Rezension Rezension (5/5*) zu Gott, hilf dem Kind von Toni Morrison.

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7. Juni 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Gott, hilf dem Kind von Toni Morrison
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Gott, hilf dem Kind

Die Protagonistin Bride wird als Kind von ihrer Mutter abgelehnt wegen ihrer sehr dunklen Hautfarbe. Als Erwachsene versucht sie dies zu kompensieren, indem sie durch konsequent weiße Kleidung ihre schwarze Haut noch betont und im Beautybereich Karriere macht.
In der Beziehung zu ihrem derzeitigen Liebhaber gelingt es Bride zeitweise ihre Fassade oder Abwehr zu öffnen. Als sie dieser Geliebte plötzlich ohne Erklärung verlässt, kann sie nicht mehr wie bisher weiterleben und stellt sich- auf der Suche nach dem Ex-Freund und dem Grund für dessen Zurückweisung - ihrer traumatischen Vergangenheit.

Toni Morrison stellt die psychischen Verletzungen und deren Aufarbeitung eher indirekt, symbolhaft dar. Die Sprache erscheint mir irgendwie angemessen und richtig ohne dass ich das genauer beschreiben könnte. Das Schicksal der Romanfiguren wird mit Sympathie aber ohne triefendes Mitleid erzählt.
Ähnlich wie bei dem berühmten Roman: Menschenkind von derselben Autorin "müssen" die Protagonisten ein tiefes seelisches Tal durchschreiten (verbunden mit zeitweiser Regression) bevor sie ihre Zukunft in Angriff nehmen können.

Der Roman ist für mich glaubhaft und berührend. Die Kürze (nur 200 Seiten) ist angemessen. Man hat das Gefühl, dass das wesentliche gesagt wurde.