Verstehe einer die MännerNicht verstanden habe ich, warum der Ich-Erzähler nicht mit seiner Schriftsteller-Kollegin schlafen will, weil er diesen Eid geleisteten hat, der Spinnenmutter aber auch sexuell ins Netz geht?
Ja und das ist natürlich die Grundlage unseres Romans. Aber was ich schade finde, ist, dass wir gar nicht wissen, warum. Wir haben den ersten Satz gelesen, erfahren später etwas über den Inhalt und lesen die Kritiken über Buch und T.C. Elimane. Aber was ist eigentlich das Besondere an dem Buch? Das "Erste Biographem" übte auf mich keine Faszination aus. Sprich, es wird nur behauptet, dass dieses Buch so unglaublich reizvoll sei, aber es wird nicht belegt und auch nicht gesagt, warum Diégane davon so fasziniert ist. Ich glaube, du hast damals auch "Das ferne Feuer" von Amy Waldman gelesen? Da nahm man als Leser direkt teil am "Buch im Buch" und man verstand sofort, was die Protagonistin daran mochte und wie sich später alles in Luft auflöste.Er ist totat geflasht vom "Labyrinth der Unmenschlichkeit".
Ich hatte es so verstanden, dass es dazu gekommen ist? Bzw mindestens zum Vorspiel auf S. 32 unten... Gut, ist letztlich auch nicht so entscheidend, aber passte halt nicht zum weiteren Vorgehen Diéganes.Letztlich wissen wir natürlich nicht, ob es mit der Spinnenmutter tatsächlich zum Sex gekommen wäre
Mir reicht es im Moment, wie die Leute darüber schwärmen, wie sie es kaum in Worte fassen können... Versuche nie, ein gutes Buch zusammen fassen zu wollen. Das haben wir doch gelerntAber was ich schade finde, ist, dass wir gar nicht wissen, warum.
Sie macht ihn richtig heiß, steht dann auf, zieht sich an und singt dieses Lied. Meines Erachtens sind sie über ein stürmisches Vorspiel nicht herausgekommen. Gescheitert ist es aber an ihr zunächst. Vielleicht vergisst er seinen Treueschwur auch ab und an im Eifer des Gefechts nach einem guten Joint? Wir werden sehen.Gut, ist letztlich auch nicht so entscheidend,
Das habe ich gar nicht so unterkühlt gelesen. Sogar in die andere Richtung: Er will/kann sich nicht so häufig melden, weil es ihn schmerzt, wie sie altern und er ist nicht da. Er ist abwesend in Paris, seine Eltern bemühen sich, wollen, dass er beim Videoanruf von jedem der beiden etwas sieht, zerteilen sich dafür.Diégane ist noch auf der Suche. Auch das Verhältnis zu seinen Eltern ist unterkühlt. Er hat ein gespaltenes Verhältnis zur Heimat.
Das habe ich mich auch gefragt. Aber gerade während solch philosophischen Passagen kann ich den Inhalt des Buches immer recht schwer greifen. Und noch schwerer eine Bedeutung dem beimessen.Vielleicht ist sie in ihn verliebt?
Ich denke, genau dieses Mysterium soll es bleiben. Es ist zumindest für unseren Erzähler das perfekte Buch. Er liest sich in der ersten Nacht in eine Extase, die beim Sex nicht besser hätte entstehen können und ist danach ausgelaugt wie selten ein Mensch. Sprich, dieses Buch ist Mythos. Meine Vermutung ist, wir werden es nie erfahren, eben weil wir es nicht greifen könnten. Weil, wie im Roman behauptet, große Literatur nie zusammengefasst und beschrieben werden kann.Aber was ich schade finde, ist, dass wir gar nicht wissen, warum.
Haha, und genau deshalb kann ich gern auf weitere Ausschnitte oder Beschreibungen des Originalwerks verzichten... Denn ich fand diesen Abschnitt so langweilig wie eine tiefphilophische Abhandlung. Ich habe wenig übrig für philosophische Originaltexte. Da reichen mir Kurzzusammenfassungen. Die Kunst liegt im Auge des Betrachters, und scheinbar ist unser Erzähler ganz gefanden davon. Ich glaube es ihm einfach mal.Das "Erste Biographem" übte auf mich keine Faszination aus.
