Rezension (2/5*) zu Die Alaskastrasse von Xaver Bayer

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Gast

Von einem Tag auf den anderen kündigt er bei der Partnerschaftsvermittlungagentur. Es bleibt nicht viel, was die zähe Gleichförmigkeit der Tage durchbricht. Da entschließt er sich zu einem Inselurlaub mit Conny. In seltenen Stunden wurde alles leicht zwischen den beiden: In diesen Momenten war Einklang. Aber die Angst vor Wiederholungen und Ritualen zerstört diesen Einklang. Besessen von sich, seinen Versuchen, die Wirklichkeit in Erinnerung zu übersetzen, weil er sie nur vermittelt erträgt, verweigert er sich jeder Form der Erlösung, der des Augenblicks so wie der anderen, die es nicht gibt. Mit kaltem Blick, schonungslos, selbstentblößend wird hier die "perfide Allianz von Sexualität und Tod" noch einmal und noch einmal endgültig seziert.

Am Anfang wirkt alles noch relativ normal: Überdruss am Arbeitsplatz, Überdruss in der Beziehung, der Protagonist ist erschöpft, urlaubsreif, kurz gesagt, einfach alles leid. Kurz darauf wird aber deutlich, dass es nicht einfach nur eine vorübergehende Sinnkrise ist:

"Ich habe tatsächlich die letzten Monate das Gefühl gehabt, ...einfach nicht mehr da zu sein."

Dieses Buch bietet beängstigende Einblicke in die Gedankenwelt eines Mannes, den das vorhersagbare Alltagsleben zunehmend anekelt.
Konsequenterweise kündigt er seinen Job, in dem er sich nicht glaubhaft vorkam, und seinen Handyvertrag noch gleich dazu. Er versucht sich dem ganzen noch weiter zu entziehen, indem er mit seiner Freundin für einige Wochen auf eine Insel fährt, vollkommen abseits vom Touristenrummel.
Aber bald beginnt auch die Routine im Umgang miteinander ihn anzuöden und zu ekeln, und er flieht auch aus dieser Situation. Immer mehr kapselt er sich von seinem früheren Leben und den alten Freundschaften ab, meidet überhaupt möglichst menschliche Kontakte. Er versucht ganz einfach, sich dem Unsichtbarwerden und Verschwinden immer mehr anzunähern.

"...ich war froh, mit niemandem sprechen zu müssen, obwohl ich mir darüber im klaren war, dass das, was ich am Alleinsein so schätzte, vor allem in der Fremde, diese Körperlosigkeit, dieses Fast-Verlorensein und von der Umgebung getrennt zu existieren, doch auch die Gefahr mit sich führte, in Verzagtheit auszuufern, in ein In-alle-Richtungen-Fließen vor lauter Haltlosigkeit."

Ein Mensch auf dem Weg in den Wahn entfernt sich immer weiter von nahe stehenden Menschen, Partner, Eltern, Kindern, Freunden, Arbeitskollegen, er vertraut schließlich niemandem mehr und am wenigsten sich selbst.
Für mich war es ein befremdlicher und in seiner Radikalität teilweise bedrohlich anmutender Einblick in eine solche Gedankenwelt. Allerdings kommt mir der ein oder andere Gedankengang zu bestimmten angesprochenen Banalitäten des Alltags auch nicht völlig unbekannt vor...

Für mich in erster Linie ein verstörendes Buch mit der Präsentation einer zwar eindrucksvollen Gedankenwelt, die für mich aber eher abstoßend wirkte. Kein Buch für gemütliche Stunden...

© Parden

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