2. Leseabschnitt: 1995 - 2000 (Seite 55 bis 89)

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich musste heute gleich weiterlesen. Auch dieser Abschnitt liest sich sehr schnell.

Ihr Bruder wird also nur aufgrund seines Geschlechts weiter bevorzugt. Nur Jiyoungs Schwester lehnt sich dagegen auf.

Unerträglich ist auch das Verhalten ihres Vaters nach dem Vorfall an der Haltestelle und im Bus. Sie soll daran eine Mitschuld haben? Gut, dass die Frau ihr geholfen hat.

Immerhin dürfen die beiden Schwestern letztendlich studieren, was sie wollen (nachdem ihre Mutter aber versucht hat, die Schwester zu beeinflussen). Zudem scheint sich in Sachen Gleichberechtigung ein bisschen was im Land zu tun. Schade aber, dass auch die Mutter noch nicht von den alten Denkmustern wegkommt.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Unerträglich ist auch das Verhalten ihres Vaters nach dem Vorfall an der Haltestelle und im Bus. Sie soll daran eine Mitschuld haben? Gut, dass die Frau ihr geholfen hat.

Dieser "Busvorfall" hat mich nun extrem irritiert und meine Gedanken kreisten beim Lesen des Rests dieses Abschnitt ständig drumherum, so dass ich mich kaum noch konzentrieren konnte:
Wir befinden uns im Abschnitt 1995-2000, da hat Jiyoung das "Glück" auf Anhieb eine ältere Frau im Bus zu finden, die ein Handy dabei hat und kann dann auch sofort "eine Nachricht schreiben"?! (Meine erste SMS hat mehr Zeit gebraucht.)Verdammt, Korea war in Sachen Technik sehr fortschrittlich, was man ja in Sachen Damenhygiene nicht unbedingt behaupten kann.

Gestutzt habe ich allerdings gleich schon auf Seite 57. "Natürlich wäre ein Verhältnis von maximal 107 zu 103." Versteh ich nicht. Entweder im Bezug zu 100, oder aber das Wörtchen "zu" ist falsch.

Gleiches auf Seite 77. "Der Lehrerberuf erfreute sich gerade in letzter Zeit großer Beliebtheit und der Numerus clausus war enorm gesunken...."
Müsste er nicht gestiegen sein, wenn Unyoungs Notendurchschnitt noch genügte?
Vielleicht verteh ich aber auch grundsätzlich die Sprache und ihre Logik nicht. Die Sätze sind einerseits sehr einfach gehalten und dann kommt wieder eine Erklärung der Veränderungen in den Jahren und da scheinen sich die Gedankengänge zu verheddern.
Obwohl, soviele Gedanken sind es ja nicht, die hier niedergeschrieben sind, eher Aufzählungen der Geschehnisse.... bis jetzt. Seufz.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Nur Jiyoungs Schwester lehnt sich dagegen auf.
Immerhin! Und setzt sich sogar ein bisschen durch.

Schade aber, dass auch die Mutter noch nicht von den alten Denkmustern wegkommt.
Es ist schwierig, wenn man von Existenzsorgen geplagt wird.

Korea war in Sachen Technik sehr fortschrittlich, was man ja in Sachen Damenhygiene nicht unbedingt behaupten kann.

Das war ja auch früher.

"Der Lehrerberuf erfreute sich gerade in letzter Zeit großer Beliebtheit und der Numerus clausus war enorm gesunken...."

Da habe ich ich auch gestutzt. Definitionssache. von 2.7. auf 1.7. Wir sagen gestiegen, aber mathematisch ist doch gesunken eigentlich richtiger. Was gestiegen ist, ist der Anspruch. Aber ich musste nachdenken. Und "rechnen" *ggg*.

Ohoh, im Gegensatz zu dir, liebste @Emswashed, fühle ich mich sehr wohl in dem "Koreabuch". wie Fisch im Wasser. Du Fisch auf Trockenem.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ah, das ist hart. Un ist selbstbewusst und weiß, was sie will. Sie sagt nein zum Vorschlag der Mutter. Aber es ist zu spät. Als Frau /Mädchen auf Verantwortung und Empathie und Rücksicht gedrillt, verinnerlicht sie die Argumente der Mama und selbst als diese ihren Irrtum erkennt - kann sie nix mehr ausrichten. Un opfert ihren Traum.

