Sicht dort wohl dargestellt ist. Das eine ist Viivi, das ist klar. Aber es gibt dort noch mehr Schichten.

Dieses ständige (zumindest für meine Verhältnisse ständige) "fucking" nervt mich ein wenig. K.A., aber ich mag diese Ausdrücke nicht so, obwohl ich auch gut fluchen kann.
 
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Anjuta

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Im zweiten Abschnitt steht der Museumsbesuch zunächst im Mittelpunkt. Hier trifft eine Haltung - Genervtsein (Ripsa) - auf eine ganz andere - Betroffenheit (Leia) - und es wird uns die Verschiedenheit dieses Schwesterpaares nochmal ganz eindrücklich gezeigt. Es wird angestoßen auf das "hochgeschätzte soziale Gewissen". Die Geschmacklosigkeit der Situation wird damit herausgestellt. TV-Kanäle werden einfach abgeschaltet, damit die Unmenschlichkeit der Welt im Luxusambiente außen vorgehalten wird.
Wenn ich es noch nötig gehabt hätte, dann finde ich hier alle notwendigen Argumente für: KREUZFAHRT - NICHT MIT MIR!!!
 
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Renie

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Bei den kurzen Kapiteln aus anderer Perspektive rätsle ich noch ein wenig, wessen Sicht dort wohl dargestellt ist. Das eine ist Viivi, das ist klar. Aber es gibt dort noch mehr Schichten.
Das sehe ich genauso. Und diese kurzen eingeschobenen Kapitel sorgen für die Spannung. Ich ertappe mich beim ständigen Spekulieren, was die Personen angeht.
 

Renie

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Aber das Politische hält sich durch und durch
Die Vorkommnisse in Finnland sind sehr interessant (dieser SS-Typ). Für mich gelten skandinavische Länder immer als sehr liberal und tolerant. Insofern bin ich über diese "braune" Seite verblüfft. Aber so kann man sich irren. Ich glaube, ich werde mich bei Gelegenheit mit der politischen Landschaft Finnlands beschäftigen - zumindest einen Blick riskieren.
 

Renie

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Im zweiten Teil kann sich Leia kaum noch beherrschen und lässt den Gutmenschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit raushängen. Unterstützung und eine eifrige Zuhörerin findet sie in Marina. Also wirklich, wie kann man nur so scheinheilig sein. :confused:
 

ElisabethBulitta

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Die Vorkommnisse in Finnland sind sehr interessant (dieser SS-Typ). Für mich gelten skandinavische Länder immer als sehr liberal und tolerant. Insofern bin ich über diese "braune" Seite verblüfft.

Wenn man manchen Berichten und Mitteilungen glauben darf (besonders in den Sozialen Netzwerken), scheint Skandinavien (im weitesten Sinne des Wortes) das Paradies auf Erden zu sein. Ich sehe das eher kritisch. Und wenn ich's aus der Sicht der Bidlungslandschaft betrachte: Nach der PISA-Studie von 2000 galt Finnland als das Wunderwerk. Mittlerweile scheint das aber auch nicht mehr der Fall zu sein. Also: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Was den Rechtsradikalismus an sich angeht (und nur, um das im Vorfeld zu klären: Ich bin gegen jede Art von politischem Extrimismus, denn im Prinzip sind die Grenzen zwischen extremer Linker und Rechter fließend): Aufgrund seiner Geschichte wird Deutschland da immer noch kritisch beäugt, und kluge Menschen betrachten die Entwicklung im eigenen Land auch kritisch, aber in anderen Ländern fehlt diese Dimension einfach.
 

ElisabethBulitta

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Bei "volle fünf Sterne in der Kategorie Unbehagen" (die Bord-App über die Ausstellung, S. 102) dachte ich, ich lese nicht richtig. Ich hoffe, das war von Ripsa ironisch gemeint, bin mir aber nicht sicher.

Ich bin mir sicher, dass es nicht ironisch gemeint war, sondern eher Gang und Gäbe ist. Wirklich Schlechtes und Schlimmes will niemand sehen. Erst recht nicht, wenn man im Urlaub ist.
 

Mikka Liest

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@Amena25

Ich habe mich schon gefragt, ob Viivi vielleicht hinter diesem Foto mit dem finnischen Rechtsradikelen steckt... Ich muss gestehen, ich kann gut verstehen, dass Leia sich so ausdauernd mit diesen Themen beschäftigt, denn sie ist gerade in einer Situation, wo ihre Prinzipien und ihre Umgebung sich übelst beißen...

@ElisabethBulitta

Mir gefällt sehr gut, wie das Buch mit diesen politischen Themen umgeht, indem es sich auf zwei Charaktere konzentriert, die auf völlig unterschiedlichen Seiten dieses Konflikts stehen. Das sind Themen, über die ich auch viel nachdenke.

Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie ich am 11. September fassungslos die Bilder im Fernsehen gesehen habe.

Ich frage mich ja, ob Ripsa wirklich weiß, was genau Leia passiert ist. Denn sie scheint ja genervt zu sein von Leias "Verfolungswahn", den ich unter den Umständen gut verstehen kann, denn schließlich ist ihr schon einmal etwas Schreckliches geschehen.

