2. Leseabschnitt: DER ABGRUND - Kapitel 9 bis 19 (Seite 59 bis 110)

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
1.282
5.347
49
53
Ich habe die Stelle noch mal nachgelesen. Es ist für mich nicht klar, dass das Rolv und sein Vater sind. Es können genau so gut zwei andere sein. Rolv war doch nicht in der Fabrik, um Geld für den Hof zu verdienen? Das ist nicht ganz eindeutig und ich glaube eher nicht, dass es die beiden sind.
Ich habe die Stelle auch nochmal gelesen und bin mir sicher, dass es tatsächlich nicht Rolv und sein Vater sein können, die dort roden. Ich bin beim Lesen wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass es die beiden sein müssten, weil unterhalb des Li-Hofes gerodet wird. Das ist aber quatsch. Danke fürs genaue Hinschauen!
1. müssen die Lis keinen Wald mühsam roden, um dort Getreide anzubauen. Sie haben ihren lukrativen Obstgarten.
2. Ich hoffe, das passt in diesen Leseabschnitt
hat Karl an besagtem Unglückstag die Insel verlassen, um etwas anderes zu erledigen
3. Auch da bin ich mir nicht mit dem LA sicher
war Rolv nicht mehrere Jahre in der Stadt, um etwas für die Instandhaltung des Hofes zu verdienen - es wird aber eindeutig der Sohn genannt, der in der Fabrik war
Diejenigen, die sich vom Unglück her erkennen sind Sohn und Andreas
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.635
4.771
49
62
Essen
Das Unglück gepaart mit einer Form von Wahnsinn bricht in diesem LA sowohl in die Tier- als auch die Menschenwelt auf der Insel ein.
Ein Mord geschieht, der nur rudimentär bis gar nicht geschildert wird. Im Schweinestall fällt das Muttertier über ihre gerade geborenen Ferkel her und zwei Schweine stürzen in wilder Raserei in den Tod. Die Inselgesellschaft stürzt in ebensolcher Raserei hinter dem Mörder, dem Fremden, her und diese Verfolgungsjagd macht alle Beteiligten irgendwie zu hässlichen Verblendeten und endet mit der Erschlagung des Verfolgten..
Vieles wird in diesem Roman nur angerissen, nicht ausgesprochen. Da wabern häufig irgendwelche "es" durch die Sätze, die nicht aufzulösen sind. Was ist dieses "es"? Was ist es, das diese Art von Stimmung, von Gefühlen und Verhaltensweisen auf dieser Insel schafft?
Ich stürze mich also in den zweiten Teil des Buches, in den "Keim im Staub" mit vielen offenen Fragen und einer großen Gespanntheit.
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.536
9.571
49
53
Mainz
Dieser Abschnitt hat mich sehr beeindruckt.
Es gibt ruhige Szenen in der Natur, wie das Gespräch zwischen Ings und ihrer Mutter, v.a. aber grausame Geschehnisse, als herauskommt, dass Andreas Inga getötet hat. Der Mord kam für mich irgendwie ein wenig überraschend. Man kann es aber auch so sehen, dass das spätere grausame Geschehen durch das vorherige vertrauliche Gespräch zwischen Inga und Andreas vorbereitet wird. In jedem Fall ist das ganze Dorf wachgerüttelt und jagt den Täter. Es wird schnell klar, dass er keine Chance haben wird, zu entkommen. Verwundert war ich, dass ausgerechnet Ingas Eltern eine Milderung der Tat geltend machen, da sie erkennen, dass der Wahnsinn Andreas zur Tat getrieben hat.
Meisterhaft parallelisiert der Autor hier tierische und menschliche Abgründe.
