Haben wir dir nicht immer alles gegeben? - Ja bravo: Drehscheibe und Streuselkuchen, kommentiert Juli im Kopf. 111
Man ist sprachlos.Weißt du eigentlich, was du uns für Schmerzen bereitet hast? 113
Ich würde noch differenzieren, dass sie mitunter Mitwisserin ist und alles versucht unter den Tisch zu kehren. In der Situation, wo die Maus freigelassen wurde allerdings, wurde sie in Julis Sicht ganz klar zur Mittätäterin und zur Verbündeten des Vaters. Juli quittiert das, indem sie die Mutter verdrescht. Am Ende haut sie ab. Ich vermute aber, dass ihr die Flucht irgendwie vereitelt wird...Sehr treffend finde ich in diesem ganzen Täter-Komplex auch die Bezeichnung der Mutter als „Tatortreinigerin“ (S. 106) und ihr Einwirken darauf, dass nichts nach draußen dringt: „Aber was Papa gemacht hat, erzählst du keinem, gell? Alles ist gut, mein Schatz, …“ (S. 106)
Eine sehr gute Frage. Ist die Maus tatsächlich auch ein Konkurrent in Vaters Augen? Will er, dass Julis Aufmerksamkeit einzig ihm gilt und nichts und niemand anders?Die Maus überlebt und dann setzen der Vater und (die Mutter!) die Maus ohne Julis Wissen aus. Was ist das genau? Warum tut der Vater das? Möchte er einfach nur verletzen? Ist es ihm zuwider, dass Juli etwas „Eigenes“ hat, das ihr etwas bedeutet? Erträgt er es nicht, dass sie sich mehr um eine kleine Maus kümmert als um Ihn? Fürchtet er dadurch ein Stück Kontrolle zu verlieren, weil Juli ihren eigenen Kopf hat? Ist es eine Machtdemonstration? Was meint ihr?
Juli analysiert glasklar und hat die Beziehungsdynamik verstanden. Sie weiß auch, dass sie von einem immer wieder ruhig gehalten wird und versteht sogar, dass sie im Endeffekt dann die "Böse" ist. Für sie scheint dann die Flucht/ der Ausbruch konseuqnet die einzige Lösung zu sein.Was mich über den gesamten Abschnitt beeindruckt hat, ist Julis Klugheit. Sie kann klare Analysen treffen, sie hat das Familiendrama kapiert, weiß wie wer tickt und warum. Immer klarer sieht sie, dass die Mutter kein Mitopfer ist, sondern Mittäterin. Wie brutal muss diese Erkenntnis gewesen sein!
Wer sehnt sich nicht nach Heimat und Geborgenheit?Im Grunde sehnt sich Juli nach Harmonie. Wenn es Gelegenheit gibt, die heile Familie zu spielen, ist sie dankbar und gleich dabei. Das ist schon beim Lesen sehr schmerzhaft. Sie hat in Esma eine Freundin gefunden, anvertrauen tun sie sich ihr auch nicht: Das eigene Nest beschmutzt man nicht. Ein alter Spruch, der nur zu wahr ist. Esma hat sich zurückgezogen, was ich aus ihrer Sicht nachvollziehen kann.
Stimmt!Für Juli war die Maus weit mehr. Sie war ein Gleichnis für ihr eigenes Leben, sie war etwas, was sie lieben konnte, ohne Angst enttäuscht zu werden.
Ich finde ihre Klarsicht auch beeindruckend - leider ist Erkenntnis nur ein erster Schritt, um Distanz zu dieser toxischen Familie zu bekommen.Was mich über den gesamten Abschnitt beeindruckt hat, ist Julis Klugheit. Sie kann klare Analysen treffen, sie hat das Familiendrama kapiert, weiß wie wer tickt und warum.
Super!Dennoch hat die Autorin diese ganze Wut von Juli brilliant in die Sprache übertragen. Insgesamt finde ich, findet sie sehr treffende Worte und Bezeichnungen für Gefühlszustände oder Verhaltensweisen.
