6.Abschnitt: 14-17 (S.387-478)

Bibliomarie

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Hat das Buch mit einer Katze begonnen, schließt es nun mit einer Maus. :) Ein perfektes Bild für das Katz und Maus Spiel das Mick Herron mit uns gespielt hat. Spionage, böse Russen, Intrigen – all das gab es wirklich. Aber im Mittelpunkt stand ein ganz altmodischer Raub, geplant und ermöglicht auch durch die Paranoia gegen Russische Spionage.

Und eigentlich bleibt fast alles beim Alten. Die Zeche zahlen nie die Verantwortlichen, wenn man James Webb vielleicht mal außer Acht lässt. Der hat mit einer Verletzung bezahlt, sollte er gesunden, könnte schon ein Schreibtisch in Slough House auf ihn warten.

Taverner hat ihren Kopf wieder aus der Schlinge gezogen und statt für Lob gibt es nur Tadel und die Slow Horses bleiben wo sie sind.

Katinsky, der unscheinbare kleine Agent ist auf einem Rachefeldzug für eine alte, aber nie vergessene Geschichte. Es ist eben ein schmutziges Geschäft in dem sie tätig sind.

Das gilt auch für Lamb, klingt da der Grund für seine Verbannung an. Molly im Rollstuhl, Lamb spürt da tatsächlich so etwas wie ein Gefühl.

Auch für River Cartwright gibt es keinen Ausweg, statt Bomben transportierte Kelly nur Flugblätter und auf ihn wartet nach der Aktion, die seinem ersten Test glich, wieder der Schreibtisch in Slough House.

Es hat mir wieder sehr gut gefallen. Ich fühlte mich auf intelligente Weise bestens unterhalten.
 

ulrikerabe

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Und eigentlich bleibt fast alles beim Alten. Die Zeche zahlen nie die Verantwortlichen, wenn man James Webb vielleicht mal außer Acht lässt. Der hat mit einer Verletzung bezahlt, sollte er gesunden, könnte schon ein Schreibtisch in Slough House auf ihn warten.
Das wäre allerdings für den nächsten Band eine interessante Entwicklung!
 

ElisabethBulitta

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Hat das Buch mit einer Katze begonnen, schließt es nun mit einer Maus. :) Ein perfektes Bild für das Katz und Maus Spiel das Mick Herron mit uns gespielt hat. Spionage, böse Russen, Intrigen – all das gab es wirklich. Aber im Mittelpunkt stand ein ganz altmodischer Raub, geplant und ermöglicht auch durch die Paranoia gegen Russische Spionage.

Das habe ich auch so empfunden. Also erstens diese Einrahmung von Katz und Maus und zweitens dieses ganze Kuddeluddel wegen der Diamanten. Wobei Herron die Leser*innen mit den Smartphones/Handys ja zuerst noch auf eine falsche Fährte gelockt hat.
 

ElisabethBulitta

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Hui, das Ende war ja mal eine Überraschung (zumindest für mich)!

Trotz allem hoffe ich, dass das Verhältnis zwischen River und dem O.B. sich wieder einrenkt, d.h. dass River seinen Großvater trotzdem noch akzeptiert.

Die Wendung mit den Flugblättern hat mir gut gefallen, wobei ich eigentlich nie an Kellys Schuld geglaubt habe.

Einige Zitate haben mir wieder gut gefallen, so z.B. "Überbleibsel des Kalten Krieges, kein Barbar der neuen Weltordnung" (S. 438)

Oder der Mob, der in viele kleine Mobs zerfallen war.

Louisa ist auch cool. "Ach stimmt ja. Du sprichst kein Englisch. Tut das weh?"

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat mir das Buch doch sehr gut gefallen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Eine meiner Vermutungen, welche den schwarzen Schwan betraf, war also richtig.

Der schwarze Schwan war das Geschehen in der russischen Stadt. Das Vernichten einer Stadt aus der Angst heraus, dass diese einen Spion beherbergt. Den Tod von vielen Menschen in Kauf nehmend.

Und einer der führenden Mitarbeiter des MI5 damals war Rivers Großvater. Harter Tobak!

