Die Ich-Erzählerin ist Clementine, genannt Tish. Wir begegnen ihr im Gefähgnis, wo sie gerade ihren Freund Alonzo, genannt Fonny besucht und ihm erzählt, dass sie schwanger ist. Der Roman startet also gleich mit der belastenden Situation, in der sich das Liebespaar befindet.
Im Rückblick erzählt Tish dass sie mit Fonny schon seit ihrer Kindheit befreundet ist, "Ich wurde seine kleine Schwester und er mein großer Bruder...und so wurden wir füreinander das was dem anderen fehlte."
. Ein bisschen befremdend fand ich, dass Fonnys Mutter und ihr Verhältnis zu ihrem Mann durch eine Sexszene zwischen den beiden, beschrieben wird. Auf jeden Fall wird klar, das Fonnys Mutter eine sogenannte "Geheiligte" ist, ein Mitglied einer Kirchengemeinde, in der die Gläubigen sog. Zeugnis ablegen wobei eine Art Ekstase angestrebt wird. Diese Art Gottesdienst beschreibt James Baldwin auch in seinem ersten Roman: "Von dieser Welt." In unserem Roman wird der Gottesdienst von Tish schlicht als "Horror" beschrieben. Tish ist Baptistin, somit nicht fanatisch gläubig wie ihre "Schwiegermutter".
Tish wird von Fonnys Mutter abgelehnt. U.a. gefällt ihr nicht, dass Tish eine dunkle Hautfarbe hat. Der Rassismus unter den Afroamerikaner wird z.B. auch in Toni Morrisons letztem Roman: "Gott hilf dem Kind." beschrieben.
Diese Art Rassismus finde ich besonders tragisch, denn er zeigt, dass das Wertesystem der Weißen (das die Afroamerikaner zu Menschen zweiter Klasse macht) im Grunde von diesen auch verinnerlicht wurde. Natürlich trifft das nicht auf alle zu. Fonnys Vater Frank z.B. liebt seinen dunkelhäutigen Sohn und auch Tish.
Während es in Fonnys Familie Streit und Ablehnung gibt, scheint es in Tishs Familie sehr harmonisch und liebevoll zu zu gehen. Die Art wie die Mutter, der Vater und die Schwester auf die Nachricht von der Schwangerschaft reagiert haben fand ich richtig schön.
Wie es dazu gekommen ist, dass Fonny verhaftet wurde wissen wir noch nicht. Auf S. 48 steht sinngemäß, dass die Polizei die Anklage erfunden hat, weil Fonny zu selbstbewusst ist. "Er ist niemandes Nigger. Und das ist ein Verbrechen in diesem beschissenen freien Land. Von irgendwem muss man der Nigger sein. Wenn man niemandes Nigger ist, ist man ein böser Nigger: und genau das hatten die Copss beschlossen, als Fonny nach Downtown gezogen war."
(Diese Formulierung erinnert mich an den Film "I am nobodys negro")
Was die Sprache in dem Roman angeht, so merkt man gleich wieder, dass James Baldwin schreiben kann. Die Sprache ist einfach, z.T. poetisch, fast romantisch.