Ich bin nun gespannt, wie es im zweiten Teil des Buches weiter geht...
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.536
9.571
49
53
Mainz
Dieser Abschnitt hat mich sehr beeindruckt.
Der fremde Mann hat eine ganz eigene Aura. Er verzaubert die Menschen, die ihm begegnen, er macht etwas mit ihnen. Liegt es an seinen blauen Augen, seiner Attraktivität oder seiner Einsamkeit?
Das ist mir aufgefallen. Es ist vermutlich etwas in seinem Blick. Etwas, das offensichtlich zunächst eher interessant und anziehend wirkt, sich dann aber ins Gegenteil verkehrt.
Ich hatte Schwierigkeiten damit, den Wahnsinn des Täters als Schuld minderndes Element anzusehen - zu frisch ist die sinnlose Tat noch. Jeder, der Andreas´Irrsinn sieht, scheint innerlich milder gestimmt zu sein. Eigenartig. Warum haben sie den Wahnsinn nicht früher erkannt und ihn eher mit etwas Magischem verwechselt?
Ich ebenfalls. Es hat mich doch sehr gewundert, dass gerade diejenigen, die dem Opfer nahestehen, diese Milde der Tat als erste geltend machen. Ich hätte eher damit gerechnet, dass gerade ihnen egal ist, was den Täter zur schrecklichen Tat bewegt hat.
Ich glaube, früh schon haben Viele etwas Besonderes in Andreas Blick wahrgenommen. Zunächst scheint dies aber eine gewisse Fasiznation ausgelöst haben, dann verkehrt es sich ins Gegenteil.
Warum schwirrt Kari Nes überall rum, hat sie etwas damit zu tun?
Die Rolle von Kari Nes ist mir auch nicht klar. dennoch glaube ich jetzt eigentlich nicht, dass sie unmittelbar ins Geschehen selbst involviert ist.
Ich vermute einen direkten Zusammenhang mit ihrer Schwangerschaft. Sie bleibt am Rand, weil die Situation gefährlich ist, sie nicht nur sich, sondern auch ihr Kind schützen will. Vielleicht ist sie auch "hormonell" (?) eher auf Mitgefühl, sprich lebensbejaende Emotionen und Verhaltensweisen eingestellt?
So ähnlich würde ich das auch sehen. Sie hat ja nun nicht nur für sich selbst sondern auch für das Ungeborene Verantwortung zu tragen. Ihre Zurückhaltung erkläre ich mir so.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.390
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Das ist mir aufgefallen. Es ist vermutlich etwas in seinem Blick. Etwas, das offensichtlich zunächst eher interessant und anziehend wirkt, sich dann aber ins Gegenteil verkehrt.
Es ist interessant, dass Andreas, der immer als schöner Mann beschrieben wird, aber nun, da er ein Mörder ist, als hässlich bezeichnet wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.390
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Die Rolle von Kari Nes ist mir auch nicht klar. dennoch glaube ich jetzt eigentlich nicht, dass sie unmittelbar ins Geschehen selbst involviert ist.
Ihre Rolle war mir schon im ersten LA nicht klar. Sie hält den Inselbewohnern den Spiegel vor, damit sie ihre Jämmerlichkeit sehen. Die Insulaner wiederum können sie und ihr Unglück nicht ertragen und würden sie gerne verbannen. Auf jeden Fall scheint sie immer aufzutauchen, wenn etwas passiert. Insofern hätte es auch gepasst, wenn sie im Schweinestall gewesen wäre.
Sie wird einerseits als wahnsinnig beschrieben, andererseits weiß sie sehr genau, was vorgeht. Hat sie noch etwas beobachtet? Wenn ja, wird man ihr vermutlich nicht glauben.