Auch später gehen die subtilen und weniger subtilen Ungerechtigkeiten, ja, Diskriminierungen weiter. Krass, die Sache mit dem Schulstock. Die Mädchen wehren sich. Aber niemand kümmert sich um den Schaden in ihren Seelen. Das erinnert mich ein wenig an die Missbrauchsfälle. Da geht es auch um seelischen Schaden.
Doch ich sag jetzt mal was in full political uncorretness:
Vllt deswegen, im Bewusstsein der vielen Diskriminierungen der Frauen, die Jahrhundertelang andauerten und die immer noch sehr kämpfen müssen, um so was Ähnliches wie Gleichberechtigung zu bekommen - hält sich mein Mitgefühl bei den missbrauchten Jungs sehr in Grenzen.Sie hätten einfach nur den Mund aufmachen müssen.

Zurück zum Buch: mich hats gepackt.
 
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Wadern
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Unerträglich ist auch das Verhalten ihres Vaters nach dem Vorfall an der Haltestelle und im Bus. Sie soll daran eine Mitschuld haben? Gut, dass die Frau ihr geholfen hat.
Eine Denkweise, die leider immer noch in vielen Köpfen verankert ist. Dass Frauen selbst schuld sind, wenn sie belästigt werden. Da könnte ich :eek:...
Numerus clausus war enorm gesunken...."
Habe ich auch gestutzt, aber ich denke @Wandablue hat recht, rein mathematisch sinkt der N.C.
Mich hat die Szene, in der ein Mädchen den Zeigestock zerstört hat, bewegt. Sie zeigt exemplarisch die ohnmächtige Wut der jungen Mädchen, die sich nicht trauen ihren Peiniger selbst anzugehen, die zudem unangreifbar erscheinen.
Dass Un ihrer Mutter zuliebe ihren Traum aufgegeben hat, ist bitter - und die Mutter hat ihre eigenen Träume in ihre Tochter projiziert.
Inzwischen habe ich mich mit dem Stil angefreundet ;).
 

Emswashed

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Wandablue

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weil ich dann so eine Abwehrhaltung einnehme.
kenne ich. Du musst den Stil gar nicht mögen. Das ist arg Geschmacksache. Und du kommst gerade von The dings, äh, Geister, diese Romane kann man natürlich kaum vergleichen, das ist wie die offene See und ein Plätschern im Bach. Das Plätschern im Bach hat jedoch auch was. Segeln ist freilich nicht.
 

Xirxe

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Gestutzt habe ich allerdings gleich schon auf Seite 57. "Natürlich wäre ein Verhältnis von maximal 107 zu 103." Versteh ich nicht. Entweder im Bezug zu 100, oder aber das Wörtchen "zu" ist falsch.
Das stimmt schon so. Die Darstellung von 100 zu basiert auf der Darstellung tatsächlicher Verhältnisse. Die 107 zu 103 ist aber eine wissenschaftliche Aussage, die sagt, dass dies das optimale Verhältnis ist zum Fortbestand der Bevölkerung auf gleichem Niveau. Eine Unter- oder Überschreitung führt zu einer Verringerung oder Vergrößerung.
Müsste er nicht gestiegen sein, wenn Unyoungs Notendurchschnitt noch genügte?
Leider ist die deutsche Sprache im Alltag nicht sehr korrekt, man könnte auch schreiben: falsch. Denkt nur mal an die Antworten bei verneinten Fragen: Magst Du das nicht? Nein - die Antwort, die erwartet wird, wobei Ja richtig ist. Hier ist es zwar nicht ganz das Gleiche, aber die Umgangssprache hat gegenüber der richtigen mathematischen Aussage gewonnen. NC steigt -> Zahlen sinken und umgekehrt. Da Korea seinen Schwerpunkt eher in Naturwissenschaft sieht (Vorreiter von Technik), dürfte auch die Bevölkerung und damit die Autorin die korrekte mathematische Aussage vorziehen.
Als Frau /Mädchen auf Verantwortung und Empathie und Rücksicht gedrillt, verinnerlicht sie die Argumente der Mama und selbst als diese ihren Irrtum erkennt - kann sie nix mehr ausrichten. Un opfert ihren Traum.
Dass Un ihrer Mutter zuliebe ihren Traum aufgegeben hat, ist bitter - und die Mutter hat ihre eigenen Träume in ihre Tochter projiziert.
Glaubt ihr nicht, dass sie durchaus in der Lage ist, eine eigene Entscheidung zu treffen? Sie machte auf mich nicht den Eindruck, dass sie um des lieben Friedens willen nachgegeben hätte. Und manchmal, auch wenn es einem widerstreben mag (ich spreche da aus Erfahrung ;)), sind die Vorschläge, die man zuvor rundherum abgelehnt hat, dann doch nicht so schlecht. Auch wenn sie scheinbar das Establishment oder was auch immer etablieren.
Mir gefällt das Buch bisher auch sehr gut und in vielen der beschriebenen Szenen erkenne ich meine eigene Kindheit und Jugend wieder. Diese ständigen Ermahnungen, bloß nicht zu aufreizend herumzulaufen :eek:, wenn was passiert, ist man selber schuld:mad::mad: - meine Freundin und ich haben damals beschlossen: Sollte uns was passieren, gehen wir nicht zur Polizei. Diesen Demütigungen werden wir uns nicht aussetzen - wir werden Selbstjustiz ausüben :cool:!!!
 

