Ziemlich am Anfang dieses zweiten Abschnitts kam eine Stelle, an der ich das Gefühl hatte, dass der Autor uns ganz gewaltig hochnimmt. Das "dropping" von unverständlichen Fremdwörtern, die man meist nicht Lust hat auf der Stelle nachzuschlagen, war bis dahin schon auffällig. Dann heißt es auf S. 58 oben über dieses Buch von Salifu, "Die Melancholie des Sands", es sei in über vierzig Sprachen übersetzt worden, darunter "ins Silbo".
Leute! Wisst ihr, was Silbo ist? Ich habe sicherheitshalber gegoogelt, weil ich dachte, es gibt vielleicht auch einen afrikanischen Dialekt dieses Namens. Aber keinerlei Hinweis darauf gefunden. Silbo ist eine vom Spanischen abgeleitete Pfeifsprache, die keinen eigenen Wortschatz hat, sondern einfach das Spanische in Pfeiflaute übersetzt (ursprünglich zur Kommunikation über weite Entfernungen erfunden). Es gibt Silbo auch von anderen Sprachen als der spanischen abgeleitet, aber das spanische Silbo ist das bekannteste und daher die Bezeichnung "el Silbo"*. Ein Buch sei ins Silbo übersetzt worden, das ist ungefähr so, als sei es es in Flaggenzeichen übersetzt worden oder in Löffelsprache.
Nachdem für mich feststeht, dass Sarrs Bemerkungen über den Literaturbetrieb mit einem großen Löffel Salz gelesen werden wollen, lese ich praktisch alles durch diese Brille. Wobei mich einzelne Passagen, vor allem die über die Telefonate mit den Eltern, nichtsdestotrotz sehr berührt haben.
Es ist ein schönes Buch, ich lese gerne weiter. Dass wir irgendwann erfahren, was in dem Labyrinth-Buch eigentlich drinsteht, erwarte ich nicht; abgesehen von den allgemeinen Bemerkungen über den Inhalt. Die haben mich übrigens ein wenig an den Binnentext in Margaret Atwoods "Der blinde Mörder" erinnert.
*) Auf den Kanaren, vor allem Gomera, ist el silbo ein geschütztes Kulturgut und gehört zum Schulwissen.