Ein tolles Buch. Ich hatte Sorge, es würde hinter "Das Eisschloss" und "Die Vögel" zurückfallen, weil diese beiden wohl Vesaas` bekannteste sind, aber bisher ist das nicht der Fall. Die Szenen im Schweinekoben und der Lynchmord sind die besten, so etwas vergisst man dem Lesen nicht wieder.
 
Zuletzt bearbeitet:

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Aber so ganz verstehe ich das auch noch nicht. Vielleicht hat jemand hier eine Idee.
Ich hatte Gudrun und das Ungeborene als Kontrast zu Andreas und dem Tod, den er offenbar mitbrachte, verstanden. Wenn man so will, prallen Leben und Tod in der Begegnung der beiden unmittelbar aufeinander.
Wir bekommen eine Ausnahmesituation geschildert. Als Auslöser finde ich das durchaus plausibel. Die Meute befeuert sich gegenseitig.
Ich finde das erschreckend - im Roman, aber auch mit Blick auf die aktuelle Gesellschaft. Sozusagen erschreckend aktuell. Wenn man bedenkt, dass das Buch 1940 zu NS-Zeiten veröffentlicht wurde und gleichzeitig sieht, welche "Meuten" es in jüngster Vergangenheit immer so gab (Capitol, Silvester), sind das furchtbare Parallelen.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
2.554
12.487
49
47
Ein Abschnitt, der so ruhig beginnt und in Raserei ausartet. Wahnsinn irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes. Die Umsetzung von Tarjei Vesaas finde ich großartig.

Der Mord - wenn es denn einer war - hat mich sehr überrascht. Ich hatte Andreas nicht als Bedrohung wahrgenommen. Grundsätzlich habe ich ein Problem damit, dass ein Fremder oder allgemein etwas Fremdes für eine in sich geschlossene Gesellschaft als Gefahr dargestellt wird. Ich nehme einerseits aber natürlich die Entstehungszeit wahr und kenne Tarjei Vesaas durch die anderen Romane als einen Autor, der für Individualität steht und diese genauso wie gesellschaftliche Außenseiter schätzt. Deshalb bin ich sehr gespannt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.

So ist das vermeintliche Glück der Insel nun zerstört und die Meute entpuppt sich als schlimmer als die Schweine. Furchtbare Szenen, aber auch sehr intensiv. Oben schrieb jemand, es seien unvergessliche Szenen. Dem stimme ich zu.

Die Gesellschaft scheint dem Untergang geweiht, der Keim des Hasses steckt zu tief.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.390
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Der Mord - wenn es denn einer war - hat mich sehr überrascht. Ich hatte Andreas nicht als Bedrohung wahrgenommen.
Als er die ferkelfressende Muttersau beobachtet, bricht sein verdrängtes Trauma wieder durch und er wird unberechenbar.

Wenn wir den Roman als Metapher auf die Besatzung Norwegens im Jahr 1940 lesen - wünscht sich Tarjei Vesaas dann einen Befreiungsschlag der Norweger oder warnt er davor?
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.390
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
So ist das vermeintliche Glück der Insel nun zerstört und die Meute entpuppt sich als schlimmer als die Schweine. Furchtbare Szenen, aber auch sehr intensiv. Oben schrieb jemand, es seien unvergessliche Szenen. Dem stimme ich zu.
Die Menschen waren auch vorher nicht glücklich, das wird immer wieder betont, wobei ich mich angesichts der Lebensumstände darüber wundere. Wäre dieser Mob auch möglich gewesen in einer glücklichen, zufriedenen Gesellschaft?
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.554
16.307
49
Rhönrand bei Fulda
Ich habe den 2. LA gestern abend zu Ende gelesen und nachdem ich eure Kommentare hier überflogen habe, heute morgen noch mal.
Ihr seht mich etwas hilflos inmitten eurer Begeisterung über dieses Buch.
Ich weiß bisher überhaupt nicht, was ich daraus machen soll. Es hat offenbar ein Mord stattgefunden, auch wenn man darüber erstaunlich wenig liest. Es scheint so, als sei der "schöne" Andreas Vest nach der Katastrophe mit den Schweinen dem Wahnsinn verfallen. Obwohl er die Annäherungsversuche des Mädchens anfangs abwehrt und vorgibt, er müsse schnell zum Boot zurück, lässt er sich dann doch überreden, mit ihr Pflanzen zu suchen. Gerade ihre Zutraulichkeit scheint seinen "Wahnsinn" zu befeuern. "Sein verbranntes Hirn arbeitete und funktionierte präzise. Er hatte den richtigen Griff getan." (S. 76) Sein Wahnsinn hat also doch Methode. Als er mit dem Mädchen losgeht, hat er bereits so etwas wie einen Plan, meine ich da herauslesen zu können.
Eine Seite weiter: "Das junge Mädchen war dem Untergang geweiht."
Von dem eigentlichen Mord erfahren wir nichts, nur durch den Schrei, der "wir ein großer dunkler Schirm" auf die anderen, in der Nähe stehenden Inselbewohner herabfällt. Später tragen dann die beiden Männer, die wir als Biertrinker kennen gelernt haben, das "erschlagene" Mädchen auf einer Bahre nach Hause. Wir erfahren nicht, womit und wie erschlagen (könnte ja theoretisch sogar ein Unfall gewesen sein, immerhin befanden sich die gesuchten Pflanzen "unter einem kleinen Felsen"), und auch nichts über die Umstände, ob sie vergewaltigt wurde ... Oder habe ich doch irgendetwas überlesen?