Querleserin

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Hat sie? Auf die Idee mit der Produzentin ist die Tochter ohne "Hilfe" der Mutter gekommen.
Ich dachte auch daran, dass sie Tochter zum Lehramtsstudium überreden will, womit sie letztlich auch erfolgreich ist, obwohl sie Un bestärkt, ihren eigenen Weg zu gehen. Da hat die Tochter es akzeptiert oder eingesehen, dass sie für finanzielle Sicherheit sorgen muss.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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Immerhin dürfen die beiden Schwestern letztendlich studieren, was sie wollen (nachdem ihre Mutter aber versucht hat, die Schwester zu beeinflussen). Zudem scheint sich in Sachen Gleichberechtigung ein bisschen was im Land zu tun. Schade aber, dass auch die Mutter noch nicht von den alten Denkmustern wegkommt.
Ich beurteile das Verhalten der Mutter weniger hart. Zum einen sind es finanzielle Gründe, die für das Lehramtstudium sprechen. Außerdem hat die Mutter hier einfach auch die größere Weitsicht. Manche Berufsträume entpuppen sich später als Fehlentscheidungen. Ich sehe das gerade an den beiden Töchtern einer Mitarbeiterin. Die Älteste hat Kunst studiert, danach ein Designstudium drangehängt und hofft nun auf eine Anstellung in einem Einrichtungshaus. Die Jüngere hat ein Regiestudium absolviert und wartet nun auf ein weiteres kaum bezahltes Praktikum bei einem Fernsehsender.Die Realität hat wenig mit dem ursprünglichen Traum zu tun. Und solche Träume muss man sich leisten können. Nicht jedes Elternhaus kann erwachsene Kinder ewig weiter finanzieren und nicht jeder knapp Dreißigjährige mag noch finanziell abhängig sein vom Elternhaus.
Hier war es weniger Beeinflussung durch die Mutter, sondern die Tochter hat sich den Rat der Mutter genauer angeschaut und wurde überzeugt.
Außerdem spricht es für die Mutter, dass sie sich zunächst Vorwürfe machte und sich erst durch die jüngere Tochter beruhigen ließ.
Das Buch ist weit weniger schwarz/ weiß, wie ich befürchtet habe. Gerade die Mutter ist eine interessante Figur, die sich zu helfen weiß, die Dinge reflektiert usw.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Mir gefällt das Buch bisher auch sehr gut und in vielen der beschriebenen Szenen erkenne ich meine eigene Kindheit und Jugend wieder.

Ich bin selbst erstaunt, wie vieles ich wiedererkenne. Diese ständige dumpfe Angst, auf der Straße blöd angemacht zu werden - das habe ich genauso erlebt - ich hatte allerdings weniger Angst vor gleichaltrigen Jungs, die kümmerten sich gar nicht um mich, sondern vor Erwachsenen - ohne dass ich einen vernünftigen Grund dafür nennen könnte, die Angst war irrational, aber jedenfalls da. Und ich bin fünfundzwanzig Jahre älter als Jiyoung. Dass es diesen Muff in meiner Jugend in den Sechzigern gab, mag nicht verwunderlich sein, aber Jiyoung ist eine Generation jünger, das finde ich schon ziemlich erschütternd.

