Rezension Rezension (5/5*) zu Roter Rabe: Kriminalroman (Max Heller) von Frank Goldammer.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Roter Rabe: Kriminalroman (Max Heller) von Frank Goldammer
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Heller und der Rote Rabe

In der noch jungen DDR wird Max Heller zu einem ungewöhnlichen Fall gerufen. In der Untersuchungshaft haben sich zwei der Spionage verdächtigte Männer selbst getötet. Die Umstände erregen Hellers Misstrauen und bald sieht er sich in seinem Verdacht bestätigt. Doch er ermittelt unter erschwerten Bedingungen, er kommt mit seinen Untersuchungen dem Geheimdienst in die Quere. Der junge Staat ist immer mehr zum Schauplatz des beginnenden Kalten Kriegs geworden. Die Geheimdienste der Sowjetunion, das MfS und auch westliche Dienste haben ihre Finger im Spiel. Wie soll Heller ermitteln, wenn er kein Ergebnis erzielen darf?
Zudem scheinen die Gegner immer einen Schritt voraus. Hat Heller eine Spur, erleiden die Befragten bald danach tödliche Unfälle oder bringen sich um. So sterben seine Verdächtigten schneller, als Heller handeln kann. Das Klima des gegenseitigen Misstrauens hat auch seine Behörde und die unmittelbaren Kollegen erfasst. Kann man überhaupt noch jemandem trauen? Die Paranoia der um ihre Existenz ringenden DDR durchzieht die ganze Handlung. Max Heller ist selbst betroffen, ein Sohn lebt im Westen und lehnt die sozialistischen Ziele ab, der andere Sohn Klaus ist ein 100%iger, der den politischen Zielen auch familiäre Bande zu opfern bereit ist.
Karin Heller ist nach Köln gefahren um ihren Sohn und dessen kleine Familie zu besuchen, Max wartet auf ein Lebenszeichen von ihr und weist alle Andeutungen, dass sie nicht mehr zurückkommt, weit von sich.
Der Roman bringt auch ein Wiedersehen mit Alexej Saizev, dem jungen Russen, den Max schon gleich nach Kriegsende kennengelernt und bei einigen Fällen als fairen Gegenspieler kennengelernt hat. Doch Saizev hat sich verändert, er ist hart geworden und seine Handlungen sind für Max Heller undurchschaubar.
Der Krimi, der spannend, aber auch sehr verwickelt ist, tritt vor dem ausgezeichnet beschriebenen Zeitbild in die zweite Reihe. Goldammer schafft eine realistisch und minutiös gezeichnete Atmosphäre von Misstrauen und Ängsten. Die Schwierigkeiten des jungen Staats, der noch seinen Platz sucht und ganz unter der Beobachtung der Sowjetunion steht, sind allgegenwärtig. Immer häufiger schauen die Bürger neidvoll in den Westen, wo der Aufschwung schon in vollem Gang ist und kaum Versorgungsengpässe herrschen. So werden Beziehungen in BRD misstrauisch beäugt.
Ich konnte mich der Spannung und der Faszination dieses Kriminalromans nicht entziehen, auch wenn ich Schwierigkeiten hatte, die Verflechtungen immer ganz zu durchschauen. So sind mir auch einige Fragen und Details nicht ganz schlüssig aufgelöst worden. Der vierte Band der Reihe um Max Heller bekommt eine klare Leseempfehlung von mir.