Rezension Rezension (4/5*) zu Die Locard'sche Regel: Short Thriller von Jeffery Deaver.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Locard'sche Regel: Short Thriller von Jeffery Deaver
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Rhymes untrüglicher Instinkt...

Der fünfundfünfzigjährige Unternehmer Ronald Larkin wird erschossen in seinem Haus auf der New Yorker Upper East Side aufgefunden. Der Schuss wurde offenbar durch das Fenster abgegeben, während Larkin und seine Ehefrau schlafend im Bett lagen. Die Frau ist ebenfalls verletzt, es gibt keine Zeugen, kaum Spuren, und auch Feinde scheint der sozial und umweltpolitisch engagierte Mann nicht gehabt zu haben.

Hier steht Lincoln Rhyme selbst vor einem großen Rätsel. Wieder einmal ist der nach einem Arbeitsunfall querschnittsgelähmte ehemalige Ermittler von Detective Lon Sellitto gebeten worden, der Polizei helfend unter die Arme zu greifen. Denn dies ist ein politisch brisanter Fall, der möglichst schnell gelöst werden soll. Handelt es sich doch bei dem Toten um den Philanthropen Ronald Larkin, einen hundertfachen Milliardär, der seine Firma jemand anderem übergeben und mit seinem Bruder eine Stiftung gegründet hat. In Krisengebieten verteilt diese Stiftung jedes Jahr Milliarden von Dollar an Bedürftige - doch dies ist nicht so einfach, wie es klingt.


"Sie glauben, im karitativen Bereich tummeln sich nur Heilige? Vergessen Sie's (...) ich kann Ihnen sagen, die skrupelllosesten Firmenplünderer sind nichts gegen die Vorsitzenden von Wohltätigkeitsorganisationen. "


Neben politischen Bestrebungen in den Ländern selbst, die die Spenden eher als Bedrohung ihrer Macht ansehen, gibt es auch zahlreiche Mittelsmänner, die versuchen, sich widerrechtlich an den Spenden zu bereichern - sowohl in den armen Ländern, in die die Spenden fließen, als auch in den Geberländern. Doch Ronald Larkin stellte jeden unbarmherzig an den Pranger, den er bei diesem Treiben erwischte. Und so war die Zahl seiner Feinde unerwartet groß.


"Die üblichen Verdächtigen? Rhyme lachte schnaubend. "In normalen Mordfällen gibt es wie viele Verdächtige? Vier, fünf, höchstens. Und in was für einem Haifischbecken angeln wir hier?" Er nickte in Richtung der Liste. "Der größte Teil der Dritten Welt, halb Nahost und Europa und ein guter Teil der fünfhundert größten Unternehmen Amerikas." --- "Und alles, was er getan hat", sagte Sachs, "war, Geld an Leute zu verschenken, die es brauchten."


Doch Rhyme besinnt sich wie immer auf seine Stärken: die Suche nach und Auswertung von Spuren. Er glaubt an die Locard'sche Regel in der forensischen Wissenschaft, die besagt, dass es zwischen dem Täter und entweder dem Tatort oder dem Opfer einen unvermeidlichen Austausch von Spuren gibt. Doch hier ergeben die gefundenen Spuren irgendwie keinen Sinn - zumindest kann Rhyme darin lange keinen Sinn entdecken.

Wie immer bei Jeffery Deaver, darf der Leser auch in diesem Short Thriller seiner eigenen Intuition nicht trauen. Der Meister der falschen Fährten schlägt auch hier wieder zu. Insgesamt fand ich den Fall diesmal zwar eher verwirrend denn spannend, aber doch wieder gut gestrickt. Auch in diesen kurzen Episoden ist es mir ein Vergnügen, Lincoln Rhyme über die Schulter schauen zu können, und selbst seine schroffe Art wird mir immer vertrauter.

Gerne mehr davon!


© Parden

von: Thomas Kowa
von: Michael Hugentobler
von: Leonhard Koppelmann
 
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