Im Spätsommer 1951 kehrt Oberkommissar Heller mit seiner Familie aus dem staatlich genehmigten Ostseeurlaub nach Dresden zurück. Für seine Frau Karin geht die Fahrt gleich weiter, denn sie hat überraschend die Reiseerlaubnis in den Westen zu Sohn Erwin erhalten. Heller ist besorgt. Doch sein neuer Fall lässt ihm keine Zeit zum Grübeln: Zwei unter Spionageverdacht stehende Männer, Zeugen Jehovas, sterben in ihren Gefängniszellen. Und es geschehen weitere mysteriöse Todesfälle. Bei einem der Opfer wird eine geheimnisvolle Botschaft gefunden: »Eine Flut wird kommen.« Heller beschleicht eine schreckliche Ahnung.Kaufen
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Dresden im Spätsommer 1951 ist eine ausgelaugte, eine erschöpfte Stadt. Sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg prägen immer noch Ruinen weite Teile der Viertel. Wohnraum ist knapp und auch sonst herrscht Mangel an allen Ecken und Enden. Und eine neue Angst geht um, die Angst vor einer neuen Konfrontation zwischen Amerikanern und Russen, kaum dass die Wunden des letzten Krieges verheilt sind.
Unter sowjetischer Führung ist in der östlichen Besatzungszone die DDR entstanden, ein neuer Staat mit sozialistischer Führung.
Die Amerikaner, so die Gerüchte, wollen diesen neuen Staat nicht. Sie wollen sich der Russen, auf deren militärischer Macht sich die DDR stützt, entledigen, solange die noch vom Krieg geschwächt sind. Eine Atombombe soll irgendwo in den Straßen Dresdens versteckt sein.
Verzweifelt suchen die Sicherheitsorgane nach einem amerikanischen Spion, den die Russen „Woron“ nennen, den Raben. Aber wer ist es? Was hat er vor? Hat er sich vielleicht sogar irgendwo in den Apparat eingeschlichen? Die staatlichen Stellen reagieren panisch und mit kollektivem Misstrauen. Keiner traut keinem. Jeder ist verdächtig. Jeder Bürger, jeder Polizist. Angeheuert vom Ministerium für Staatssicherheit bespitzeln die Bürger sich gegenseitig. Niemand kann sich sicher sein, dass er nicht morgen plötzlich verhaftet wird. Anlässe gibt es genug, etwa wenn sich ein Familienmitglied in den Westen abgesetzt hat oder auch nur dorthin auf Familienbesuch reist.
In dieser paranoiden Umgebung ermittelt Kommissar Heller in einer Reihe mysteriöser Mordfälle. Zwei unter Spionageverdacht stehende Mitglieder der Zeugen Jehovas sterben in ihren Zellen. War es Selbstmord oder doch Mord? Heller will dem nachgehen. Aber schnell merkt er, dass er mit seinen Ermittlungen in ein Wespennest gestochen hat. Zeugen sterben reihenweise. Und auch von offizieller Seite werden ihm Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ein alter Freund Hellers, Alexei Saizev, der für den russischen Geheimdienst MGB arbeitet, bringt es für ihn auf den Punkt. Heller soll ermitteln, aber zu keinem Ergebnis kommen. Aber machen Ermittlungen überhaupt Sinn, wenn ein gleißender Blitz jederzeit alles auslöschen kann?
Frank Goldammer erzählt packend. Und vor allem fängt er die düstere Stimmung jener Jahre ein, das kollektive Misstrauen, die Angst vor der Bespitzelung, die Zerissenheit der Familien, die es in West und Ost verschlägt, die Sorge vor dem nächsten Krieg. Am Ende verfranst sich die Geschichte in sehr vielen Handlungssträngen. Dennoch ist Roter Rabe ein sehr lesenswerter und spannender Krimi - und ein beeindruckendes Zeitdokument über die frühen Nachkriegsjahre in der DDR.
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