2. LA = 2. Akt, Teil 1. S. 211 - 341

Emswashed

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9. Mai 2020
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"Ich fand Rose sehr hübsch, auf eine literarische, beschädigte, tragische Weise" (S.223)

Ein wiederkehrendes Motiv? Klar! Adams Freundinnen und ihre tragisch endenden Liebesspielchen. Und Dottie muss sie alle "retten".

Adam vermutet ja selbst, dass er seine Gefährtinnen danach aussucht, wie untauglich sie für eine Ehe wären.
Maud, die Große mir dem Armgips, führt auch gleich ihr eigenes Buch mit ein: Jane Eyre (das habe ich vor kurzem erst gelesen). Janes Helen stirbt im Kinderheim, Mauds Helen verschwindet, bevor Maud herausfinden kann, ob sie lesbisch ist.
Sophie, die Bluterin, liest Thomas Mann, auch nicht gerade ein Ausbund an Heterosexualität.

Wichtiger aber noch ist die andere Seite Elliots! Adam bemüht sich, das Crossdressen im Geheimen stattfinden zu lassen, doch Elliot will sich austesten.

Richtig gruselig fand ich die Anspielungen auf das Traum-Geister-Bild des Schneeschauflers,der aus der Reihe der harmlosen Geistergestalten herauszutreten und noch lebendig erscheint. Zudem vermutet Adam, dass er ihm wehtun könnte. Von den Zeitangaben und Hinweisen (Pullover, Mütze) könnte es wieder der 15jährige Elliot sein, sein leiblicher Vater, oder aber beides in einer Person.

Auf Seite 289 spricht Irving mit uns über seine anderen Bücher? Heißt das also, dass wir es hier tatsächlich mit einer Art Biografie (schriftstellerisch aufgepimpt) zu tun haben?
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Also ...
insgesamt hat mir dieser LA nicht so gut gefallen wie der erste, aber ich bin mir noch nicht sicher.
Die vielen "Lieben" von Adam, eigentlich Sexualobjekte, die er ausprobiert, sind sicherlich irgendwie komisch, aber sie langweilen mich auch, vor allem in Bezug auf ihre insgesamte Pejorativität. Und ihre Wiederholungen.
Viel Handlung gibt es gar nicht. Es geht immer nur um Sex oder im besten Sinne um Selbstbestimmung. Da war man in den 50ern ja tatsächlich noch nicht sehr weit. In dem Buch, das ich seitwärts lese, Moral von Hanno Sauer lautet die These, dass man Toleranz gegenüber allen sich erst dann leisten kann, wenn die anderen Bedürfnisse abgedeckt sind und die Gesellschaft insgesamt wohlhabend geworden ist, bzw. bemerkt hat, dass sie durch gemeinsame Kooperation besser dran ist wirtschaftlich als durch Feindseligkeit.
Ist das Thema -sexuelle Identität?
Haben wir einen Identitätsroman vor uns?
Jedenfalls ist der Rektor nicht Adams Vater. Sondern wohl der Junge mit der Schneeschaufel, der noch lebt. Darauf gibt es Hinweise.
Nach einem bisschen Gegoogel ist auch mir klar, Irvingunerfahren wie ich bin, dass seine Romane stark autobiografische Züge tragen.
Es gibt Sätze, die ich besonders mag: "Wir können Sicherheit nicht zum obersten Gebot in unserem Leben machen" und ich mag die zügige und flüssige Schreibe des Autors.
Eines der wiederkehrenden Motive ist Kleinheit, Kleinwüchsigkeit und natürlich sexuelle Identität in allen Spielarten.
Wenns dabei bleibt, ist mir das zu wenig, ehrlich gesagt, für ein FünfSterneBuch.
Wenngleich ich von dem Transthema überrascht wurde.
Wir wissen, dass Adam tatsächlich Schriftsteller wurde, dass er mehr oder weniger in dem Leben Irvings wandelt.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Heißt das also, dass wir es hier tatsächlich mit einer Art Biografie (schriftstellerisch aufgepimpt) zu tun haben?
Das hoffe ich in Bezug auf die Familie des Protagonisten nicht ;). Aber, wie Wanda schon gesagt hat, soll es ja durchaus autobiographische Bezüge haben.
Ist das Thema -sexuelle Identität?
Haben wir einen Identitätsroman vor uns?
Das ist sicherlich ein relativ großer Anteil am Gesamtroman und bei Irving generell und immer ein Thema. "Der letzte Sessellift" ist für mich aber auch ein Familienroman, oder vielleicht eher das Porträt einer Familie.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Mir hat dieser Abschnitt etwas besser gefallen als der erste, aber begeistert bin ich nach wie vor nicht. Diese Längen, die ständigen Wiederholungen nerven. Die ein oder andere versehrte Freundin weniger hätte es sicherlich auch getan. Und wenn auch noch Fäkalhumor hinzukommt, ist für mich die Grenze des guten (oder schlechten) Geschmacks überschritten.

