2. Leseabschnitt: 2008 (Seite 57 - 94)

SuPro

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28. Oktober 2019
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Baden Württemberg
lieslos.blog
Und Willow liebt ihr Kind genau so wie die RAF Mütter ihre Kinder liebten.
Woran erkennst Du das? Sie ist ja nicht mal in der Lage, klar auf seine Frage zu antworten und sie zeigt es ihm nicht. Sie zieht ihr Ding rücksichtslos durch, sie nimmt ihn nicht wahr, sie verlangt absolute Anpassung und Selbstaufgabe von ihm, so als wäre er eine Marionette und kein eigenständiger Mensch... ich definiere Liebe anders...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich würde nicht sagen kalt, sondern gleichgültig - eventuell auch eine Folge des Marihuana. Sie sagt ja ganz deutlich, Liam sei nur ein einzelner Mensch, während die Natur, der Wald viel wichtiger und größer sei. Ein seltsam verzerrte Perspektive meiner Meinung nach.
So sehe ich das auch, und in Bezug auf die Drogen für mich gut dargestellt. Sie fokussiert sich auf den Schutz der Bäume, hat keinen Platz für Liam daneben.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Das Geschenk war ihr anscheinend zu viel. Sie konnte vielleicht schon ermessen, wieviel Zeit,Geld und Arbeit in dem Instrument steckt. So viel Liebe, viel mehr, als sie ihm zurückgeben kann.
Die Reaktion von beiden war hart. Es tat mir richtig weh, wie Liam danach mit der Bratsche umging.
Ein trauriges Leben, so viel Liebe, die keiner annehmen will. Kein Wunder, dass er sich so in seine Arbeit vergräbt.
Der Bau des Musikinstruments hat etwas in mir zum Klingen gebracht. Ein Freund ist Tischler und spielt Gitarre (Flamenco), und vor vielen Jahren hat er angefangen, seine Instrumente selbst zu bauen. Ich weiß, wie viel Arbeit darin steckt, und auch dass er manche einfach nicht benutzt weil sie seinem Anspruch nicht genügen. Er hat zwei seiner ersten „missratenen“ Gitarren verbrannt, mit schmerzender Seele...
Übrigens ist es etwas ganz besonderes, auf seinen Konzerten zu wissen, wie viel Arbeit und Herzblut neben dem Üben für ihn in der Musik steckt.

Deshalb denke ich auch, dass das Geschenk einfach zu viel war.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Das hat mich auch irritiert. Allerdings kann ein Nichtmusiker ohne Hilfe wohl auch keine Bratsche bauen, deren Intonation stimmig ist. Ist aber eine Kleinigkeit, gibt keine Abzüge. Das Bauen beschreibt seine innige Verliebtheit.
Genau, ohne spielen zu können geht das wohl eher nicht. Wir haben um die Ecke eine Musikinstrumentenbauausbildung, Voraussetzung für die Lehrausbildung ist dass man Instrumet(e) spielen kann.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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...auf den ersten Blick wirkt ihre Reaktion seltsam, aber ich verstehe, um was es ihr geht. Sie sieht die Bratsche als Handschliesse, die ihre Autonomie einengen wird. Sie ist ein Symbol seiner Abhängigkeit von ihr und seines Wunsches nach Symbiose. Er will die entbehrte Mutterliebe von Meena bekommen, will sie zum Hierbleiben „zwingen“... sein Wunsch ist natürlich auf den ersten Blick völlig nachvollziehbar, aber ich glaube, Meena spürt das Drängende und Dringende dahinter, das nur dann da ist, wenn man in seiner Kindheit große Defizite hatte...
Danke für diesen Kommentar, du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht. Ich erspüre das beim Lesen, und du hast es untermauert und belegt, das mag ich so sehr hier an den Runden.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Na ja, Hexe, bei allem Respekt, das sehe ich anders. Wo wären wir in der Welt ohne aufopferungsbereite Idealisten.
Und es gibt durchaus Eltern, die relativieren können. Gott sei Dank. Willow liebt ihren Sohn durchaus, aber sie setzt ihren Verstand ein. Sie versucht ja auch, ihr Weltbild zu vermitteln. D a s wollen alle Eltern. Ihre Werte vermitteln.

Willow ist kein Muttermonster.
Was die Idealisten angeht, die alles opfern, bin ich ganz bei dir.
Ich glaube aber nicht, dass Willow ihren Sohn tatsächlich liebt.
Ich möchte allerdings hier nicht schreiben, was sie (die Figur) hätte besser machen können - das ist die Geschichte des Autors, und ich folge ihr, versuche zu verstehen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ich habe noch einmal über diese Bratsche nachgedacht. Zwar kann sie durchaus als Symbol für Freiheitsbeeinschränkung/Besitzanspruch gesehen werden, aber andererseits ist die Bratsche, nicht diese, aber generell, auch ein Begriff und ein Gegenstand, der für Freiheit steht.

Ms Reaktion hätte nämlich auch ganz anders aussehen können. Reden soll ja schon mal geholfen haben. Und das Instrument ausprobieren, hätte, falls es was getaugt hätte, Liam eine neue Existenz eröffnet: Musikstücke zu machen ist eine Kunst und er wäre sie sicherlich losgeworden.

Gut, nun hat der Autor - und das müssen wir ja leider ihm überlassen - sich - wie im übrigen im ganzen Buch - sich für eine andere Variante entscheiden. Für eine exaltierte und überspannte Reaktion.

Und was die Mutterliebe angeht: ist Liam immerhin "behalten" worden. Es mag nicht unserem Empfinden entsprechen, aber er hat von Willow bekommen, was sie zu geben hatte. Mehr hatte sie einfach nicht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Gut, nun hat der Autor - und das müssen wir ja leider ihm überlassen - sich - wie im übrigen im ganzen Buch - sich für eine andere Variante entscheiden. Für eine exaltierte und überspannte Reaktion.
Da bin ich völlig bei dir.
aber er hat von Willow bekommen, was sie zu geben hatte. Mehr hatte sie einfach nicht.
Auch das kann ich unterschreiben. Mit Mutterliebe im allgemeingültigen Sinn hat das aber wenig zu tun. Es kommt eher einem Pflichtgefühl gleich.