Ich bin auch begeistert!Dieses Buch ist so entsetzlich wie gleichzeitig brilliant. Die ganzen Vorfälle im "Geisterhaus" - einfach meisterhaft erzählt!
Ich denke nicht, dass das Fassade ist. Sie hat sich ganz früh der Familie entzogen und war durch ihre "Mittelmäßigkeit", die der Vater in ihr sieht, vor ihm geschützt.Alex scheint am wenigsten belastet aus der Familiensituation entkommen zu sein. Ob das nur die Fassade ist oder ob es stimmt, können wir noch nicht sagen. Juli erklärt das damit, "dass Alex nichts hatte, was Papa besitzen wollte." 108
Ja, es ist schwer die von Kindheit an gehörte Indoktrination, dass nichts nach außen dringen darf, abzuwerfen.Sie hat in Esma eine Freundin gefunden, anvertrauen tun sie sich ihr auch nicht: Das eigene Nest beschmutzt man nicht.
Das scheint gar nicht so selten zu sein. Ich kenne es aus meinem Freundeskreis. Da behauptet eine Mutter doch tatsächlich, nie ihre Kinder Kinder geschlagen zu haben - dabei ist der eine oder ander Kochlöffel auf dem Rücken ihrer Kinder zerbrochen. Selbst der Vater hat als das Gespräch darauf kam, leise gesagt, dass es stimmt und dass er wusste, das würde irgendwann zurückkommen. Die Mutter behauptet aber weiterhin, dass das gar nicht wahr ist.Die Mutter glaubt offenbar selbst an ihre Unschuld (der Vater später auch!!!). Wahrscheinlich psychologisch völlig nachvollziehbar.
Ist sie. Ihre analytische Klarsicht spricht dafür, ihre Schulnoten unter solchen Bedingungen sowieso.Juli muss hochbegabt sein (IQ Test!). Wie sonst sollte sie ihre Spitzennoten unter diesen Bedingungen erreichen?
Mir auch!Mir gefallen ihre Metaphern immer wieder. "Sie saugt am Trichter wie ein Deutscher am Ballermann" uvm.
Jaaa. Genau. Man kann unmöglich auf alle eingehenEinige wurden hier ja bereits zitiert, aber das Buch ist voll davon.
Stimmt. Der Hinweis ist gut. Sie müsste auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen und erkennen, dass sie das alleine nicht hinter sich lassen kann.Ich finde ihre Klarsicht auch beeindruckend - leider ist Erkenntnis nur ein erster Schritt, um Distanz zu dieser toxischen Familie zu bekommen.
Unglaublich! Verdrängung auf höchster Ebene. Nicht im Rausch des Alkohols, sondern der GewaltDie Mutter behauptet aber weiterhin, dass das gar nicht wahr ist.
Ich bin da immer unsicher, ob das wirklich ein Glaube an die eigene Unschuld ist oder vielmehr ein Verdrängen als ein Selbstschutz-Mechanismus?Das scheint gar nicht so selten zu sein. Ich kenne es aus meinem Freundeskreis. Da behauptet eine Mutter doch tatsächlich, nie ihre Kinder Kinder geschlagen zu haben - dabei ist der eine oder ander Kochlöffel auf dem Rücken ihrer Kinder zerbrochen. Selbst der Vater hat als das Gespräch darauf kam, leise gesagt, dass es stimmt und dass er wusste, das würde
das stimmt grundsätzlich. Erkennen ist nur ein erster Schritt, Handeln ein zweiter. Wir hatten das ja auch bei "Eine Laune Gottes". Ob Therapien da aber immer der goldene Weg sind, ist eine andere Frage.Stimmt. Der Hinweis ist gut. Sie müsste auch die richtigen Schlüsse daraus ziehen und erkennen, dass sie das alleine nicht hinter sich lassen kann.
