1. Leseabschnitt: Teil I. / Kapitel 1 bis 8 (Seite 9 bis 84)

buchregal

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8. April 2021
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Ach was. Die Zugezogenen leben ganz fröhlich vor sich hin und kriegen gar nichts mit! Ich glaube fast, das ist an allen Orten (der Welt) so. Sehr feine Beobachtung der Autorin. Also würden wir einen Leseclub gründen und Kaffee miteinander trinken, du bäckst einen Kuchen, Ru bringt Quittenmarmelade mit - und wir hätten es fein lustig. Die Geister der Vergangenheit sollen die anderen quälen.
So kann man das natürlich auch sehen, aber ich glaube man spürt diese seltsame Gemengelage.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wenn es so bleibt, wird es neben "Melnitz" mein Jahreshighlight. Wobei man ja den Tag nicht vor dem Abend loben soll. ;)
Oh, wir haben noch ein paar Bücher vor uns. Man darf auch mehr als zwei Highlights haben pro Jahr;)
Dass du so mäkelig warst, kenne ich gar nicht von dir. Dir scheint es an Entspannung und innerer Ruhe zu mangeln :eek: :p
Spaß beiseite: Menasse schlägt hier schon drüberische Töne an. Sehr besonders und gekonnt. Ein wahrer Menasse-Sound.
 

Wandablue

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Brandenburg
Witzig, dass du auch an "Melnitz" denkst, denn ich weiß eigentlich gar nicht, warum das bei mir so ist.


Nachdem ich bei den letzten drei Büchern etwas mäkelig war, bin ich hier einfach hin und weg. Ich war ja vom Stil von Jenny Erpenbeck durchaus auch sehr beeindruckt, aber jetzt weiß ich, was trotzdem gefehlt hat: die Leichtigkeit und der Humor. Wenn es so bleibt, wird es neben "Melnitz" mein Jahreshighlight. Wobei man ja den Tag nicht vor dem Abend loben soll. ;)


Echt? Wie kommst du drauf? Weil er das Grundstück als Strohmann für F. dann günstiger bekommt? Oder aus Rache, weil sie ihn rausschmeißt? Aber dann hätte er auch organisiert, dass die Feuerwehr just zu dieser Zeit anderswo war? Das traue ich ihm nicht zu.


Hat jemand eine Vermutung, was Agnes Kalmar im November 1956 in den Radionachrichten hörte?

Herrlich die österreichische Mundart, die ich noch als kleines Kind bei meinen aus Mähren vertriebenen Großeltern aufschnappen konnte. Meine Lieblingsformulierungen: "Die Vorfahren safteln." und "die Drüberen".

Was für ein erster Satz!!!

Und noch großartiger Satz: "In Dunkelblum lastet es von unten." Vielleicht ist das schon eine Vorlage für meine Überschrift...
So gehts mir auch. Große Kunst. Und an Jahreshighlight habe ich auch schon gedacht. Die Erpenbeck ist halt anders. Vielfalt. Nicht schlechter. Anders.
Aus Rachsucht. Weil Leonora ihn abgewiesen hat. Ist nur ne Vermutung. Beweise fehlen. Und was das Radio betrifft, keine Ahnung. Werden wir noch erfahren.
Wie toll, dass die Mundart nicht rausredigiert wurde. Wird sie oft, was ganz ganz schade ist. Lieber streng ich mich ein bisschen an.

Ich denke überhaupt nicht an Melnitz, aber an Edelbauers "Das flüssige Land". Wahrschl ähnliche Thematik, wobei ich Edelbauers Land überhaupt nicht mochte. Zu surreal das Ganze. Nicht mal skurril hat da ausgereicht.