Auch mich begeistert diese Mischung, dazu die Sprache. Dieses Bild, seine Liebe zu Aida als Tennispartie, finde ich großartig, vor allem auch deshalb, weil er diese Bildersprache im gesamten Text sehr gut dosiert einsetzt, nicht zu viel, denn dann hätte es auf mich beim Lesen gewollt gewirkt, so aber genieße ich diese kurzen Abschnitte sehr.Zu wenig gewürdigt habe ich im Beitrag oben die formalen Aspekte. Die Mischung aus Tagebucheinträgen, Zeitungsausschnitten in diesem Abschnitt und den erzählerischen Passagen des ersten Abschnitts halte ich für originell und abwechslungsreich.
Ich finde den Plagiatsvorwurf äußerst fragwürdig. Afrika ist geprägt durch orale Traditionen. Vermutlich gibt es ähnliche Gründungsmythen bei unterschiedlichen Völkern. Dort werden Geschichten erzählt, weitergegeben und mit Sicherheit dabei nicht die Referenzen angegeben. Das ist für eine gute Geschichte überhaupt nicht notwendig. Gut möglich, dass Elimane diese Geschichte irgendwann gehört hat, von ihr inspiriert wurde und sie vielleicht sogar literarisch nacherzählt hat. Jetzt kommt so ein Ethnologe daher, verschriftlicht die Kosmogonie und spielt sich dann noch als Retter der Bassari auf, deren kulturelles Eigentum angeblich geklaut wurde? Geht's noch?. Lassen sich Schöpfungsmythen, Kosmonogien überhaupt "stehlen"? Gehören die nicht der ganzen Menschheit und dürfen deshalb auch erzählt werden? Hier sollte ein guter Schrifttsteller mundtot gemacht werden, weil er nicht ins Bild passte.Nun kennen wir den Hintergrund des Plagiatsvorwurfs, ich frage mich nur, ist es tatsächlich als Plagiat zu verurteilen, den überlieferten Gründungsmythos eines Volkes oder eines Stammes in einen Roman zu verpacken. Hm, vermutlich hätte Elimane, in einem Nachwort, bei den üblichen möglichen Danksagungen auf die Wurzeln, auf den Ursprung der Geschichte hinzuweisen sollen, aber die Einstufung als Plagiat halte ich für weit überzogen.
So empfinde ich es bis zu dieser Stelle auch.Bisher bleibt der Roman spannend, manchmal etwas undurchsichtig. Aber immer weiter auf Spurensuche.
Kann sehr gut sein, zumal wir ja die Belehrung, dass man über die richtig guten Bücher nicht spricht, schon gehört habenIch denke, genau dieses Mysterium soll es bleiben.
Bin ganz bei dirInsgesamt hat mir diese Leseabschnitt mehr zugesagt als der erste. Das lag vor allem an den tollen, ellenlangen Sätzen zur Welt der Literatur auf all den beschriebenen Ebenen.
aber die Einstufung als Plagiat halte ich für weit überzogen.
Genau. So sehe ich das auch. Ein wichtiger Kritiker zieht dieses fadenscheinige Argument aus dem Hut und alle anderen folgen. Da steckt mehr dahinter, zumal das Buch ja auch nicht mehr aufzufinden ist.Hier sollte ein guter Schrifttsteller mundtot gemacht werden, weil er nicht ins Bild passte.
Tatschächlich, Circle, habe ich ganau auch dieses eine Wort nachgeschlagen.Entelechie
Das habe ich wie du gelesen. Es gibt in dieser Hinsicht auch eine Parallele zu Musimbwa, der nicht gerne über seine Vergangenheit spricht, weil ihn die Erinnerung an seine glücklichen Tage in seiner Heimat traurig machen. (...) nichts macht einen Menschen so traurig wie seine Erinnerungen, selbst wenn es Erinnerungen an glückliche Zeiten sind." Beide vermeiden daher den Kontakt zu den Menschen aus ihrem früheren Leben bzw. denken nicht gerne daran zurück. Das ist ein Selbstschutz.Das habe ich gar nicht so unterkühlt gelesen. Sogar in die andere Richtung: Er will/kann sich nicht so häufig melden, weil es ihn schmerzt, wie sie altern und er ist nicht da. Er ist abwesend in Paris, seine Eltern bemühen sich, wollen, dass er beim Videoanruf von jedem der beiden etwas sieht, zerteilen sich dafür.