Aber einige Sachen sind auch richtig gelungen. Zum Beispiel das Spiel mit Fakt und Fiktion. Monika Behr habe ich natürlich gegoogelt und war nicht der einzige. Denn vorgeschlagen wurde mir in Verbindung noch Cortina und Skier Accident. Andere Namen gehören hingegen zu echten Läuferinnen. So etwas mag ich sehr.

Und die Diskussion, ob Thomas Mann aus den Blutungen einen Roman oder eine Novelle hätte machen können, finde ich sehr komisch.

Hinsichtlich der Vaterfrage: Auf S. 290 war ich mir zunächst sicher, dass Wanda mit ihrer Inzesttheorie recht hat. "Ich bin kein Junge, Daddy, das war ich nie. Vielleicht erinnerst du dich. Deshalb konnte ich [beim Missbrauch, Anm. C77] auch schwanger werden."

Doch Little Ray zerstört diese Theorie ein paar Seiten später. Ein Ablenkungsmanöver? Aber wer ist dann der Junge mit der Bommelmütze, wenn nicht Adams Vater?

Für echte Spannung ist am Ende auch gesorgt. Wer hat Crossdresser Elliot auf dem Kieker?

Überhaupt der Crossdresser. Damit bzw mit der Transidentität ist eine typische Irving-Ingredienz abgehakt. Homosexualität: Check, Bibliothekarin: kleine Rolle, aber Check, Ringen: auf jeden Fall Check. Wenn in dem Roman kein Bär auftauchen sollte, bin ich enttäuscht. Aber irgendwo in der Nähe des Hotels Jerome wird schon noch einer auftauchen... :)

Lieblingssatz S. 291: "Wenn man jemanden liebt, der anders ist, dann macht man sich um ihn größere Sorgen; man passt immer auf ihn auf." True.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Überhaupt der Crossdresser. Damit bzw mit der Transidentität ist eine typische Irving-Ingredienz abgehakt. Homosexualität: Check, Bibliothekarin: kleine Rolle, aber Check, Ringen: auf jeden Fall Check. Wenn in dem Roman kein Bär auftauchen sollte, bin ich enttäuscht. Aber irgendwo in der Nähe des Hotels Jerome wird schon noch einer auftauchen... :)
Köstlich!
 

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29. März 2022
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Heißt das also, dass wir es hier tatsächlich mit einer Art Biografie (schriftstellerisch aufgepimpt) zu tun haben?
Mh, ich weiß nicht, ich weiß nicht. Autobiographisch glaube ich eher nicht. Aber es gibt unzweifelhaft Bezüge zu Irving, zu Romanen, die der für bedeutend hält, lieblingsmotiven und - themen.

Ist das Thema -sexuelle Identität?
Haben wir einen Identitätsroman vor uns?
Beides sind Themen, mit denen sich Irving bereits in Vorgängerromanen befasst hat. Sie spielen hier sicher mit rein, ob sie das zentrale Thema sind? Mal sehen...
Eines der wiederkehrenden Motive ist Kleinheit, Kleinwüchsigkeit und natürlich sexuelle Identität in allen Spielarten.
Auch zum Thema Kleinwüchsigkeit gibt es schon einen Irvingroman, nämlich Zirkuskind. Ob er hier verschiedene Erzählmotive in seinem letzten Werk zusammenführt? Es könnte sein.
Es gibt Sätze, die ich besonders mag: "Wir können Sicherheit nicht zum obersten Gebot in unserem Leben machen"

Lieblingssatz S. 291: "Wenn man jemanden liebt, der anders ist, dann macht man sich um ihn größere Sorgen; man passt immer auf ihn auf." True.
Irving zählt sicherheit nicht zur sog. anspruchsvollen Literatur, und doch findet man immer mal wieder sehr tolle Zitate und Themen werden mitunter lange aufgegriffen, bevor es ein Anderer tat.
Der letzte Sessellift" ist für mich aber auch ein Familienroman, oder vielleicht eher das Porträt einer Familie.
Ich weiß es noch nicht sicher, was hier sein Hauptthema ist. Fast scheint es, er führt frühere Themen hier zusammen. Mal sehen...
 

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29. März 2022
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Ach ja, man kann sagen, was man will. Ob man es mag, oder nicht: Aber auch das ist eben wieder ein "typischer" Irving, ein Roman, der diesen unvergleichbaren Sound hat, den ich tausenden Romanen sofort erkennen würde.