Kann es sein, dass die Ös erst jetzt so richtig literarisch aufarbeiten?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ihr habt so vieles schon zusammengetragen. Mal gucken, ob ich noch etwas hinzufügen kann. Die Erzählweise ich schon einmal grandios. Was mich an Melnitz erinnert, ist der allwissende Erzähler, der die ganzen Figuren und ihre Erlebnisse darstellt. Er kennt die Hintergründe jeder einzelnen Figur, ihre Erinnerungen, Erlebnisse und (Un-)Taten. Er kann Aufklärung leisten, weiß Dinge, die eben offensichtlich doch nicht jeder weiß, wie er anfangs verspricht. Die wiederum zu einem Fluch werden können. Und er kennt Dunkelblum auf dem Effeff.

Die Sprachvirtuosität: Dafür gibt es unzählige Beispiele, die sogar mich auch lächeln lassen.
  • die Sauerei, die den Hinterbliebenen zwar hinterblieb
  • der Sarg als Holzpyjama
  • man erstickt schneller, als dass man erfriert
  • sonnenliegenkalt
  • zwänglerischer Bauerngeiz
  • der blütenreine Jammersopran
Ich glaube nicht, dass der junge Graun den Stadel auf dem Gewissen hat. Auch wenn er unter Ferbenz´Fuchtel steht, ist er nicht der Mann fürs Grobe. Das wäre eher ein Fall für den Horka gewesen, wenn es den da noch gab. Eine interessante Frage wird sein, wo er abgeblieben ist.

Ich habe Schwierigkeiten, die Fülle an Figuren klar zuzuordnen. Da wird eure Zusammenfassung weiter oben von Nutzen sein. Sicherlich wird die Zuordnung aber auch leichter werden, je mehr man über sie weiß.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Es gibt eine Spoilerfunktion. Ich hätte das gerne selber entdeckt.
Warum? Ich finde, es erhellt die Szene auf Seite 16. Ich bin dankbar für diese Information und freue mich, dass Xirxe entweder so ein phänomenales Gedächtnis oder aber einen versierten Umgang mit Dr. Google hat :p
(Außerdem wurde die Frage hier gestellt, meine ich.)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Und Anatal Grün, der seine Ladenglocke nicht mehr läuten hören kann und der, entgegen seiner Behauptungen, er sei gar nicht dagewesen, ganz sicher "dagewesen" ist.
Hilf mir bitte. Irgendwie fehlt mir ein Stück. Was war in dem Laden passiert? Warum will er die Glocke nicht mehr hören. Da war was und ich finde es nicht mehr, glaube ich.
Die Zugezogenen leben ganz fröhlich vor sich hin und kriegen gar nichts mit! Ich glaube fast, das ist an allen Orten der Welt so
Genau. Ich finde es unendlich befreiend, nochmal die Möglichkeit für einen Neuanfang gehabt zu haben an einem neuen Wohnort. Im Ort der Kindheit schleppt man alles mit: Die Geschichte der Ahnen und die eigenen Geschichten aus Kindheit und Jugend. Es hat nicht alles nur Nachteile, sondern immer zwei Seiten;)
Wie toll, dass die Mundart nicht rausredigiert wurde.
Finde ich auch. Aber das Register hilft. Danke für den Hinweis, Häsin!
 

Barbara62

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19. März 2020
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Warum? Ich finde, es erhellt die Szene auf Seite 16. Ich bin dankbar für diese Information und freue mich, dass Xirxe entweder so ein phänomenales Gedächtnis oder aber einen versierten Umgang mit Dr. Google hat :p
(Außerdem wurde die Frage hier gestellt, meine ich.)
Wenn, dann trifft der Vorwurf mich. Ich hatte gefragt und nicht gedacht, dass das ein Problem sein könnte. Tut mir leid.

Hilf mir bitte. Irgendwie fehlt mir ein Stück. Was war in dem Laden passiert? Warum will er die Glocke nicht mehr hören. Da war was und ich finde es nicht mehr, glaube ich.
Warum er sie nicht mehr hören will, weiß man nicht. Aber Tatsache ist, dass ein Steinchen oder ein Stück Knochen eingeklemmt ist. Das findet der Lewitz heraus und vermutet, dass Grün das selbst gemacht hat.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Warum er sie nicht mehr hören will, weiß man nicht. Aber Tatsache ist, dass ein Steinchen oder ein Stück Knochen eingeklemmt ist. Das findet der Lewitz heraus und vermutet, dass Grün das selbst gemacht hat.
Okay. Dann bin ich voll im Thema. Ich dachte, ich hätte was Wichtiges vergessen. Also wissen wir noch nicht, warum und von wem die Glocke zum Schweigen gebracht wurde. Fein!
 

