Richard wollte nicht noch ein weiteres Kind, als er es dann doch in Erwägung zieht, ist Sonja bereits 6 Jahre alt und Linda nicht mehr bereit dafür und fühlt sich verraten."Warum bist du nicht auf die Welt gekommen?", flüsterte ich, und es antwortete: "Du weißt, warum." (S.44)
Aber auch zuvor stellt Linda fest, dass sie nicht vollständig mit Sonja glücklich ist, da sie das Leben mit Baby zwar zum ersten Mal erlebt, Richard aber bereits zwei Kinder hat - sie wird immer die Zweite sein.Er hatte uns aus dem Takt gebracht, unseren harmonischen Tanz jäh unterbrochen." (S.57)
Sie wollen, dass er sich ebenso aufgibt, wie Sie es tun. Aber er lebt weiter. Und das nehmen Sie ihm übel." (S.70)
Der Roman wirft die schwierige Frage auf, wie weiterleben, wenn man das Kostbarste im Leben verloren hat. Kann und darf man jemals wieder glücklich werden, wenn das geliebte Kind gestorben ist."Er hat sich gerettet. Auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod hat er sich für das Leben entschieden, während sie versucht haben, ihn zu den Toten rüberzuziehen." (S.71)
Ich fand die Szene sehr eindringlich, denn sie zeigt, zu was für eine Frau Linda geworden ist. Eine Frau, die vehement kämpft für das, was ihr anvertraut worden ist ( und wenn es in diesem Fall nur ihre Hühner sind). Sie hat keine Angst, packt zu, ohne Rücksicht , ohne nachzudenken.Die Eingangsszene mit dem Bussard (oder doch Falken?) mochte ich nicht. Die passt für mich irgendwie nicht
Eigentlich mag man sich mit so einem Thema nicht auseinandersetzen. Es erscheint mir als das Schlimmste, was einem passieren kann.Das Thema des Romans ist wirklich heftig. Das eigene Kind in solch jungem Alter auf tragische Weise zu verlieren, puh, das mag man sich nicht vorstellen. Beim Lesen hatte ich immer wieder einen Kloß im Hals. K
Ich kenne das aus zwei Familien in unserem Dorf. Bei einer ging es soweit, dass sich der Mann umgebracht hat, weil er nicht mehr ertragen konnte, wie sich seine Frau in ihrer Trauer eingerichtet hat. Für ihn war hier anscheinend kein Platz mehr.Sehr realistisch, wenn auch umso trauriger ist es, dass der Tod der Tochter die Eltern entzweit
Wie banal sind angesichts des Todes die Vorwürfe, die wir anderen machen.Heute macht sich Linda deswegen Vorwürfe, oder? Dass sie von Sonja enttäuscht war
Dieser Gedanke hat mich durch das ganze Buch begleitet und begleitet mich seither.Wie banal sind angesichts des Todes die Vorwürfe, die wir anderen machen.
Gerade den Einstieg fand ich absolut packend und sehr gekonnt: Nach anderthalb Seiten hat man verstanden, wo Linda steht. An der Stelle hatte ich noch sehr viele Überschneidungen mit ihr;-). Da wirkte sie auf mich äußerst lebendig, keine Spur von dem "Tod auf Raten". Später konnte ich ihre Verfasstheiten durchaus nachvollziehen, aber nicht mehr verstehen (oder umgekehrt?).Ich fand die Szene sehr eindringlich, denn sie zeigt, zu was für eine Frau Linda geworden ist. Eine Frau, die vehement kämpft für das, was ihr anvertraut worden ist ( und wenn es in diesem Fall nur ihre Hühner sind). Sie hat keine Angst, packt zu, ohne Rücksicht , ohne nachzudenken.
Richard war ja durch zwei vorherige Kinder, die eher anstrengend sind, auch zurecht erstmal zurückhaltend. Lindas Perspektive eine ganz andere, aber ebenso nachvollziehbar. Natürlich konnte er, als er dann doch ein zweites mit ihr vorschlug, nicht ahnen, dass sie sich gerade damit abgefunden hat. So lebensnah und nachvollziehbar erzählt, finde ich tollRichard wollte nicht noch ein weiteres Kind, als er es dann doch in Erwägung zieht, ist Sonja bereits 6 Jahre alt und Linda nicht mehr bereit dafür und fühlt sich verraten.