Nur so an Rande: Vieles, was über das Verhältnis zwischen den Schwestern und dem jüngeren Bruder da steht, kenne ich aus der Familie meiner Schwägerin, die vier Kinder hat - drei Jungs und ein Mädchen. Der jüngste Sohn und die Tochter sind Zwillinge, Jahrgang 1989. Ich bin x-mal zu Geburtstagsfeiern in der Familie gewesen und habe jedes Mal erstaunt zugeschaut, wie die Tochter hin und her rennt, serviert, anbietet, beim Vorbereiten und beim Abräumen hilft, während ihr Zwillingsbruder da sitzt und genau gar nichts tut außer Cola zu süffeln. :mad:
 

Literaturhexle

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hält sich mein Mitgefühl bei den missbrauchten Jungs sehr in Grenzen.Sie hätten einfach nur den Mund aufmachen müssen
Ein lautes, donnerndes NEIN!!! Ein Unrecht wiegt das andere nicht auf! Jedes Kind ist ein Opfer, ob weiblich oder männlich! Wer sich an Kindern vergreift, ist der letzte Dreck, und wenn es dann noch diejenigen sind, denen die Obhut anvertraut wurde, gehört sich das gar nicht. Mein Mitleid ist allen Opfern gewiss! Es sind Kinder. Einer erwachsenen "Macht" gegenüber. Sie können den Mund nicht aufmachen.Dafür hat der Täter gesorgt und das Herz mit Angst gefüllt.
 

Literaturhexle

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Hat sie? Auf die Idee mit der Produzentin ist die Tochter ohne "Hilfe" der Mutter gekommen.
Ich bin da auch nicht sicher. Wir erfahren ja darüber durch Jiyoungs Perspektive. Ich verstehe es wirklich so, dass Un dadurch, dass ihr die freie Entscheidung gegeben war, noch einmal neu überlegt hat und zum Ziel gelangte, dass Lehrerin doch nicht so schlecht sei. Hätte die Mutter weiter darauf bestanden, wäre es freilich gar nicht so weit gekommen. Dann hätte sie aus Trotz TV-Produzentin werden wollen.
107 zu 103 ist aber eine wissenschaftliche Aussage, die sagt, dass dies das optimale Verhältnis ist zum Fortbestand der Bevölkerung auf gleichem Niveau.
Das hatte ich mir gedacht, hätte es aber nicht annähernd so schön ausdrücken können;)
Außerdem spricht es für die Mutter, dass sie sich zunächst Vorwürfe machte und sich erst durch die jüngere Tochter beruhigen ließ.
Das Buch ist weit weniger schwarz/ weiß, wie ich befürchtet habe. Gerade die Mutter ist eine interessante Figur, die sich zu helfen weiß, die Dinge reflektiert usw.
Ich habe auch Achtung vor der Mutter. Sie tut, was sie kann, arbeitet viel, um die Töchter etwas lernen zu lassen. Ich stimme dir da komplett zu.
 

Wandablue

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Berufswunsch von Un:
Es war schon eine eigenständige Entscheidung. Aber dennoch beeinflusst durch die Mutter. Unbewusst ist sie durchaus beeinflusst worden.
 

Sassenach123

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Glaubt ihr nicht, dass sie durchaus in der Lage ist, eine eigene Entscheidung zu treffen? Sie machte auf mich nicht den Eindruck, dass sie um des lieben Friedens willen nachgegeben hätte. Und manchmal, auch wenn es einem widerstreben mag (ich spreche da aus Erfahrung ;)), sind die Vorschläge, die man zuvor rundherum abgelehnt hat, dann doch nicht so schlecht. Auch wenn sie scheinbar das Establishment oder was auch immer etablieren.
Beides könnte stimmen, daher hoffe ich, dass wir im weiteren Verlauf noch über die genauen Beweggründe etwas erfahren. Ich hoffe für Unyoung, dass sie diese Entscheidung, egal aus welchem Antrieb heraus, nicht bereut. Ihren Charakter habe ich von Anfang an bewundert, wenn es mehr solcher Mädchen und Frauen gegeben hätte, wäre es vielleicht anders gekommen, und die Stellung der Männer hätte sich drastisch verändert
 
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