2. Leseabschnitt: DER ABGRUND - Kapitel 9 bis 19 (Seite 59 bis 110)

Literaturhexle

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2. April 2017
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Das bisherige Geschehen scheint in einem engen Zeitfenster stattzufinden, die verschiedenen Handlungsstränge verlaufen mehr oder weniger parallel.

Elses Empfinden in Bezug auf Rolv scheint sich zu bewahrheiten: Ihm ist die Beziehung nicht so wichtig. Es kommt zu einem typischen Streit der beiden.

Der fremde Mann hat eine ganz eigene Aura. Er verzaubert die Menschen, die ihm begegnen, er macht etwas mit ihnen. Liegt es an seinen blauen Augen, seiner Attraktivität oder seiner Einsamkeit? Er hat auf alle Fälle etwas geheimnisvoll Magisches an sich. Ich empfand ihn schon im ersten LA als Eindringling...

Friedliche Szenen in der Natur. Inga ist mit ihrer Mutter im Wald. Die Mutter beklagt, dass ihre Kinder flügge werden sie an ihren Gedanken keinen Anteil mehr hat. Inga scheint sich altersentsprechend mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Später trifft sie ihre etwas ältere Freundin Greta, die ihr glücklich berichtet, dass sie ein Kind bekommt. Das verstört die Jüngere, weil sie weiß, dass das zu einer Veränderung in der Freundschaft führen wird.

Dann sieht sie den Mann im Unterholz:
Augen erfüllt von einem eigenartigen Licht. Einer fremdartigen Strömung. Inga kam nicht auf die Idee, dass das Wahnsinn sein könnte. Dass der Geist hinter diesen Augen verbrannt war. 73
Der Mann fasst einen Plan - und setzt ihn um. Auch hier wird die Dynamik intensiv beschrieben:
Und mitten darin rasten die Dinge wie ein unergründlicher Strom durch Untiefen und Klüfte. Übermächtig stark. Das junge Mädchen war dem Untergang geweiht. 77
Die Stille wird zerrissen durch Ingas Schrei. Kari, Rolv, Haug und Dal sind mittelbare Zeugen.

Eine Jagd nach dem Mörder beginnt. Haug und Dal bringen die Tote nach Hause.

Im Mittelpunkt steht jetzt die rachsüchtige Meute, die den verrückten Mörder jagt, der ihnen aber immer wieder entkommen kann, weil sie nicht organisiert sondern blind vor Wut vorgehen. Für den Schmerz, den Verlust der Eltern ist (noch) kein Platz. Ich hatte Schwierigkeiten damit, den Wahnsinn des Täters als Schuld minderndes Element anzusehen - zu frisch ist die sinnlose Tat noch. Jeder, der Andreas´Irrsinn sieht, scheint innerlich milder gestimmt zu sein. Eigenartig. Warum haben sie den Wahnsinn nicht früher erkannt und ihn eher mit etwas Magischem verwechselt?

Auf alle Fälle bin ich durch die Seiten geflogen! Die Hetzjagd wird sehr plastisch beschrieben ("ein Feuer aus der Unterwelt"), während Jens die toten Schweine am Hof bergen muss. Dort ist der "Trollzauber" vorbei - der sich an anderer Stelle offenbar fortgesetzt hat.

Wir kommen Andreas in der Begegnung mit Gudrun noch einmal nahe. Dort könnte man fast Mitleid mit ihm bekommen, so hilflos stellt er sich dar. Ausgerechnet Karl Li will die Meute anschließend stoppen: "Aufhören! Er war nicht bei Verstand." Zu spät. Insbesondere Rolv hat seine Schwester gerächt. Kari als Todesengel ist nie weit vom Tatort entfernt - schon gespenstisch diese Szenerie, oder?

Mich hat der Roman voll gepackt!
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ui, das @Literaturhexle reitet auf ihrem Lesebesen in Windeseile... ist der Sturm schuld?

Nein, alles o.k., ich finds gut! (im Moment kommt alles auf einmal, da muss Tempo rein).

Vesaas macht es hier sehr geschickt, er umgeht den Fakt des Tötens und damit auch die eindeutige Schuld des vermeintlichen Täters. Warum schwirrt Kari Nes überall rum, hat sie etwas damit zu tun?
Nichts wird darüber erzählt, was genau mit Inga passiert ist. Vielleicht ist sie ja auch nur gestürzt. Es scheint keinen zu interessieren, es wird sofort Jagd auf den Fremden gemacht.
Und Gudrun beruft sich die ganze Zeit auf ihr ungeborenes Kind. Sie zwängt sich wie ein Störfaktor ins Bild. Warum?

