2. Leseabschnitt: DER ABGRUND - Kapitel 9 bis 19 (Seite 59 bis 110)

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29. März 2022
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Mainz
Ich hasse Buchrücken und Klappentexte! Sie nehmen einem die Überraschung über das Unerwartete. Andererseits muss man darauf hinweisen - für Zartbesaitete ist dieser Roman nichts.
Ich lese die oft gar nicht. Ggfs. nur, wo ich unsicher bin, ob ich ein Buch lesen möchte.
Ich auch noch nicht. Zumal das Buch ja auch vor 1940 geschrieben sein müsste.
Ich sehe auch keine direkte politische Message. Obwohl sich eine solche möglw. dennoch hineininterpretieren lässt (Stichwort: Mitläufertum)
 

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29. März 2022
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Mainz
Ich kann den Buchrücken nicht lesen ....
Das ist etwas, was mir auch auffiel - die äußere Aufmachung finde ich nicht ganz so gelungen wie sonst bei Guggolz. Weiß auf Grau ist schwer zu lesen.
Für meine Augen ist auch das auch nichts. Ich habe es nicht mal versucht. Ich lese aber auch nicht immer die Buchrückentexte...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das ist ja auch die Erdfarbe. Die Insel lebt von den Früchten aus Ackerbau und Viehzucht. Der Obstgarten hat da noch eine Sonderstellung. Die Farbkombination ist kein Zufall, da wette ich drauf. Und der Keim des Apfels befindet sich in seiner Mitte, weshalb die Äpfel im Querschnitt zu sehen sind. Aber das habt ihr auch gesehen, ist nicht so schwer;)
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Das ist ja auch die Erdfarbe. Die Insel lebt von den Früchten aus Ackerbau und Viehzucht. Der Obstgarten hat da noch eine Sonderstellung. Die Farbkombination ist kein Zufall, da wette ich drauf.
Ich wette nicht mit dir, denn ich glaube das auch, das ist wohlüberlegt, so wie ich den Verlag bis jetzt einschätze. Da die Insel aber auch mehrfach als 'grün' beschrieben wird, wäre mir das lieber gewesen. Aber das habe nicht ich zu bestimmen und ich akzeptiere das so.
Hab' gerade nachgeguckt: Mirko Merkel ist für das Design zuständig, auch für die Webseite vom Guggolz-Verlag.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Da die Insel aber auch mehrfach als 'grün' beschrieben wird, wäre mir das lieber gewesen.
Dann hätten sich die Äpfel nicht so schön abgesetzt.
Etwas blass sind Titel und Klappentext, die Schrift empfinde ich als suboptimal.
Aber im Regal sehen diese bunten Bände soooo schön aus. (Ebenso wie die von Dörlemann.) Ich mag das Charakteristische eines Verlages. Diogenes praktiziert das ja seit Jahrzehnten.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Aber im Regal sehen diese bunten Bände soooo schön aus. (Ebenso wie die von Dörlemann.) Ich mag das Charakteristische eines Verlages. Diogenes praktiziert das ja seit Jahrzehnten.
Ja, das Corporate Design. Ich finde dieses Unverwechselbare auch sehr schön; es verlockt zum Sammeln (obwohl ich das eigentlich nicht will). Nach Dörlemann muss ich mal gucken. Durch euch hier lerne ich einige wertvolle kleine Verlage kennen, die man - wenn möglich - unterstützen muss.
 

