1. Leseabschnitt: vom Anfang bis S. 66

claudi-1963

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29. November 2015
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Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt: erstens der Sprung bzw. der Schritt selber, zweitens, was vorher geschah (also bevor die Protagonistin, Manu, den letzten Schritt getan hat).

Der Sprung bzw. Schritt ist passenderweise im Präsens geschrieben, und hier wird sozusagen das Gefühl des Herunterfallens beschrieben; sehr detailliert, wobei mich persönlich ein wenig irritiert, wie lange es eigentlich braucht, bis man unten „angekommen“ ist. Blöde Frage, ich weiß, beschäftigt mich dennoch.

Manu selber zeichnet sich unter anderem durch ihre Naturverbundenheit aus, macht einen praktischen, anpackenden Eindruck, sollte in sich ruhen.



Henry schließlich ist ein Obdachloser, der sich u.a. an die Zeit mit Esther erinnert. Hier würde mich interessieren, welches Schicksal ihn auf die Straße gebracht hat. Lukas ist ein Kollege zu ihm.




Wenn man das so liest, wäre im Prinzip Manu und Roswitha die einzigen, denen ich jetzt keinen Selbstmord zutrauen würde. Obwohl ich natürlich weiß, dass der äußere Schein oft trügt. Aber auf jeden Fall ist ersichtlich, dass die anderen Probleme mit sich und ihrem Leben haben. Ich vermute mal ganz stark, dass sie, während Manu auf dem Dach ist, anfangen, über sich nachzudenken. Wobei in diesem ersten LA ja noch nicht alle späteren Beobachter*innen eingeführt sind.

Ich denke die Autorin wollte einfach darstellen was in der Gedankenwelt demjenigen der springt vorgeht. Der Sprung selbst ist natürlich sehr kurz.


Ich habe eher den Eindruck das Manu nicht in ihr innerstes blicken lässt.


Ja Henrys Schicksal würde mich auch interessieren, ich bin gespannt ob wir es noch erfahren.


Also ich konnte mir von Roswitha kein Bild machen um zu sagen ob sie suizidgefährdet ist. Selbst Manu wirkt bisher nicht so auf mich, wenn dann würde ich es eher Henry oder Maren zutrauen.
 
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claudi-1963

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Und wieder eines dieser Bücher, die man wach und am Tag lesen muss, weil man sonst einiges an Zusammenhängen, schönen Sätzen usw. überliest...
Die "aus der Sicht vieler Charaktere"-Vorgehensweise erinnert mich an "Mercy Seat", welches ja ein Highlight für mich war. Könnte also durchaus passieren, dass es der Sprung ebenfalls wird. Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, aber den Abschnitt über Finn fand ich bisher am berührendsten; Maren tut mir leid, mit so ´nem Ekelpaket zusammen zu sein und bei Egon hatte ich das Gefühl, dass er nicht immer als Metzger gearbeitet hat; er guckt ja mit dem Feldstecher auf den Handyladen; an einer Stelle heißt es da (sinngemäß), dass er im hinteren Bereich immer die neueste Kollektion (oder so; ich weiß es gerade nicht mehr genau) liegen hatte, was darauf schließen lässt, dass ihm der Laden früher gehört hat.
Na ja, bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht.

Wieso findest du Finn am berührendsten, ich finde man hat von ihm doch recht wenig erfahren bisher.
 

claudi-1963

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Mir gefällt sowas aber eigentlich – also eine Geschichte, die sich aus Einzelschicksalen zusammensetzt, die sich alle immer mal wieder überschneiden.

Beim Schreibstil schwanke ich noch etwas. Mal gefällt er mir gut, und dann gibt es wieder Sätze, die für mein Empfinden etwas zu viel Pathos haben. Sowas wie:

"lauter hilflose Erwachsene, in deren Gerippe sich das verwundete Kind verwachsen hatte, das sie einmal gewesen waren und das sich Bahn brach"

Ich mag das eigentlich auch, aber dabei muss die Autorin aufpassen, das dieses eigentliche Ereignis nicht zu sehr in den Hintergrund rückt vor lauter Einzelschicksalen.

Ja stimmt diese Sätze finde ich auch manchmal zu viel des guten.
 

claudi-1963

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Wundern 2.0: kann man sich mit einem Gewehr selber so einfach in den Kopf schießen? Das ist doch ziemlich lang, das könnte man sich auch mit ausgestrecktem Arm nur schwer an den Kopf setzen und dann noch abdrücken. In manchen Büchern gibt es ja Selbstmörder, die setzen sich hin, klemmen die Waffe zwischen die Knie und betätigen den Abzug mit dem Zee...