Der Fokus liegt auf dem Geschehen, die Gedanken der Protas werden hier bruchstückhaft, unausgegoren wiedergegeben. Alle sind getrieben.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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reitet auf ihrem Lesebesen in Windeseile
Ich kann heute nicht anders. Der Sturm (hier eher Regen) gibt mir nur die Freiheit dazu... Es fesselt mich total!
er umgeht den Fakt des Tötens
Stimmt. Wir sehen kein Blut. Dennoch sind die Taten meines Erachtens klar umrissen. Es bleiben keine Zweifel - was natürlich gewollt sein kann.
Vielleicht ist sie ja auch nur gestürzt.
Das habe ich zunächst auch gedacht. Aber hat uns der Autor nicht genau den Weg gewiesen: "Das junge Mädchen war dem Untergang geweiht." Der Fremde hat das Böse ja genau geplant und das Mädchen in den Wald gelockt. Man könnte im Gegenteil noch etwas Sexuelles hineinspekulieren, was dem Tod eventuell vorausging.
Und Gudrun beruft sich die ganze Zeit auf ihr ungeborenes Kin
Jeder ist sich selbst der Nächste! Warte den nächsten Abschnitt ab...
 

Irisblatt

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Bereits im ersten Leseabschnitt hatte ich zwischendurch das Gefühl ein Märchen zu lesen. Vor allem in den Szenen als Andreas auf die unterschiedlichen Inselbewohner trifft. Vielleicht ist dieser Eindruck auch entstanden, weil er eine Aura zu haben scheint, der sich niemand entziehen kann.
Auf jeden Fall tauchen ein paar ungewöhnliche Formulierungen und Bilder in diesem Abschnitt auf, die mir sehr gefallen, die dem Roman zugleich etwas Schauriges geben. Da wäre der Schrei, der wie ein großer dunkler Schirm herabrauscht (S. 81), aber auch Kari Nes, die sofort weiß, was geschehen ist und offensichtlich dort zur Stelle ist, wo ein Unglück geschieht (jedenfalls wirkt es so als ob sie das personifizierte Unglück oder gar ein Todesbote ist).
Die Szene, in der sich langsam abzeichnet, dass Andreas Inga gleich etwas antun wird, dass es unausweichlich ist, dass etwas Schlimmes passieren wird, war für mich schwer zu lesen (da schwankte ich zwischen Buch zuklappen wollen und weiterlesen müssen). Ich lese ja oft harte Bücher, aber immer wenn es sich eher nach Krimi/Thriller anfühlt, bin ich da zartbesaitet - warum auch immer.
Die Formulierung, dass der Mord an ihrer Seite ist während der Hetzjagd ist erst einmal ungewöhnlich, aber sehr treffend.
Rolvs Rolle bei der Hetzjagd ist eine zentrale - nur weil er so voller Hass und vom Wunsch nach Vergeltung getrieben ist, bleiben die anderen am Ball. Schnell ist "Mord" in aller Munde - vermutlich hat kaum jemand, der sich der Jagd anschließt, die tote Inga gesehen. Aber alle fühlen den Drang dabei zu sein. Dieser Rausch, der alle ergreift, ist unheimlich gut beschrieben.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Was für ein Buch! Genial geschrieben, aber furchtbar im Inhalt. Es war ja schon zu vermuten, dass etwas in der Richtung passiert, dass die Menschen sich wie die Schweine verhalten, hier natürlich auf die Aggressivität bezogen. - Es wird natürlich auch durch Vesaas Erzählkunst besonders drastisch. Sprachlich ist mir z.B. die Stelle mit dem Schrei aufgefallen (81). Genial, wie bildhaft Vesaas das beschrieben hat! (Lob auch an den Übersetzer!)

Ein letztes Gespräch, aber sie wissen es noch nicht: Inga und die Mutter. Es geht ihr so wie allen Müttern: die 'Kinder' werden erwachsen, sie leben in ihrer eigenen Gedankenwelt - auch wenn sie noch zu Hause wohnen – und die wollen sie nicht unbedingt mit den Eltern teilen. 'Jetzt entgleitet ihr mir beide...' (65) Ja, so ist das.