Im Fortgang fokussiert der Autor dann ausschließlich auf den wild herumrasenden "Mob". Bin ich die einzige, die da vollkommen verwirrt und auch, hm, etwas unzufrieden ist? Was ist denn nun eigentlich passiert?
Ich weiß nicht, ob der Autor das beabsichtigt; ich habe im Grunde einen Leseeindruck wie von einem wilden Strudel, einem Zusammenballen ungeordneter Kräfte, ohne dass man im Grunde weiß, was eigentlich genau abgeht. Ein Fremder kommt auf die Insel, geht mit einem Mädchen davon, es geschieht eine Gewalttat (? - nicht mal das weiß man genau, nur dass das Mädchen tot ist), die Leute rotten sich zusammen und jagen den Fremden ...
Wie gesagt, ich stehe einstweilen ziemlich hilflos vor dem Buch. Vielleicht fehlt mir für Vesaas einfach das Sensorium.
(seufz)
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Wenn man so will, prallen Leben und Tod in der Begegnung der beiden unmittelbar aufeinander.
Wie gut, dass ich euch habe:)
Die Umsetzung von Tarjei Vesaas finde ich großartig.
Ja. Man liest atemlos mit!
der Keim des Hasses steckt zu tief.
Der Keim bekommt zum Ende hin eine andere/weitere Bedeutung.
bricht sein verdrängtes Trauma wieder durch und er wird unberechenbar.
So lese ich es auch. Erstaunt bin ich, dass bereits so früh, also Ende der 1930er Jahre, bekannt war, was ein Trauma ist und dass bereits ein Unfall dafür ausreicht (es muss kein Zermürbungskrieg sein).
Wäre dieser Mob auch möglich gewesen in einer glücklichen, zufriedenen Gesellschaft?
Ich denke schon. Schaut auf die Corona Leugner, die zum Teil zerstörerischen Streiks in Frankreich, den Umgang mit Polizei/Rettung in Feierlaune...