Wandablue

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Warum? Ich finde, es erhellt die Szene auf Seite 16.
Vllt steht es aber später irgendwo im Buch. Es gibt so was wie eine Freude am Entdecken.

Wozu gibt es die Spoilerfunktion? Selbst wenn man nach Spoilern fragt, kann man sie verbergen. Ich will jetzt kein Drama draus machen, ist aber in den LR schon da und dort mal vorgekommen. Ist mir sicher auch schon mal passiert, daher, wie gesagt, es ist kein Drama.

Auch wie Autoren ihre Bücher interpretieren gehört dahin, solange man noch am Lesen ist. Das beeinflusst mich.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Ich fürchte, mir fehlt da jetzt doch eine Info, obwohl ich so genau aufgepasst und -x Markierungen ins Buch gesetzt habe ...
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Grün neben den Lowetz gewohnt, oder?
Und der Laden, der jetzt Grün gehört, gehörte damals "dem Horka".
Was hat es denn nun mit der Klingel auf sich, die Lowetz ständig ausgelöst haben soll? "Du bist als kleiner Bub dauernd hin und her gelaufen" sagt Grün. Dann lief Lowetz also zu Horka, in den Laden? Und die Eszter, die ihm sagte, er solle hintenrum gehen wegen der Klingel, wer ist die? Horkas Frau vielleicht? Ich bin mir nicht sicher, ob der Name Eszter schon mal vorkam.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ich fürchte, mir fehlt da jetzt doch eine Info, obwohl ich so genau aufgepasst und -x Markierungen ins Buch gesetzt habe ...
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Grün neben den Lowetz gewohnt, oder?
Und der Laden, der jetzt Grün gehört, gehörte damals "dem Horka".
Was hat es denn nun mit der Klingel auf sich, die Lowetz ständig ausgelöst haben soll? "Du bist als kleiner Bub dauernd hin und her gelaufen" sagt Grün. Dann lief Lowetz also zu Horka, in den Laden? Und die Eszter, die ihm sagte, er solle hintenrum gehen wegen der Klingel, wer ist die? Horkas Frau vielleicht? Ich bin mir nicht sicher, ob der Name Eszter schon mal vorkam.
Der Laden gehörte den Grüns. Dann wurde er enteignet. Und Horka übernahm fremdbesetzend. Wurde Grün nicht einfach umgesetzt in einen kleineren Laden? Später kam er dann zurück. Wie genau, wissen wir nicht.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Horka ist ein rechter "Mann für alle Fälle" ... Aber, so toll das Buch ist, ich fühle mich ein wenig entmutigt bei der Masse an Fäden, die man im Blick behalten muss. Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Grundstück, das der junge Graun als Strohmann kaufen soll, weil er sich mit Leonore so gut versteht (und das im genau passenden Zeitpunkt brennt), das wird mit Sicherheit noch wichtig. Und ich bin nicht mal sicher, wie viele Kinder Leonore hat. Drei Töchter, die jüngste ist Flocke, richtig? Und noch ein viertes Kind von Graun? Wie heißt das? Ich habe ständig Angst, irgendwas Wichtiges überlesen zu haben.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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, ob der Name Eszter schon mal vorkam
Das ist die Mutter von Lowetz. Das wird aber, glaube ich, erst im zweiten LA deutlich. Damit spoiler ich wohl nicht.
Ja, es gibt schon viele Fäden, die man im Blick behalten muss. Aber ich vertraue darauf, dass sich manches im Verlauf der Geschichte noch erschließt.
So wie wenn man neu in eine Gegend kommt und von den verschiedenen Beziehungen noch nichts weiß und mit der Zeit erfährt man dann, wer zu wem gehört oder gehört hat und wer welche Rolle spielt usw.