Rolv entpuppt sich als sehr negativer Charakter. Erst das mit Else, diese merkwürdigen Gespräche, wo man schon merkt, dass etwas nicht stimmt, diese Kälte und Lieblosigkeit. Und dann auf S. 81 o. ist alles klar. Er will Else nicht länger belügen, denkt er selbst. Aha! - Aber es kommt noch schlimmer: bei der Verfolgungsjagd und dem, was am Ende passiert, ist er der Anführer, der 'Einheizer' (99), der Schlimmste. Da muss doch eine Menge Aggressivität in ihm stecken! Woher bloß? Warum?

Und die Inselbewohner?! Auch halb wahnsinnig, außer sich. Vesaas hat immer wieder Wörter und Sätze eingestreut, die das verdeutlichen, wie 'Blutdurst', 'Raserei'. Gudrun hätte 'ihm' vielleicht helfen können, speist ihn aber mit kalten Worten ab. Sie wird sicher nie mehr vergessen, dass sie vielleicht etwas hätte tun können und es versäumt hat.​

Inga und Andreas: Mir ist da die ganze Zeit ein furchtbarer Gedanke gekommen. Wenn nun gar nicht er es war, der sie getötet hat, sondern die schwarze Frau? Vielleicht hatte er vor, Inga zu vergewaltigen, aber nicht, sie zu ermorden? Und er hat es nur gesehen so wie die Sache mit den Schweinen?
 

Federfee

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Im Mittelpunkt steht jetzt die rachsüchtige Meute, die den verrückten Mörder jagt, der ihnen aber immer wieder entkommen kann, weil sie nicht organisiert sondern blind vor Wut vorgehen.
Das ist furios beschrieben, ganz große Kunst von Vesaas, so schrecklich es auch ist.
Für den Schmerz, den Verlust der Eltern ist (noch) kein Platz. Ich hatte Schwierigkeiten damit, den Wahnsinn des Täters als Schuld minderndes Element anzusehen - zu frisch ist die sinnlose Tat noch.
Da war eine seltsame Stelle: die Mutter, als sie daran denkt, dass ihr Mann Karl es bald erfahren wird. Da sehe ich eine gewisse Entfemdung (S. 95) und Kälte. Sie merkt es sogar selbst. Ich hätte auch mit mehr offensichtlicher Trauer gerechnet.
Auf alle Fälle bin ich durch die Seiten geflogen!
Ich auch. Ich hätte nicht gedacht, dass auch dieses Buch wieder so gut ist.
Wir kommen Andreas in der Begegnung mit Gudrun noch einmal nahe. Dort könnte man fast Mitleid mit ihm bekommen, so hilflos stellt er sich dar.
Kari als Todesengel ist nie weit vom Tatort entfernt - schon gespenstisch diese Szenerie, oder?
Da taucht bei mir ein Gedanke auf, den ich auch gepostet habe... Sehr gespenstisch und verdächtig!
 

Federfee

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Ui, das @Literaturhexle reitet auf ihrem Lesebesen in Windeseile... ist der Sturm schuld?

Nein, alles o.k., ich finds gut! (im Moment kommt alles auf einmal, da muss Tempo rein).
Es geht mir auch so. Ich muss mich zwingen, erst meine Notizen zu ordnen und hier zu posten, bevor ich weiterlese. Das werde ich noch heute tun.
Vesaas macht es hier sehr geschickt, er umgeht den Fakt des Tötens und damit auch die eindeutige Schuld des vermeintlichen Täters. Warum schwirrt Kari Nes überall rum, hat sie etwas damit zu tun?
Diese Gedanken wälze ich auch...
Und Gudrun beruft sich die ganze Zeit auf ihr ungeborenes Kind. Sie zwängt sich wie ein Störfaktor ins Bild. Warum?
Sie zeigt eine etwas andere Verhaltensweise als die Meute. Es blitzt kurz so etwas wie Mitleid bei ihr auf, als sie auf Andreas trifft, aber dann verweigert sie ihm Hilfe, verständlicherweise. Aber so ganz verstehe ich das auch noch nicht. Vielleicht hat jemand hier eine Idee.
 

Federfee

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"Das junge Mädchen war dem Untergang geweiht." Der Fremde hat das Böse ja genau geplant und das Mädchen in den Wald gelockt. Man könnte im Gegenteil noch etwas Sexuelles hineinspekulieren, was dem Tod eventuell vorausging
Das könnte natürlich auch Vergewaltigung bedeuten und nicht Mord oder Totschlag. Das war auch gleich mein Gedanke, auch, weil Vesaas das ein wenig uneindeutig schildert.
 