Popow oder Katinsky oder Moult plant daraufhin Vergeltung mit den Dead Lions. Heftig! Aber diese schlafen ein Glück lieber weiter.

Paschkin plant einen Raub und ermordet deswegen Min, weil dieser ihn zu einem Zeitpunkt in der Stadt sieht, in der er noch nicht in dieser sein konnte. Ähnliche Verdachtsmomente hatte ja schon Min. Webb plant aus egoistischen Gründen ein Treffen mit Paschkin, ohne ihn richtig zu überprüfen. Ich hoffe das hat noch ein Nachspiel für ihn.

Die Demonstrationsszenen zu beschreiben, den Frust der Leute zu umreißen, irgendwie hatte ich den Eindruck als würde Herron dies Spaß machen. Auch als er beschreibt wie Banker oder Anwälte bei Gefahrensituationen reagieren, zeugt von Herrons Spaß beim Schreiben. Und Herron erzeugt auch genügend Spaß in mir.

Interessant in was für ein Chaos diese Stadt hier gestürzt wird, in dem Hinweise gestreut werden und andere auf diese Hinweise reagieren, reagieren sollen/reagieren müssen.

Die Sache zwischen Lamb und Molly Doran klingt interessant. Hier wäre ich neugierig. Vielleicht kommt da noch etwas.

Die Slow horses arbeiten hier wieder wunderbar. Besonders Catherine steigt in meiner Wertung ungemein.

Interessant finde ich auch, dass Taverner anscheinend gar keinen Spion bei den Lahmen Gäulen hat. Oder?
 

ElisabethBulitta

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Die Demonstrationsszenen zu beschreiben, den Frust der Leute zu umreißen, irgendwie hatte ich den Eindruck als würde Herron dies Spaß machen. Auch als er beschreibt wie Banker oder Anwälte bei Gefahrensituationen reagieren, zeugt von Herrons Spaß beim Schreiben. Und Herron erzeugt auch genügend Spaß in mir.

Die Demo und das sich anschließende Chaos habe ich auch sehr gern gelesen. Die konnte ich mir beim Lesen auch richtig vorstellen.
 

ulrikerabe

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Der schwarze Schwan war das Geschehen in der russischen Stadt. Das Vernichten einer Stadt aus der Angst heraus, dass diese einen Spion beherbergt. Den Tod von vielen Menschen in Kauf nehmend.

Ich finde ja, dass hier zwei schwarze Schwäne zusammen schwimmen. Einerseits das Vorhaben, einen falschen "Code September" zu provozieren, andererseits, dass der vermeintliche Oligarch ein simpler Gauner ist, der die Evakuierung zu seinem Vorteil nutzt.
Unerwartet, aber im nachhineein beides vorhersehbar :)

Ich habe gerade zu der "Schwarze Schwan" Theorie noch ein ganz interssantes Detail (in Wikipedia) gefunden. Die "Truthahntheorie"
[zitat]Zudem sieht Taleb die Interpretation eines Ereignisses als Schwarzer Schwan als abhängig vom Beobachter. Wenn ein Truthahn geschlachtet werde, sei dies womöglich ein Schwarzer Schwan für den Truthahn, während der zugehörige Metzger schlicht seinen Job macht. In dem Sinne sei es wichtig, die Truthahnposition zu vermeiden, um einen Schwarzen Schwan zu weißeln.[/zitat] :)
 

Leseglück

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Ich bin jetzt auch durch und kann mich euren positiven Kommentaren nur anschließen. Mir hat besonders befallen, dass Herron seinen Roman so schön abgerundet hat mit der (nicht vorhandenen) Maus. Für mich war das als ob der Autor augenzwinkernd sagt: So mein Katz und Maus Spiel mit dir ist zu Ende - hat es dir gefallen?

