Ich kann mir auch ein Bild von der Frau machen, aber ich kenne ihre Daten nicht, abgesehen von geboren 1940, im DDR-System aufgewachsen, vllt Systemkritikerin, wahrsch Christ, da sie Bonhoeffer zitiert, unzufrieden, freiheitssehnend. Das würde oft schon reichen. Aber nicht, wenn man Fragmente anbietet.
Hmm, ich bin mir nicht sicher, ob mehr Fakten hier für mich wirklich notwendig sind. Ich habe im Moment noch den Eindruck, ich weiß genug, um mit den Geschichten mitzuschwimmen und zu schauen, wohin der Strom führt.
Im ersten LA hatte ich Schwierigkeiten in dieses Buch reinzufinden, was mir wieder klarmacht, warum ich nicht der Kurzgeschichten-Leser bin. Mir fehlt der Spannungsbogen. Die Spannung in einem Buch muss für mich nicht nervenzerfetzend sein, dennoch mag ich es, in eine Handlungswelle einzutauchen und mitgetragen zu werden. Bei Kurzgeschichten habe ich das nicht. Kaum bist du in einer Geschichte drin, ist sie auch schon zu Ende. Um bei der Welle zu bleiben: Ich mag lieber eine große Welle, die mich mitreißt als viele Kleine, die mich mitdümpeln lassen.
Bis vor kurzem habe ich ständig und überall gesagt, dass ich keine Kurzgeschichten und daher auch keine Episodenromane und Ähnliches mag, aber inzwischen finde ich immer wieder Bücher, die mich eines Besseren belehren – bei der richtigen "Schreibe" funktioniert es für mich! Und hier fühle ich mich im Moment ganz wohl mit den kleinen Wellen.
Ihr Sprachwitz und ihre Sprachfantasie ist enorm. Bei Ausdrücken wie "Strom von Einverstandensein" schmelze ich dahin.
Ja, gell? Geht mir genauso.
Ich verstehe ihre Lebensgeschichten als ein Sammelsurium aus persönlichen Erinnerungen und Gedanken, die keiner Chronologie bedürfen und politische sowie persönliche Themen ansprechen, die für Frau Schuberts bisherigen Lebensweg und ihre Entwicklung wichtig waren.
Ich habe bisher den Eindruck, dass Eckdaten und chronologische Einordnung hier gar nicht so wichtig sind, weil die Themen nicht nur an das Leben der Autorin gebunden sind, sondern ganz viele Menschen mit Wurzeln in der DDR betrifft.
Dann streng dich an! Jeder kann hier schreiben, wie er will und nicht, wie andere es möchten.
Wäre deine ursprüngliche Aufforderung an mich gerichtet gewesen, also so, wie du sie formuliert hast, hätte ich geschäumt (ganz sicher nicht vor Glück). Ich bin auch so schon zusammengezuckt.
Ich bin auch zusammengezuckt, denn ich gendere seit einer Weile auf meinem Blog und sehe ehrlich gesagt auch nicht wirklich die Schwierigkeit darin, Leser:in oder Autor:innen zu verstehen. Aber ich bemühe mich schon, keine Satzkonstruktionen zu bauen, in denen jedes zweite Wort gegendert ist! ;-)
Zur Zeit wirkt es eher so, als ob die Mutter nichts liebevolles für ihre Tochter erübrigen kann. Der Wunsch, sie nicht ausreisen zu lassen, würde ja bedeuten, dass sie ihr doch sehr wichtig ist.
Ja, ich sehe da auch wenig Liebe... Mal schauen, ob wir da noch mehr drüber erfahren!