Federfee

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Bereits im ersten Leseabschnitt hatte ich zwischendurch das Gefühl ein Märchen zu lesen. Vor allem in den Szenen als Andreas auf die unterschiedlichen Inselbewohner trifft. Vielleicht ist dieser Eindruck auch entstanden, weil er eine Aura zu haben scheint, der sich niemand entziehen kann.
Ich lese ja häppchenweise T.C. Foster (How to read literature...) und der sagt: Every trip is a quest (except when it's not) und auch, wie viele Anklänge es an Märchen gibt. Das würde hier ganz gut passen. Vesaas ist da bestimmt von irgendetwas beeinflusst.
Auf jeden Fall tauchen ein paar ungewöhnliche Formulierungen und Bilder in diesem Abschnitt auf, die mir sehr gefallen, die dem Roman zugleich etwas Schauriges geben. Da wäre der Schrei, der wie ein großer dunkler Schirm herabrauscht (S. 81),
Diese Stelle fand ich grandios beschrieben. Man staunt, dass es immer wieder neue unverbrauchte Bilder gibt.
Rolvs Rolle bei der Hetzjagd ist eine zentrale - nur weil er so voller Hass und vom Wunsch nach Vergeltung getrieben ist, bleiben die anderen am Ball. Schnell ist "Mord" in aller Munde - vermutlich hat kaum jemand, der sich der Jagd anschließt, die tote Inga gesehen. Aber alle fühlen den Drang dabei zu sein. Dieser Rausch, der alle ergreift, ist unheimlich gut beschrieben.
Über Rolv habe ich mich auch gewundert. Ob der Hass nur daher stammt, weil seine geliebte Schwester Inga tot ist? Oder ob da mehr ist?
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Ich auch - und wie! Da könnte man dem Wetter glatt verzeihen, dass es sich wieder so mies verhält. ;)
 

Irisblatt

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Über Rolv habe ich mich auch gewundert. Ob der Hass nur daher stammt, weil seine geliebte Schwester Inga tot ist? Oder ob da mehr ist?
Wir bekommen eine Ausnahmesituation geschildert. Als Auslöser finde ich das durchaus plausibel. Die Meute befeuert sich gegenseitig. Ich denke aber auch, dass in Rolv zuvor schon viel Unmut und emotional einiges aus der Balance war.
Es gibt durchaus zarte Parallelen zu Andreas. Das "gewalttätige" Vehalten der Sau, das Andreas beobachtet, löst bei ihm den Drang aus, selbst gewalttätig zu werden - er scheint dem hilflos ausgeliefert. Rolv sieht/hört, dass seine Schwester tot ist. Das löst bei ihm ebenfalls den Wunsch aus, gewalttätig zu sein, den Mörder zu vernichten. So wie Vesaas das beschreibt, kann auch er nicht anders, er wird von seinen Hassgefühlen überrollt.
Sie zeigt eine etwas andere Verhaltensweise als die Meute. Es blitzt kurz so etwas wie Mitleid bei ihr auf, als sie auf Andreas trifft, aber dann verweigert sie ihm Hilfe, verständlicherweise. Aber so ganz verstehe ich das auch noch nicht. Vielleicht hat jemand hier eine Idee
Ich vermute einen direkten Zusammenhang mit ihrer Schwangerschaft. Sie bleibt am Rand, weil die Situation gefährlich ist, sie nicht nur sich, sondern auch ihr Kind schützen will. Vielleicht ist sie auch "hormonell" (?) eher auf Mitgefühl, sprich lebensbejaende Emotionen und Verhaltensweisen eingestellt?
Da war eine seltsame Stelle: die Mutter, als sie daran denkt, dass ihr Mann Karl es bald erfahren wird. Da sehe ich eine gewisse Entfemdung (S. 95) und Kälte. Sie merkt es sogar selbst. Ich hätte auch mit mehr offensichtlicher Trauer gerechnet.
Entfremdung sehe ich auch. Aber ich deute es auch so, dass sie unter Schock steht. Die offensichtliche Trauer wird wohl zeitverzögert einsetzen.
 