Gefallen hat mir auch, dass die Schläfer nicht aufgewacht sind. Für mich ein Zeichen, dass der kalte Krieg tatsächlich vorbei ist...aber an dessen Stelle ist nicht unbedingt etwas Besseres getreten. Das wird an dem Satz, den @ElisabethBulitta zitiert, gut ausgedrückt.
"Überbleibsel des Kalten Krieges, kein Barbar der neuen Weltordnung" (S. 438)

Noch was Negatives: Auch im letzten Abschnitt gibt es Stellen, die ich unsauber übersetzt finde.
S. 389:[zitat]Louisa und Marcus mussten jetzt unterwegs sein, um Arkadi Paschkin abzuholen. Was sie erinnerte zu fragen: Hast du Paschin überprüft. [/zitat]
S. 456: [zitat]River sagte: "So viele Jahre sind vergangen, und jetzt haben Sie beschlossen zu auferstehen..."[/zitat]

Schön fand ich den Abschnitt: [zitat]Ein Geflecht ineinander verschlungener Lügen, dachte Lamb, wie eines dieser Bilder von unmöglichen Figuren oder optischen Täuschungen - sind es die Umrisse einer Vase oder zweier Personen, die sich unterhalten? Die Wahrheit lag in den Linien selbst: Sie waren keines von beidem. Es waren nichts als Bleistiftstriche, dazu entworfen, den Betrachter zum Narren zu halten.[/zitat]
Ich lese das als eine Metapher auf die Geschichte, die Mick Herron geschrieben hat.
 

ElisabethBulitta

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Noch was Negatives: Auch im letzten Abschnitt gibt es Stellen, die ich unsauber übersetzt finde.
S. 389: Louisa und Marcus mussten jetzt unterwegs sein, um Arkadi Paschkin abzuholen. Was sie erinnerte zu fragen: Hast du Paschin überprüft.
S. 456: River sagte: "So viele Jahre sind vergangen, und jetzt haben Sie beschlossen zu auferstehen..."

Was den zweiten Fall betrifft: Stimmt, ist falsch. Ist mir auch aufgefallen, aber ich bin ja nicht dazu da, RS und Grammatik unter die Lupe zu nehmen. Obwohl es schon stimmt: Es gibt in dem Buch doch einige Unstimmigkeiten.

Das von dir zuerst Erwähnte ist mir auch aufgestoßen, müsste aber korrekt sein: Die Formulierung "etwas erinnern" gibt es. Sie ist mir auch schon öfters begegnet. Ist zwar ungewöhnlich, aber meines Wissens korrekt.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Was den zweiten Fall betrifft: Stimmt, ist falsch. Ist mir auch aufgefallen, aber ich bin ja nicht dazu da, RS und Grammatik unter die Lupe zu nehmen. Obwohl es schon stimmt: Es gibt in dem Buch doch einige Unstimmigkeiten.

Das von dir zuerst Erwähnte ist mir auch aufgestoßen, müsste aber korrekt sein: Die Formulierung "etwas erinnern" gibt es. Sie ist mir auch schon öfters begegnet. Ist zwar ungewöhnlich, aber meines Wissens korrekt.
Habe gestern zufällig mit einem Englischdozenten gesprochen, der auch schon Übersetzungen angefertigt hat. Auch er findet, dass die Fehler zunehmen, so i
entspricht z.B. der Titel des neuen McEwan auch nicht dem Original. Es liege daran, dass die Verlage nicht bereit seien ausreichend Geld für die Übersetzung zu investieren. Bei unserem Roman ist es mir wirklich extrem aufgefallen, das finde ich sehr schade. Leider ist mein Englisch nicht gut genug, um die Romane im Original zu genießen :rolleyes:.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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S. 456: [zitat]River sagte: "So viele Jahre sind vergangen, und jetzt haben Sie beschlossen zu auferstehen..."[/zitat]
Das finde ich auch gruselig!!! Sollte generell und beim Diogenes-Verlag erst recht nicht passieren!.
Sehr schade, da ich Herrons sprachlichen Stil sehr anschaulich ud witzig finde. Und er kann ja nun mal nichts für die Übersetzung des Verlags.
 

ElisabethBulitta

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Gut, dass Kelly nicht sofort abgeschossen wurde. So wird sie sich zwar auch verantworten müssen, diese Variante ist mir als Leser aber lieber.

Das hat mich an Mathias Rust erinnert, der damals einfach mal soeben in sein Flugszeug gestiegen und in Moskau gelandet ist. In den Achtzigern war's. Einfach so irgendwo rumfliegen und heute in der Nähe von Wolkenkratzern ... das kommt nicht gut. Aber es ging ja dennoch gut.