Also bevor ich jetzt in eure Beiträge einsteige, erstmal mein Senf. Vielleicht nicht ganz so auführlich, weil ich denke, dass sich manches mit euren Eindrücken überschneidet.
Das erste Kapitel hat mich komplett abgeholt. Sehr schnell ist man im Thema drin, was es 1959 (nicht genau das Geburtsjahr der Autorin) hieß, als Mädchen auf die Welt zu kommen. Die "Du"-Perspektive hat mich gründlich erwischt, ich fühlte mich angesprochen, was bestimmt beabsichtigt ist, schließlich werden überwiegend Frauen dieses Buch lesen.
Trotzdem empfinde ich den Tonfall schon hier auch krass, die Sicht nicht ausgewogen. Die Familie des "Du" hat ein konservatives Familienoberhaupt, dem unterstellt wird, dass er unbedingt einen Sohn hat haben wollen. Aber ist das wirklich so? Werden hier nicht viele Vermutungen getroffen? Die konkrete Aussage trifft der Vater doch an keiner Stelle. Das Ausbleiben weiterer Nachkommen spricht auch dafür, dass ihm der Stammhalter nicht sooooo wichtig war, wie es die Autorin beschreibt. Sehr viel Suggestion. Was der Vater allerdings betreibt, ist "Body-Shaming" auf Neudeutsch. Vokabeln wie "Dickmops" oder "Pissnelke" verbieten sich von selbst und sind sehr prägend für ein Kind. Aber das sah man früher noch nicht. Die Söhne solcher Patriarchen hatten es auch nicht leicht, an sie wurden ganz andere hohe Erwartungen gestellt.
Dass das Umfeld allerdings auf den "Stammhalter" wartet, das kann ich mir noch vorstellen, auch wenn ich 10 Jahre später geboren wurde. Die zitierten Sprüche sind höchst glaubwürdig.
Die Mutter kommt aus wohlhabendem Hause und genießt es noch immer, das Geld ihrer Eltern auszugeben. Dazu nimmt sie sich später einen Liebhaber. Das wird nüchtern, ziemlich wertungsfrei, erzählt. Soll das jetzt eine feministische Befreiung sein? Ich habe Zweifel.
Dann ab Kapitel 2 der Perspektivwechsel, geschickt übergeleitet, dennoch verliert der Roman für mich etwas an Fahrt. Es geht weiter mit der Suche nach Beispielen, die beweisen, dass das Mädchen nicht so angenommen wird, wie es bei einem Jungen der Fall gewesen wäre. Das wirkt im Verlauf etwas gewollt auf mich. Wer sucht, wird immer finden.
Interessant der Bezug zu Märchen und Geschichten. Bei Jules Verne tauchen keine Mädchen auf, in Märchen gern als das schwache (mitunter aber kluge) Geschlecht, das vom Prinzen/Jäger/Held gerettet wird.
Über den "Roten Baron" habe ich gelächelt. Bei uns sprach man von "Tante Ida aus Rotenburg". Menstruation, Regelblutung - die Worte gab es nur in der Schule im Aufklärungsunterricht. Dort war man dann peinlich berührt. Dass der Vater auf die Frage nach Kindern "Nein, ich habe zwei Mädchen", antwortet ist natürlich seltsam. Er hätte "Ja" sagen müssen, der Zusatz konkretisiert dann.
Die Episoden aus der Kleinkinderzeit lesen sich flüssig, wiederholen sich teilweise jedoch inhaltlich. Der Schwung des ersten Kapitels konnte nicht weitergeführt werden. Dennoch bin ich weiter positiv gestimmt.
Das erste Kapitel hat mich komplett abgeholt. Sehr schnell ist man im Thema drin, was es 1959 (nicht genau das Geburtsjahr der Autorin) hieß, als Mädchen auf die Welt zu kommen. Die "Du"-Perspektive hat mich gründlich erwischt, ich fühlte mich angesprochen, was bestimmt beabsichtigt ist, schließlich werden überwiegend Frauen dieses Buch lesen.
Trotzdem empfinde ich den Tonfall schon hier auch krass, die Sicht nicht ausgewogen. Die Familie des "Du" hat ein konservatives Familienoberhaupt, dem unterstellt wird, dass er unbedingt einen Sohn hat haben wollen. Aber ist das wirklich so? Werden hier nicht viele Vermutungen getroffen? Die konkrete Aussage trifft der Vater doch an keiner Stelle. Das Ausbleiben weiterer Nachkommen spricht auch dafür, dass ihm der Stammhalter nicht sooooo wichtig war, wie es die Autorin beschreibt. Sehr viel Suggestion. Was der Vater allerdings betreibt, ist "Body-Shaming" auf Neudeutsch. Vokabeln wie "Dickmops" oder "Pissnelke" verbieten sich von selbst und sind sehr prägend für ein Kind. Aber das sah man früher noch nicht. Die Söhne solcher Patriarchen hatten es auch nicht leicht, an sie wurden ganz andere hohe Erwartungen gestellt.
Dass das Umfeld allerdings auf den "Stammhalter" wartet, das kann ich mir noch vorstellen, auch wenn ich 10 Jahre später geboren wurde. Die zitierten Sprüche sind höchst glaubwürdig.
Die Mutter kommt aus wohlhabendem Hause und genießt es noch immer, das Geld ihrer Eltern auszugeben. Dazu nimmt sie sich später einen Liebhaber. Das wird nüchtern, ziemlich wertungsfrei, erzählt. Soll das jetzt eine feministische Befreiung sein? Ich habe Zweifel.
Dann ab Kapitel 2 der Perspektivwechsel, geschickt übergeleitet, dennoch verliert der Roman für mich etwas an Fahrt. Es geht weiter mit der Suche nach Beispielen, die beweisen, dass das Mädchen nicht so angenommen wird, wie es bei einem Jungen der Fall gewesen wäre. Das wirkt im Verlauf etwas gewollt auf mich. Wer sucht, wird immer finden.
Interessant der Bezug zu Märchen und Geschichten. Bei Jules Verne tauchen keine Mädchen auf, in Märchen gern als das schwache (mitunter aber kluge) Geschlecht, das vom Prinzen/Jäger/Held gerettet wird.
Über den "Roten Baron" habe ich gelächelt. Bei uns sprach man von "Tante Ida aus Rotenburg". Menstruation, Regelblutung - die Worte gab es nur in der Schule im Aufklärungsunterricht. Dort war man dann peinlich berührt. Dass der Vater auf die Frage nach Kindern "Nein, ich habe zwei Mädchen", antwortet ist natürlich seltsam. Er hätte "Ja" sagen müssen, der Zusatz konkretisiert dann.
Die Episoden aus der Kleinkinderzeit lesen sich flüssig, wiederholen sich teilweise jedoch inhaltlich. Der Schwung des ersten Kapitels konnte nicht weitergeführt werden. Dennoch bin ich weiter positiv gestimmt.