Ich bin tatsächlich noch sehr unentschlossen. Für meinen Geschmack passiert zu wenig, es ist eher wie eine atmosphärischer Zustandsbericht. Irgendwie geht es ja kaum voran und vom Schatz war ich definitiv enttäuscht.
Von der Erzählinstanz bin ich allerdings recht angetan. Ich mag diesen wissend-ironischen Kommentar, die angedeuteten Vorausschauen, die Art, wie er sich bemerkbar macht und seinen Helden adressiert. Die Erzählinstanz ist dem Protagonisten sehr zugewandt, nimmt ihn durchaus ernst, betrachtet ihn wohlwollend - das gefällt mir gut, es hat für mich etwas leicht Väterliches.
Figurentechnisch bin ich (genau wie in Bezug auf die Handlung) noch nicht überzeugt. Alle Figuren bleiben seltsam fremd, man lernt sie nicht so recht kennen. Selbst über Simon weiß ich nicht wirklich viel: außer, dass er auf schwülstige Romanzitate steht, Bücher als Ratgeber erwählt, in Estela verschossen ist (die grüne Haare usw. hat) und mit Betty vorliebnimmt. Die Merlin-Schwestern wirken eher wie zwei der drei Hexen aus Macbeth und mit dem kubanischen Schneider kann ich wenig anfangen, Beth/Betty ist plötzlich ein reiches Mädchen, aber auch da bleibt die Sicht erstaunlich oberflächlich.
Ich fasse zusammen: auf eine sehr eingetümIche Art wird hier sehr viel Lärm um erstaunlich wenig Handlung gemacht. Es wird viel erzählt, aber eigentlich nicht besonders viel gesagt (auch wenn ich mich sehr über das ein oder andere schöne Bild, wie z.B. das "Zerkleinern der Probleme", gefreut habe.)
Es hat in seiner üppigen, ausufernden Detailfreude, die aber wenig zur Handlung beiträgt, fast etwas vom Roman des 19. Jahrhunderts, sollte aber jetzt langsam mal zu Potte kommen.
PS: Der Olympia-Kater scheint ja ein erschreckender Nachgeschmack der 92er Spiele gewesen zu sein - er ist sehr präsent.
PPS: 1998 ist ja schon etwas her und ich kann mich noch deutlich an die Angst volr dem Ozonloch erinnern (wobei ich das genaue Jahr nicht erinnere) - war das nicht schon viel früher? Aber die Diskussion von Estela und Simon um den Klimawandel, den CO2-Ausstoß und Methan erscheint mir doch sehr anachronistisch und auf den heutigen Zeitgeist zugeschnitten. Das wird ja gern gemacht, um Aktualität einfließen zu lassen - gefällt mir aber überhaupt nicht.