Doch das geht schon ein Mann schafft das sicher, bei einer Frau wird vielleicht die Armlänge nicht ausreichen. Es gibt ja auch kleinläufige Gewehre, es stand ja nicht da was das für eines war. Also das mit dem Zehen betätigen habe ich bisher noch nirgends gelesen, ich denke mir das dies auch schwierig wird.
 

kingofmusic

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Ich habe den ersten LA noch einmal bei Tageslicht gelesen und habe wesentlich mehr aufgenommen, als es am Abend der Fall war *g*. Es ist durchaus anspruchsvolle Lektüre gemixt mit Humor und (offener) Gesellschaftskritik. So finde ich Egon´s Ausführungen über die Generation Smartphone und die überspitzt dargestellte Szene mit der Frau im Handyladen inkl. Schildern wie "Notaufnahme" und "Intensivstation" einfach nur große Klasse.
 
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Aber es gibt Berührungspunkte. Da ist die kleine Kneipe von Roswitha, die bei Felix, Henry und Egon vorkommt.
Roswitha scheint in diesem Leseabschnitt wie eine Art Zentrum einzunehmen. Hier treffen sich alle. Nur bei Finn und Manu lese ich nichts von ihr. Aber es würde mich nicht wundern, wenn die beiden später auch bei Roswitha einkehren.

Roswitha scheint eine toughe Frau zu sein. Aber in einem ruhigen Moment kommt sicher dennoch irgendetwas trauriges hoch. Oder? Das kennen wir doch alle.
 
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Momentan lese ich emotional noch recht unbeteiligt. Was mich etwas wundert. Mal sehen, ob dies so bleibt.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt: erstens der Sprung bzw. der Schritt selber, zweitens, was vorher geschah (also bevor die Protagonistin, Manu, den letzten Schritt getan hat).

Der Sprung bzw. Schritt ist passenderweise im Präsens geschrieben, und hier wird sozusagen das Gefühl des Herunterfallens beschrieben; sehr detailliert, wobei mich persönlich ein wenig irritiert, wie lange es eigentlich braucht, bis man unten „angekommen“ ist. Blöde Frage, ich weiß, beschäftigt mich dennoch. Er steht vor dem „Tag davor“ und schließt ihn auch ab. Die Schilderungen des Sprunges werden entsprechend, vermute ich jetzt mal, sowohl den Roman also auch die einzelnen Tage einrahmen.

Dann geht es weiter mit dem „Tag davor“, wohl mit dem Tag vor dem Sprung, erzählt im Präteritum.

Hier dienen die einzelnen Namen der Charaktere als Kapitelüberschriften, die Kapitel sind aus ihrer Perspektive erzählt und die Charaktere werden sozusagen vorgestellt.

Zum einen wäre da der Polizist Felix, der einen Vater vor dem Suizid rettet und dem seine Arbeit arg an die Nieren geht. Ebenfalls die Beziehung zu Monique und die nahende Vaterschaft bereiten ihm Kopfzerbrechen.

Maren lebt in einer unglücklichen Beziehung, da ihr Mann ein Gesundheitsfanatiker der harten Sorte ist. Wobei ich zugeben muss, dass das jede Beziehung stört.

Egon scheint als Metzger bzw. in einer Metzgerei/Fleischfabrik zu arbeiten, seine Arbeit belastet ihn ebenfalls. Er hat Sehnsucht nach den alten Zeiten. Der Satz, dem Handy sei „Schlimmes“ zugestoßen (S. 31) gefällt mir. Damit wird die Technik irgendwie personalisiert.

Finn ist der Freund von Manu. Wirklich schlecht geht es ihm nicht, aber er ist nicht so frei, wie er gerne wäre. Das schließe ich daraus, dass er Manu um ihre Entschlossenheit beneidet.

Manu selber zeichnet sich unter anderem durch ihre Naturverbundenheit aus, macht einen praktischen, anpackenden Eindruck, sollte in sich ruhen.

Henry schließlich ist ein Obdachloser, der sich u.a. an die Zeit mit Esther erinnert. Hier würde mich interessieren, welches Schicksal ihn auf die Straße gebracht hat. Lukas ist ein Kollege zu ihm.

Dann ist da noch Roswitha, die ein Café o.Ä. betreibt. Sie scheint ein ruhender Pol zu sein, tut anderen Gutes.

Am Ende wird Felix zu einem Suizidversuch gerufen, das wird dann wohl Manu auf dem Haus sein.

Wenn man das so liest, wäre im Prinzip Manu und Roswitha die einzigen, denen ich jetzt keinen Selbstmord zutrauen würde. Obwohl ich natürlich weiß, dass der äußere Schein oft trügt. Aber auf jeden Fall ist ersichtlich, dass die anderen Probleme mit sich und ihrem Leben haben. Ich vermute mal ganz stark, dass sie, während Manu auf dem Dach ist, anfangen, über sich nachzudenken. Wobei in diesem ersten LA ja noch nicht alle späteren Beobachter*innen eingeführt sind.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Entwicklung der Charaktere sich weiter gestaltet. Jedenfalls freue ich mich aufs Weiterlesen, da es ein interessantes und eindrückliches Buch zu werden scheint.
Eine schöne Aufstellung! Vielen Dank für die Mühe.
 