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29. März 2022
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Mainz
Dann hätten sich die Äpfel nicht so schön abgesetzt.
Etwas blass sind Titel und Klappentext, die Schrift empfinde ich als suboptimal.
Aber im Regal sehen diese bunten Bände soooo schön aus. (Ebenso wie die von Dörlemann.) Ich mag das Charakteristische eines Verlages. Diogenes praktiziert das ja seit Jahrzehnten.
Da bin ich bei Dir. Ich mag diesen Wiederkennungswert auch. Und die Bücher von Dörlemann oder hier vom Guggolz-Verlag sind wirklich sehr hochwertig und liebevoll gestaltet. Das versüßt das Leseerlebnis noch zusätzlich.
 

dracoma

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16. September 2022
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Der Fremde hat das Böse ja genau geplant und das Mädchen in den Wald gelockt. Man könnte im Gegenteil noch etwas Sexuelles hineinspekulieren, was dem Tod eventuell vorausging.
Ich finde nicht, dass die Initiative vom Fremdling ausging, sondern von Inga selber!
Sie wird uns zunächst als missmutig geschildert, sie entzieht sich ihrer Mutter - kurz: sie pubertiert. Dann kommt ihre Freundin Gudrun, die ihr von ihrer Schwangerschaft erzählt. Im Text heißt es dann, Inga sei "durchströmt" (S. 72). Und in dieser "Durchströmtheit" trifft sie auf den Fremden, und da entspinnt sich ein merkwürdiges Gespräch, bei dem Inga die Drängende ist. Sie ist "begehrlich" heißt es auf S. 76, und "Sieht er nicht, dass ich hübsch bin?"
ich finde, dass das eine eindeutige sexuelle Konnotation ist und Inga die Lockende ist, nicht der Fremde.
 

dracoma

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16. September 2022
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Es ist vermutlich etwas in seinem Blick.
Ja, sehe ich auch so. Immer wieder ist die Rede von seinen Augen, seinem Blick und der Wirkung, die von seinem Blick ausgeht.
Ganz deutlich wird es, als Inga ihn entdeckt: sie sieht zunächst nur ein Auge, "von dem irgendetwas Lähmendes" ausgeht (S. 72).
Hauptsächlich warnt er aber glaube ich davor, die Zivilisation nicht aufzugeben.
Das sehe ich auch so. Der Erzähler sagt, dass in dieser Raserei auf einmal menschliche Verhaltensweisen (er sagt "Dämonen", S. 86) ans Licht treten, die vorher nicht sichtbar waren, die aber im Menschen tief drinnen vorhanden waren. Und durch das Freisetzen dieser Verhaltensweisen "stürmten alle miteinander auf den Abgrund" zu (S.99). Und dieser Abrgund ist in ihnen, heißt es auf S. 99. Dieser Abgrund ist meiner Meinung nichts Politisches, sondern der Verlust der Menschlichkeit - der sich in dem Satz "Mütter fressen ihre Kinder" schon andeutet.

Die Aggressivität wird schon vorher in kleinen Gesten angedeutet: Rolv kickt einen Pilz nach dem Gespräch mit Else, und auch die Mutter tritt nach einem Zweig nach dem Gespräch mit Inga. Allerdings tritt uns die Mutter dann nicht als aggressiv entgegen :think?

Das Freisetzen der Aggression wird wie ein Naturereignis geschildert, wie ein Buschfeuer, das sich rasend schnell ausbreitet und nicht zu bremsen ist. Hat was Apokalyptisches...

Mir geht die Scheune immer im Kopf herum. Die steht da oben, weithin sichtbar, für die Familie fast eine Art Mahnmal, ein Zeichen ihrer Hybris???, und sie ist rot, so wie die Hetzjagd auf den Fremden mit rotem Feuer verglichen wird.
Und die Scheune ist der Schauplatz des Mordes, vor der roten Wand wird der Fremde gelyncht.

Und der Gegensatz dazu ist Kari, die schwarz und ohne Bewegung am Rande dieses unglaublich dynamischen "feurigen" Hetzjagd steht. Und ich würde gerne wissen, was sie sagt? Eine unheimliche Figur, ich musste an altnordische Nornen denken.

Nirgendwo steht, dass der Fremde der Mörder ist. "Sie spürten einfach, das war der Mörder" - so geht das mit der Lynchjustiz. Das gesunde Volksempfinden...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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sondern der Verlust der Menschlichkeit - der sich in dem Satz "Mütter fressen ihre Kinder" schon andeutet.
Absolut. Die Parallelen sind unübersehbar.