Eigentlich bewunderswert wie die beiden miteinander umgehen. Ich hoffe sie finden wieder einen Zugang zueinander, denn auch eine Freundschaft kann bereichern. Und momentan wissen wir ja noch nicht, ob die Beziehung bei Richard wirklich langfristig ist, viel finden sie wieder zueinander, als PaarEs gibt auch keinen Groll zwischen dem Paar, im Gegenteil, es ist noch sehr viel Liebe spürbar. „ Auch Richard hat nichts falsch gemacht. Hat sich nur eines Tages umgedreht und nach vorn gesehen, während mein Blick in die Vergangenheit gerichtet blieb.“
Und sie schafft es, trotz der einseitigen Perspektive, auch die anderen Figuren glaubwürdig zu gestalten. Man kann als Leser beide sehr gut verstehen.So lebensnah und nachvollziehbar erzählt, finde ich toll
Es wäre ihnen beiden zu wünschen.Und momentan wissen wir ja noch nicht, ob die Beziehung bei Richard wirklich langfristig ist, viel finden sie wieder zueinander, als Paar
Die Erkrankung von Linda holt Richard gewissermaßen ins Leben zurück. Jetzt hat er plötzlich eine Aufgabe und kann nicht mehr nur trauern.Als Lunda auch noch Krebs bekommt, fragt mich sich, warum das jetzt auch noch? Aber ist das Leben nicht tatsächlich so? Es zählt nicht ab, ob man es aushält, es passiert, nennt sich Schicksal, und genau das bringt die Autorin sehr gut wieder.
Ich verstehe es auch so. Es ist menschlich und wichtig, dass man auch seine Kinder kritisch sieht und nicht nur durch die rosarote Brille der Liebe. Im Nachgang klingen diese Dinge natürlich entsetzlich banal und quälen Linda. Die Vorwürfe entspringen zum Teil ja auch einer Sorge: Wird mein zartes, emotionales Kind in einer Welt der Harten, Rücksichtslosen bestehen können? Auch eine vegane Ernährung im Grundschulalter ist gewiss nicht ohne, sie erfordert Mühe und Zeit, wenn sie gut funktionieren soll.Heute macht sich Linda deswegen Vorwürfe, oder? Dass sie von Sonja enttäuscht war.
Hat Richard es nicht auch leichter an der Stelle, weil er noch zwei weitere Kinder hat? Natürlich wiegt ein Kind das andere nicht auf. Dennoch sind andere da, die seine Aufmerksamkeit fordern und deren Weg er begleiten kann. Er ist nicht so allein wie Linda.Lindas totaler Rückzug, die Weigerung am Leben teilzunehmen und das Geschehene zu verarbeiten, an die glücklichen Momente zurückzudenken und gemeinsam Trauer zuzulassen, befremdet mich tatsächlich.
Was ich nachvollziehen kann, ist, dass Linda nicht mehr in der Wohnung bleiben wollte, in der alles voller Erinnerungen ist. Hätte es zu dem alten Gehöft vielleicht eine Alternative gegeben, wenn man miteinander gesprochen hätte?Während Richard irgendwann wieder nach vorne schauen, weiterleben will, bleibt Linda in ihrer Trauer gefangen.
Diese Szene reißt einen sofort in das Buch hinein. Furioser Auftakt! Kann man nicht auch das sich zunächst tot stellende Huhn als Metapher sehen, wie es plötzlich aufsteht und weiterlebt, als sei nach dem Angriff nichts gewesen?Sie hat keine Angst, packt zu, ohne Rücksicht , ohne nachzudenken.
Natürlich. Nur ist der Mensch nicht so gestrickt, im Angesicht des Schlimmeren seine eigene Situation zu relativieren. Zumindest können es die meisten nicht oder nicht immer. Im Angesicht des Todes wirkt auch ein Bandscheibenvorfall lächerlich - trotzdem tut er erbärmlich weh.Wie banal sind angesichts des Todes die Vorwürfe, die wir anderen machen.