G

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Bin leider durch meinen Urlaub etwas später dran.

Schon bei den ersten paar Zeilen wird mir klar das da eine Person gesprungen ist. Mit ihrer bildhaften Sprache lässt sie mich als Leser eintauschen in diesen Sprung bzw. Fall.
Als nächstes lerne ich die einzelnen Menschen kennen.
-Felix der Polizist, der mich ein bisschen entsetzt mit seiner Vorstellung das er sein ungeborenes Kind lieber tot als lebend sehen würde.
Ansonsten scheint er auch in seinem Beruf als Polizist nicht ganz glücklich zu sein. Allerdings seine Reaktion bei dem Mann der sich erschießen wollte war wirklich gelungen.
-Maren tut mir leid ich finde diesen Mann hat sie wirklich nicht verdient. Hannes ist ein wirklicher Egoist, der nur noch sich und nicht mehr seine Frau sieht. Mich wundert das Maren ihn nicht
schon längst verlassen hat. Auf seinem Gesundheitstrip scheint er nichts anderes mehr zu sehen als nur noch sich. Das er damit Maren immer unglücklicher macht bemerkt er gar nicht, nicht mal
das sie alles versucht um ihre Ehe zu retten.
-Egon ist jemand der mit dem neuen Zeitgeist so gar nicht zurechtkommt. Wie er allerdings von Roswitha spricht gefällt mir, er schwärmt geradezu von ihr. Die Handygeschichte fand ich ein bisschen amüsant.
-Finn hat für mich ein bisschen eine rosarote Brille an. Ich denke er redet sich vieles in der Beziehung zu Manu schön, den ich denke Manu hat bei den beiden die Oberhand. Mir kommt sie sogar vor
wie wenn sie Finn nur benutzt. Ich sehe Manu auch nicht unbedingt als Gärtnerin sondern eher als Pflanzenretterin. Im Grunde macht sie sich mit ihren Aktionen strafbar ob das Finn weiß?
Jedenfalls ist er blind vor Liebe. Das Manu ihn nicht in ihre Vergangenheit blicken lässt, könnte heißen das sie was schlimmes erlebt hat.
-Henry ein Obdachloser gefällt mir, er ist irgendwie so ganz anders wie man sonst Obdachlose kennt. Sein letzter Satz hat mich schwer zum nachdenken gebracht, die Situation in der er steckt scheint
für ihn schlimm zu sein.
Irgendwie tut mir Monique leid, die so gar nicht zu Felix durchdringen kann. Bei Felix habe ich den Eindruck das er ausgepowert ist und eigentlich eine Auszeit bräuchte. Zudem ist er ein Mensch der einfach nicht über seinen Gefühlen reden kann und stattdessen lieber das Weite sucht. Ich kann verstehen das Monique sich alleingelassen fühlt von ihm.
Und auch bei dir kann ich nur sagen, eine schöne Aufstellung. Danke dafür.
 
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bei Egon hatte ich das Gefühl, dass er nicht immer als Metzger gearbeitet hat; er guckt ja mit dem Feldstecher auf den Handyladen; an einer Stelle heißt es da (sinngemäß), dass er im hinteren Bereich immer die neueste Kollektion (oder so; ich weiß es gerade nicht mehr genau) liegen hatte, was darauf schließen lässt, dass ihm der Laden früher gehört hat.
Hier bin ich ebenso gespannt, was dazu noch kommt.
 
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Apropos wundern: der selbstmordgefährdete Vater hat sich mit dem Gewehr verschranzt und Felix stellt sich vor eine HOLZtür und schreit: "Aufmachen, Polizei!" Würde ein Polizist das so machen? Da könnte der andere doch durch die Tür schießen. Wundern 2.0: kann man sich mit einem Gewehr selber so einfach in den Kopf schießen? Das ist doch ziemlich lang, das könnte man sich auch mit ausgestrecktem Arm nur schwer an den Kopf setzen und dann noch abdrücken. In manchen Büchern gibt es ja Selbstmörder, die setzen sich hin, klemmen die Waffe zwischen die Knie und betätigen den Abzug mit dem Zee...
Bei beiden Situationen habe ich mich ebenso gewundert.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Bei Daniela Krien hatte ich das auch schon etwas. Die Autorin hat es dann aber doch hinbekommen, eine innere Klammer herzustellen und dem Leser diese auch durch intelligente kleine Hinweise mitzuteilen, die ihn zum mitdenken zwangen. Hier fehlt mir das bisher und wie schon oben ausgeführt: ich bin von dieser Art des Aufbaus vielleicht auch einfach etwas übersättigt. So nach dem Motto: Das hatte ich doch gerade erst.
Frau Krien hatte mich mit ihrer Liebe im Ernstfall gleich gepackt. Das geht mir hier nicht so. Bin auf die nächsten Seiten gespannt.
 
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