Eine unheimliche Figur, ich musste an altnordische Nornen denken.
Interessanter Gedanke, der zum Setting passt.
Ich finde nicht, dass die Initiative vom Fremdling ausging, sondern von Inga selber!
Sie hat sich ihm in gewisser Weise aufgedrängt, das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber ER war der, der angesprungen ist und gleich böse, fast teuflische Gedanken hatte.
Inga ist ein junges Mädchen, dem ich an dieser Stelle keine Mitschuld geben würde. Sie fand den Fremden interessant. Er hat das als Älterer ausgenutzt und sie umgebracht.
 

Sassenach123

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Es ist fasziniert wie wenig Effekthascherei nötig ist um diese Geschichte eindrucksvoll zu erzählen. Ich sehe die Jagd förmlich vor mir während des Lesens. Mir gefällt auch, dass der Autor neutral bleibt, er beschreibt die Hetzjagd, erzählt wie eins zum anderen kommt, aber die eigentliche Tat lässt er aus. Auch wenn ich mir kaum eine andere Möglichkeit vorstellen kann, ist und bleibt die Schuld von Andreas so erstmal unbestätigt, was die wilde Jagd um so schrecklicher macht in meinen Augen.
Bei Gudrun habe ich beim lesen ein merk Gefühl gehabt, ich kann es nicht mal genau benennen, und bin daher gespannt wie es weitergeht mit ihr und der Schwangerschaft. Sie war gut mit Inga befreundet, es wird sicher Spuren hinterlassen das Ganze
 

Sassenach123

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Vesaas macht es hier sehr geschickt, er umgeht den Fakt des Tötens und damit auch die eindeutige Schuld des vermeintlichen Täters.
Stimmt, er erspart uns die schrecklichen Details, aber leider nimmt er uns auch die Gewissheit. Ich glaube zwar auch das er es war, aber so ein kleines Fünkchen Zweifel ist noch in mir
Über Rolv habe ich mich auch gewundert. Ob der Hass nur daher stammt, weil seine geliebte Schwester Inga tot ist? Oder ob da mehr ist?
Er war ja wegen des Streits mit Else eh aufgewühlt, da brachte das wahrscheinlich sein Fass zum Überlaufen
An einer Stelle stand, dass Karl viel gelesen hat und manches ihm Dinge erklärt. Es war vage ausgedrückt, aber es würde passen, dass er die Morde anderes beurteilt als die anderen Inselbewohner, die einfach nur ihren Trieben folgen.
Wenn ich ehrlich bin hat mich seine Besonnenheit gewundert, schließlich geht es hier um seine Tochter, ich hätte es verstanden, wenn er erstmal blind vor Wut gewesen wäre
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Wenn ich ehrlich bin hat mich seine Besonnenheit gewundert, schließlich geht es hier um seine Tochter, ich hätte es verstanden, wenn er erstmal blind vor Wut gewesen wäre
Das hätte ich zwar auch verstanden, aber das waren ja schon die anderen. Vielleicht wollte Vesaas die andere Möglichkeit zeigen.
 

dracoma

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16. September 2022
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aber die eigentliche Tat lässt er aus.
Mich hat das an die Comic-Theorie von Scott McLoud erinnert: das Unsichtbare geschieht in der Vorstellung des Lesers.

Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.

Sie fand den Fremden interessant. Er hat das als Älterer ausgenutzt und sie umgebracht.
Es geht, finde ich, über das Interessant-Finden hinaus. Sie ist sexuell neugierig - der Ausdruck "durchströmt" ist wirklich diskret und so treffend!

Und dass er sie umgebracht hat - wahrscheinlich ist das so, aber wir wissen es nicht genau. Ich könnte mir auch denken, dass sich die Geschichte auch anders löst. Ich versuche mir zu merken, dass Kari die Tat gesehen hat.

Ich fand diesen 2. LA ungemein packend und aufwühlend, ich konnte nicht gleich weiterlesen.