Literaturhexle

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Ein letztes Gespräch, aber sie wissen es noch nicht: Inga und die Mutter.
Da sind einige Gespräche, die das ganz normale Leben abbilden, auch die beiden Biertrinker oder Else/Rolv.
Rolv entpuppt sich als sehr negativer Charakter.
Empfindest du ihn so? Er ist jung, er will sich noch nicht binden, sich nicht schon auf die Insel festlegen, sondern (erst) noch etwas anderes sehen. Ich empfinde diesen Dialog (die Frau will Sicherheit, Liebesversprechen; der Mann Freiheit) sehr realistisch. Rolv dürfte so etwa 20 sein, da ist man noch impulsiv und aufbrausend.
Er hat sich ja kurz zuvor noch an die schönen intensiven Zeiten mit Inga erinnert - da wird sie im auf brutalste Weise genommen. Mag sein, dass sein Frauenfrust seine blinde Raserei befeuert hat, aber als negativen Charakter sehe ich ihn gar nicht:think
Da muss doch eine Menge Aggressivität in ihm stecken!
S.o.
Sie wird sicher nie mehr vergessen, dass sie vielleicht etwas hätte tun können und es versäumt hat.
Das mag sein. Im Nachgang sieht man ja vieles klarer. Aber was hätte sie der Meute entgegen zu setzen gehabt? Sie ist kein besonders starker Charakter.
Wenn nun gar nicht er es war, der sie getötet hat
Daran habe ich wegen der Herleitung nicht eine Sekunde gezweifelt. Karin ist für mich eine waidwunde Frau, die etwas Geisterhaftes an sich hat, die beobachtet und vielleicht das Böse im Vorfeld erspürt. Für eine Täterin habe ich sie nicht gehalten.
wie viele Anklänge es an Märchen gibt.
Ja. Unbedingt. Das gehört zum Schreiben von Vesaas dazu, denke ich.
 

Literaturhexle

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Empfindest du ihn so? Er ist jung, er will sich noch nicht binden, sich nicht schon auf die Insel festlegen, sondern (erst) noch etwas anderes sehen.
Ich empfinde Rolv auch nicht als negativen Charakter. Er hat wie alle Menschen auch schlechte Eigenschaften - könnte z.B. Else gegenüber ehrlicher sein. Das macht ihn aber nicht zum negativen Charakter.
Daran habe ich wegen der Herleitung nicht eine Sekunde gezweifelt. Karin ist für mich eine waidwunde Frau, die etwas Geisterhaftes an sich hat, die beobachtet und vielleicht das Böse im Vorfeld erspürt. Für eine Täterin habe ich sie nicht gehalten.
Ich halte sie auch nicht für eine Täterin.
 

Federfee

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Empfindest du ihn so? Er ist jung, er will sich noch nicht binden, sich nicht schon auf die Insel festlegen, sondern (erst) noch etwas anderes sehen. Ich empfinde diesen Dialog (die Frau will Sicherheit, Liebesversprechen; der Mann Freiheit) sehr realistisch.
Ich verstehe, dass er sich nicht binden will, aber dann soll er es klar sagen und nicht mit ihr in die Büsche gehen ;-) und sie hinhalten. Er spricht ja selbst von Lüge.
Aber was hätte sie der Meute entgegen zu setzen gehabt? Sie ist kein besonders starker Charakter.
Ich meine auch nicht, dass sie etwas hätte tun können oder sollen, aber möglicherweise wird sie sich das vorwerfen.
 

Irisblatt

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Noch ein Gedanke: Sowohl Andreas als auch Rolv sind durch das Fabrikunglück traumatisiert. Heute wissen wir, was das für ein Pulverfass sein kann - es reicht eine Kleinigkeit, um komplett außer sich zu sein. Der Tod der Schwester ist nichts Kleines. Beide Täter wurden getriggert. Vesaas beschreibt hier etwas, das damals überhaupt noch nicht bekannt war.

Hatte Rolv seiner Familie eigentlich vom Fabrikunglück erzählt? Ich glaube mich zu erinnern, dass irgendwo kurz erwähnt wurde, dass er das nie getan hat.
 

Federfee

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Sowohl Andreas als auch Rolv sind durch das Fabrikunglück traumatisiert.
Ich habe die Stelle noch mal nachgelesen. Es ist für mich nicht klar, dass das Rolv und sein Vater sind. Es können genau so gut zwei andere sein. Rolv war doch nicht in der Fabrik, um Geld für den Hof zu verdienen? Das ist nicht ganz eindeutig und ich glaube eher nicht, dass es die beiden sind.
 

Irisblatt

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Ich habe die Stelle noch mal nachgelesen. Es ist für mich nicht klar, dass das Rolv und sein Vater sind. Es können genau so gut zwei andere sein. Rolv war doch nicht in der Fabrik, um Geld für den Hof zu verdienen? Das ist nicht ganz eindeutig und ich glaube eher nicht, dass es die beiden sind.
dann muss ich das auch nochmal lesen. Hast Du zufällig die Seite im Kopf? Ich dachte, dass Rolv im Büro, quasi als Nebenjob zu seinem Studium gearbeitet hätte.