Was Mimmo über Celeste und Carmela denkt bzw. dem Pferd erzählt, impliziert ein wenig, dass er zwischen Sex und Liebe nicht unterscheiden kann. Aber wahrscheinlich wächst er in einer Gegend auf, in der eben Liebe an sich eine nur sehr geringe Rolle spielt.
Die Geschichte rund um Nicola fand ich absolut schlimm zu lesen - sowas von unmenschlich. Da fehlen mir echt die Worte. Das sagt mir viel über den Umgang mit Behinderten. Auch wenn es überzogen ist, findet sich hier doch ein Körnchen Wahrheit.
Auch die Szene mit den Polizisten hat mich schockiert. Wobei mir dabei aber auch klar wird, weshalb niemand sich um Cristofaros' Schicksal kümmert. Ein wahres "Sodom und Gomorrha". Selbst der Priester mischt mit. Den Trick mit dem Tabernakel fand ich einfach toll. Wobei mich da, das ist jetzt Korinthenkackerei, der Artikel "das" ein wenig irritiert hat. Ich weiß, dass es beide Artikel gibt, aber "der" ist eindeutig verbreiteter.
Dann kommt das Unwetter, das von Gotte (!?) geschickt wird um das Viuertel zu bestrafen. Weil Celeste lernt? Damit die Schuld Carmelas sich mittels Celest auf alle überträgt.
Ich kann dem ehrlich gesagt nicht folgen, das ist mir zu esoterisch.
Ich habe es eher so verstanden, dass Gott den Regen schickt als Strafe für Carmelas Verhalten. Esoterisch finde ich es nicht, eher alttestamentlich: Gott straft die Menschen für ihr sündiges Verhalten. Dazu passt auch die Sintflut, die Gott ja gesendet hat, um die Menschen "auszurotten" und anschließend einen Neubeginn zu starten. Hier werden eher althergebrachte Glaubensvorstellungen transportiert, was m.E. zu der ganzen dort dargestellten Gesellschaft passt. Dieser unmittelbare Zusammenhang, Gott schickt gleich die Strafe, bestraft oder belohnt unmittelbar für ein Verhalten, hat für mich was mit mangelnder Bildung zu tun. Wahrscheinlich weil ich mit einem anderen Gottesbild aufgewachsen bin.
Celestes Lesen sehe ich eher als Zeichen für den Willen, diesem Leben zu entgehen. Ich hoffe nur, dass es ihr auch gelingt.
Was mir ansonsten auffällt, sind die zahlreichen religiösen Symbole: das Brot (hier als Brotduft) als Zeichen für Leben und Lebenskraft, das Lamm als Opfertier, das zur Schlachtbank geführt wird (und dann noch als Weihnachtsbaum geschmückt. Das hat mich an Bachs Weihnachtsoratiorium erinnert, in dem er als ersten Choral "Wie soll ich dich empfangen" auf die Melodie von "Oh Haupt voll Blut und Wunden" singen lässt, hier also auch schon in der Weihnachtsfreude einen Ausblick auf die Passion gibt, allerdings weiß ich nicht, ob der Autor hier auch beides in Verbindung bringen will.). Ebenso die Sintflut ... Mich würde wirklich interessieren, was der Autor mit diesen Symbolen bezwecken will. Ich fürchte ja fast, dass das Buch negativ endet ...