In diesem speziellen Fall ist es eindeutig Verdrängung - bestimmt ein Selbstschutz.Ich bin da immer unsicher, ob das wirklich ein Glaube an die eigene Unschuld ist oder vielmehr ein Verdrängen als ein Selbstschutz-Mechanismus?
Gerade weil es auch kein Einzelfall ist, sondern sich die Vorfälle häufen. Sie redet sich das Leben quasi schön.In diesem speziellen Fall ist es eindeutig Verdrängung - bestimmt ein Selbstschutz.
Boah, bei der Szene stellten sich richtig meine Nackenhaare auf. Aber die Bezeichnung 'Tatortreinigerin' fand ich sowas von treffend!Zum ersten Mal träumt sie, was davor geschah: Die Mutter zieht dem Vater seine Schuhe an (damit er besser zutreten kann) während der Vater Bruno bereits würgt. Was davon nun wirklich geschehen ist, was Traumelemente sind, scheint mir nicht so wichtig zu sein. Entscheidend ist die Erkenntnis (auch für Juli), dass die Mutter Mittäterin ist. Sehr treffend finde ich in diesem ganzen Täter-Komplex auch die Bezeichnung der Mutter als „Tatortreinigerin“ (S. 106) und ihr Einwirken darauf, dass nichts nach draußen dringt: „Aber was Papa gemacht hat, erzählst du keinem, gell? Alles ist gut, mein Schatz, …“ (S. 106).
Da fand ich Julis Gedanken so treffend: 'Darf ich nichts lieben außer ihn, nicht mal neunzehn Gramm Fell?' Ich interpretiere das als reine Machtdemonstration!Die Maus überlebt und dann setzen der Vater und (die Mutter!) die Maus ohne Julis Wissen aus. Was ist das genau? Warum tut der Vater das? Möchte er einfach nur verletzen? Ist es ihm zuwider, dass Juli etwas „Eigenes“ hat, das ihr etwas bedeutet? Erträgt er es nicht, dass sie sich mehr um eine kleine Maus kümmert als um Ihn?
*Giggel* ich kann das Buch 'Osterbuch' nennen, so bunt ist es! Und wie bei Dir, auch auf jeder Seite! Ob es Szenen oder Erkenntnisse sind.......... es gibt so viel, was ich nötig zum Markieren finde!In diesem Abschnitt ist alles bunt mit meinen Zettelchen. Fast auf jeder Seite könnte ich etwas kommentieren.
Das lag auch für mich so richtig in der Luft! Ich wartete nur noch, w a n n es passiert!Sie hat das Unmögliche geschafft: die Maus überlebt. Gleichzeitig bangte ich: ich wusste, dass das kleine Tier Juli verletzlich macht. Mir war klar, dass der Vater (der Vater!) irgendwann die Chance nutzen würde, das Tier zu töten. Einfach nur um wehzutun.
Oh ja, Juli ist ein schlaues Köpfchen! Und sie kann logisch denken! (Sieht man auch an ihrer Vorliebe für Mathe: 'Hier gibt es kein gefühliges Gelaber wie daheim, wo jeder irgendeinen Kack behauptet und auf sein Recht pocht. In der Zahlenwelt herrscht Klarheit, und Recht hat nur einer: der mit der Lösung'. (Ich verstehe sie da sehr gut!)Was mich über den gesamten Abschnitt beeindruckt hat, ist Julis Klugheit. Sie kann klare Analysen treffen, sie hat das Familiendrama kapiert, weiß wie wer tickt und warum. Immer klarer sieht sie, dass die Mutter kein Mitopfer ist, sondern Mittäterin.