Ein bisschen irritiert hat mich ihr Satz: "Es stellt sich ohnehin die Frage, wer hier wen therapiert und weswegen eigentlich." Er klingt in meinen Augen überheblich. Wiegt hier Natascha das eine Unglück (gehandicaptes Kind) gegen das andere (verunglücktes Kind) auf?Sie stellt keine Fragen, bei allen anderen muss Linda sich ja immer wieder rechtfertigen,
Das versteht Krien wunderbar! Sie schildert, lässt aber Verurteilungen weitgehend beiseite, so dass sich der Leser selbst sein Bild machen kann.Man kann als Leser beide sehr gut verstehen.
Aber hier, in meinem dritten Leben, sind es nicht die Menschen. Es sind die Tiere und Pflanzen und der Wind und die Bilder von den Toten an den Wänden." 29
Wie ein schwarzes Loch steht es im Zentrum meines Seins und schluckt jede Zukunft, bevor sie beginnen kann. (41)
... und fast alle Probleme, die für mich kommen würden, leiteten sich aus der simplen Tatsache ab, die Zweite zu sein.48
Die heilsame Wirkung von Kälte erfuhr ich dort zum ersten Mal. 55
Ich schließe mich der allgemeinen Begeisterung gerne an, auch wenn der Text fordernd ist.Was in dieser Nacht geschah, gehört in die Dunkelheit und in das Schweigen. Ins Licht und in die Worte geholt, bliebe es dennoch unverständlich. 80
Mein Mann hat einen Patienten, der genau das erlebt. Ich weiß nicht, ob es wirklich so selten ist. Aber es ist vermutlich noch schambehafteter als für Frauen. Frauen bekommen von ihren Geschlechtsgenossinnen Mitleid, Männer von ihren eher nicht. Umso besser, wenn auch das einmal in der Literatur thematisiert wird.Nachtrag: Ein bisschen habe ich mit der Figur von Richards Ex-Frau gehadert. Ohne Frage gibt es solche gewalttätigen Frauen - aber dermaßen selten...
Ich fand sie sehr beeindruckend und dachte, dass eine Menge Aggressivität in dieser Frau steckt, wobei ich jetzt nach etlichen Seiten nicht mehr weiß, ob ich das am Anfang richtig gesehen habe.Die Eingangsszene mit dem Bussard (oder doch Falken?) mochte ich nicht. Die passt für mich irgendwie nicht
Es muss furchtbar für ihn sein; er leidet ja auch und bräuchte Trost.Zwei Jahre getrennt lebend, da ist es verständlich, dass sich Richard allmählich nach Zweisamkeit sehnt. Zumal ihm Linda keine Hoffnung macht, dass sie bald wiederkommt.
Das fragt man sich automatisch, aber eigentlich will man über so etwas gar nicht nachdenken, zu schrecklich ist das.Der Roman wirft die schwierige Frage auf, wie weiterleben, wenn man das Kostbarste im Leben verloren hat. Kann und darf man jemals wieder glücklich werden, wenn das geliebte Kind gestorben ist.
Das kann man sich immer wieder nur vor Augen halten, wie unwichtig manche Dinge sind.Wie banal sind angesichts des Todes die Vorwürfe, die wir anderen machen.
Ein guter Gedanke. Da hat er es wahrscheinlich etwas leichter.Hat Richard es nicht auch leichter an der Stelle, weil er noch zwei weitere Kinder hat?
Interessanter Gedanke Aber was könnte das bedeuten?Kann man nicht auch das sich zunächst tot stellende Huhn als Metapher sehen, wie es plötzlich aufsteht und weiterlebt, als sei nach dem Angriff nichts gewesen?
Lasst uns das am Ende nochmal besprechen. Im Moment sehe ich Linda als das vom Schicksal gebeutelte, am Boden liegende Huhn.Interessanter Gedanke Aber was könnte das bedeuten?
'Auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod hat er sich für das Leben entschieden, während Sie versucht haben, ihn zu den Toten rüberzuziehen.' (71)