Hier darf man nicht vergessen, was voraus ging: ein unschuldiges junges Mädchen wurde getötet. Die Empörung kann ich nachvollziehen, nicht aber die Raserei.
Als er mit dem Mädchen losgeht, hat er bereits so etwas wie einen Plan, meine ich da herauslesen zu können.
Ja, er hatte einen Plan. Deshalb verstehe ich seine Verwandlung zum reinen Opfer auch nicht.
Bin ich die einzige, die da vollkommen verwirrt und auch, hm, etwas unzufrieden ist?
Mir geht es auch so. So genial und fesselnd ich den Roman finde, so viel Unverständnis bringe ich ihm in Bezug auf Inga entgegen, die völlig aus dem Fokus gerät.
Wir sind nicht im MA, aber Andreas bleibt für mich AUCH ein brutaler Täter. Ein Unrecht macht das andere nicht ungeschehen.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
1.995
8.213
49
Es gibt ruhige Szenen in der Natur, wie das Gespräch zwischen Ings und ihrer Mutter
das war nicht unbedingt nötig, aber ich fand es trotzdem gut, das letzte Gespräch zwischen Mutter und Tochter, in dem es um die altersmäßig normale Entfremdung geht.
Der Mord kam für mich irgendwie ein wenig überraschend.
Dann ist es gut, dass du den Buchrücken hinten nicht gelesen hast. Zum Glück ist die Schrift blass, sodass man das vielleicht übersehen kann. Aber es steht da.
Verwundert war ich, dass ausgerechnet Ingas Eltern eine Milderung der Tat geltend machen, da sie erkennen, dass der Wahnsinn Andreas zur Tat getrieben hat.
Das ist ihnen hoch anzurechnen, finde ich. An einer Stelle stand, dass Karl viel gelesen hat und manches ihm Dinge erklärt. Es war vage ausgedrückt, aber es würde passen, dass er die Morde anderes beurteilt als die anderen Inselbewohner, die einfach nur ihren Trieben folgen.
Meisterhaft parallelisiert der Autor hier tierische und menschliche Abgründe.
Ja, da ahnte man schon bei der Schilderung des Schweine-Chaos, dass Schlimmes auch bei den Menschen passieren könnte.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
1.995
8.213
49
Ihre Rolle war mir schon im ersten LA nicht klar. Sie hält den Inselbewohnern den Spiegel vor, damit sie ihre Jämmerlichkeit sehen. Die Insulaner wiederum können sie und ihr Unglück nicht ertragen und würden sie gerne verbannen. Auf jeden Fall scheint sie immer aufzutauchen, wenn etwas passiert. Insofern hätte es auch gepasst, wenn sie im Schweinestall gewesen wäre.
Sie wird einerseits als wahnsinnig beschrieben, andererseits weiß sie sehr genau, was vorgeht. Hat sie noch etwas beobachtet? Wenn ja, wird man ihr vermutlich nicht glauben.
Gute Überlegungen; auf jeden Fall hat sie im Roman irgendeine Funktion zu erfüllen.
Ein tolles Buch. Ich hatte Sorge, es würde hinter "Das Eisschloss" und "Die Vögel" zurückfallen, weil diese beiden wohl Vesaas` bekannteste sind, aber bisher ist das nicht der Fall. Die Szenen im Schweinekoben und der Lynchmord sind die besten, so etwas vergisst man dem Lesen nicht wieder.
Die Bedenken hatte ich auch, aber ich finde es noch besser als das 'Eis-Schloss'.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
1.995
8.213
49
Ein Abschnitt, der so ruhig beginnt und in Raserei ausartet. Wahnsinn irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes. Die Umsetzung von Tarjei Vesaas finde ich großartig.
Da sieht man, dass das Wort 'Raserei' zweideutig ist.
So ist das vermeintliche Glück der Insel nun zerstört und die Meute entpuppt sich als schlimmer als die Schweine. Furchtbare Szenen, aber auch sehr intensiv. Oben schrieb jemand, es seien unvergessliche Szenen. Dem stimme ich zu.

Die Gesellschaft scheint dem Untergang geweiht, der Keim des Hasses steckt zu tief.
Wie wird Vesaas das zu Ende bringen? Diese Ereignisse sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wie soll Heilung oder ein Weiterleben möglich sein?
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.240
49.146
49
Dann ist es gut, dass du den Buchrücken hinten nicht gelesen hast.
Ich hasse Buchrücken und Klappentexte! Sie nehmen einem die Überraschung über das Unerwartete. Andererseits muss man darauf hinweisen - für Zartbesaitete ist dieser Roman nichts.
dass er die Morde anderes beurteilt als die anderen
Das mag sein. Aber es geht um seine eigene Tochter. Da fallen normalerweise Ideale zusammen. Ich kann es mir im Moment nur mit Verdrängung erklären, weil sich die Ereignisse einfach überschlagen.
Ich kann das überhaupt nicht politisch sehen.
Ich auch noch nicht. Zumal das Buch ja auch vor 1940 geschrieben sein müsste.