Ich schreibe erstmal meine Gedanken auf, ehe ich eure lese.
Hermann heiratet Tilla. Das ging mir zu schnell. Sie die Lebenslustige, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen muss, verliebt sich in den verkopften Studenten, der noch mit 24 Jahren keine Ausbildung hat und auf Vaters Kosten lebt. Allerdings empfindet sie sich für den Arztsohn als schlechte Partie, mit der seine Eltern nicht zufrieden sein können. Das gleicht sich wohl aus.
Diese umständliche Hochzeitsnacht hätte ich nicht gebraucht. Kann ein junger Mann so unbeholfen sein, wenn es um natürliche biologische Vorgänge geht?
@DanielMellem , diese Szene dient doch eher der allgemeinen Unterhaltung- oder hat Oberth etwas Derartiges in seinen Erinnerungen verewigt? Er scheint aber schnell "gelernt" zu haben, denn schnell gibt es reichen Kindersegen.
Tilla muss die Kinder weitgehend ohne Mann großziehen. Die Versuche, zusammen in Göttingen und Heidelberg zu wohnen, scheitern auch am Rassismus der Vermieter, die Rumänen und das "Balkanpack" nicht haben wollen. Auf S. 81 ein wunderbares Zitat: "Die starke Seite der Deutschen ist ihre Leistung. Die schwache ihr Charakter." Wie recht der Mann noch haben wird!!!
Insgesamt enthielt mir dieser Abschnitt viel zu viel an Formeln, Herleitungen und physikalischen Gesetzen. Da können die Naturwissenschaftler unter uns wahrscheinlich mehr rausziehen. Hermann ist beseelt von seiner Rakete. Fast kindlich stur hält er daran fest, auch wenn viele Gelehrte sein Manuskript ablehnen. Auch sein Vermieter hält ihn für "nicht ganz klar im Kopf." Tatsächlich ist er völlig zerstreut und weltfremd. Mich wundert es, wie Tilla es mit diesem Mann aushält. Es muss wohl doch so etwas wie Liebe sein
Auf alle Fälle zieht sie nicht nur die Kinder alleine groß, sondern gibt auch ihre Ersparnisse für den Druck seiner Arbeit her. Hermann arbeitet wie besessen. Schließlich schließt er einen Vertrag mit den Ufa Filmstudios. Ich war erschrocken, als er sich vertraglich verpflichtete, die Gesellschaft und Fritz Lang bis 2020 zu 50% (!) an allen Gewinnen, die im Zusammenhang mit der Rakete stehen werden, partizipieren zu lassen. Auch dieses Zugeständnis zeigt seine Weltfremdheit. Bestimmt wird er sich darüber noch ärgern! Doch die Zeit läuft davon ohne nennenswerte Fortschritte am Projekt.
Die Aufs und Abs sind chronologisch geschildert. Mich hat aber der Lesesog dabei etwas verlassen. Vieles wiederholte sich. Auf Seite 137 (Fast genau auf der Mitte des Romans) wird der Buchtitel geklärt: Die Erfindung des Countdowns.
In Wernher von Braun und Rudolf Nebel findet er schließlich zwei Assistenten, die ebenfalls an die Sache glauben. Die Ufa setzt jedoch auf Effekte, gibt das Raketenprojekt vorzeitig mehr oder weniger auf- zumindest muss sich Hermann verschulden, um weitermachen zu können. Der Film "Die Frau im Mond" feiert Premiere. Auch ohne dass eine Rakete kilometerweit in den Himmel geschossen wird.
Eine interessante Figur ist auch Max Valier. Im Grunde brennen beide Männer für eine ähnliche Sache. Nur ziehen sie sie völlig anders auf. Valier baut auf den Effekt, auf das schnelle Publikum und den raschen Erfolg. Hermann will alles wissenschaftlich fundiert, auf Faktenbasis und eine Nummer größer.
"Wenn einer nicht den Kopf riskiert, dann zieht das nicht.", sagt Valier(S.117) Tatsächlich kommt Valier bei einem seiner Versuche tragisch ums Leben. Auf der Trauerfeier wird Hermann nachdenklich. Niemand betont das Werk oder das Opfer des Verstorbenen. Das scheint ihm die mögliche Bedeutungslosigkeit des eigenen Schaffens (aus dem Blickwinkel anderer) vor Augen zu führen.
So. Eure Beiträge lese ich morgen. Gute Nacht!