@Anjuta

Ich muss gestehen, dass mein Mann und ich manchmal Urlaub auf einem Hurtigruten-Schiff machen – aber immer auf dem ältesten, kleinsten Schiff der Hurtigruten-Flotte, der MS Lofoten (da passen höchstens 400 Leute drauf), das ist mit diesem schwimmenden Luxushotel nicht zu vergleichen... Außerdem ist die Lofoten ein Postschiff, das nicht extra für Urlauber fährt, sondern die Urlauber nur auf seiner üblichen Strecke, die es ohnehin fährt, mitnimmt – sonst hätte ich da ein echtes ethisches Dilemma.

@Renie

Ich war auch überrascht, dass es in Finnland anscheinend ein echtes Problem mit einem politischen Rechtsruck gibt! Aus anderen skandinavischen Ländern habe ich so etwas bisher noch nicht gehört.

Echt, findest du, Leia ist ein Gutmensch? Ich finde sie eigentlich gar nicht so scheinheilig, denn sie selber hätte sich diesen Urlaub auf dem Luxuskreuzer ja nicht ausgesucht. Allerdings hätte sie natürlich ablehnen können, Rispa zu begleiten...

@ElisabethBulitta

Bei Ländern, die bei uns nicht ständig in den Nachrichten sind wegen extremistischen Vorkommnissen, weiß man gar nicht richtig, was da tatsächlich Sache ist – außer, man hatte da mal einen persönlichen Grund, sich damit zu beschäftigen.

Im Grunde ist das eine klassische "monkeysphere".

Das wurde mal mit Affen erforscht und dann auf Menschen ausgeweitet, und es geht darum, dass Affen und Menschen kognitive Grenzen haben, mit wie vielen Affen/Menschen sie eine emotionale Verbindung aufbauen können – bzw wie viele Affen/Menschen sie überhaupt als Mitaffen/Mitmenschen konzipieren können. Bei Menschen ist die Grenze bei etwa 150. Wer nicht zur eigenen monkeysphere gehört, mit dem können wir nicht wirklich mitfühlen, das ist dann höchstens vage Betroffenheit.

Ein einzelnes Schicksal, wie das des kleinen toten Jungen, dessen Bild auf der ganzen Welt durch die Nachrichten ging, können wir kurzfristig in unsere Monkeysphere integrieren und deshalb trifft es uns so stark. Das Schicksal von 1 Millionen Menschen, die irgendwo auf der Welt leiden – passt leider nicht in die Monkeyspere.

Ein oft zitiertes Zitat, wenn über die "monkey sphere" geschrieben wird, passt auch perfekt zu diesem Buch:

"One death is a tragedy. One million deaths is a statistic."
-Kevin Federline
 

Anjuta

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Ich muss gestehen, dass mein Mann und ich manchmal Urlaub auf einem Hurtigruten-Schiff machen
Ich hatte das nicht geschrieben, um irgendjemandem ein schlechtes Gewissen zu machen. Tatsächlich bin ich auch mal eine Etappe mit den Hurtigruten gefahren, um in Norwegen von A nach B zu kommen. Das war ein sehr gutes Transportmittel. So richtiger Kreuzfahrturlaub ist halt nur einfach nichts für mich. Da ist aber jeder sehr unterschiedlich gestrickt und das ist auch gut so. Sonst würden wir uns ja im Urlaub alle irgendwo an einem Ort knubbeln :p:eek:
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Das wurde mal mit Affen erforscht und dann auf Menschen ausgeweitet, und es geht darum, dass Affen und Menschen kognitive Grenzen haben, mit wie vielen Affen/Menschen sie eine emotionale Verbindung aufbauen können – bzw wie viele Affen/Menschen sie überhaupt als Mitaffen/Mitmenschen konzipieren können. Bei Menschen ist die Grenze bei etwa 150. Wer nicht zur eigenen monkeysphere gehört, mit dem können wir nicht wirklich mitfühlen, das ist dann höchstens vage Betroffenheit.
Ich weiß aber auch nicht, ob man immer wirklich mitfühlen muss. Manchmal denke ich, es würde auch reichen, sein Gehirn einzuschalten. Auch das kann schon helfen, etwas ins rechte Licht zu rücken - wenigstens auf rationale Art und Weise.
Wir fahren mit unseren Kindern in der Vorweihnachtszeit immer nach Freiburg auf den Weihnachtsmarkt und ins Theater. Als damals der Anschlag in Berlin war, meinten einige Eltern, diese Fahrt sei zu gefährlich. Auf der anderen Seite lachen dieselben Eltern, wenn wir ihnen sagen, sie müssten mit ihren Kindern mal üben, die Straße richtig zu überqueren und sicher Fahrrad zu fahren. Ihr Antwort dann immer: "Es passiert sowieso nichts." Ich brauche kein großer Mathematiker zu sein, um mir auszurechnen, wo die Wahrscheinlichkeit, tödlich zu verunglücken, größer ist.