Haha- ich habe mich bei der Lektüre dieses Abschnittes gefragt, wie Ihr wohl auf die ausufernden Sexszenen reagieren würdet? Adam tobt sich ja reichlich aus. Durchaus nicht untypisch für Irving Romane, wbei ich mir ein bissel Sorgen um den alternden Irving machen würde, wenn das autobiographisch wäre... Aber. Auch zum Beispiel in "Die Mittelgewichtsehe" geht es heiß her. Zwei Paare wechseln Partner, es geht zentral ums Ringen.
Ich mag es normal nicht so, wenn es immer wieder ums Eine geht, hier aber habe ich mich zum Teil vor Lachen gebogen.
Anderes widerum fand ich nicht so lustig. Wieso mischen sich Adams Mutter und Molly immer wieder in die Beziehungen ein? Sehr befrendlich, dass sie so mittendrin sind. Und da ist ja auch noch das zwischen Adam und seiner Mutter.

Ich merke, es genieße einfach nur. Mache mir nicht zu viele Gedanken um den plot. Vermutlich kommt da noch Einiges. Ich bin gespannt...

Ach und zum Bären, lieber @Christian1977 einen Waschbären immerhin gab es schon. ;)
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Haha- ich habe mich bei der Lektüre dieses Abschnittes gefragt, wie Ihr wohl auf die ausufernden Sexszenen reagieren würdet?

Auch ich bin ein eingefleischter Irving-Fan (weil er mich auch schon ein paar Jahrzehnte begleitet) und hätte wissen müssen, was mich erwartet, aber ich habe es wohl verdrängt. Es stört mich aber auch nicht und ich finde die Beschreibungen auch nicht wirklich despektierlich. Für seine Tantencharaktere hat er sich ja schon entschuldigt.;)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Oh Mann, ich habe glaube ich noch keinen Roman gelesen, in dem das Thema Sex so übergreifend war. Adams Experimente sind ja schon der Brüller, vorfallen die Szenen als Dottie zu Hilfe eilen muss, um die Duschtür zu entfernen oder ein Malheur aus dem Bett zu entfernen, waren echt komisch, allerdings auch wahnsinnig überzeugen. Generell bekommt jeder in der Familie fast alles mit was bei Adam in sexueller Hinsicht so läuft.
Nora und Em sind oft diejenigen die Adam erstmal auf die richtige Fährte bringen, ihm erklären wie alles so läuft.
Schade finde ich, dass sich Adams Leben zum größten Teil nur darauf beschränkt sein Sexleben zu beschreiben, oder die Verhältnisse und Vorlieben seiner engeren Bezugspersonen zu durchleuchten. Die Verbindung Ray, Elliot und Molly ist ja schon etwas ganz besonders, ebenso wie Rays Wunsch von einem kleinen Mann( eher noch Junge) geschwängert zu werden.
Und ich frage mich nun, wohin soll das alles noch führen?
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Auf Seite 289 spricht Irving mit uns über seine anderen Bücher? Heißt das also, dass wir es hier tatsächlich mit einer Art Biografie (schriftstellerisch aufgepimpt) zu tun haben?

Hoffentlich nicht. :apenosee

Mir hat dieser Abschnitt etwas besser gefallen als der erste, aber begeistert bin ich nach wie vor nicht. Diese Längen, die ständigen Wiederholungen nerven. Die ein oder andere versehrte Freundin weniger hätte es sicherlich auch getan. Und wenn auch noch Fäkalhumor hinzukommt, ist für mich die Grenze des guten (oder schlechten) Geschmacks überschritten.

Das kann ich unterschreiben. Trotzdem bin ich noch nicht komplett genervt, weil sich der Roman so locker weglesen lässt, ohne dass man viel nachdenken oder Passagen wiederholt lesen muss. Was jetzt allerdings kein Qualitätsmerkmal ist. Ich habe den Eindruck, dass der Roman wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Bis jetzt ist noch Luft nach oben zu einem Jahreshighlight.

Irving zählt sicherheit nicht zur sog. anspruchsvollen Literatur, und doch findet man immer mal wieder sehr tolle Zitate und Themen werden mitunter lange aufgegriffen, bevor es ein Anderer tat.

Dem stimme ich zu. Ich habe bei diesem Verlag und dem Renommee Irvings jedoch tatsächlich ein „literarischeres“ Buch erwartet.
 

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29. März 2022
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Ich verstehe, was du meinst. Ich sehe auch schon Potenzial für Kürzungen.
Das gibt es sicherlich auch. Irving hat sehr lange an dem Roman gearbeitet, da er zwischendrin auch ein Drehbuch geschrieben hat. Vielleicht ging es dann irgendwann nur darum, das Buch endlich rauszubringen? Die Irving-Fans jedenfalls haben lange schon ungeduldig gewartet...