Davon gehe ich auch aus.Ich denke, genau dieses Mysterium soll es bleiben. Es ist zumindest für unseren Erzähler das perfekte Buch. Er liest sich in der ersten Nacht in eine Extase, die beim Sex nicht besser hätte entstehen können und ist danach ausgelaugt wie selten ein Mensch. Sprich, dieses Buch ist Mythos. Meine Vermutung ist, wir werden es nie erfahren, eben weil wir es nicht greifen könnten. Weil, wie im Roman behauptet, große Literatur nie zusammengefasst und beschrieben werden kann.
Unbedingt! Diese Bilder und Erwartungen stecken immer noch in den Köpfen so vieler.Selbst die "historischen" Zeitungsausschnitte scheinen schon den Finger darauf zu legen, was heutzutage immer noch afrikanischen Autor:innen nahegelegt wird: Schreib etwas "authentisches", mit Exotik, aber bitte nicht zu intellektuell oder gar ein ganz anderes Thema. Schreibst du über mystische Themen, die von den Vorfahren stammen, ist es nicht originell genug, sondern ein Abklatsch. Erwartungen der westlichen Leserschaft an afrikanische Texte.
Der erste Teil dieses Abschnitts war mir fast zu sprunghaft. Da habe ich mich tatsächlich wie in einem Labyrinth gefühlt, das mich permanent in eine ander Sackgasse hat laufen lassen, einmal abgebogen, wieder nix. Als es dann aber um die durchweg rassistischen Besprechungen ging, hatte mich Sarr wieder. Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht.Mich fasziniert dieser Roman ungemein. Es sind lauter Puzzlesteinchen, die man zusammenfügen muss.
TollDie Wortschöpfungen machen Spaß wie z.B. die "literarische Inkontinenz".
Gefällt mir!Es gibt so viele ironische Hinweise, Selbstironie,
Das lese ich auch so.- In den Bemerkungen, die Faye seinen Schreiberkollegen unterjubelt - findet sich für mich stets ein Rückbezug; ich habe das Gefühl, er spräche immer über sich selbst, bzw. über den Autoren. Faye spricht über Sarr, wenn er über seinen Bekannten Sanza sagt (S. 57) er hätte einen Hang zum Ausgefallenen und seine Texte wären gespickt mit vergessenen Wörtern (das ist doch Sarr pur - zwar sind es nicht vergessene, sondern Fremdwörter, aber ... da ist eine Korrelation).
- Sarr lässt Stanislas sagen, "ein bedeutendes Buch erzählt immer nur von nichts, und doch steckt alles in ihm".
So siehts aus.
- Dann sagt er zu Musimba, er solle nicht das xte Buch über die Rückkehr ins Land der Geburt schreiben
vermutlich!hoffentlich hält sich Sarr daran, das sagt er doch zu sich selber.
Für die Hinterbliebenen ein brutal wirkender Selbstschutz. Und für den Weggegangenen eine bequeme Entschuldigung, um sich nicht melden zu müssen (Es tut mir so weh, sie in der Ferne einsam zu sehen...).Beide vermeiden daher den Kontakt zu den Menschen aus ihrem früheren Leben bzw. denken nicht gerne daran zurück. Das ist ein Selbstschutz.
Es ist ein kurzes Buch. Faye kann es in vier Stunden abtippen!Sprich, dieses Buch ist Mythos
In dieser Zeit wohl noch nicht. Da wurde alles noch mündlich wiedergegeben. Im 3. LA müssen sogar Briefe eines senegalesischen Studenten in Paris den Eltern in der Heimat übersetzt werden. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass sie nicht lesen können. Aber der Sohn schreibt die Briefe auf Französisch. Befremdlich!Gibt es eigentlich keinen afrikanischen Buchmarkt?