Genau! Ob es die Szene mit ihrem Vater ist, wo er nachgibt, bloß weil unten die Putzfrau steht und er Angst hat, dass etwas nach außen dringt, oder der Besuch von Asram, wo er als charmanter und liebevoller Vater auftritt......... . Boah, da kann einem richtig schlecht werden!m Grunde sehnt sich Juli nach Harmonie. Wenn es Gelegenheit gibt, die heile Familie zu spielen, ist sie dankbar und gleich dabei. Das ist schon beim Lesen sehr schmerzhaft.
Oh ja, von wem sie das nur haben?!Juli und Bruno haben ein Aggressionsproblem. Wenn sie rot sehen, gibt es kein Halten mehr. Auch das ein gängiges Muster.
*Gg* das war immer ein Trost, wenn sich unsere Kinder gezofft haben, was natürlich vorkam . Dann dachte ich mir immer: in gestörten Familien müssen Kinder gegen die Eltern zusammenhalten, da können sie gar nicht normal miteinander streiten.Wenn es den Kindern gelingen würde, ZUSAMMEN zu halten, kriegten sie vielleicht Oberwasser. Doch bislang ist das nicht geglückt.
Sie sind offensichtlich sogar überzeugt davon.Die Mutter glaubt offenbar selbst an ihre Unschuld (der Vater später auch!!!). Wahrscheinlich psychologisch völlig nachvollziehbar. Die "Menschenfängerin", die "Papa geholfen hat, uns kaputt zu machen."
Mir geht es genauso: ich finde ihn verstörend, würde auf jeden Fall sensiblen Gemütern abraten, ihn zu lesen, aber ich kann ihn kaum aus der Hand legen und er fasziniert mich!Mir gefallen ihre Metaphern immer wieder. "Sie saugt am Trichter wie ein Deutscher am Ballermann" uvm.
...............................Der Roman fasziniert mich sehr.
Oh ja, mich auch!Puh- ich muss erst mal schlucken und durchatmen. Mir ist all das nicht fremd, auch lese ich immer wieder harten Tobak. Die Lektüre nimmt mich dennoch sehr mit.
Oh ja, ich finde das ganze Buch brillant! Diese Sprache! Einfach der Wahnsinn!Dennoch hat die Autorin diese ganze Wut von Juli brilliant in die Sprache übertragen. Insgesamt finde ich, findet sie sehr treffende Worte und Bezeichnungen für Gefühlszustände oder Verhaltensweisen. Einige wurden hier ja bereits zitiert, aber das Buch ist voll davon.
Das einzige Richtige, sich beizeiten von dieser Familie abzunabeln!Ich denke nicht, dass das Fassade ist. Sie hat sich ganz früh der Familie entzogen und war durch ihre "Mittelmäßigkeit", die der Vater in ihr sieht, vor ihm geschützt.
In manchen Fällen wäre es das einzig Richtige. In der Praxis ist das jedoch nicht so leicht. Und genau das können wir auch am Beispiel Julis sehen. Diese ganze Ambivalenz. Genau zu wissen, was einem schadet, aber nichtsdestotrotz sich nicht lösen zu können wegen der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, möglicherweise auch Selbstvorwürfen.Das einzige Richtige, sich beizeiten von dieser Familie abzunabeln!
Ich mache da drei Kreuzzeichen, dass ich nicht in so einer Situation war!In manchen Fällen wäre es das einzig Richtige. In der Praxis ist das jedoch nicht so leicht. Und genau das können wir auch am Beispiel Julis sehen. Diese ganze Ambivalenz. Genau zu wissen, was einem schadet, aber nichtsdestotrotz sich nicht lösen zu können wegen der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, möglicherweise auch Selbstvorwürfen.
Auf die ein oder andere Weise wurde vermutlich jeder schon mal mit der Befürchtung konfrontiert, was die Nachbarn denken könnten...Nein, keine Sorge, so schlimm war es nicht wie im Elternhaus von Juli, aber logisch, dass es auch mal laut wurde! Aber 'was sollen denn die Nachbarn sagen' war immer eine große Sorge meiner Mutter! (Allerdings bei allem!